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Kerber / Fengler / Michl | Erlebnispädagogisches Wandern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 24, 126 Seiten

Reihe: erleben & lernen

Kerber / Fengler / Michl Erlebnispädagogisches Wandern

Erfahrungsorientiertes Lernen im Unterwegssein
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-497-62001-2
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erfahrungsorientiertes Lernen im Unterwegssein

E-Book, Deutsch, Band 24, 126 Seiten

Reihe: erleben & lernen

ISBN: 978-3-497-62001-2
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wandern in der Natur und im Gebirge erfreut sich heute in der Freizeitgestaltung großer Beliebtheit. Betrachtet man die Potenziale des Unterwegsseins im Sinne von persönlicher Weiterentwicklung, entsteht ein wirkungsvolles erlebnispädagogisches Handlungsfeld, das gerade für heranwachsende junge Menschen ein wichtiger Impulsgeber für die Lebensgestaltung sein kann. Das Buch möchte anregen, für jede Zielgruppe ein individuelles Setting zu entwickeln. Es richtet sich an Erlebnispädagogen und -pädagoginnen sowie an alle pädagogischen Fachkräfte, die mit Gruppen von Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen wandern. Die Rolle der Gruppenleitung sowie die Bedeutung von Führungskompetenz in den Bereichen Moderation, Intervention und Reflexion wird ausführlich dargelegt und anhand von Praxisbeispielen erläutert.

Christian Kerber, Oberstaufen, ist Diplom-Sozialpädagoge (FH) mit Zusatzausbildung personzentrierte Beratung, Gesprächspsychotherapie und systemischpersonzentriertes Coaching (GWG), sowie Erlebnispädagoge be® und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.
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Zielgruppe


Erlebnispädagog:innen sowie pädagogische Fachkräfte, die mit Gruppen von Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen wandern (Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen)

Weitere Infos & Material


Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1 Ursprung und Anfänge des Wanderns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.1 Vom Sinn des Unterwegsseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2 Philosophische Betrachtungen mit Henry David Thoreau . . . . . . . 11
1.3 Die skandinavischen Wurzeln des Unterwegsseins in der Natur . . 13
1.4 Die Wandervogelbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.5 Die Entstehung des Vereins- und Verbandswesens . . . . . . . . . . . . . 16
1.6 Wandern - archaische Sehnsucht oder Volkssport? . . . . . . . . . . . . . 18
2 Vorbereitung und Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.1 Physische Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.2 Ausrüstung und Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3 Tourenplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2.4 Abenteuerpotenziale und Risikoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.5 Analyse des akzeptablen Restrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.6 Gesundheits- und resilienzfördernde Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3 Formen des Unterwegsseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.1 Meditatives Wandern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.2 Unternehmungen ohne Übernachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3.3 Mehrtagestouren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3.4 Pilgern und Weitwandern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
3.5 Überquerung der Alpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.6 Alleine oder in der Gruppe? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.7 Wandern im Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
4 Wandern als erlebnispädagogisches Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
4.1 Potenziale und Lernchancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
4.2 Führung und Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
4.3 Vorbereitende Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
4.4 Während des Unterwegsseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
4.5 Reflexion und Transfer in den Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
5 Fallbeispiele und pädagogische Interventionen . . . . . . . . . . . . . . . . 103
5.1 Motivationsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
5.2 Das Feuer in einer Gruppe entfachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
5.3 Wie die Gruppe laufen lernt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
5.4 Wenn es einfach anders kommt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
6 Weitere Anwendungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
6.1 Orientierungstour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
6.2 Abseits der gewohnten Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
7 Hilfreiche Tipps für die Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
7.1 Erforderliche Qualifikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
7.2 Haftung und Versicherung


1Ursprung und Anfänge des Wanderns


Natürlich ist die Betrachtung des Wortes Ursprung ein Unterfangen, das eine Abhandlung der Entstehungsgeschichte der Menschheit nach sich ziehen würde. Vielmehr geht es an dieser Stelle darum, an einem Moment zu beginnen, in dem das Unterwegssein über die Notwendigkeit der Fortbewegung hinausging und als wertvoll erkannt wurde. Sei es einem Teil der Wesensart des Menschen geschuldet, oder weil die modernen Bedingungen der Gesellschaft es als festen Teil der Lebensgestaltung nicht mehr erforderlich machten, regelmäßig zu Fuß unterwegs zu sein. Es gilt ferner zu betrachten, wie das Wandern eine touristische Bedeutung bekam und aus welchen politischen und gesellschaftlichen Bewegungen sich Vereine und Verbände gebildet haben. Vor allem in den Kunst- und Literaturepochen des 19. Jahrhunderts, die den Begriff Natur romantisierten, befinden sich wichtige Anfänge des heutigen Verständnisses von Erlebnispädagogik. Dieser Art der geschichtlichen Betrachtung sei zu Beginn ein kurzer Abriss gewidmet.

1.1Vom Sinn des Unterwegsseins


„Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele.“
(Hofmiller 2011, 124)

Mit den Worten von Josef Hofmiller, einem Allgäuer Schriftsteller und Literaturkritiker, der sich seinerzeit in besonderer Weise dem Nachlass von Friedrich Nietzsche angenommen hat, wird die universale Lebensmetapher des Unterwegsseins bewusst: Das Leben, das mit der Geburt in unser rationales Verständnis übergeht und mit dem Tod wieder ins Unbewusste entschwindet. Über das Davor und Danach gibt es viele Theorien und Sichtweisen. Fest steht jedoch, dass es ein Dazwischen gibt und das bezeichnen wir im Allgemeinen als Leben. In diesem Leben sind wir durch die Anatomie unseres menschlichen Körpers zu Fuß unterwegs. Wir können uns gar nicht davor verwehren. In einigen afrikanischen Stämmen ist es traditionell üblich, die Kinder bis zum Alter von drei Jahren ausnahmslos auf dem Rücken zu tragen. Wenn sie dann in einer feierlichen Zeremonie von ihrer Mutter heruntergehoben werden, laufen sie ohne zu üben los, sicher und geradlinig (Dinslage 1986, 59). Das Gehen ist also, bezogen auf dieses Phänomen, ein im Menschen angelegtes Mittel der Fortbewegung.

Bis vor einigen Jahrzehnten war es im Lebensalltag unmöglich, darauf zu verzichten. In unserer heutigen technologisch orientierten Welt verliert der Mensch, bedingt durch den hohen Grad an Automatisierung unserer Lebensprozesse, den Zugang zu dieser einstigen Notwendigkeit. Die lebenswichtigen Grundbedürfnisse wie Nahrungsbeschaffung, Sozialkontakte oder physische Sicherheit lassen sich auch ohne Gehen abdecken. An diese Stelle rückt in existenzieller Hinsicht eine Art Unterwegssein ohne Erfordernis.

Eine Erscheinungsform, die meist ohne die genannte Notwendigkeit große Bedeutung im Tagesablauf vieler Menschen hat, ist der Spaziergang. Die Motivation dahinter liegt oft nicht darin, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder zu einem anderen Ort zu gelangen. In vielen Fällen geht es um seelischen Ausgleich, um einen Kontakt mit der Natur oder darum, das Tempo des Berufslebens in ein entschleunigtes Schlendern zu bringen. Spaziergehen als möglicherweise einfachste Form des Unterwegsseins erfordert keine Vorbereitungen. Es braucht weder eine besondere Ausrüstung noch Ortskenntnisse. Im Grunde genommen kann man immer aus dem Moment heraus damit beginnen und jederzeit wieder damit aufhören. Vielleicht liegt auch in dieser Einfachheit für viele Menschen der Reiz und die Wichtigkeit des regelmäßigen Tuns.

Der deutsche Dichter Christian Morgenstern schrieb dazu, dass Gedanken oft wollen – wie Kinder und Hunde –, dass man mit ihnen im Freien spazieren geht (Morgenstern 1897). Darin wird wohl das größte Potenzial des Spaziergehens erkennbar – die positive Bedeutung für unseren Geist. Gedanken können sich ordnen und komplexe Zusammenhänge werden durch die oft reizarme und natürliche Umgebung gefiltert und gereinigt. Daraus entspringen neue Blickwinkel und Perspektiven auf den einen oder anderen Zusammenhang oder auch auf grundsätzliche Lebensfragen. In der Aussage Morgensterns, der unter anderem auch für seine komische Lyrik bekannt war, steckt noch ein weiterer Aspekt. Er unterstellt Kindern und Hunden das Bedürfnis, die Gedanken im Freien zu lüften. Das mag damit zusammenhängen, dass sich Kinder und Hunde weniger an gesellschaftlichen Konventionen messen, sondern in besonderem Maße aus sich heraus leben und Bedürfnisse daher direkter und authentischer zum Ausdruck bringen können, wie eine Art Spieltrieb, der neben sich noch das große Bedürfnis des Unterwegsseins in der Natur in sich trägt.

Doch sei der universellen Lebensmetapher des Unterwegsseins noch einmal ein Blick gewürdigt. Der Mensch geht, gleichgültig in welcher Erscheinungsform, durch das Leben, das mit den Maßstäben unseres Bewusstseins einen Anfang und ein Ende kennt. Bezogen auf einen Spaziergang oder eine Wanderung lassen sich die einzelnen Abschnitte oft übersetzen und verstärken den metaphorischen Status von Leben und Wandern (Tab. 1).

Tab. 1: Einfache Analogien vom Unterwegssein im Leben und in der Natur

Lebensthema

Bedeutung beim Wandern

Geburt

Mein Rucksack ist gepackt. Ich bin bereit, loszugehen.

Kind sein

Ich lasse mich treiben und schaue, wohin ich heute gehe.

Lebensentscheidungen

Der Weg gabelt sich, ich weiß nicht wohin es geht, aber mir ist bewusst, dass ich nur einen Weg gehen kann.

Lebenskrise

Ich kann nicht mehr weiter gehen. Aber hier sitzen bleiben bringt nichts – ich muss weiter oder wieder zurück.

Erfolge

Ich habe den Gipfel erreicht, der Lohn für alle Mühen. Wo ist mein nächstes Ziel?

Lebenstempo und
Rhythmus

Wie schnell und gleichmäßig bin ich heute unterwegs?

Regeneration

Wie viel Kraft habe ich noch, wann muss ich Pause machen?

Gefahr und Risiko

Kann ich es bei diesen Verhältnissen riskieren, weiter zu gehen?

So wie es im Leben noch viele weitere Aspekte gibt, so kommen auch beim Unterwegssein eine Vielzahl von Situationen und Zuständen vor, die sich manchmal mehr, manchmal auch weniger auf das Konstrukt Leben übertragen lassen. Und es gibt noch eine eindrückliche Verbindung im Sinne einer Art Lebensgesetz, ein Zitat, das Franz Kafka zugeschrieben wird: „Wege entstehen, indem wir sie gehen.“ Das ist im Leben so wie auch im Unterwegssein.

1.2Philosophische Betrachtungen mit Henry David Thoreau


„Geht einer zuversichtlich in der Richtung seiner Träume weiter und strebt danach, das Leben zu leben, das er sich ausmalte, dann wird er mehr Erfolg haben, als er sich träumen ließ.“ (Thoreau 2009, 262)

Dieses Zitat von Henry David Thoreau (1817–1862) erinnert etwas an die Worte Kurt Hahns, dem Vater der neueren Erlebnispädagogik, der einst sagte: „Wir vermögen mehr, als wir glauben. Wenn wir das erleben, werden wir uns nicht mehr mit weniger zufrieden geben.“ (Roscher 2005, 8) Dieser Vergleich dient in erster Linie nicht dazu, die Wurzeln der Erlebnispädagogik zu ergründen. Und doch erklärt sich dadurch die Bedeutung Thoreaus für die gegenwärtige Einordnung von Vertrauen in Bezug auf Potenzialentfaltung und inneres Wachstum. Henry David Thoreau lebte von 1817–1862 in Concord/Massachusetts. Nach verschiedenen Versuchen, als Lehrer und Bleistiftfabrikant in die Anfänge des industriellen Zeitalter Amerikas einzutauchen, kehrte er dieser Welt mit 28 Jahren den Rücken und zog, ausgestattet mit etwas Werkzeug und ein paar Grundnahrungsmitteln, in eine kleine Blockhütte am Waldensee. Sein sogenanntes Walden-Experiment dauerte zwei Jahre und zwei Monate und war ursprünglich ein Zeichen des Protests gegen die Entwicklungen der amerikanischen Gesellschaft. Aus einer anfänglich kritischen Position der zur Politik erwuchs eine tiefe und sehr empfindsame Haltung in Bezug auf die Natur. Thoreau verbrachte den größten Teil seiner Zeit mit Spazierengehen.

„Ich denke, dass ich nicht meine Gesundheit und geistige Klarheit aufrechterhalten könnte, wenn ich nicht vier Stunden täglich – und meistens ist es sogar mehr – durch die Wälder und über die Hügel schlendern würde und dabei vollkommen frei von weltlichen Dingen bin.“ (Thoreau 2009, 12)

Aus dieser Haltung heraus entdeckte er...


Christian Kerber, Oberstaufen, ist Diplom-Sozialpädagoge (FH) mit Zusatzausbildung personzentrierte Beratung, Gesprächspsychotherapie und systemischpersonzentriertes Coaching (GWG), sowie Erlebnispädagoge be® und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.



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