Kepnes | YOU – Du wirst mich lieben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten

Reihe: Joe Goldberg

Kepnes YOU – Du wirst mich lieben


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86396-578-5
Verlag: INK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten

Reihe: Joe Goldberg

ISBN: 978-3-86396-578-5
Verlag: INK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



DER ROMAN ZUR NETFLIX-ERFOLGSSERIE

Joe Goldberg ist gut aussehend, charmant - und bereit, sich endlich zu verlieben. Als die angehende Autorin Guinevere Beck die Buchhandlung betritt, in der er arbeitet, ist er augenblicklich von ihr hingerissen. Er weiß, dass er sie wiedersehen muss, und tut, was jeder in seiner Situation tun würde: Er googelt ihren Namen und findet alles über sie heraus, was er kann,um ihr 'zufällig' ein zweites Mal zu begegnen.Beide spüren die Verbindung, die zwischen ihnen herrscht - es ist die perfekte Liebesgeschichte.

... oder?

Denn Joe ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Und auch hinter Becks unschuldigem Lächeln verbirgt sich mehr als gedacht. Bald schon gerät ihre Beziehung außer Kontrolle - und die Abgründe, die sich dabei auftun, haben tödliche Konsequenzen ...

»Ihr braucht dieses Buch. Caroline Kepnes ist gerade zu meiner Lieblingsautorin geworden.« COLLEEN HOOVER



Caroline Kepnes arbeitet als Journalistin bei Entertainment Weekly und hat Drehbücher unter anderem für The Secret Life of the American Teenager und Eine himmlische Familie geschrieben. Sie hat Soziologie an der Brown-Universität studiert und lebt nun in Los Angeles.

Kepnes YOU – Du wirst mich lieben jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1


Du betrittst die Buchhandlung, und dabei hältst du die Eingangstür fest, damit sie nicht laut zuschlägt. Du lächelst, weil es dir peinlich ist, so ein nettes Mädchen zu sein, und deine Nägel sind unlackiert, und dein Sweater mit V-Ausschnitt ist beige, und es lässt sich unmöglich erkennen, ob du einen BH trägst, aber ich glaube, du trägst keinen. Du bist so sauber, dass du schon wieder schmutzig wirkst, und murmelnd sagst du das erste Wort zu mir – Hallo –, gehst nicht wie die meisten anderen einfach an mir vorbei, nein, nicht du, in deiner weiten pinkfarbenen Jeans, Schweinchenrosa wie aus Wilbur und Charlotte entsprungen. Wo kamst du überhaupt her?

Du bist klassisch und kompakt, meine eigene kleine Natalie Portman am Ende von Hautnah, wenn ihr Gesicht frisch strahlt und sie fertig ist mit den britischen Kerlen und nach Hause zurückkehrt, nach Amerika. Du bist zu mir nach Hause gekommen, endlich eingetroffen, an einem Dienstag um zehn Uhr sechs. Tag für Tag pendle ich von meiner Wohnung in Bedford-Stuyvesant zu dieser Buchhandlung an der Lower East Side. Tag für Tag schließe ich abends den Laden, ohne jemanden wie dich gefunden zu haben. Doch heute bist du gekommen, wurdest hineingeboren in meine Welt. Ich zittere und würde gern eine Ativan nehmen, aber die Pillen sind unten im Keller, und ich will eigentlich keine Ativan nehmen. Ich will mich nicht beruhigen. Ich will hier sein, mit vollem Bewusstsein, dir dabei zusehen, wie du an deinen farblosen Nägeln kaust und den Kopf nach links wendest, nein, am kleinen Finger knabberst, die Augen weit öffnest, nach rechts blickst, nein, kein Interesse an Biografien hast, oder an Selbsthilferatgebern (Gott sei Dank), und deine Schritte schließlich verlangsamst – bei der Belletristik.

Ja.

Ich lasse zu, dass du zwischen den Regalen verschwindest – Romane, Abschnitt F–K. Du bist aber nicht die übliche verunsicherte Nymphe auf der Suche nach Faulkner, dessen Buch du niemals zu Ende lesen, nicht mal beginnen wirst. Faulkner, der auf deinem Nachttisch hart werden und verknöchern würde – wenn Bücher verknöchern könnten. Faulkner, der nur dazu gedacht ist, One-Night-Stands davon zu überzeugen, dass du es wirklich ernst meinst, wenn du beteuerst, solche Dinge sonst niemals zu tun. Nein, du bist nicht wie diese Mädchen. Du benutzt Faulkner nicht als Requisit, und deine Jeans sind weit, und du bist zu gebräunt für Stephen King und zu wenig trendbewusst für Heidi Julavits, aber wen, wen wirst du kaufen? Du niest, laut, und ich stelle mir vor, wie laut du wirst, wenn du beim Orgasmus schreist.

»Gesundheit!«

Du kicherst und erwiderst prompt: »Danke, Kumpel.«

Kumpel. Du flirtest, und wäre ich einer von diesen Vollidioten, die auf Instagram Bilder hochladen, würde ich das F-K-Schild fotografieren, eine Menge Filter darüber jagen und drunter schreiben: Oh F–K, ja, ich habe sie gefunden.

Ganz ruhig, Joe. Sie mögen es nicht, wenn ein Mann zu offensiv rangeht. Zum Glück kommt ein Kunde, und es fällt mir schwer, den vorhersehbaren Salinger in die Kasse zu scannen – andererseits fällt mir das immer schwer. Dieser Typ ist wie alt? Sechsundreißig? Und liest jetzt erst Franny und Zooey? Und seien wir doch ehrlich. Er liest es nicht. Er braucht es nur als Rechtfertigung für die Dan Browns weiter unten in seinem Korb. Bei der Arbeit in einer Buchhandlung lernt man, dass sich die meisten Menschen dafür schämen, wie sie wirklich sind. Ich packe den Dan Brown zuerst ein, als wäre er ein Kinderporno, und erkläre dem Kerl, dass Franny und Zooey genial ist. Er nickt, und du stehst immer noch vor F–K, ich kann deinen beigen Sweater durch die Stapel hindurch sehen, wenn auch undeutlich. Falls du dich noch ein wenig mehr reckst, werde ich deinen Bauch zu Gesicht bekommen. Aber das tust du nicht. Du nimmst dir ein Buch und setzt dich in den Gang, und vielleicht wirst du den ganzen Abend dort bleiben. Vielleicht wird es so kommen, wie in dem Natalie-Portman-Film Wo dein Herz schlägt, eine unglaubwürdige Adaption von Billie Letts Buch – und trotzdem für diesen Mist gar nicht schlecht. Dann finde ich dich dort mitten in der Nacht. Nur wirst du nicht schwanger sein und ich nicht die treuherzige Männerfigur aus dem Film. Ich werde mich zu dir beugen und sagen »Entschuldigung, Miss, aber wir haben geschlossen«, und du wirst zu mir aufschauen und lächeln. »Ich bin nicht verschlossen.« Ein Atemzug. »Ich bin für alles offen, Kumpel.«

»Hey«, zischt Salinger-Brown. Er ist noch da? Er ist noch da. »Kann ich den Kassenzettel haben?«

»Entschuldigung.«

Er reißt mir den Beleg aus der Hand. Er hasst nicht mich. Er hasst sich selbst. Hätten die Menschen ihren Selbsthass besser im Griff, wäre im Kundenservice vieles einfacher.

»Hey, Kleiner, weißt du was? Reiß dich mal ein bisschen zusammen. Du arbeitest in einer Buchhandlung. Du machst die Bücher nicht. Du schreibst die Bücher auch nicht. Und wenn du das Bücherlesen einigermaßen draufhättest, würdest du wahrscheinlich kaum in einer Buchhandlung arbeiten. Also spar dir deine abschätzigen Blicke und wünsch mir gefälligst einen schönen Tag.«

Der Kerl kann zu mir sagen, was immer er will. Er bleibt trotzdem der Typ, der sich dafür schämt, Dan Brown zu kaufen. Du hast den Vollidioten auch gehört und tauchst wieder neben dem Regal auf, mit deinem intimen Portman-Lächeln. Ich seh dich an. Du siehst ihn an, und er sieht mich noch immer an und wartet.

»Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Sir«, sage ich, und er weiß, dass ich es nicht ernst meine, und ärgert sich darüber, wie viel es ihm bedeutet, Plattitüden von einem völlig Fremden zu hören. Als er weg ist, rufe ich ihm, weil du zuhörst, hinterher: »Viel Spaß mit Dan Brown, Arschloch.«

Du kommst zu mir herüber, lachst, und glücklicherweise ist es noch früh am Morgen, und bei uns ist morgens nie viel los. Niemand wird uns stören. Du stellst deinen Korb mit Büchern auf die Theke und sagst frech: »Willst du mich jetzt auch abschätzig mustern?«

»Was für ein Arsch, oder?«

»Ach, wahrscheinlich hat er nur schlechte Laune.«

Du bist ein Schatz. Du siehst das Gute in den Menschen. Du bist mein Gegenstück.

»Na«, sage ich, doch ich sollte die Klappe halten, und ich möchte eigentlich auch die Klappe halten, aber deinetwegen will ich weiterreden. »Wegen Typen wie diesem ist es schade, dass die Blockbuster-Kette dichtgemacht hat.«

Du siehst mich an. Du bist neugierig, und ich will mehr über dich erfahren, aber ich kann nicht direkt fragen, deshalb rede ich einfach weiter.

»Die Leute nehmen sich doch ständig vor, ihr Leben zu verbessern, fünf Pfund zu verlieren, fünf Bücher zu lesen, ins Museum zu gehen, ein Klassikalbum zu kaufen – und zu mögen. Aber in Wirklichkeit wollen sie Donuts essen, Magazine lesen und Popmusik kaufen. Und Bücher? Bücher kann man vergessen. Die kaufen sich lieber einen Kindle. Weißt du, warum der Kindle so erfolgreich ist?«

Du lachst und schüttelst den Kopf, und du hörst mir noch immer zu, obwohl wir den Punkt erreicht haben, an dem die meisten anderen Leute schon das Interesse verloren hätten und mit ihrem Telefon spielen würden. Du bist hübsch, und du fragst: »Warum?«

»Ich verrate dir, warum. Das Internet hat uns die Pornos ins Haus gebracht –«

Ich habe gerade Pornos gesagt, wie blöd, aber du hörst immer noch zu. Wie lieb.

»Man muss nicht mehr vor die Tür gehen, um sie sich zu besorgen. Man muss nicht mehr Augenkontakt mit dem Typen im Laden aufnehmen, der dann wüsste, dass es einem gefällt, dabei zuzusehen, wie Mädchen den Hintern versohlt bekommen. Der Augenkontakt ist das, was uns zivilisiert bleiben lässt.«

Deine Augen sehen wie Mandeln aus, und ich rede weiter. »Wir offenbaren uns durch ihn.«

Du trägst keinen Ehering, und ich rede weiter. »Er macht uns menschlich.«

Du bist geduldig, und ich sollte endlich den Mund halten, aber ich kann es nicht. »Und der Kindle, der nimmt dem Lesen all seine Integrität, genauso, wie es das Internet mit der Pornografie gemacht hat. Es gibt keine Kontrollmechanismen mehr. Plötzlich kann man Dan Brown in der Öffentlichkeit oder privat lesen. Das ist das Ende der Zivilisation. Aber –«

»Es gibt doch immer ein Aber«, sagst du, und ich könnte wetten, dass du aus einer großen Familie gesunder, liebevoller Menschen stammst, die sich oft umarmen und am Lagerfeuer Lieder singen.

»Aber nachdem es keine Geschäfte mehr gibt, in denen man Filme oder Musik kaufen kann, bleiben eben nur noch die Bücher. Ohne die Videoläden gibt es auch keine Filmfreaks mehr, die dort arbeiten und aus Tarantino-Filmen zitieren und sich mit dir über Dario Argentos Werke streiten und Kunden hassen, die sich Meg-Ryan-Filme ausleihen. Dieser Vorgang, die Interaktion zwischen Verkäufer und Käufer, ist der wichtigste zwischenmenschliche Austausch überhaupt. Wenn wir diese Wechselwirkung einfach ersatzlos abschaffen, müssen wir uns nicht wundern, wenn alles zusammenbricht. Verstehst du?«

Ich weiß nicht, ob du es verstehst, aber du sagst nicht, wie manchmal andere Leute, ich solle still sein. Du nickst. »Hmm.«

»Weißt du, die Plattenläden waren so etwas wie große Gleichrichter. Sie haben den Musikfreaks Macht verliehen. ›Was, Sie kaufen tatsächlich Taylor Swift?‹, lästerten sie, obwohl sich diese Freaks zu Hause auf Taylor Swift einen runterholten.«

Hör auf,...


Kepnes, Caroline
Caroline Kepnes arbeitet als Journalistin bei Entertainment Weekly und hat Drehbücher unter anderem für The Secret Life of the American Teenager und Eine himmlische Familie geschrieben. Sie hat Soziologie an der Brown-Universität studiert und lebt nun in Los Angeles.

Caroline Kepnes arbeitet als Journalistin bei Entertainment Weekly und hat Drehbücher unter anderem für The Secret Life of the American Teenager und Eine himmlische Familie geschrieben. Sie hat Soziologie an der Brown-Universität studiert und lebt nun in Los Angeles.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.