Kepnes | Hidden Bodies – Ich werde dich finden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 02, 544 Seiten

Reihe: Joe Goldberg

Kepnes Hidden Bodies – Ich werde dich finden

Band 2 zur NETFLIX-Serie YOU
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7363-1386-6
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 2 zur NETFLIX-Serie YOU

E-Book, Deutsch, Band 02, 544 Seiten

Reihe: Joe Goldberg

ISBN: 978-3-7363-1386-6
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Roman zur zweiten Staffel der NETFLIX-Erfolgsserie YOU - Du wirst mich lieben - für alle, die wissen möchten, wie es mit Joe Goldberg weitergeht!

Nachdem seine Beziehung mit Beck ein abruptes Ende nahm, ist der Buchhändler Joe Goldberg fest entschlossen, seine Vergangenheit ein für alle Mal hinter sich zu lassen - und in Los Angeles ganz von vorn anzufangen. Joe gelingt es problemlos, den kalifornischen Lebensstil anzunehmen und sich bei den 'Möchtegerns' in Hollywood einzufügen. Doch während die Menschen dort auf nichts anderes als sich selbst fixiert sind, kann Joe nicht aufhören, über seine Schulter zu blicken. Das, was in der Vergangenheit geschehen ist, schwebt über allem, was er tut, und jedem Schritt, den er geht. Denn manche Leichen bleiben nicht für immer vergraben ...

'Ihr braucht dieses Buch. Caroline Kepnes ist gerade zu meiner Lieblingsautorin geworden.' COLLEEN HOOVER

'Clever und eiskalt.' ELLE

'Wenn Sie nur einen einzigen Thriller in diesem Jahr lesen, sorgen Sie dafür, dass es dieser hier ist.' DAILY MAIL

Dieser Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel HIDDEN BODIES bei INK erschienen.



Caroline Kepnes arbeitet als Journalistin bei Entertainment Weekly und hat Drehbücher unter anderem für The Secret Life of the American Teenager und Eine himmlische Familie geschrieben. Sie hat Soziologie an der Brown-Universität studiert und lebt nun in Los Angeles.
Kepnes Hidden Bodies – Ich werde dich finden jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2


Sie hat sich rasiert. Na also. Und auch ich habe meinen Teil beigetragen. Ich habe tatsächlich ein rotes Cabrio gemietet. Wir gehören jetzt zu diesen Arschlöchern und fahren durch den waldigen Teil von Rhode Island. Wir sind euer schlimmster Albtraum. Wir sind glücklich. Wir brauchen euch nicht, keinen von euch. Wir scheren uns einen Dreck um euch und um das, was ihr über uns denkt, was ihr uns angetan habt. Ich bin der Fahrer, Amy ist die Traumfrau, und dies ist unser erster gemeinsamer Urlaub. Endlich. Ich habe die Liebe gefunden.

Das Verdeck ist heruntergeklappt, und wir singen bei »Goodbye Yellow Brick Road« laut mit. Ich habe dieses Lied ausgesucht, weil ich mir alles zurückholen will, all die wunderschönen Dinge in dieser Welt, die von Guinevere Beck, meiner auf so tragische Weise erkrankten Freundin, besudelt wurden. (Ich verstehe jetzt, dass sie an einer Borderline-Störung litt. Dagegen kann man nichts machen.) Beck und ihre furchtbaren Freunde haben mir so vieles verdorben. Ich konnte in New York nirgendwo mehr hingehen, ohne an Beck denken zu müssen. Ich befürchtete schon, ich wäre nie wieder in der Lage, Elton John zu hören, weil seine Musik gerade lief, als ich Peach ermordete.

Amy tippt mir auf die Schulter und deutet auf einen Falken am Himmel. Ich lächle. Sie ist keins von diesen Arschlöchern, die jetzt die Musik leiser drehen, über den Vogel debattieren und etwas in sein Erscheinen hineininterpretieren würden. Mein Gott, sie ist so gut. Aber egal, wie gut es wird, so bleibt doch trotzdem immer eins, nämlich die Wahrheit:

Ich habe vergessen, den Becher mitzunehmen.

Dieser beschissene Becher lässt mir keine Ruhe. Ich weiß, dass alles Konsequenzen nach sich zieht. Ich bin nichts Besonderes. Am Leben zu sein bedeutet eben, irgendwo einen Becher Urin herumstehen zu haben. Aber ich kann mir nicht verzeihen, dass ich es vermasselt habe, so wie ein Mädchen, das nach einem One-Night-Stand seine Strickjacke »vergisst«. Dieser Becher bedeutet einen Schnitzer. Eine Schwäche. Einen Beweis dafür, dass ich nicht perfekt bin, obwohl ich doch sonst so auf Präzision und Gründlichkeit bedacht bin. Ich habe mir noch keinen Plan zurechtgelegt, wie ich ihn mir zurückholen kann, doch Amy weckt in mir den Wunsch, es bereits getan zu haben. Ich wünsche mir eine saubere, Sagrotan-frische Welt für uns.

Nun bietet sie mir ihre zerkratzte Sonnenbrille an. »Du fährst«, sagt sie. »Da brauchst du sie dringender als ich.«

Sie ist die Anti-Beck. Sie nimmt mich wichtig. »Danke, Ame.«

Sie küsst mich auf die Wange, das Leben ist ein Fiebertraum, und ich frage mich, ob ich wohl im Koma liege, ob das alles nur eine Halluzination ist. Die Liebe bringt einem das Hirn durcheinander, und es gibt gar keinen Hass in meinem Herzen. Amy nimmt ihn von mir, meine Heilerin, meine Wundspray-Schönheit. Früher hatte ich einen Hang zur Intensität. Man hätte es auch Besessenheit nennen können. Beck war ein derartiges Wrack, dass ich mich, um mich angemessen um sie kümmern zu können, gezwungen sah, ihr in ihre Wohnung zu folgen und mich in ihr E-Mail-Postfach einzuhacken und mir Gedanken über ihre Aktivitäten auf Facebook und Twitter zu machen und über die Textmitteilungen, die sie nonstop verschickte. Und dann all diese Widersprüchlichkeiten, die Lügen. Dass ich sie mir ausgesucht habe, war keine gute Entscheidung, und dafür musste ich die Konsequenzen tragen. Aber ich habe meine Lektion gelernt. Mit Amy funktioniert es, weil ich sie nicht online ausspionieren kann. Man stelle sich nur vor: Sie lebt vollständig abgekoppelt. Kein Facebook, kein Twitter, kein Instagram, nicht mal eine E-Mail-Adresse. Sie benutzt Wegwerf-Handys, sodass ich alle paar Wochen eine neue Telefonnummer in mein Handy eintragen muss. Sie ist ultimativ analog und passt damit perfekt zu mir.

Als sie mir zum ersten Mal davon erzählte, reagierte ich verblüfft und auch ein wenig voreingenommen. Wer zum Teufel lebt denn bitte schön offline? War sie etwa eine überhebliche Irre? Oder log sie? »Was ist mit Gehaltsschecks?«, fragte ich. »Du musst doch ein Bankkonto haben.«

»Ich habe eine Freundin in Queens«, erklärte sie. »Ich überschreibe ihr meine Schecks und bekomme dafür Bargeld von ihr. Viele von uns nutzen ihre Dienste. Sie ist die Beste.«

»›Uns‹?«

»Leute, die offline leben«, erklärte sie. »Ich bin nicht die Einzige.«

Fotzen wollen Schneeflocken sein. Sie wollen von dir hören, dass ihnen niemand auf der ganzen Welt gleicht. All die kleinen, ruhmessüchtigen Monster auf Instagram – seht mich doch nur an, ich schmiere Marmelade auf meinen Toast! Und ich habe jemanden gefunden, der anders ist. Amy versucht nicht, sich von der Masse abzuheben. Ich sitze nicht alleine rum und scrolle mich durch ihre Statusmeldungen und irgendwelche irreführenden, gestellt fröhlichen Fotos. Wenn ich mit ihr zusammen bin, dann bin ich mit ihr zusammen, und wenn sie mich alleine lässt, dann geht sie genau dahin, wohin sie gesagt hat, dass sie geht.

(Selbstverständlich bin ich ihr gefolgt und habe hin und wieder auch einen Blick in ihr Telefon geworfen. Ich muss sichergehen können, dass sie nicht lügt.)

»Ich glaube, ich rieche Salz in der Luft«, sagt Amy.

»Noch nicht«, entgegne ich. »Dauert noch ein bisschen.«

Sie nickt. Sie diskutiert nicht über banale Nichtigkeiten. Sie ist keine zornige Beck. Dieses kranke Mädchen hat die Menschen, die ihr am nächsten standen, belogen – mich, Peach und diese anderen bescheuerten angehenden Schriftsteller in ihrer Uni. Sie hat mir erzählt, ihr Vater sei tot. (War er nicht.) Sie hat mir erzählt, sie würde Magnolia hassen, und das nur, weil ihre Freundin Peach den Film hasste. (Sie hat gelogen. Ich habe ihre E-Mails gelesen.)

Amy ist ein nettes Mädchen, und nette Mädchen belügen vielleicht aus Höflichkeit Fremde, aber nicht die Menschen, die sie lieben. Selbst jetzt trägt sie ein fadenscheiniges Trägerhemd mit dem Emblem der University of Rhode Island. Sie hat die URI niemals besucht. Sie war auf gar keiner Universität. Aber sie trägt immer Collegeklamotten. Sie hat mir extra für diesen Trip ein Shirt von der Brown gekauft. »Wir können den Leuten weismachen, dass ich Studentin bin und du mein Professor.« Sie kicherte. »Mein verheirateter Professor.«

Sie findet diese Oberteile in Secondhandläden in der ganzen Stadt. Auf ihrer Brust proklamiert es ständig Go Tigers! Arizona State! PITT. Ich belausche gern unauffällig beim Ordnen der Bücherstapel, wie Kunden sie im Laden darauf ansprechen – Warst du in Princeton? Hast du die UMass besucht? Gehst du auf die NYU? Und sie antwortet immer mit Ja. Sie ist nett zu den Frauen und wiegt die Männer in dem Glauben, sie hätten eine Chance bei ihr. (Haben sie nicht.) Sie unterhält sich gern. Sie hört gern Geschichten, meine kleine Anthropologin, meine Zuhörerin.

Wir erreichen gleich die Straße, die nach Little Compton führt, und gerade, als ich denke, dass das Leben nicht besser sein könnte, sehe ich blinkende Lichter. Ein Cop nähert sich uns. Schnell. Er hat das Blaulicht eingeschaltet, seine Polizeisirene heult und die Musik ist nicht mehr zu hören. Ich bremse und versuche, meine zitternden Beine stillzuhalten.

»Was soll das denn?«, sagt Amy. »Du bist doch gar nicht zu schnell gefahren.«

»Nein, ich glaube nicht«, sage ich und blicke angestrengt in den Rückspiegel, während der Cop aus seinem Wagen aussteigt.

Amy dreht sich nach mir um. »Was hast du denn getan?«

Was ich getan habe? Ich habe meine Exfreundin Guinevere Beck ermordet. Ich habe ihre Leiche nördlich von New York verscharrt und die Tat ihrem Psychotherapeuten Dr. Nicky Angevine angehängt. Davor habe ich ihre Freundin Peach Salinger erwürgt. Ich habe sie weniger als fünf Meilen entfernt von hier umgebracht, an einem Strand in der Nähe des Hauses ihrer Familie, und habe es wie Selbstmord aussehen lassen. Außerdem habe ich einen drogensüchtigen Idioten namens Benji Keyes beseitigt. Seine eingeäscherte Leiche befindet sich in einem Lagerhaus, doch seine Familie glaubt, er sei während einer Drogen- und Sauftour gestorben. Oh, ach so. Außerdem gibt es da noch Candace, das erste Mädchen, in das ich mich jemals verliebt habe. Ich habe sie ins Meer geworfen. Niemand weiß, dass ich diese Dinge getan habe, weshalb sich daraus eine Art Wenn-ein-Baum-im-Wald-umfällt-Situation ergibt.

»Ich habe keine Ahnung«, antworte ich, und das ist ein gottverdammter Albtraum.

Amy wühlt im Handschuhfach nach der Zulassungsbescheinigung des Mietwagens, findet sie und knallt die Klappe wieder zu. Officer Thomas Jenks nimmt seine Sonnenbrille nicht ab. Er hat runde Schultern, seine Uniform ist ihm ein wenig zu groß. »Führerschein und Zulassungspapiere«, sagt er. Sein Blick bohrt sich in meine Brust, heftet sich auf das Wort BROWN. »Sind Sie auf dem Rückweg zur Uni?«

»Wir wollen nur nach Little Compton«, sage ich und füge rasch hinzu: »Irgendwann im Lauf des Tages. Wir haben es nicht eilig.«

Er geht nicht auf meine unterschwellige Anspielung ein. Ich war verdammt noch mal nicht zu schnell unterwegs und bin kein Arschloch von der Brown, und genau aus diesem Grund trage ich keine Collegeshirts. Er begutachtet meinen New Yorker Führerschein. Ein Jahrhundert verstreicht, dann noch eines.

Amy hüstelt. »Officer, was haben wir uns zuschulden kommen lassen?«

Officer Jenks sieht sie an, dann mich. »Sie haben beim Abbiegen nicht geblinkt.«

Willst du mich verscheißern, Arschloch? »Ah«, sage...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.