Kent | Dämmerung über der See | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 22, 432 Seiten

Reihe: Ein Richard-Bolitho-Roman

Kent Dämmerung über der See

Admiral Richard Bolitho im Indischen Ozean
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96048-104-1
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Admiral Richard Bolitho im Indischen Ozean

E-Book, Deutsch, Band 22, 432 Seiten

Reihe: Ein Richard-Bolitho-Roman

ISBN: 978-3-96048-104-1
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Man schreibt das Jahr 1809, und der Krieg gegen Napoleon befindet sich auf dem Höhepunkt. Admiral Bolitho erhält den Befehl, mit der kampfstarken Fregatte Valkyrie und einem Geschwader aus kleineren  Schiffen in den Indischen Ozean auszulaufen, um die britischen Goldtransporte aus Indien vor Angriffen  zu schützen. Doch bereits im Südatlantik kommt es zu einem schicksalsträchtigen Seegefecht ...

Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester. Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte »Foudroyant« in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.
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I Landfall


Der gewundene Pfad, der sich um die weite Bucht von Falmouth zog, war gerade breit genug, um Pferd und Reiter Platz zu bieten. Er war kaum ungefährlicher als der Fußpfad, der sich irgendwo weiter unten befand. Für einen Fremden oder einen Furchtsamen würden beide gleich gefährlich sein.

An diesem Morgen schien die Küste verwaist, die Geräusche beschränkten sich auf das Kreischen der Seevögel, das gelegentliche lebhafte Trillern eines Rotkehlchens und den wiederholten Ruf eines Kuckucks, der nicht näher zu kommen schien. An einigen Stellen war die Steilküste abgebrochen. Dort verlief der Weg so nahe am Rand, daß man von unten das Brechen der See an den zerklüfteten Felsen hören konnte.

Feuchte Kälte hing in der Luft, obwohl es Ende Juni war und der Horizont sich in wenigen Stunden scharf und klar abzeichnen und die See wie Millionen Spiegel glitzern würde. Pferd und Reiter nahmen langsam eine niedrige Bodenwelle und blieben bewegungslos stehen; an diesem verhexten Küstenstreifen wirkten sie wie eine Erscheinung, die jederzeit plötzlich wieder verschwinden konnte.

Lady Catherine Somervell versuchte sich zu entspannen, während sie in den treibenden Dunst zurückblickte. Man mußte sie in dem großen grauen Haus unten in Pendennis Castle für verrückt halten, so wie der Pferdejunge, der seine Laterne hochgerissen hatte, als sie ihn aus dem Schlaf holte. Er hatte gemurmelt, daß er den Stallmeister oder den Kutscher rufen würde, aber das hatte sie abgelehnt. Während er Tamara sattelte, die kräftige Stute, von Richard Bolitho für sie ausgesucht, hatte sie immer noch diese drängende Unruhe gespürt, die ihr keinen Frieden ließ.

Sie hatte sich in dem großen Raum, ihrem gemeinsamen Zimmer, eilig angekleidet. Ihr langes dunkles Haar war nur nachlässig über den Ohren zusammengesteckt. Sie trug ihren dicken Reitrock und einen von Richards alten Marinemänteln, die sie oft während ihrer Spaziergänge auf den Klippen benutzte.

Während sich Tamara vorsichtig ihren Weg suchte, merkte sie, wie der Ginster und die Büsche an ihrem Rock zerrten, und schmeckte dabei die See auf den Lippen. Die See, der Feind, wie es Bolitho einmal in einem der seltenen privaten Momente ausgedrückt hatte; seine Stimme war bitter gewesen.

Sie klopfte auf den Hals des Pferdes, um sich selber Mut zu machen. Ein schnelles Postschiff hatte die Neuigkeiten aus der Karibik nach Falmouth gebracht. Die englische Flotte und eine beachtliche Landstreitmacht aus Soldaten und Marineinfanterie hatten Martinique angegriffen, den wichtigsten französischen Stützpunkt für Marineoperationen dort. Die Franzosen hatten sich ergeben, ihre Aktivitäten in der Karibik und auf dem Festland waren zum Erliegen gekommen.

Catherine hatte die Gesichter der Leute auf dem Platz beobachtet, als der Dragoneroffizier die Nachricht verlesen hatte. Den meisten von ihnen dürfte die Bedeutung Martiniques, das seit Jahren ein Dorn im Fleische der Briten war, nicht bewußt gewesen sein. Viele dürften nicht einmal gewußt haben, wo es lag. Es herrschte wenig Begeisterung, und es gab auch keine Hochrufe, denn man schrieb das Jahr 1809. Vier Jahre waren vergangen, seit Nelson, der Liebling der Nation, seinen Tod gefunden hatte. Die Schlacht bei Trafalgar war vielen als die entscheidende Wende in diesem endlosen Krieg erschienen.

Mit dem Postschiff war auch ein Brief von Richard gekommen. Er war in großer Eile geschrieben worden und enthielt keine Einzelheiten. Der Kampf war vorüber, und er verließ sein Flaggschiff, den Vierundneunziger um gemäß Befehl sofort nach England zurückzukehren. Es erschien ihr sogar noch jetzt unglaublich. Er war nur wenig länger als neun Monate fort gewesen. Sie hatte sich selber auf eine viel längere Zeitspanne vorbereitet – zwei Jahre oder sogar drei. Sie hatte nur für seine Briefe gelebt und stand ansonsten Bryan Ferguson, Bolithos einarmigem Verwalter, helfend zur Seite. Da jeder junge Mann in die Flotte gepreßt wurde, der nicht das Glück hatte, schützende Gönner zu haben, war es schwierig geworden, die Landwirtschaft und das Anwesen in Schuß zu halten. Es gab ein paar verkrüppelte Männer, die früher unter Bolitho gedient hatten, Männer, um die er sich jetzt kümmerte, so wie er es früher auch auf See versucht hatte. Viele Gutsbesitzer würden sie an den »Strand« geworfen haben, wie Richard es ausdrückte. Sie hätten dann bei denen betteln müssen, für deren Schutz sie gekämpft hatten.

Aber alles, was jetzt zählte, war, daß er nach Hause kam. Zuerst nach Falmouth. Sie zitterte, als ob es Winter wäre. Alles andere konnte warten, bis er hier war, in ihren Armen.

Unzählige Male hatte sie seinen kurzen Brief gelesen. Dabei hatte sie versucht herauszufinden, warum man von ihm verlangte, daß er sein Kommando einem anderen Admiral übergab. Auch Valentine Keen war abgelöst worden und stand wahrscheinlich zur Beförderung an. Sie dachte an Keens junge Frau und fühlte einen Anflug von Neid, denn Zenoria war schwanger und mußte bald niederkommen, vielleicht war das Kind schon geboren. Keens wohlmeinende Familie hatte Zenoria in einem ihrer schönen Häuser in Hampshire untergebracht. Sie war das einzige Mädchen gewesen, mit dem es Catherine leichtgefallen war, zu sprechen. Liebe, Leiden, Tapferkeit – sie hatten beide diese Gefühle in der Vergangenheit bis zur Neige ausgekostet.

Nachdem sie Richards Briefe bekommen hatte, war ein unerwarteter Besucher aufgekreuzt. Stephen Jenour, sein ehemaliger Flaggleutnant, war frischgebackener Kommandant auf der schmucken Brigg Er kam sie besuchen, während sein Schiff auf der Reede von Carrick Ausrüstung übernahm. Es war ein verwandelter Jenour, was nicht nur auf die Strapazen in dem offenen Boot nach dem Schiffbruch der zurückzuführen war. Sein eigenes Kommando, das er auf Bolithos Drängen hin nach seiner Rückkehr nach England auf ihrer eroberten französischen Prise bekommen hatte, trennte ihn von seinem Vorgesetzten, den er mehr respektiert, ja sogar geliebt hatte, als jeden anderen, dem er während seines kurzen Lebens begegnet war.

Sie hatten sich unterhalten, bis die Schatten schwarz im Raume lagen und die Kerzen blakten. Er hatte ihr in seinen eigenen Worten von der Schlacht berichtet, so wie es Bolitho gewünscht hatte. Aber als er sprach, hörte sie immer nur Richard und die Männer, die gekämpft und gestorben waren, die Hurrarufe und das Stöhnen, Sieg und Verzweiflung.

Was würde Richard auf seiner Heimreise denken? Von den wenigen Glücklichen, die ihm nahestanden, seiner Bruderschaft? Jetzt, nach Jenours Ausscheiden, waren es noch weniger.

Nach einem Schenkeldruck ihrer Herrin setzte sich Tamara wieder in Bewegung. Ihre Ohren spielten in Richtung See, wo die Wogen unablässig gegen die Felsen brandeten. Sie hatten auflaufendes Wasser. Catherine lächelte. Sicher hatte sie Richard und seinen Freunden zu lange zugehört, ebenso den Fischern, die ihren Fang nach Flushing oder direkt nach Falmouth brachten.

Die See war immer da – und wartete.

Angestrengt blickte sie hinaus, aber der Dunst war noch zu dicht und das Licht noch zu schwach, als daß man das Kap hätte sehen können.

Sie dachte über ihren Ritt nach. Das Landleben begann sich zu regen. Die Luft roch nach frischgebackenem Brot, nach den Fingerhüten und den wilden Heckenrosen. Sie hatte nur wenige Menschen gesehen, aber ihre Gegenwart gefühlt. Diesem Menschenschlag hier entging wenig. Die Familien kannten die Bolithos seit Generationen, ebenso die Männer, die Jahr für Jahr fortgegangen waren, um in vergessenen Scharmützeln oder großen Seeschlachten zu sterben. So wie die Porträts an den Wänden des alten Hauses, die auf sie herabblickten, wenn sie alleine nach oben ins Schlafzimmer ging. Noch immer schienen sie sie abschätzend zu mustern.

Zumindest würde Richard die Tage auf See mit seinem geliebten Neffen Adam teilen können. Er hatte seinen Brief damit beendet, daß er als Passagier auf Adams Schiff mitsegeln würde. Sie erlaubte sich, nochmals an Zenoria zu denken und dann an Zenoria und Adam.

War es pure Einbildung oder dieser warnende Instinkt, der sich bei ihr aus den Erfahrungen ihrer jungen Jahre entwickelt hatte? Sie riß das Pferd herum, ihre Hand packte die leichte Reiterpistole, die sie immer mit sich führte. Sie hatte die Männer weder gesehen noch gehört. Erleichterung durchflutete sie, als sie das schwache Glitzern der Uniformknöpfe erkannte. Es waren Männer der Küstenwache.

Einer rief aus: »Oh, Lady Somervell! Sie haben uns aber auf Trab gehalten! Toby hier dachte, daß ein paar Ehrenmänner Konterbande vom Strand heraufschaffen!«

Catherine versuchte zu lächeln. »Es tut mir leid, Tom, ich hätte es besser wissen müssen.«

Das Licht wurde stärker, so als ob es ihre Hoffnungen zerstören und ihre Dummheit bloßlegen wollte.

Tom von der Küstenwache betrachtete sie nachdenklich. Sie war die Frau des Admirals, über die man sich in London das Maul zerriß, schenkte man den Gerüchten Glauben. Aber sie hatte ihn mit seinem Namen angeredet. Als ob er von Bedeutung...


Kent, Alexander
Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester.
Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte 'Foudroyant' in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.



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