Kent | Bruderschaft der See | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Ullstein-Bücher, Allgemeine Reihe

Kent Bruderschaft der See

Richard Bolitho in schweren Wassern
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96048-103-4
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Richard Bolitho in schweren Wassern

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Ullstein-Bücher, Allgemeine Reihe

ISBN: 978-3-96048-103-4
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Januar 1774: Kaum haben die beiden Freunde Martyn Dancer und Richard Bolitho ihr Leutnantsexamenen mit Bravour bestanden, hält das Leben eine grausame Überraschung für sie bereit. Während der Überführung des Schoners Hotspur nach Guernsey entdecken sie eine Schmugglerbande, die offenbar vor nichts zurückschrekct und soeben erst die Besatzung eines Zollkutters überfallen hat. Ohne jedwedes Zögern nehmen sie die Verfolgung auf ...

Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester. Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte »Foudroyant« in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.
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I Ein Schritt nach vorn


Midshipman Richard Bolitho hob eine Hand, um seine Augen zu beschatten, der harte, reflektierende Glanz des Wassers neben dem Schiff hatte ihn überrascht. Er blieb abwartend stehen, während zwei Seeleute an ihm vorbeischlurften, die einige sperrige, in Segeltuch verpackte Gegenstände schleppten. Halb trugen sie sie, halb zogen sie sie in Richtung des freien Decks und des grellen Sonnenscheins. Nach dem Halbdunkel im Zwischendeck der erschien Bolitho diese Szene sehr unwirklich.

Er versuchte sich zu beruhigen: Jedenfalls für die meisten Menschen. Dann blickte er an seiner Uniform herunter, es war seine beste, und versuchte zu lächeln. Jedenfalls war es die einzige, die einer strengen Musterung standhalten konnte, ohne daß es zu Beanstandungen kam. Er zupfte ein paar Fasern Werg ab, die auf dem Weg von der Unterkunft der Midshipmen an ihm hängengeblieben waren, seinem Zuhause auf der während der letzten anderthalb Jahre.

War das wirklich alles, was das Schiff für ihn bedeutete? Er atmete wieder tief ein und war bereit: Es würde kein Tag wie jeder andere werden.

Er ging weiter zum Hauptdeck und versuchte sich an den Lärm und das scheinbare Durcheinander zu gewöhnen, das wohl zwangsläufig auf einem Schiff herrschte, welches sich den unwürdigen Demütigungen unterzog, die eine dringend notwendige Überholung leider stets mit sich brachte. Überall waren Meißel und Handsägen zu hören, dazu das stetige Klopfen von Hammerschlägen aus den Tiefen des Rumpfes, während sich hoch über dem Deck Männer wie die Affen tummelten, um die vielen Meter des stehenden und laufenden Gutes zu reparieren, die einem Kriegsschiff erst Leben verleihen, ebenso wie den Segeln, die es bewegen. Das meiste war fast fertig, und der Gestank nach Teer und Farbe, die Haufen aus weggeworfenem Tauwerk und Holzresten würden bald nur noch eine schlechte Erinnerung sein. Bis zum nächsten Mal.

Richard Bolitho blickte zu den Achtzehnpfündern in seiner Nähe hinüber, schwarze Mündungen, die innerhalb der Bordwandklappen sicher ruhten. Sie allein erweckten noch einen gepflegten Eindruck, straften die Unordnung Lügen, die um sie herum herrschte. Und dahinter war das Land zu sehen, hart und scharf zeichneten sich Konturen im Morgenlicht ab: die Dächer und die Türme des alten Plymouth, gelegentlich glitzerte eine Glasscheibe in der Sonne. Weit entfernt erstreckten sich die wohlgerundeten Hügel, die zu dieser frühen Stunde eher blau als grün aussahen.

Er bemühte sich, seinen Schritt nicht zu beschleunigen, die Dinge vor dem Hintergrund des besonderen Tages nicht anders zu sehen als sonst. Das neue Jahr 1774 war erst wenige Tage alt.

Aber es anders.

Ein paar Seeleute, die mit dem Aufschießen von Tauwerk beschäftigt waren, schauten ihn an, als er vorüberging. Er kannte sie gut, trotzdem kamen sie ihm heute wie Fremde vor. Dann erreichte er die Eingangspforte, wo der Kapitän stets mit zwitschernden Bootsmannspfeifen empfangen und verabschiedet wurde, wenn er an Bord kam oder an Land ging, und wo wichtige Besucher mit dem ganzen offiziellen Zeremoniell eines Schiffs des Königs begrüßt wurden. Auch bestallten Offizieren war hier der Zugang gestattet, aber keinem Midshipman, es sei denn, er hatte sich hier während des Dienstes aufzuhalten. Richard Bolitho war noch keine achtzehn Jahre alt, und plötzlich überkam ihn ein unbändiger Drang, hell aufzulachen, laut loszubrüllen, seine Gefühle jemandem mitzuteilen, der frei von Selbstzweifeln und Neid war.

Aus völlig heiterem Himmel und mit nur wenigen Tagen Vorwarnung war die Nachricht eingetroffen, eine Vorladung, von der jeder Midshipman wußte, daß sie unvermeidlich war. Sie mochte willkommen sein oder nicht, ja vielleicht sogar mit Angst erwartet worden sein, jeder der Kameraden reagierte anders. Offiziere, die er vielleicht nicht einmal kannte, entschieden nun über sein Schicksal. Sie würden ihn examinieren, und er würde sich ihrer Entscheidung beugen müssen. Falls er aber erfolgreich war, bekam er das Königliche Offizierspatent und konnte dann den gewaltigen Schritt vom Midshipman zum Leutnant hinter sich bringen.

Er beobachtete einen Schoner, der in ungefähr einer halben Kabellänge querab passierte. Seine Segel standen bretthart am Wind. Obwohl auf der Wasserfläche des Plymouth Sound noch keine weißen Schaumkronen zu sehen waren, hob eine hohe Dünung das schlanke Schiffchen an, als ob es ein Spielzeug wäre.

»Ah, hier sind Sie, Mister Bolitho.« Es war Verling, der Erste Leutnant.

Vermutlich wartete er selbst darauf, in ein Boot zu steigen, weil ihn der Kapitän mit einem Auftrag betraut hatte, denn es war sehr unwahrscheinlich, daß er aus einem anderen Grund unter den gegebenen Umständen das Schiff verließ, Schiff. Von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang war er auf dem Posten, überwachte die Arbeitstrupps, kontrollierte täglich, ja stündlich die Fortschritte, die auf und unter Deck gemacht wurden. Nichts entging ihm. Er war der Erste Leutnant, und niemand durfte sich erlauben, das jemals zu vergessen.

Bolitho berührte seinen Hut, »Aye, Sir«, er war zu früh dran, aber Verling würde das nicht anders erwarten. Der Erste war groß und schlank, mit einer mächtigen Hakennase, und seine mitleidlosen Augen schienen sich stets wie magisch auf den kleinsten Makel oder das winzigste Vergehen in der ihn umgebenden Welt auszurichten. In seiner Welt.

Doch sein Auftauchen hier war unerwartet und fast ein wenig beunruhigend.

Verling hatte der üblichen Handvoll Wachgänger, die sich immer in der Nähe der Eingangspforte aufhielt – also den Wachposten der Seesoldaten in ihren scharlachroten Röcken mit den weißen, gekreuzten Gurten und dem Bootsmannsmaaten, der seine silberne Pfeife bereithielt, um sie zwitschern zu lassen oder jeden Befehl weiterzugeben, wenn die Order dazu kam –, den Rücken zugewandt. Dazu traten die Decksjungen für das Spalier in ihren flotten karierten Hemden an, kleine Kerlchen, die flink genug hinunterspringen und den Booten assistieren mußten, die längsseits kommen wollten. Und natürlich gab es da noch den wachhabenden Offizier, der vorgab, intensiv das Logbuch am Fallreep zu studieren. Dabei legte er scheinbar konzentriert die Stirn in nachdenkliche Falten, zweifellos um Verling zu beeindrucken.

Bolitho wußte, daß es unfair war, aber er konnte nichts dagegen tun. Dieser Leutnant war neu auf dem Schiff und auch noch recht frisch in seinem Rang. Erst vor wenigen Monaten war er selbst noch ein Midshipman gewesen, auch wenn er sich bemühte, das rasch vergessen zu lassen. Er hieß Egmont und hatte sich bereits überall herzlich unbeliebt gemacht.

»Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe. Es handelt sich weder um einen Wettkampf noch um eine offizielle Bestätigung Ihrer allgemeinen Fähigkeiten. Dieser Teil ist mit dem Bericht des Kapitäns erledigt. Hier und heute geht alles viel mehr in die Tiefe – viel tiefer.« Seine Augen huschten kurz über Bolithos Gesicht, dabei schien er ihn gleichzeitig von Kopf bis Fuß zu mustern. »Die Kommission wird entscheiden, und diese Entscheidung ist endgültig.« Hatte er mit den Schultern gezuckt? »Jedenfalls für Mal.« Er schaute sich um, zupfte an der Kette seiner Taschenuhr, die aus einem Täschchen seiner Kniebundhose heraushing, blickte aber nicht auf das Zifferblatt. Er hatte schon mit der Geste gepunktet. »Also haben Sie es nicht vergessen, Mister Dancer. Da bin ich aber froh, Sir«, brummte er einen eilig herbeigelaufenen Jungen an.

Wie um seine Worte zu unterstreichen, erklangen vom Glockenstuhl auf dem Vorschiff acht Glasen herüber.

»Oberdeck! Aaachtung! Front nach achtern! Stillgestanden!«

Pfeifen schrillten, und über das Wasser klang das Schmettern eines Horns herüber. Diese Zeremonie war ein Teil des täglichen Lebens an Bord. Die Flagge stieg achtern langsam in die Höhe, und eine ganze Reihe von Ferngläsern würden von Land und vom Flaggschiff aus beobachten, daß kein Mann und besonders kein Schiff diesen Moment verpaßte.

Midshipman Martyn Dancer stieß langsam die Luft aus und nickte seinem Freund zu.

»Ich mußte nochmals zurück in die Messe, Dick. Ich hatte meinen Talisman vergessen – und das ausgerechnet heute!«

Es handelte sich um eine kleine, merkwürdige Schnitzerei, die eher einem Dämonen als einem Glücksbringer ähnelte, die Dancer immer bei sich trug. Bolitho hatte sie zum ersten Mal nach einem Zusammenstoß mit Schmugglern gesehen. Bei Dancer konnte man noch immer die blauen Flecken bewundern, die er sich eingefangen hatte, aber er bestand darauf, daß ihn sein Talisman vor weitaus Schlimmerem bewahrt hätte.

Verling fuhr fort: »Ich wünsche Ihnen alles Gute. Das tun wir alle. Und denken Sie daran, alle beide, Sie sprechen zwar nur für sich, aber heute repräsentieren Sie auch Er gönnte sich ein sparsames Lächeln. »Dann mal ran!«

»Boot ist längsseits, Sir!«

Bolitho grinste seinen Freund an. Es war nur gerecht, daß sie den heutigen Tag...


Kent, Alexander
Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester.
Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte 'Foudroyant' in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.



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