Kennet | Die Grünbarts (4). Wir feiern die Katastrophen, wie sie kommen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Kennet Die Grünbarts (4). Wir feiern die Katastrophen, wie sie kommen


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-401-80663-1
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-401-80663-1
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Familienfest bei den Grünbarts? Da sind Katastrophen vorprogrammiert! Auf der Suche nach der perfekten Party-Epoche reisen sie durch die Zeit - und nicht mal ein Vulkanausbruch oder mies gelaunte Kängurus können sie aufhalten. Die Grünbarts stürmen Kleopatras Hochzeit und landen über Umwege in der Party-Metropole Las Vegas. Dabei verändern Zack und seine Familie unversehens den Verlauf der Geschichte: Plötzlich stehen überall Pyramiden herum! Schaffen sie es, das Chaos wieder geradezubiegen?
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Kapitel 1 Gibt es etwas Schöneres als einen Freitagnachmittag? Dieses herrliche Gefühl, wenn nach der letzten Unterrichtsstunde die Schulglocke schrillt und du endlich frei bist und alles hinter dir lassen kannst – die unangekündigten Tests, die dauerquatschenden Lehrer und das Schulessen, dessen Bestandteile ein Geheimnis sind, das du besser nicht lüften solltest. Das Wochenende liegt vor dir wie ein großes weißes Blatt Papier, das nur darauf wartet, vollgeschrieben zu werden. Nur heute nicht – heute war alles anders. Schon als ich in den Schulbus einstieg, spürte ich, wie mein Magen sich verknotete und dieser Knoten mit jeder Sekunde größer wurde. Und das lag nicht etwa daran, dass Sam und Craig wie immer mit gezückten Schleudern auf ihren Plätzen in der hintersten Reihe saßen. In letzter Zeit ignorierten sie mich so ziemlich. Ungefähr zwei Monate war es her (plus drei Tage, sechzehn Stunden und zweiundvierzig Minuten – nicht dass ich mitzähle), seit einer der beiden zum letzten Mal versucht hatte, meinen Kopf in die Schultoilette zu versenken oder mich in meinen Spind zu sperren. Kein »Blödbart«-Gegröle mehr (und natürlich auch keine »Superbart«-Gesänge wie in der kurzen Zeit, als die beiden – kein Witz – mit mir befreundet sein wollten). Es klingt vielleicht komisch, aber irgendwie fehlten mir die beiden sogar ein bisschen. Quatsch, was rede ich da? Lieber würde ich mich mit einer wütenden Aztekenhorde herumschlagen, als den Tag mit Sam und Craig zu verbringen. Ich setzte mich auf den leeren Platz neben meinem neuen Freund Dave, der zur Musik auf seinem iPhone mitwippte. Er nahm den Kopfhörer ab. »Jo«, begrüßte er mich. »Jo«, grüßte ich zurück. »Das war heute der Hammer«, meinte er. »Du hast es allen gezeigt. Macks Welt rockt! Wie Mack die beiden Rambos fertigmacht, einfach legendär.« »Danke.« Meine Ohren fingen an zu glühen und der Knoten in meinem Bauch wurde noch etwas fester. Heute hatte ich den »Picasso-Preis für Nachwuchskünstler« unserer Schule gewonnen. Wirklich eine super Sache. Das ist die größte Bestätigung, die man sich vorstellen kann, oder etwa nicht? Ich bin sicher, der echte Picasso würde mir zustimmen – zumal er Menschen ja irgendwann nur noch als große Würfel mit schiefen Augen gemalt hat. Jede Wette, dass er sich deswegen so einiges anhören musste. Wo ich so darüber nachdenke, vielleicht sollte ich ihn mal fragen … Leider hatte der Preis einen Haken und beim Gedanken daran wurde mir flau im Magen wie einem Grünbartpiraten bei hohem Wellengang: Ich musste nächste Woche die sogenannte Preisträgerrede halten. Vor der versammelten Schule. Ganze zehn Minuten lang … Und alle Klassen würden zuhören. Das klitzekleine Problem daran war: Ich hasse es, öffentlich zu reden. Ansprachen sind einfach nicht mein Ding. Allein bei dem Gedanken an mein Referat vom ersten Halbjahr überläuft es mich immer noch kalt. Damals hatte ich im Unterricht den Roman Die rote Tapferkeitsmedaille vorgestellt. Hey, so was nennt man wohl Ironie! Meine schweißnassen Handflächen hatten Abdrücke auf dem Papier hinterlassen und meine Zunge war so trocken gewesen, dass sie an meinem Gaumen geklebt hatte. Ich muss wohl nicht betonen, wie schwer es ist, mit festgeklebter Zunge einen mündlichen Vortrag zu halten? Am Ende war mein Gesicht röter als jede Tapferkeitsmedaille. Es könnte sogar sein, dass ich den Großteil meines Mittagessens in der zweiten Kabine von rechts in den Toiletten neben der Turnhalle von mir gegeben habe. Aber das weißt du nicht von mir, okay? Ach ja, und als wäre das noch nicht schlimm genug, waren Sam und Craig mir den Rest des Tages nicht von der Pelle gerückt. Sie hatten ohne Unterbrechung Ta-ta-tapfer, tapfi-tapfi-tapf! gerufen und mich mit Papierkügelchen beworfen. Jep, ich als Redner vor der ganzen Schule: Das würde ein Spektakel werden! Seufzend zog ich meinen Schreibblock hervor und blätterte zu der Seite, auf der ich mir während der Hausaufgabenstunde am Nachmittag erste Notizen für meine Rede gemacht hatte. Wenn ich schon mit Pauken und Trompeten untergehen würde, dann wenigstens mit einer gut vorbereiteten Rede. Ich räusperte mich und murmelte dann halblaut vor mich hin: »Liebe Lehrer, lieber Rektor Weatherspoon, liebe Schulkameraden …« Ich brach ab und schnaufte zur Beruhigung erst einmal durch. »Es ist mir eine große Ehre, in diesem würdevollen Rahmen geehrt zu werden.« Ich atmete tief ein und wieder aus. »›Großes Leid bringt große Kunst hervor.‹ Diese bedeutsamen Worte sagte Michelangelo, als er sein großartiges Meisterwerk in der Sixtinischen Kapelle vollendet hatte. Dann fügte er noch hinzu: ›Von all der Schinderei habe ich einen Kropf bekommen!‹« Ich wusste nicht so genau, was ein Kropf war, aber es hörte sich ziemlich krass an. Ich nahm meinen Stift und schrieb weiter: »Und so wollen wir, die wir uns heute an diesem Ort versammelt haben, an die klugen Worte Wolfgang Amadeus Mozarts denken, von dem die folgende Weisheit überliefert ist …« Mit dem Stift in der Hand hielt ich inne und versuchte mich zu erinnern, was Mozart gesagt hatte. Na ja, mal abgesehen von: »Gleich knallt’s, dann geh ich in die Luft und schick dich in die Gruft.« Damals waren wir ins Österreich des 18. Jahrhunderts gereist. Bei unserem Besuch hatten wir beinahe Mozarts Flügel geschrottet und seinen kleinen Köter ziemlich auf die Palme gebracht. Vielleicht irgendetwas über Flöten? Ich nahm mein Handy und rief den Browser auf. Dave spähte über meine Schulter. »Was machst du da, Kumpel?« »Ich bastle an meiner Rede für die Schulversammlung nächste Woche«, antwortete ich. »Ist total schwierig.« »Und wieso starrst du dabei auf dein Handy?« »Ich bin auf Ideensuche.« Und auf der Suche nach Füllworten. Ich brauchte ausreichend Textmasse für zehn. Lange. Minuten. Und notfalls einen Fluchtplan. Ich könnte zum Beispiel ein paar Zaubertricks vorführen. Am besten einen Verschwinde-Zauber, mit dem man sich in Luft auflöste. »Hm«, murmelte Dave. »Keine Sorge, du machst das bestimmt supergut. Sprich einfach über das, was dich inspiriert!« Ich hörte, wie Sam und Craig hinten im Bus laut das Alphabet furzten. »Aaa. Bee. Cee. Dee … Boah, der hat nach Käse gerochen!« Schnaub, kicher, haha. Na klar, alles ganz einfach. Ich spreche über das, was mich inspiriert. Pech nur, dass die Hauptfiguren in Macks Welt zwei Fieslinge namens »Steve« und »Chris« sind, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Sam und Craig haben. Sie sind dümmer als zwei Felsbrocken in Sporttrikots – ach ja, und sie werden von einem liebenswerten, leicht verrückten Helden namens »Mack« ausgetrickst. Vielleicht wäre es keine so gute Idee, über die Quelle meiner Inspiration zu sprechen – in meinem eigenen Interesse und so. Am besten, ich beschränkte mich auf Worte berühmter Menschen, die bereits tot waren – damit mir nicht dasselbe Schicksal blühte. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy und schrieb: »Wie sagte Mozart einst so klug: ›Was ist schlimmer als eine Flöte? Zwei Flöten!‹« Okay, okay. Naserümpfend radierte ich die Sätze weg. Das war ziemlicher Blödsinn. Ich brauchte passendere Zitate, so viel stand fest. Während ich auf dem Handy-Display herumtippte, wünschte ich mir einen Moment lang, ich hätte diesen verflixten Preis nicht gewonnen. Dann startete ich eine neue Suche in meinem Browser: künstlerische Inspiration. Oh – na also! Ein Zitat von Moms liebstem Freund »Leo« (er konnte also auch noch etwas anderes sagen als: »Raus hier!«). »Und wie stellte der weise Leonardo da Vinci einst fest: ›Du kannst keine größere und keine kleinere Herrschaft haben als über dich selbst.‹« Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf. Ich war mir nicht sicher, was das bedeutete, aber es klang sehr bedeutungsvoll. Grob geschätzt würde der Satz, langsam ausgesprochen, etwa siebenundzwanzig Sekunden in Anspruch nehmen. Blieben also nur noch ungefähr 359000 Sekunden. 359000 Sekunden, in denen ich vor einem Hundertmillionen-Publikum stand. (Okay, das ist leicht übertrieben. Dreihundertfünfzig Zuhörer trifft es wohl eher. Aber glaub mir, sie werden mir wie hundert Millionen vorkommen.) »Puh«, ächzte ich. Wie zur Antwort darauf ächzte plötzlich auch der Bus und kam an einer Haltestelle zum Stehen. Dave tippte mir an den Arm. »Hey, Kumpel«, sagte er und deutete zur Tür. »Musst du nicht aussteigen?« Ich blickte auf und stellte überrascht fest, dass der Bus an der Schönen Allee angehalten hatte. Ich war so mit meiner Rede beschäftigt gewesen, dass ich fast meine Haltestelle verpasst hätte. »Ja, du hast recht«, rief ich. »Ich muss los!« Rasch sammelte ich meine Sachen zusammen. Heute durfte ich auf...


Petra Koob-Pawis wurde 1961 geboren. Sie studierte an der Universität Würzburg Anglistik und Germanistik, ging anschließend einer wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universität Würzburg nach. Seit 1987 arbeitet Petra Koob-Pawis freiberuflich für verschiedene Verlage als Lektorin und Übersetzerin. Sie lebt in der Nähe von München.



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