E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten
Reihe: Sandover Prep Serie
Kennedy Sandover Prep - Der Einzelgänger
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7363-2122-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten
Reihe: Sandover Prep Serie
ISBN: 978-3-7363-2122-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sein Geheimnis kann alles zerstören ...
Vor einem Jahr hatte Casey Tresscott einen Unfall, der sie noch immer belastet. Doch sie hat genug davon, dass seitdem alle versuchen, sie zu schützen und in Watte zu packen. Mit der Hilfe von Fenn Bishop, dem Golden Boy der Sandover Prep, will sie ihr Leben zurückerobern. Obwohl sie seinen Ruf als Playboy kennt, fühlt sie sich bei ihm sicher und verliebt sich trotz aller Warnungen bei jedem Treffen ein bisschen mehr in ihn. Was sie nicht ahnt: Fenn spielte eine entscheidende Rolle in der schicksalhaften Nacht, die ihr Leben für immer veränderte ...
»Fesselnd, sexy und unglaublich unterhaltsam!« WHAT'S BETTER THAN BOOKS
Band 2 der SANDOVER PREP-Reihe von Bestseller-Autorin Elle Kennedy
Elle Kennedy ist eine SPIEGEL-Bestseller-Autorin. Sie wuchs in einem Vorort von Toronto (Kanada) auf und studierte Englische Literatur an der York University. Sie wusste schon früh, dass sie Autorin werden will, und im Alter von zwölf Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman.
Weitere Infos & Material
1
Casey
Fenn: Wie läuft dein Tag, Süße?
Mein Gesicht fühlt sich an, als würde es sich in zwei Hälften spalten, so breit ist mein aufgedrehtes Grinsen. Es ist schon fast abstoßend, was eine einzige kleine Nachricht von Fenn Bishop mit meiner Herzfrequenz anstellt. In der Französischstunde summte mein Handy, ein halbes Dutzend Nachrichten kurz hintereinander, aber ich konnte nicht nachsehen, sonst wäre es konfisziert worden. Also saß ich da und wartete sehnsüchtig darauf, dass es endlich läutete. Und jetzt stehe ich zwischen zwei Stunden an meinem Spind und lese die Nachrichten, die mich daran erinnern, dass dieser Ort hier nicht das echte Leben ist. Hier auf der St. Vincent’s kennt mich niemand. All die Gerüchte und das Gewisper, das ständig um mich herum aufkommt, wann immer ich durch den Flur gehe – das alles ist nicht wichtig. Ich kenne die Wahrheit. Und Fenn auch.
Das ist alles, was zählt.
Das aufgedrehte Gefühl wird stärker, als ich seine übrigen Nachrichten durchsehe. Das macht er jeden Tag, seit wir Freunde geworden sind. Schreibt mir guten Morgen. Erkundigt sich, wie es mir geht. Schickt mir bescheuerte Memes, weil er weiß, dass ich schon eine ganze Weile nicht mehr gelächelt habe.
Es fühlt sich immer noch so surreal an. Fenn war so lange ein Fremder für mich, nur ein weiterer Typ aus dem Abschlussjahrgang, mit dem meine Schwester gelegentlich etwas unternahm. Und dann stürzte mein Autounfall meine ganze Welt ins Chaos, und da war er, mit einem unbekümmerten Grinsen und einer starken Schulter, an die ich mich anlehnen konnte. Er freundete sich mit mir an, nur weil er sah, dass ich jemanden brauchte, und beschloss, dass er dieser Jemand sei.
Und aus keinem bestimmten Grund habe ich es zugelassen.
Auf dem Weg zu meinem Medienkurs tippe ich rasch eine Antwort.
Ich: Ach, du weißt schon. Der übliche Blödsinn.
Fenn: Willst du die letzte Stunde schwänzen? Ich komme und hole dich ab.
Ich: Sloane würde dich umbringen.
Das mit Fenn und mir ist nicht wirklich offiziell. Zumindest nicht, soweit es meine Familie betrifft. Mein Dad und meine Schwester dulden ja kaum eine Freundschaft – ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie wohl reagieren würden, falls sie herausfinden, dass Fenn und ich uns offiziell daten. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wer von beiden dann mehr durchdrehen würde. Als Sloane Fenn das letzte Mal in meiner Nähe erwischte, hat sie ihm im Grunde genommen gedroht, dass sie einen Killer auf ihn ansetzen würde, wenn er mich anfasst. Und Dad, na ja, der hätte schon längst einen Burggraben um unser Haus gezogen, wenn er das nicht mit dem Verwaltungsrat klären müsste. Ich bin mir nicht sicher, ob er das wirklich zu Ende gedacht hat, als er die Direktorenstelle an einer reinen Jungenschule irgendwo in der Pampa angetreten und seine beiden Teenagertöchter mitgebracht hat. Da war es praktisch vorprogrammiert, dass Sloane und ich uns in einige von Dads Missratenen verliebten.
Fenn: Das ist es wert.
Ich: Das sagst du jetzt.
Fenn: Quatsch. Ich würde Sloanes Zorn in jedem Fall riskieren. Du bist einfach so niedlich.
Mein Herz macht einen freudigen Satz. Er ist viel zu gut darin. Aber vielleicht lasse ich mich auch zu leicht beeindrucken. Fenn wirft mir nur ein winziges Kompliment zu, und ich werde butterweich. Es ist ekelhaft. In letzter Zeit ist er der beste Teil meines Tages.
Ich: Treffen nach der Schule?
Fenn: Kann es kaum erwarten. Übliche Stelle?
Ich: Jap. Ich schreibe, wenn ich nach Hause komme.
Ich lächle immer noch, als ich ins Klassenzimmer komme und mich auf meinen Platz in der vorletzten Reihe setze. Nicht einmal Schwester Patricias strenger Blick kann mir die Laune verderben. Obwohl sie es natürlich missbilligt, wenn jemand lächelt. An dieser bescheuerten Schule wird alles missbilligt. St. Vincent’s wird von einer Gruppe superstrenger, furchteinflößender Nonnen geleitet, die die Mädchen eher als Mündel denn als Schülerinnen betrachten. Jeder Morgen beginnt mit fünfzehn Minuten Gottesdienst. In jedem Unterrichtsfach sind die Sitzplätze zugewiesen. Meine Mathematiklehrerin, Schwester Mary Alice, klopft beim Gehen sogar mit einem Holzlineal an ihr Bein, immer bereit, einem aufs Handgelenk zu schlagen, wenn man seine Gleichungen nicht schnell genug löst.
Ich hasse es hier.
»Hey, Casey.« Ainsley rempelt gegen meinen Tisch, als sie herankommt. »Denkst du auch daran, deine Pillen zu schlucken? Ich vermute, du machst es in der Mittagspause, sodass du sie mit dem Essen nehmen kannst?«
Und schon sinkt meine Laune.
Ich beiße die Zähne zusammen und tue so, als würde ich nicht bemerken, wie spöttisch sie grinst, weil sie mal wieder die Gelegenheit hat, eine volle Stunde auf mir rumzuhacken. Ich stelle sie mir als eins dieser Mädchen vor, die ihren Puppen Arme und Beine ausgerissen und die Haare abgeschnitten haben, als sie noch klein waren. Solche, die Steine nach Eichhörnchen geworfen haben, um sie schreien zu hören.
Und ich Glückspilz bin ihr neues Lieblingsspielzeug.
Wenn wir mit einer scheinbar unüberwindlichen Herausforderung konfrontiert werden, neigen wir angeblich dazu, uns entweder zu steigern, um unser Potenzial auszuschöpfen, oder uns zurückzuziehen, um dem Problem aus dem Weg zu gehen. Was mich angeht, bin ich da noch unentschlossen. Weder Kampf noch Flucht, sondern grinsen und aushalten. Augen schließen und Zähne zusammenbeißen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, dass ich nie der Kämpfertyp war. Bevor ich von der Ballard Academy auf die St. Vincent’s wechselte, wäre ich wahrscheinlich der Fluchttyp gewesen, also nehme ich an, dass mein gegenwärtiger Zustand ein Fortschritt ist.
Ainsley setzt sich auf ihren Platz hinter mir und tippt mir dann auf die Schulter.
»Was?«, zische ich und drehe mich um.
Sie starrt mich ausdruckslos an. »Was denn? Ich habe nichts gemacht.«
»Meine Damen«, ruft Schwester Patricia tadelnd von vorn, wo sie das Video für heute einlegt. Es ist schon Oktober, und ich glaube, sie hat uns seit Schulbeginn noch rein gar nichts beigebracht. Alles, was wir tun, ist Musicals anzusehen, und so langsam vermute ich, dass die aus ihrer Privatsammlung stammen.
»Du bildest dir etwas ein«, erklärt Ainsley. »Du solltest besser die Dosis erhöhen.«
Neben Ainsley fängt ihre beste Freundin Bree zu kichern an. »Oh ja, absolut.« Die Brünette kaut geräuschvoll auf ihrem Kaugummi herum und muss dann husten, als sie fast daran erstickt. Eigentlich urteile ich nicht über Menschen mit niedrigem IQ, aber Bree Atwood ist auf eine Art dumm, die einem aufrichtig leidtut.
Ein paar Minuten später beginnt der Unterricht. Und mit Unterricht meine ich, dass wir im Dunkeln sitzen und uns eine West-End-Produktion von Les Misérables in einer schlechten Übertragung von VHS auf DVD ansehen, während Schwester Patricia an ihrem Pult sitzt und jede Zeile lautlos mitspricht.
»Schwester Patricia?«, ruft Ainsley nach vorn.
»Was ist denn?« Gereizt blickt die Nonne in unsere Richtung.
»Sollten wir nicht das Licht anlassen?«
Schwester Patrica seufzt, ein Auge auf den Fernseher gerichtet. »Ruhe, Ms Fisck.«
»Ich finde nur, dass es keine gute Idee ist, wenn wir im Dunkeln mit einer instabilen Schülerin festsitzen.«
Ich unterdrücke ein müdes Seufzen. Nur Tage nach meinem Wechsel zur St. Vincent’s hatte Ainsley die ganze Schule dazu gebracht zu glauben, ich wäre eine Verrückte. Nur einen schlechten Tag entfernt von einer Zwangsjacke.
Nicht dass mir das nicht auch schon durch den Kopf gegangen wäre. Ich erinnere mich nicht daran, was in der Nacht des Unfalls passiert ist, also könnte in einer Art Quantensinn vermutlich alles passiert sein. Im Grunde bin ich Schrödingers Katze in einer Giftschachtel. Aber was ist plausibler? Dass ich das Ziel eines Phantomfahrers war oder dass ich mich beim Abschlussball zugedröhnt habe, weil ich Aufmerksamkeit wollte, und das Auto in den See gefahren habe? Man kann nicht ewig behaupten, es sei der einarmige Mann gewesen – irgendwann ist man gezwungen, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass man sich alles nur einbildet. Vielleicht bin ich ja verrückt. Vielleicht hatte ich ja tatsächlich einen Zusammenbruch an dem Abend und kann mich nur nicht mehr daran erinnern.
Schwester Patricias Reaktion ist ein verärgertes Stirnrunzeln, aber ihre Konzentration gilt weiter dem Film. Sogar die Nonnen kennen die Gerüchte, und ich bin mir sicher, dass mehr als nur ein paar sie glauben. Ich bin fast schon überrascht, dass ich noch nicht beim Verlassen der Toilette gepackt und zu einem spontanen Exorzismus in die Kapelle geschleift wurde.
»Ich will ja nicht gemein sein«, meint Ainsley vorgetäuscht unschuldig. »Aber Dunkelheit und laute Geräusche können doch ein Trigger sein. Richtig, Casey?«
Ich ignoriere sie weiter, starre auf den Boden und konzentriere mich intensiv auf die schwarzen Streifspuren von Schuhsohlen und das Punktmuster auf den Fliesen. Ainsley piesackt mich heute schon seit der ersten Stunde. In Geschichte war es eine Bemerkung über meine Schnürsenkel. Ob es eine gute Idee sei, wenn jemand in meinem Zustand mit so etwas...