E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Kendrick Skandal um Sam
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4375-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4375-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf Sam Lockharts exquisitem Ball scheint alles perfekt! Doch Rosie will sich am Gastgeber rächen - und Fran soll ihr helfen. Dabei ist sie doch selbst von Sam ganz hingerissen! Was soll sie bloß tun?
Fast ihr ganzes Leben lang hat sich Sharon Kendrick Geschichten ausgedacht. Ihr erstes Buch, das von eineiigen Zwillingen handelte, die böse Mächte in ihrem Internat bekämpften, schrieb sie mit elf Jahren! Allerdings wurde der Roman nie veröffentlicht, und das Manuskript existiert leider nicht mehr. Sharon träumte davon, Journalistin zu werden, doch leider kam immer irgendetwas dazwischen, und sie musste sich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten. Sie arbeitete als Kellnerin, Köchin, Tänzerin und Fotografin - und hat sogar in Bars gesungen. Schließlich wurde sie Krankenschwester und war mit dem Rettungswagen in der australischen Wüste im Einsatz. Ihr eigenes Happy End fand sie, als sie einen attraktiven Arzt heiratete. Noch immer verspürte sie den Wunsch zu schreiben - nicht einfach für eine Mutter mit einem lebhaften Kleinkind und einem sechs Monate alten Baby. Aber sie zog es durch, und schon bald wurde ihr erster Roman veröffentlicht. Bis heute folgten viele weitere Liebesromane, die inzwischen weltweit Fans gefunden haben. Sharon ist eine begeisterte Romance-Autorin und sehr glücklich darüber, den, wie sie sagt, "besten Job der Welt" zu haben.
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2. KAPITEL
Es ist die reinste Ironie, dachte Fran und betrachtete ihre Finger. Sie zitterte! Sie, die vor nichts und niemandem Angst hatte, zitterte bei dem Gedanken, Sam Lockhart anzurufen, wie ein Schuldmädchen.
Schon vor fünf Minuten hatte sie die Nummer ins Telefon getippt und panikartig wieder aufgelegt. Doch das war albern. Vielleicht besaß er eines jener modernen Telefone, die genau festhielten, wer angerufen hatte. Wahrscheinlich war er daran gewöhnt, dass liebeskranke Frauen seine Nummer wählten, es sich anders überlegten und aufhängten. Wollte sie sein Misstrauen wecken, indem sie sich genauso verhielt?
Also tippte sie die Nummer erneut ein, hörte das Rufzeichen und war überzeugt, dass sich gleich ein Angestellter melden würde.
„Hallo“, sagte eine unwiderstehlich klingende tiefe Stimme. Das musste er sein. Angestellte hatten keine Stimme wie Sexgötter.
„Sam Lockhart?“, fragte Fran und hatte Mühe, ruhig zu klingen.
„Am Apparat.“
Sie holte tief Atem. „Mr Lockhart, Sie kennen mich nicht, aber …“
„Wenn Sie mir Ihren Namen nicht verraten, kenne ich Sie tatsächlich nicht“, bestätigte er.
Fehler Nummer eins. Wie konnte sie jemanden anrufen, um mit ihm Geschäfte zu machen, und sich dann so wenig geschäftsmäßig verhalten! „Fran, Fran Fisher“, sagte sie hastig.
Sie hörte förmlich, wie er in Gedanken seine Kartei mit Frauennamen durchging und nichts fand. Aber er war entweder zu höflich oder zu vorsichtig, um das auszusprechen. Vielleicht hielt er sie für eine jener bereitwilligen Jungfrauen, die sich ihm zum lustvollen Opfer anboten.
„Sind Sie eine Autorin?“, fragte er vorsichtig.
„Nein.“
Er seufzte erleichtert. „Was kann ich für Sie tun, Fran Fisher?“
„Es geht mehr darum, was ich für Sie tun kann, Mr Lockhart.“
„Ach ja?“
Das klang so frustriert, als wappnete er sich gegen einen plumpen Annäherungsversuch. Rosie hatte behauptet, Sam Lockhart würde das ziemlich oft passieren. Also brachte es nichts, auf Zeit zu spielen. Damit hätte sie diesen Mann nur verärgert. Daher bemühte sie sich um einen möglichst geschäftsmäßigen Ton. „Mr Lockhart, ich habe erfahren, dass Sie am Valentinstag einen Ball planen und …“
„Sind Sie Journalistin?“, fragte er gereizt.
„Nein.“
„Wer sind Sie dann?“
„Wie ich schon sagte …“
„Sie brauchen Ihren Namen nicht zu wiederholen. Wir kennen uns nicht, oder?“
Um zu diesem Schluss zu kommen, hatte er ziemlich lange gebraucht, und sogar jetzt klang er nicht hundertprozentig sicher. Wie hätte er wohl reagiert, hätte sie in einem schwülen Ton „Sind Sie da so sicher?“ gefragt? „Nein, wir kennen uns nicht.“
„Trotzdem haben Sie die Nummer meines Handys?“
Beinahe hätte sie bemerkt, dass dies ja wohl klar war, doch sie verzichtete darauf. „Ja.“
„Und woher?“
„Die … die Agentur hat mir Ihre Nummer gegeben.“
„Das hätten sie nicht tun dürfen, jedenfalls nicht bei einer Fremden“, erklärte er verärgert. „Also, wir kennen uns nicht, und Sie sind keine Autorin. Worum dreht es sich dann, Fran Fisher?“
Wäre es nicht um Rosie gegangen, hätte sie wahrscheinlich aufgelegt. Es war schlichtweg lächerlich, wie er sie verhörte, als wäre sie eine zweitklassige Spionin und er ihr Opfer. „Es geht darum, dass ich einen Party-Service betreibe.“
„Ohne Erfolg?“, warf er ein.
„Im Gegenteil“, wehrte sie ab, „sogar mit sehr viel Erfolg.“
„Mit so viel Erfolg“, sagte er, „dass Sie Ihre Zeit mit Anrufen bei Fremden vergeuden, um an ein Geschäft heranzukommen? Ich dachte, in Ihrer Branche würde es einzig und allein auf persönliche Empfehlungen ankommen.“
„Ja, natürlich. Normalerweise.“ Um Rosies willen wollte sie diesen Mann nicht mögen, und wie es aussah, würde ihr das leichtfallen. Allerdings durfte sie ihn auch nicht zu sehr ablehnen, sonst zeigte sich das in ihrem Verhalten. Und dann bekam sie von ihm nie den Auftrag. „Ich muss allerdings etwas nachhelfen. Wissen Sie, bisher habe ich in Irland gearbeitet.“
„Und jetzt wollen Sie hier in den Markt einbrechen?“, fragte er zurückhaltend.
„Ich … ja“, entgegnete sie hastig. Er brauchte nicht zu wissen, dass es sich nur um eine einmalige Angelegenheit handelte. „Ja, richtig. In Dublin bin ich gut bekannt. Sie können dort jedermann fragen. Ich habe bereits zahlreiche wohltätige Veranstaltungen organisiert.“
„In der Tat?“, fragte er und glaubte offenbar kein einziges Wort.
„Auch Ihnen, Mr Lockhart, wären sicher die Namen meiner Kunden bekannt“, entgegnete sie steif.
„Zum Beispiel?“
„Vor zwei Jahren arbeitete ich für das Irish Film Festival. Danach wurde ich mit etlichen privaten Festen beauftragt. Cormack Casey, der Drehbuchautor, empfahl mich …“
„Cormack?“, unterbrach er sie überrascht. „Sie kennen ihn?“
„Nun, nicht näher“, erklärte sie. „Ich sorgte bei der Taufe seines ersten Kindes für das Büffet.“
„Tatsächlich?“, fragte Sam, „Cormack würde es bestätigen, sollte ich ihn anrufen?“
„Das will ich doch hoffen. Triss – das ist seine Frau …“
„Ich weiß, wer Triss ist. Ich kenne Cormack seit Jahren.“
„Ach so. Nun, sie meinte, sie würde mich gern weiterempfehlen.“ Fran vermutete, dass der attraktive irische Autor und seine nette Frau Mitleid mit ihr gehabt hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte sie über eine Scheidung von Sholto nachgedacht, und die Ausrichtung der Taufe war das einzige erfreuliche Ereignis in ihrem Leben gewesen. Sie hatte sich in die Arbeit gestürzt, und dabei war es seither auch geblieben.
„Das sagte sie?“ Sam Lockhart klang beeindruckt.
Fran hielt den richtigen Zeitpunkt für gekommen. „Sollten Sie mich engagieren, Mr Lockhart, garantiere ich, dass Sie auf dem Ball mehr Spenden einnehmen, als Sie sich erträumen.“
„Sie rühren lediglich für sich die Werbetrommel“, erwiderte Sam trocken. „Wer hat Ihnen eigentlich davon erzählt?“
„Sie meinen den Ball?“
„Nein, die erste Mondlandung“, erwiderte er ironisch. „Natürlich den Ball.“
Mit dieser Frage hatte sie schon gerechnet. „Ach, niemand speziell“, antwortete sie ausweichend. „Sie wissen doch, wie gern die Leute reden. Und wenn sie über ein besonders interessantes Fest Bescheid wissen, steigen sie im Ansehen der anderen.“ Ohne die geringsten Gewissensbisse fügte sie hinzu: „Und glauben Sie mir, Mr Lockhart – das wird das tollste Fest werden.“
„Das hoffe ich“, meinte er nachdenklich. „Ich habe da allerdings schon an jemanden gedacht. Etliche Frauen haben angeboten …“
Das hätte sie sich denken können! „Amateure oder Profis?“
„Alle haben schon ähnliche Feste organisiert und …“
„Bei einem Profi wissen Sie genau, woran Sie sind“, warf Fran ein.
„Tatsächlich?“, fragte er nicht ganz überzeugt.
Jetzt musste sie erproben, ob sie nicht mit weiblicher Überredungskunst bei einem Mann vorankam, den Rosie als „maskulinen Roboter“ beschrieben hatte. „Wollen Sie mich denn nicht wenigstens empfangen, Mr Lockhart?“
„Ich bin sehr beschäftigt.“
„Aber sicher“, sagte sie im beschwichtigenden Ton eines Kindermädchens und fügte sicherheitshalber eine kleine Schmeichelei hinzu. „Das ist immer so bei erfolgreichen Männern. Aber wäre es nicht schade, würde der Ball Ihre Erwartungen nicht erfüllen, nur weil Ihr voller Terminkalender ein Treffen mit mir verhindert hat?“
Sein Lachen klang so herzlich und gleichzeitig erotisch, dass Fran den Hörer festhielt, als könnte er sich selbstständig machen.
„Zielstrebigkeit schätze ich fast so sehr wie Selbstvertrauen“, erklärte er. „Sofern Ihr Können mithält …“
„Ach, das tut es!“
„Also gut, Miss Fisher, ich gestehe Ihnen genau zehn Minuten zu, um mich zu überzeugen, dass es dumm von mir wäre, Sie nicht zu engagieren.“
Dem Himmel sei Dank! „Sie werden es nicht bereuen, Mr Lockhart“, beteuerte sie. „Sagen Sie mir, wann und wo.“
„Also gut. Wie wäre es heute Nachmittag? Ich fliege am Abend mit einem meiner Autoren auf den Kontinent. Vorher habe ich kurz für Sie Zeit. Bei mir daheim.“
„In London?“, fragte sie hoffnungsvoll. Von Rosie wusste sie, dass er eine Wohnung in der Stadt und ein Haus auf dem Land hatte.
„Nein, in Cambridge.“
„In Cambridge.“ Sie sah sich schon an einem kalten Novembernachmittag möglicherweise völlig umsonst über Land fahren.
„Ist das für Sie ein Problem, Miss Fisher?“, fragte er. „Cambridge liegt kaum auf der anderen Seite der Erde.“
Regel Nummer eins in ihrem Beruf: immer auf alles vorbereitet sein! „Ein Problem? Absolut nicht“, schwindelte sie fröhlich. „Erklären Sie mir nur verständlich, wie ich hinkomme, und ich bin zur Teezeit zur Stelle.“
„Ich kann es kaum erwarten“, versicherte er, und Fran hätte schwören können, dass er sich über sie amüsierte.
Es dämmerte bereits, als der Zug den Bahnhof von Eversford erreichte. Der leere Bahnsteig erinnerte Fran an altmodische Kriminalfilme.
Sie band den Schal fester und sah sich um. Sam Lockhart hatte ihr erklärt, wo sie ein Taxi fand. Als sie den Bahnhof verließ, überzog feiner Nieselregen die Dächer...