Kendal | Die zweite Schwester | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Kendal Die zweite Schwester

Thriller
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8437-1832-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1832-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Du bist als Erste verschwunden. Bin ich die Nächste? Miranda war eine glückliche Frau und Mutter, als sie verschwand. Niemand fand auch nur eine einzige Spur von ihr. Zehn Jahre später ist ihre Schwester Ella noch immer auf der Suche - nach der Vermissten, nach der Wahrheit und danach, wer Miranda eigentlich war. Fieberhaft folgt sie jedem Hinweis. Aber jemand beobachtet Ella dabei. Und lädt sie ein, das Geheimnis der Schwester zu lüften. Ella schlägt alle Warnungen in den Wind und folgt ihrem Instinkt. Sie weiß, was sie zu tun hat. Sie zieht ein Kleid ihrer Schwester an und wagt sich in die Höhle des Löwen.  'Spannend, stilsicher, ganz wunderbare packende Unterhaltung.' New York Times 'Ein fesselnder literarischer Thriller.' Los Angeles Times  

Claire Kendal wurde in den USA geboren und ist in England aufgewachsen. Sie unterrichtet Literaturwissenschaft und Kreatives Schreiben und lebt mit ihrer Familie im Südwesten Englands. Ihr erster Psychothriller Du bist mein Tod erschien in fünfundzwanzig Ländern und war ein weltweiter Bestseller.
Kendal Die zweite Schwester jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Montag, 31. Oktober


Der Aromagarten


Der Parkwächter wartet am schwarzen Eisentor zum Aromagarten auf uns. Am Tor hängt schon ein Schild mit der Aufschrift Ich hänge ein zweites Schild –  – daneben, weil ich nicht möchte, dass Spaziergänger sich durch die lauten Geräusche beunruhigt fühlen. Der Parkwächter begleitet uns hinein. Ich drehe mich immer wieder um, frage mich, wo Ted bleibt, und schaue zum mittlerweile dritten Mal auf mein Handy, um mich zu vergewissern, dass ich auch wirklich keine SMS von ihm verpasst habe.

Vielleicht kommt er ja gar nicht. Vielleicht ist er mit dieser neuen Frau beschäftigt, von der Sadie gesprochen hat. Obwohl ich seit Samstag unentwegt darüber nachgrüble, ob Sadie eventuell auch gelogen haben könnte.

, lautet dein Kommentar dazu.

Während ich Bierdosen und Zigarettenkippen aufsammle und zu dem Schluss komme, dass man den Park lieber in »Alkopop-Garten« umbenennen sollte, warten die Frauen in der Herbstsonne, die den Großteil des Regens, der in der Nacht zum Sonntag gefallen ist, bereits hat verdunsten lassen. Eine Frau hockt am Ufer des Teichs und betrachtet die Wasserlilien und Goldfische, als wären sie das Faszinierendste, was sie je gesehen hat.

Gerade als ich mein Handy zurück in die Tasche stecken will, summt es. Eine SMS von Ted, in der er mir mitteilt, dass er am Tor auf mich wartet. Ich höre deine Stimme in meinem Ohr.

»Mögt ihr euch schon mal drüben auf dem Rasen versammeln?«, sage ich zu den Frauen und deute auf den Kreis aus Handtüchern, die ich im hinteren Bereich des Gartens ausgelegt habe, an einer Stelle am Rand, die vom Tor aus nicht eingesehen werden kann. »Ich gehe schnell nach vorn und begrüße Ted, damit wir kurz besprechen können, was wir heute machen wollen. Wir fangen dann in zehn Minuten an.«

In seinem dunkelblauen Trikot und der kurzen schwarzen Sporthose mit elastischem Bund sieht Ted an diesem Morgen aus wie ein Fußballspieler. Der Look steht ihm. Er trägt das Trikot locker über der Hose, und das gefällt mir, weil es ihm etwas Jungenhaftes verleiht. Zu verbergen hat er definitiv nichts. Sein Bauch ist immer noch so flach wie zu seiner Jugendzeit.

»Ich habe dich am Samstagabend vermisst«, sage ich zur Begrüßung.

Er seufzt. »Sadies Party. Das war bestimmt kein Spaß.«

»Sie hat mit mir Schluss gemacht.«

»Also doch mehr Spaß, als ich vermutet hätte. Ich kann nicht sagen, dass es mir leidtut. Oder dass ich überrascht bin.«

»Sie meinte, du hättest eine neue Freundin und könntest deshalb nicht kommen.«

Er taumelt theatralisch ein paar Schritte zurück, als hätten ihn meine Worte schwer getroffen. »Sadie hat wieder mal ein Urteil über jemanden gefällt, so wie immer. Sie will uns einfach nur Steine in den Weg legen.« Ein winziges Lächeln umspielt seine Mundwinkel. »Aber ich sehe, der Gedanke gefällt dir nicht?«

»Nein«, sage ich leise. Er schenkt mir seinen typischen schmelzenden Blick, und es tut mir in der Seele weh, weil ich weiß, dass ich die schöne Stimmung zwischen uns zerstören muss. Das Versprechen, das ich Luke gegeben habe, ist wichtiger, und lange werde ich Ted heute nicht für mich allein haben – also muss ich die Gelegenheit nutzen. »Erinnerst du dich noch an deinen Freund Mike, den du zu Dads Geburtstagsfeier mitgebracht hast?«

Von jetzt auf gleich verschwindet der schmelzende Blick, und Ted wird argwöhnisch, als spräche er auf der Straße mit einem Drogendealer. Bestimmt kann er sich schon denken, was gleich kommt. »Logisch erinnere ich mich an Mike. Schließlich habe ich ihn mitgebracht.«

»Er hat mir gesagt, wie sehr es ihm für unsere Familie leidtut. Du weißt schon – manchmal wissen die Leute nicht so recht, wie sie reagieren sollen. Aber er war echt nett, kein bisschen gekünstelt.«

»Ja, er ist ein anständiger Kerl.«

»Ich hatte den Eindruck, dass ihn der Fall wirklich interessiert. Vielleicht ist so eine Situation für einen Polizisten besonders schwierig, vor allem wenn er nicht im Dienst ist und versucht, gesellig zu sein.«

»Oh Mann. Genau deshalb setzt man Mike normalerweise in einen Raum voller Computer, statt ihn auf echte Menschen loszulassen.«

»Du hast ihn doch zu der Party mitgenommen.«

»Und ich ärgere mich jetzt darüber.«

»Ich habe ihn gefragt, woher er von Miranda wusste. Er sagte, er hätte in der EDV-Abteilung gearbeitet, als sie verschwunden ist. Da arbeitet er immer noch.«

Ted verschränkt die Arme vor der Brust. »Und das war alles nur höflicher Smalltalk, oder wie?«

»Das hat mich ins Grübeln gebracht. Er muss dann doch auch mit ihrem Laptop zu tun gehabt haben. Die Polizei hat uns endlich einige von Mirandas alten Sachen zurückgegeben. Meine Mutter schwört, sie hätte den Karton noch nicht geöffnet.« Ted gibt ein skeptisches Schnauben von sich. »Ich weiß«, sage ich. »Sie hat Dad gesagt, er solle den Karton auf den Dachboden stellen, und weil er so leicht war, meinte Dad, der Laptop könne auf keinen Fall drin sein. Jetzt frage ich mich, ob du mir vielleicht erklären kannst, warum die Polizei ihn noch einbehalten hat.«

»Keine Ahnung. Ich bin bei der Mordkommission, wie du weißt, Ella, nicht in der EDV. Himmel, ich musste mir sogar von Luke zeigen lassen, wie man ein Smartphone bedient. Und du weißt auch, dass ich wegen meiner persönlichen Beziehung zu deiner Familie nie direkt mit Mirandas Fall zu tun hatte.«

»Mir ist schon klar, dass du nichts weißt. Aber ihr Kollegen redet doch bestimmt untereinander. Ich dachte mir, vielleicht hat Mike was darüber gesagt.«

»Nein, hat er nicht.«

»Hat er wohl. Ich kenne dich, Ted. Ich kann deinen Gesichtsausdruck lesen.«

»Kannst du uns nicht einfach diesen einen gemeinsamen Moment gönnen?«

»Doch, natürlich.«

»Mag sein, dass du glaubst, mein Gesicht lesen zu können. Aber dich selbst kannst du nicht lesen.«

»Ich habe jetzt keine Zeit für so was. Ich muss so schnell wie möglich Bescheid wissen. Sonst habe ich einfach keine Ruhe. Und Luke auch nicht.«

Ted schüttelt derart heftig den Kopf, dass er mich an einen jungen Hund erinnert, der gerade aus dem Wasser kommt. »Hätte ich Mike doch bloß nicht mitgebracht.«

»Hast du aber.« Meine Finger liegen auf der nackten Haut seines Handgelenks. Ich weiß gar nicht, wie sie dorthin gekommen sind. Seine Härchen an der Stelle sind weich und fedrig und goldblond.

»Ich habe gesehen, wie du dich mit ihm unterhalten hast. Da wusste ich schon, dass genau das hier passieren würde. Du solltest zur Verhörspezialistin umschulen.«

»Ich ignoriere einfach mal deinen Ton und betrachte das als Kompliment.«

»Ich war nervös vor der Party, weil wir uns so lange nicht gesehen hatten – das war der Grund, weshalb ich Mike mitgenommen habe.« Er wird rot, trotzdem nehme ich meine Hand nicht weg. »Du kannst einfach nicht zulassen, dass wir Frieden finden. Du schaffst es nicht, die Dinge ruhen zu lassen, damit wie beide endlich eine echte Chance bekommen.«

Meine Finger wandern seinen Arm hinauf und schließen sich um harte Muskeln. »Wie heißt es noch so schön? ›Du hattest mich schon beim Hallo.‹ Genauso war es: In dem Moment, als du auf Dads Feier durch die Tür gekommen bist, war die Sache für mich klar. Aber wir können diese Chance für uns beide – und für Luke – nur dann wirklich nutzen, wenn wir vorher Klarheit haben, was Miranda damals zugestoßen ist. Wenn wir endlich damit abschließen können.«

»Das wird uns nicht helfen. Im Gegenteil, es wird uns kaputt machen.«

»Nicht zu wissen, was passiert ist, hat ja auch nicht gerade Wunder für uns gewirkt, oder?«

»Ich kann das mit dir nicht noch mal durchexerzieren. Wir hatten schon genügend solcher Auseinandersetzungen. Ich dachte, das Thema wäre endgültig vom Tisch.«

»Das habe ich nie auch nur angedeutet.«

»Luke ist zehn Jahre alt, Ella. Er ist ein Kind. Er kann das alles doch noch gar nicht begreifen.«

»Du kennst ihn viel zu gut, um so was über ihn zu sagen. Wie kannst du mir überhaupt noch in die Augen schauen, wenn du weißt, dass du mir wichtige Informationen vorenthältst? Das würde doch immer zwischen uns stehen.«

»Mike hätte den Mund halten sollen. Das gibt sicher eine Dienstaufsichtsbeschwerde. Er kann von Glück reden, wenn er mit einer Abmahnung davonkommt.«

»Ich lasse nicht zu, dass Mike das ausbaden muss.« Ich lege die Hand um seinen Bizeps. Sie bildet einen Ring mit einer sehr großen Lücke zwischen meinem Daumen und den Spitzen der übrigen Finger.

»Lass das.« Er löst meine Hand von seinem Arm, als...


Uplegger, Sybille
Sybille Uplegger studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Bamberg und Seattle. Seit 2003 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Kendal, Claire
Claire Kendal wurde in den USA geboren und ist in England aufgewachsen. Sie unterrichtet Literaturwissenschaft und Kreatives Schreiben und lebt mit ihrer Familie im Südwesten Englands. Ihr erster Psychothriller Du bist mein Tod erschien in fünfundzwanzig Ländern und war ein weltweiter Bestseller.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.