Kelly | Kalt wie Blut | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4, 401 Seiten

Reihe: Mord in Cambridgeshire

Kelly Kalt wie Blut

Kriminalroman | Mord in Cambridgeshire 4 - »Eine Reihe, die mich einfach nicht loslässt!« Val McDermid
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98690-751-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman | Mord in Cambridgeshire 4 - »Eine Reihe, die mich einfach nicht loslässt!« Val McDermid

E-Book, Deutsch, Band 4, 401 Seiten

Reihe: Mord in Cambridgeshire

ISBN: 978-3-98690-751-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die tief vergrabenen Verbrechen einer kleinen Stadt Ein Eissturm hält die Kleinstadt Ely in Cambridgeshire schon seit Tagen gefangen, als Declan McIlroy erfroren in seiner Wohnung aufgefunden wird. Es ist der härteste Winter seit Jahrzehnten, McIlroy bereits der achte Tote in dieser Woche. Doch Lokalreporter Philip Dryden spürt, dass hier etwas anderes geschehen sein muss: Er findet Hinweise darauf, dass McIlroy während seines langsamen Todeskampfes nicht alleine war. Als Dryden wenig später einen alten Freund von ihm tot auffindet, ist er sich sicher: Er hat es hier mit einer brillant geplanten Serie von Verbrechen zu tun. Die Spuren führen ihn schließlich zu einem Waisenhaus zurück, das seit Jahren skandalumwittert ist - und zu dem Dryden selbst eine Verbindung hat ... Der fesselnde England-Krimi »Kalt wie Blut« von Jim Kelly ist der vierte Band seiner »Mord in Cambridgeshire«-Reihe, die Fans von Katherine Webb und Val McDermid fesseln wird.

Jim Kelly, geboren 1957, arbeitet seit vielen Jahren als Korrespondent der Financial Times in London. »Tod im Moor« war sein hochgefeiertes Krimidebüt, für das er unter anderem mit dem »Dagger Award«, dem größten britischen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Jim Kelly lebt mit seiner Familie in Ely, Cambridgeshire, die auch Schauplatz seiner Krimireihe um Philip Dryden ist. Bei dotbooks veröffentlichte Jim Kelly seine Krimireihe »Mord in Cambridgeshire«: »Tod im Moor« »Kein Ort zum Sterben« »Dunkler als ein Grab« »Kalt wie Blut« »Spur der Knochen«
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Kapitel 3


Die Urinpfütze am Fuß des Treppenhauses der High-Park-Appartements war fest gefroren. Im Aufzug fand sich ebenfalls eine gefrorene Pfütze, farblich war sie allerdings keiner bekannten Körperflüssigkeit zuzuordnen.

Dryden drückte den Knopf mit der Ziffer 12, doch der Aufzug rührte sich nicht. Die Türen tanzten einen kurzen Shimmy: Sie schoben sich zu und wieder auf. Draußen auf dem Asphalt saß Humph grinsend in seinem Capri.

Dryden stapfte die erste Treppe hinauf, sämtliche Wände waren mit Schmierereien überzogen, nur ein neongelber Anschlag stach heraus und bot Senioren Hilfe während der Kältewelle an. Vierundzwanzig Treppenabsätze später erreichte Dryden den Laubengang »Frobisher«, das Stockwerk, auf dem Declan McIlroy bis in die ersten Stunden des heutigen Tages gelebt hatte. Es war windig hier oben und satte fünf Grad kälter. Drydens Atem dampfte, und die Luft schmerzte in der Kehle. Die Kältewelle dauerte nun schon eine ganze Woche lang an, und die arktische Kaltfront brachte strahlendes Wetter und Schneeschauer voll übergroßer Flocken mit sich.

Dryden schlang den Mantel eng um sich und spürte das Eis im Haar.

Auf der Fahrt in die Stadt hatte er sich von der Polizei von Ely telefonisch die bloßen Fakten geben lassen: Ein Nachbar war auf den Laubengang hinausgegangen, um seine winselnde Katze zu retten, die durch eine festgefrorene Klappe ausgesperrt war. Dabei hatte er bemerkt, dass das Gangfenster von McIlroys Appartement offen stand, was um zwei Uhr nachts für sich genommen schon ungewöhnlich war, angesichts der eisigen Temperaturen aber Anlass zur Besorgnis gab. Der Nachbar stellte fest, dass die Tür nicht verschlossen war, trat ein und fand McIlroy bei laufendem Fernseher mit einer gefrorenen Tasse Kaffee neben sich tot in einem Wohnzimmersessel vor. Sämtliche Fenster des Zimmers standen offen. Tod durch Unterkühlung hatte der Arzt festgestellt. Es würde ein Todesermittlungsverfahren geben, aber McIlroy hatte seit langem unter psychischen Störungen gelitten und bereits zwei Suizidversuche hinter sich: beide mit einem Messer.

Als Dryden über die Kante des Aufzugschachts zum Parkplatz hinunterspähte, flog eben eine Möwe unter ihm durch. Das High-Park-Appartementgebäude war in den Sechzigern erbaut worden und bildete den Mittelpunkt der Jubilee-Siedlung. Es ragte fünfzehn Stock hoch auf und rang mit dem Westturm der Kathedrale um die Vorherrschaft über den Horizont. Jedes Stockwerk verfügte über einen außen liegenden Laubengang, der die Türen der einzelnen Appartements miteinander verband. McIlroy wohnte in Nummer 126, einem Eckappartement, dem letzten auf diesem Gang.

Dryden ging zur Tür und drückte die Klinke: verschlossen. Es überraschte ihn, dass Polizei und Notarzt schon abgezogen waren. Nirgends gab es ein Anzeichen dafür, dass hier jemand gestorben war, vom Leben ganz zu schweigen. Er klopfte einmal, zweimal, wartete, schaute gen Süden, zum Stadtzentrum und darüber hinaus. Der Berufsverkehr hatte eingesetzt, und nach Osten fädelte sich eine lange Halskette aus Scheinwerfern bis Newmarket durch den Fen-Distrikt.

Dryden spähte durch das Fenster, konnte im Zwielicht aber nur wenig erkennen – den trüben Schimmer unpolierter Hähne, die orangefarbene Kücheneinrichtung aus Plastik und einen rostigen Gasboiler.

»Ist nicht daheim«, sagte jemand.

Dryden drehte sich um und sah einen älteren Mann; er mochte um die siebzig sein, hatte einen Morgenrock in Schottenkaro über Pulli und Jogginghose gezogen und hielt eine Tasse Tee fest umschlossen.

»Ich habe gehört – was passiert ist«, sagte Dryden und trat einen Schritt zurück. »Mein Name ist Dryden, ich bin vom Crow.«

»Sag ihm, er soll sich verpissen«, rief eine Frau aus der halb geöffneten Tür hinter dem Nachbarn.

Dryden nickte zu dem Appartement hin. »Da haben Sie wohl die Herzogin von Kent zu Besuch?«

Der Nachbar grinste und nickte. »Beachten Sie sie gar nicht. Sie sieht nicht gut – Gürtelrose«, erklärte er und streckte die Hand aus: »Buster. Buster Timms. Ich bin der, der ihn gefunden hat.« Er nickte zur Tür von Nummer 126 hin und hörte nicht zu nicken auf. »Wollen Sie mal sehen?«, fragte er.

»Und die Polizei?«, meinte Dryden, aber Buster sperrte längst die Tür auf. »Der ist das egal. Ich bin die ganze Nacht rein und raus und hab Tee gebracht. Jetzt sind sie abgezogen – haben gemeint, ich soll die Bude im Auge behalten.« Gekonnt schnalzte er mit seinen Dritten.

»Wie war er denn so – McIlroy?«, erkundigte Dryden sich, als Buster durch den kurzen Flur ins Wohnzimmer voranging. Dort gab es zwei Panoramafenster, eins nach Osten, das andere nach Norden. Eine Fenstertür führte auf einen kleinen Balkon hinaus, auf dem ein einsamer Holzstuhl stand, darunter ein Aschenbecher voller Eis. Jetzt, da die Sonne aufgegangen war, war das Zimmer lichtdurchflutet.

Buster überging die Frage. »Da hab ich ihn gefunden – in dem Sessel da. Steif wie ein Brett – kein Witz.« Buster strahlte. »Tragisch. Er war keine vierzig.«

»So so – aber wie war er denn nun?«

»Declan? Verrückt tät ich sagen. Sie wissen schon. Meschugge – hat andauernd Schwierigkeiten gehabt. Wir sind ja nur Nachbarn, nicht wahr, da mischt man sich natürlich nicht ein, bringt ja nichts.«

Dryden nickte. »Hier sind nirgends Türen«, stellte er fest.

Buster sah sich um und ließ einen Finger am Türrahmen bis dorthin hinabgleiten, wo einmal die Angeln gewesen waren. »Hat sie rausgenommen. Stehen in der Abstellkammer. Mich dürfen Sie da nicht fragen – aber man macht sich natürlich so seine Gedanken.« Er zwinkerte und schnalzte die Platte seiner dritten Zähne in die Höhe, so dass kurz sein kirschrotes Zahnfleisch aufblitzte. Drydens Magen verquirlte das Eiersandwich. »Ich schätz’ mal, er hat gesessen. Wenn er’s auch nie zugegeben hat.«

Dryden ging in die Küche. Auf einem Resopaltisch lag ein Bund Möhren, die Wurzeln voller Erde. Unter einem Blumenkohl auf dem Abtropfbrett lag eine Zeitung ausgebreitet.

»Scheint ja ein großer Gemüsefreund gewesen zu sein«, sagte Dryden und öffnete den Kühlschrank, der ausgeschaltet und leer war.

»Hat nichts anderes gegessen. Er hatte einen Kleingarten – da draußen.«

Durch das schmierige Fenster schweifte der Blick fort von der Stadt, hin zum finsteren Strich der Eisenbahnlinie in der Ferne. Dicht an dicht reihten sich Bohnenstangen und erfrorene Gemüsebeete zu einer Landschaft, die von Hütten und Lauben durchsetzt war: eine weitläufige Barackensiedlung aus modrigem Holz und Kunststoffplanen.

Dryden zog das Schränkchen über der Spüle auf. Hier lagerten die Teevorräte – Darjeeling, Earl Grey, Pfefferminz, Kamille.

»Du meine Güte«, staunte Dryden und untersuchte eine der halb leeren Schachteln.

Buster grinste viel sagend, und in Dryden erwachte ein kaum gekanntes Gefühl: akute Antipathie.

»Was ist denn so witzig?«, fragte er und drängte Buster einen Schritt zurück.

»Gesoffen hat er«, sagte Buster. »Schnaps. Mit dem Tee hat er sich nur über Wasser gehalten, wenn ihm mal wieder die Knete ausging.«

Dryden griff nach dem Wasserglas, das auf dem Abtropfbrett stand und schwenkte es unter der Nase: Es war gespült, aber dennoch kamen ihm Whiskyschwaden daraus entgegen.

Busters Zähne klapperten allmählich.

Sie gingen in die Diele. Dort hing ein Stromzähler, an dessen schwarzer Emailscheibe Dryden ablas, dass er praktisch voll war: £ 22,50.

Die erste Tür im Flur führte in ein kleines Schlafzimmer: ein Schlafsack auf einer Matratze, kein Teppich. Dann die Abstellkammer, das heißt, das Zimmer war als Kammer genutzt worden, eigentlich wäre es das Elternschlafzimmer gewesen. In Teekisten lagerten unterschiedlichste Kabel und elektrische Schaltelemente. An der Wand standen zwei alte Fernseher und ein Videorekorder. Es gab einen robusten Holztisch, das einzig vernünftige Möbelstück in der ganzen Wohnung, das als Werkbank diente und mit Zeitungen bedeckt war. An der gegenüberliegenden Wand lehnten vier der fünf Zimmertüren der Wohnung.

»Er konnte alles reparieren«, erzählte Buster ungefragt und drängte sich an Drydens Schulter. »Hauptsächlich für die Leute, die hier wohnen. Er war billig.«

»Und das?« Dryden zog eine mit einem bunt beklecksten Blatt unterlegte Staffelei von der Wand weg.

Buster zuckte die Schultern. Sie kehrten in die Diele zurück, und Dryden ließ sich die feuchte Luft in die Lungen strömen. Hier stand ein Schrank, den Dryden gern geöffnet hätte, doch er war abgesperrt.

»Schlüssel?«

Buster schüttelte den Kopf: »Ich hab nur den für die Wohnung. Wir haben die Zweitschlüssel getauscht. Hat die Polizei nicht weiter interessiert.«

»War er denn oft knapp bei Kasse?«, wollte Dryden wissen und ging ins Wohnzimmer zurück.

»Allerdings. Aber er hat ja Sozialhilfe gekriegt – wegen der Krankheit.«

»Krankheit?«

»Husten. TBC, hat er gesagt. Deswegen hab ich gestern Nacht ja auch gemerkt, dass was nicht stimmt – ich hab gehorcht, aber kein Husten. Er hustet andauernd im Schlaf. Das macht die Frau völlig irre«, setzte er mit einem Nicken zur Trennwand hinzu.

»Aber Sie sind nicht nachsehen gegangen?«

Buster verkrallte sich in seine Morgenrockkordel. »Er wollte nicht gern gestört werden.«

Über dem gekachelten Kamin hing ein gerahmtes Bild: Zwei Männer auf einer Bank unter einer Magnolie. Hinter ihnen breitete sich das endlose Moor aus, im Vordergrund lag ein Teich. Dryden tippte an den Rahmen.

»Das ist sein Kumpel – Joe«, erläuterte Buster. »Hab nicht viel mit ihm zu tun gehabt. Declan hat erzählt, dass er...



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