Kelly | Gerettet von deiner Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 250, 256 Seiten

Reihe: Historical

Kelly Gerettet von deiner Liebe


1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86349-952-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 250, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-86349-952-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jubel begrüßt James Trevenen, den nach einem Schiffbruch alle für tot hielten, bei seiner Heimkehr nach London. Jahrelang hat er allein auf einer unbewohnten Südseeinsel überlebt! Alle Damen der feinen Gesellschaft wollen den wagemutigen Forscher kennenlernen - doch nur eine kommt ihm näher: die schöne junge Witwe Susannah Park. Aber wenn sie mit ihm zusammen ist, spürt sie nicht nur prickelnde Sehnsucht nach diesem faszinierenden Mann, sondern auch, dass ihn ein dunkles Geheimnis bedrückt. Susannah hat nur noch einen Wunsch: James' Herz zu heilen - und es für sich zu gewinnen ...

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1. KAPITEL

Mochte die Orion auch schon vor sechs Jahren gesunken sein, so sträubten sich James Trevenens Nackenhaare dennoch, als die Wirtsfrau das Tuch aufschlug, um für ihn den Tisch in der Schankstube zu decken. Denn das Geräusch erinnerte ihn erschreckend an das dumpfe Donnern, während das Riff den Schiffsrumpf aufgeschlitzt hatte.

Verstohlen flog sein Blick durch den Raum. Hoffentlich hatte niemand bemerkt, wie er den Atem laut eingezogen hatte. Wie lange würde es noch dauern, bis er nicht mehr bei jedem nichtigen Geräusch zusammenfuhr? Die Gaststube war gut besucht, doch niemand achtete auf den Fremden.

Der erzwungene Aufenthalt hier störte ihn nicht. Er hatte weiß Gott gelernt, geduldig zu sein. Laut Auskunft des Kutschers waren vor Kurzem schwere Regenfälle in der Gegend niedergegangen. Durch das Hochwasser war die Brücke zwischen Lovell und dem nächsten Dorf unpassierbar geworden, und die Fahrgäste waren genötigt, in der Poststation zu übernachten.

Ihm war es einerlei. Wie unbequem die bevorstehende Nacht auch werden mochte, nichts konnte annähernd so schlimm sein, wie fünf Jahre allein und hungrig auf einer tropischen Insel ausgesetzt zu sein.

Die Gouvernante mit den zwei Kindern, die während der langen Fahrt in der Postkutsche ihm gegenübergesessen hatte, tat ihm leid. Sie hatte ziemlich verzagt geklungen, als sie mit dem Wirt um den Zimmerpreis feilschte. Durch die unplanmäßige Übernachtung war die Frau im abgetragenen Umhang anscheinend gezwungen, auf ihre eigene bescheidene Barschaft zurückzugreifen. Ihr Dienstherr war offenbar ein Geizkragen, und James hätte gerne seine eigene wohlgefüllte Brieftasche gezückt, um der Frau auszuhelfen, wollte sich aber nicht einmischen.

Gerade war er dabei, den Wirt davon zu überzeugen, dass er nicht den Wunsch habe, ungestört in einem Separee zu speisen, da er nichts mehr verabscheute als Einsamkeit, als ein blasierter Stutzer die Poststation betrat und ein Zimmer verlangte.

Der überforderte Wirt versicherte ihm, es sei nichts mehr frei, Mr. Trevenen habe das letzte Zimmer bekommen.

Der feine Herr wandte sich an James. „Ich bezahle den doppelten Preis.“

Aufgeblasener Affe, dachte James belustigt. Ihm war es egal, wo er die Nacht verbrachte, aber so einfach wollte er es dem Kerl nicht machen. „Und wenn ich ablehne?“

Die leicht vorstehenden Augen des eitlen Pfaus quollen beinahe aus den Höhlen. James beobachtete ungerührt, wie dessen bleiches Gesicht eine fleckige Röte annahm. Euer Gnaden sind wohl nicht an Widerspruch gewöhnt, wie?, dachte er spöttisch.

Der Dandy betupfte sich die Stirn mit einem Spitzentuch. „Sie ahnen ja nicht, welche Strapazen ich ausstehen musste“, lamentierte er und wollte nun offensichtlich an James’ Mitleid appellieren.

„Wie könnte ich?“, erwiderte James ungerührt und verkniff sich ein Lächeln, während der nach Lavendel duftende Herr ihm sein Leid klagte.

Irgendwie wirkte der aufgeputzte Pfau tatsächlich derangiert. Die Enden seines breiten Revers hingen schlaff nach unten, die bauschige Seidenkrawatte war verrutscht, und die staubigen Spitzenmanschetten hingen zerknittert über den feingliedrigen Handgelenken.

„Ich überlasse dem Herrn gern mein Zimmer“, sagte James schließlich.

„Aber es ist mein letztes“, gab der Wirt zu bedenken.

Achselzuckend warf James einen Blick in den Schankraum. „Ich kann dort hinten auf der Bank schlafen, wenn Sie mir eine Decke und ein Kissen geben.“

„Sir, das ist …“

„Abgemacht!“, rief der feine Herr, der sich als Sir Percival Pettibone vorstellte, doch seine Begeisterung schwand augenblicklich, als der Wirt die Lage des Zimmers beschrieb.

„Es führt auf den Kuhstall und das stille Örtchen im Hinterhof?“, fragte er in blankem Entsetzen.

„Ja, so ist es.“

Sir Percival hielt sich das Spitzentüchlein unter die Nase, als verursache ihm allein der Gedanke daran bereits Übelkeit. „Ich nehme an, daran lässt sich nichts ändern, wie?“

„Es sei denn, wir drehen das Haus herum“, bemerkte James seelenruhig und zwinkerte dem Wirt zu, der nur mit den Achseln zuckte. „Kann ich mein Gepäck hinter den Schanktisch stellen?“

„Gewiss, Sir“, antwortete der Wirt erleichtert.

James verstaute seine Reisetasche, nahm den Lederbeutel mit seiner Abhandlung heraus und begab sich ins Freie. Hoffentlich habe ich mich nie so benommen wie dieser Stutzer, dachte er. Seine Familie war wohlhabend und besaß große Ländereien, aber keinen Titel, und seine Mutter hatte ihn als wohlerzogenen Knaben zur See geschickt. Seit seiner Rückkehr hatte James einige seiner Landsleute kennengelernt, denen ein paar Jahre Einsamkeit auf einer gottverlassenen Insel kaum geschadet hätten.

Er setzte sich auf eine Bank im Hof, bis die Sonne sank, und blätterte seine Abhandlung durch, obwohl er jeden Satz auswendig kannte. Nachdem ihm auf der Insel die Tinte ausgegangen war und bevor er gelernt hatte, aus der schwarzen Flüssigkeit von Kraken Tinte herzustellen, hatte er ganze Kapitel auswendig gelernt.

Auf dem Deckblatt prangte die Gloriosa. Er war kein Künstler, aber eines Nachts, als er wieder einmal im kalten englischen Sommer frierend am Schreibtisch saß, hatte er die Gloriosa aus dem Gedächtnis gemalt, so gut er es vermochte.

Während er nun die Seiten durchblätterte, dachte er an seine täglichen Beobachtungen auf der Insel. Einigen Krabben hatte er sogar Namen gegeben: Boney war kleiner als die anderen, aber umso kämpferischer; Lord Nelson fehlte ein Augenfühler; Marie Antoinettes Farben leuchteten bei der Paarung besonders prächtig. Alle waren bis heute seine Gefährten geblieben.

Jäh hob er den Kopf und dachte an seinen anderen Gefährten. „Nun gut, Tim. Wo steckst du?“, murmelte er. Mit angehaltenem Atem schaute er sich im Hof um, ohne das vertraute Gesicht zu sehen. Er wagte nicht zu hoffen, Tim habe sich endlich entschlossen, ihn in Frieden zu lassen. Vielleicht aber bereitete es ihm auch Vergnügen in der absonderlichen Art und Weise, die Gespenster an sich hatten, zur Abwechslung Sir Percival Pettibone heimzusuchen.

Auf dem Weg ins Haus suchte er den Nachthimmel in alter Gewohnheit nach dem Kreuz des Südens ab. Auch das muss ich mir endlich abgewöhnen, schalt er sich.

Die Schankstube hatte sich bereits geleert. Auf der Bank lagen ein Kissen und eine Decke bereit, auf einem Schemel daneben stand ein Krug Bier.

Hinter dem Schanktisch spülte der Wirt die letzten Gläser und blickte mürrisch auf.

„Seien Sie unbesorgt wegen Sir Percival“, sagte James. „Mir macht es wirklich nichts aus.“

„Sollte es aber“, entgegnete der Mann mit einem finsteren Blick zur Stiege. „Meiner Meinung nach hatte dieser Robespierre vollkommen recht.“ Er vollführte mit der flachen Hand eine Hackbewegung. „Kopf ab!“

James verzog das Gesicht, und der Wirt machte sich grinsend wieder an seine Arbeit. James legte die Gloriosa auf die Bank, ging durch die Seitentür ins Freie und überquerte den Hinterhof, wo sich das Örtchen befand.

Nachdem er sich die Hose zugeknöpft und den Holzverschlag zugemacht hatte, stieg ihm Rauchgeruch in die Nase. Alarmiert schaute er die Hauswand hinauf. Aus einem Fenster der Kammer, in der er Sir Percival Pettibone vermutete, quoll Rauch. Er eilte zum Haus, während der Dandy im Nachthemd aufgeregt zwischen zwei geöffneten Fenstern hin- und herrannte, und rief mit dröhnender Stimme nach dem Wirt.

Sir Percival streckte unterdessen ein spindeldürres Bein aus dem Fenster und versuchte Halt an einem Mauervorsprung zu finden.

„Nein! Tun Sie das nicht!“, warnte James.

„Hilfe! Retten Sie mich!“

Der Wirt rannte herbei, warf einen Blick nach oben, rief nach seiner Frau und befahl ihr, die Gäste zu wecken und aus dem Haus zu scheuchen. Sir Percival klammerte sich an das Fenstersims, sein Bein hing immer noch in der Luft.

James rüttelte an der Regenrinne, um zu prüfen, ob sie fest im Mauerwerk verankert war. Denk einfach, es ist eine Palme, sagte er sich, zog Stiefel und Strümpfe aus und kletterte behände die Regenrinne hinauf, während der Hof sich mit Menschen in Nachtgewändern füllte.

„Lassen Sie den Unsinn! Zurück ins Zimmer!“, rief er der halb aus dem Fenster hängenden Gestalt zu. „Auf der Stelle!“

Bei all seinem Entsetzen zog Sir Percival einen beleidigten Schmollmund. „Erlauben Sie mal, wie reden Sie mit mir?“

„Ich rede, wie es mir passt!“, rief James wütend. „Und Sie tun, was ich Ihnen sage! Und zwar sofort!“

Das dünne Bein verschwand, ein spitzer Schrei folgte. James zog sich am Fensterrahmen hoch, sprang in die Kammer und hielt sich die Hand gegen den Qualm vor die Nase. Das Publikum im Hof klatschte Beifall.

Er blieb in Kauerstellung, hielt den Kopf gesenkt, während Sir Percival sich an ihn klammerte. „Nehmen Sie sich doch zusammen!“, knurrte James und schüttelte ihn ungeduldig ab. „Ich sehe nicht einmal Feuer.“

Es gab auch kein Feuer. Mit halb zugekniffenen Augen schaute James sich um und entdeckte, dass der Rauch vom Fußende des Bettes aufstieg. Jemand – vermutlich der Schwächling auf dem Fußboden, der nun in sein Taschentuch schluchzte – hatte einen Morgenmantel über die Wärmepfanne geworfen, die mit glühenden Kohlen gefüllt war und deren langer Holzgriff aus dem Bett ragte. Vorsichtig hob James den schwelenden Morgenmantel hoch, warf ihn aus dem Fenster und ließ die angesengte Decke...



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