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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Kelle Muttertier

Eine Ansage
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-03848-464-6
Verlag: Fontis
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Ansage

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-03848-464-6
Verlag: Fontis
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Wir Mütter tragen die Zukunft!", ruft Birgit Kelle. "Eine glückliche Mutter ist heute eine Provokation. Sie ist die selbstverständlich gelebte Weiblichkeit. Sie kann Leben schenken und Leben weitergeben. Was für ein Potenzial! Mutterglück – allein das Wort dreht den Fossilfeministinnen ja schlicht den Magen um. Haben sie nicht jahrelang gekämpft, um uns von diesem 'Mythos', von unseren Männern und auch von den Kindern zu befreien? Oder sollten wir nicht gleich sagen: von unserer weiblichen Natur? Früher legten wir Karrieren auf Eis, um Kinder zu bekommen. Heute sollen wir unsere Eizellen auf Eis legen, um Karriere zu machen und unsere besten Jahre der Firma statt unseren Familien zu schenken. Danke auch. Aber entgegen jedem Mainstream sind wir immer noch da: Beherzte Mütter. Weibliche Frauen. Wir sind die wahre Avantgarde. Ohne uns kein Leben. Wir sind die Muttertiere – wir spielen keine austauschbare Rolle, wir sind nicht dekonstruierbar, wir sind. Gekommen, um zu bleiben. Wir hüten die Brut, wir verteidigen sie wie Löwinnen. Wir geben ihr Wurzeln und Flügel. Wir lieben sie. Es ist nicht rational, es ist. Wir sind Muttertiere bis zum letzten Atemzug. Und das machen wir gut so."

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Vorwort
Hört auf, uns zu befreien!
Eine glückliche Mutter ist eine Provokation. Sie ist selbstverständlich gelebte Weiblichkeit. Sie kann Leben schenken und Leben weitergeben. Was für ein Potenzial. Mutterglück – allein das Wort dreht den Fossilfeministinnen schlicht den Magen um. Haben sie nicht jahrelang gekämpft, um uns von diesem «Mythos» zu befreien? Oder sollten wir nicht gleich sagen: von unserer weiblichen Natur? Mein Gott, Mädchen, jetzt begreif doch, dass du in Fesseln liegst und dich endlich von deinem biologischen Erbe lösen musst. Ganze Generationen von Feministinnen haben sich damit abgemüht, uns auf Kurs zu bekommen. Zuerst hat man uns von unseren Männern befreit, jetzt müssen nur noch die Kinder weg, dann kann es endlich losgehen mit der grenzenlosen Emanzipation, der absoluten Freiheit. Ohne Verpflichtung, ohne Bindung, ohne Familie – also ohne Leben. Was für eine Verheißung … Früher legten wir Karrieren auf Eis, um Kinder zu bekommen. Heute sollen wir unsere Eizellen auf Eis legen, um Karriere zu machen. Um unsere besten Jahre der Firma statt unseren Familien zu schenken. «Social Freezing» heißt der Trend aus den USA, und «soziales Einfrieren» ist in der Tat eine gute Übersetzung dafür. Denn wir sollen nicht nur die Eizellen einfrieren, sondern auch den Kinderwunsch, die Sehnsucht nach Beziehung und die Zeit für Familie. Dafür bezahlen sie uns die Lagerung unserer Eizellen in Tiefkühlfächern. Danke auch. Bloß nicht in Abhängigkeit geraten, Mädchen! Bloß nicht auf dein Bauchgefühl hören! Lass dir nicht einreden, dass du einen Kinderwunsch hast. Dass du leben, lieben und für andere sorgen willst. Wie teuer es immer häufiger bezahlt wird, dass Frauen sich über Jahre einreden lassen, ihre Weiblichkeit könnte von der Mutterschaft abgekoppelt werden, darüber können diejenigen Frauen bitter berichten, die oft erfolglos in späten Jahren mit allen medizinischen und finanziellen Mitteln noch versucht haben, Mutter zu werden. Mutterschaft ist zum Politikum geworden. Die Selbstverständlichkeit bisheriger Generationen ist abhandengekommen. Die Errungenschaften der künstlichen Verhütung brachten als Kehrseite der Medaille auch neue Entscheidungszwänge. Was früher als Schicksal angenommen wurde, muss heute wohlüberlegt sein. Man kann ja nicht einfach so dann Kinder bekommen, wenn sie kommen – wo kommen wir denn da hin? «Mein Bauch gehört mir» war der Slogan der Abtreibungsbewegung. Lächerlich. Unser Bauch gehört immer weniger uns selbst, denn er ist heiß begehrt als potenzielle Brutstätte. Und wird inzwischen sogar auf ganz neue Art ausgebeutet. Heute kann man weltweit sein Kind nicht nur verhindern, sondern auch im Mutterleib töten und sogar auf dem internationalen Markt verkaufen. «Leihmutterschaft» nennt sich das Geschäftsmodell, nur dass nicht die Mutter ausgeliehen, sondern stattdessen eine Gebärmutter gemietet und das Kind verkauft wird. To rent a womb nennen es die pragmatischen Amerikaner. Schöne neue Mütter-Welt. Nirgendwo protestieren Feministinnen gegen diese menschenverachtende Praxis, die man ehrlicherweise als das bezeichnen muss, was sie ist: moderner Menschenhandel. Was sollen sie auch sagen, die Damen Feministinnen, es sind ja gerade auch ihre lesbischen Schwestern, die diese Option rege nutzen. Oh ja, er wird immer noch gebraucht, unser Bauch – und doch verleugnet. Wir sollen immer noch Mütter werden, aber um Himmels willen nicht zu viel Zeit darauf verschwenden. Es könnte uns ja gefallen. Wir könnten auf den Geschmack kommen und uns böswilligerweise vom Arbeitsmarkt fernhalten. Die Selbstverständlichkeit des Mutterseins ging verloren, seit wir in den Feuilletons statt in den Wohnküchen unsere Frauenleben diskutieren. Sollen wir Mütter werden, und wenn ja: wann und von wem oder von wie vielen? Und wären wir überhaupt eine gute Mutter? Ruinieren wir damit nicht von der Figur übers Sexleben bis zur Karriere unsere Existenz? Für jedes Problem ein Ratgeber. Für jede Frage eine Frauenzeitschrift. Immer mehr Fragen, immer weniger Antworten in einer getriebenen Welt, die für die Zeitlosigkeit der Mutterschaft keinen Platz mehr findet. Geblieben ist die Sehnsucht nach Weiblichkeit. Bei den Männern sowieso. Auch die genderbewegten Jungfeministinnen bringen uns derweil keine Lösungen. Neue schon gar nicht. In der Regel kinder- und ahnungslos, sind sie schwer damit beschäftigt, neue, possierliche Geschlechterdefinitionen zu finden und höchst gendergerecht ihren letzten Rest an Weiblichkeit optisch und mental selbst zu entsorgen. Oder sich neuerdings mehr für die Belange von Transmännern und adoptionswilligen Schwulen einzusetzen als für Millionen von Frauen, die wirklich andere Sorgen haben. Gut, man muss das verstehen. Es ist natürlich auch wichtig, dass sich die «Queer-People» aus dem vegan-lesbischen Arbeitskreis mit Hang zu bisexuellen «Cis-Frauen» gesellschaftlich «empowern» und mit Hilfe gendergerechter Sprach*Sternchen, Unisextoiletten und Ampelweibchen an ihrer visibility arbeiten. Schließlich muss der eigene Opferstatus nicht nur entdeckt und angeprangert, sondern auch langfristig kultiviert werden, um auch für das nächste Jahr noch ein Budget aus dem Staatshaushalt abzustauben. Schon das Neusprech dieser vermeintlich modernen, selbsternannt «intersektional-feministischen» Bewegung ist so lächerlich dämlich, dass man immer aufwachen will – in der Hoffnung, aus Versehen vor dem Fernseher beim ARD-Satiregipfel eingeschlafen zu sein. Es gibt bloß kein Erwachen, stattdessen immer neue Gender-Lehrstühle. Da wollen sie neu sein und rennen doch immer noch erbsenzählend den Männern hinterher, vergleichen eifersüchtig Macht und Posten. Kultivieren einen maskulinen Feminismus und merken es nicht einmal. Es hat schon eine ganz eigene Ironie, dass man mir männliche Karrieren anbietet, damit ich mich als Frau darin verwirklichen kann. Aber was bitte soll daran weiblich sein, dass wir nun das Leben von Männern führen dürfen? «Ihr macht Stuhlkreise, wir tragen die Zukunft!», will man ihnen zurufen. Entgegen allen Totgesängen und jedem medial gehypten Mainstream sind wir nämlich immer noch da: beherzte Mütter. Weibliche Frauen. Wir sind die wahre Avantgarde. Ohne uns kein Leben. Wir bekommen nicht Kinder, weil wir sollen, sondern weil wir es wollen. Wir sind die Muttertiere – wir spielen keine austauschbare Rolle, wir sind nicht totzuquatschen und dekonstruierbar im Morgenkreis universitärer AStA-Selbsthilfegruppen. Wir sind. Wir waren schon immer. Und wir werden auch dann noch sein, wenn die letzte kinderlose Emanzipationsbewegte sich ihr selbstdefiniertes Gender-Geschlecht auf den Grabstein hat gravieren lassen. Die meisten Mütter, die mir in den vergangenen Jahren begegneten, waren nicht unzufrieden mit ihrem Leben, sondern mit der Resonanz auf selbiges. Ich habe noch nie eine Mutter kennen gelernt, die nicht schon zigmal in ihrem Leben mit der Frage konfrontiert wurde, warum sie nicht arbeite oder ob sie denn auch «was Richtiges» mache, außer Kinder zu hüten. Wann sie denn endlich wieder arbeite? Oder warum sie überhaupt studiert habe, wo sie doch nur Kinder hüte? Zumindest die letzte Frage ist einfach zu beantworten: Damit wir klug genug sind, auf solche Beleidigungen nicht mit Handgreiflichkeiten zu antworten, sondern bestenfalls mit Ignoranz. Vielen tun diese unaufhörlichen Beleidigungen aber stattdessen leider weh. Es tut ihnen weh, dass die Gesellschaft, ihre Politiker, ihre Arbeitgeber und manchmal sogar ihre Ehemänner und ihre besten Freundinnen der Meinung sind, dass das, was sie täglich tun, weniger wert sei als der stupideste Job an einem x-beliebigen Fließband. Dafür gäbe es nämlich Geld, wenn auch noch so wenig. Eine Mutter bekommt oft nicht einmal ein «Danke». «Sie sprechen mir aus der Seele» – das ist immer noch der häufigste Satz, den ich von anderen Müttern höre, einfach nur, wenn ich darüber schreibe und spreche, warum es mich glücklich macht, Zeit für meine Kinder zu haben. Warum es mich wütend macht, wie die Politik mit uns umgeht, und warum ich für nichts in der Welt meine Kinder gegen eine Karriere tauschen würde. Es macht mich wütend, dass so viele dieser Frauen in dem Bewusstsein leben, mit ihnen sei irgendetwas nicht in Ordnung, weil ihnen alle Welt erklärt, sie seien auf dem falschen Weg. Die meisten haben längst aufgegeben, ihren Standpunkt in Diskussionen überhaupt noch zu benennen. Sie schweigen. Aber sie sind wütend. «Nur Mutter», «nur Hausfrau» – wie viele Frauen geben selbst schon diese Antwort auf die Frage, was sie denn tun. «Nur». Richtig, die Gehirnwäsche jahrzehntelanger «Befreiung» der Frau ist nicht spurlos an uns vorübergegangen. Sie führt so weit, dass wir als Mütter selbst schon unter den Scheffel stellen, was wir täglich leisten. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden täglich. Wir nehmen seit Jahrzehnten hin, dass in unserer Gesellschaft Arbeit nur als solche definiert wird, wenn sie auch bezahlt wird. Was nichts kostet, ist nichts wert – nirgendwo zeigt sich dieser Grundsatz deutlicher als im Umgang mit Müttern. Und anstatt diese Tatsache anzuprangern, sind ausgerechnet Frauen ganz vorne mit dabei, wenn es heißt, die eigenen Geschlechtsgenossinnen zu degradieren, die sich partout nicht aus der «Gefangenschaft» als Hausfrau und Mutter befreien lassen wollen. Alle Argumentationen habe ich schon gehört in den Diskussionen der vergangenen Jahre. Dass Mütter nicht arbeiten würden, ist ja noch der mildeste Vorwurf in einer langen Reihe von Beleidigungen zwischen...


Kelle, Birgit
Birgit Kelle arbeitet als freie Journalistin und Autorin. Sie wurde 1975 in Siebenbürgen, Rumänien, geboren. Sie ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. 2013 erschien ihr erstes Buch zu Frauen- und Familienpolitik in Deutschland: "Dann mach doch die Bluse zu". 2015 erschien ihr zweites Buch: "Gendergaga" – eine satirische Kritik an der aktuellen Gender-Mainstreaming-Politik. Kelle war Kolumnistin des Debattenmagazins "The European", sie schreibt derzeit für zahlreiche Print- und Online-Medien und als regelmäßige Kolumnistin für das Magazin FOCUS und die Tageszeitung DIE WELT.



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