Keilmann / Büttner / Böhme | Sprachentwicklungsstörungen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 230 Seiten

Keilmann / Büttner / Böhme Sprachentwicklungsstörungen

Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-456-94676-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie

E-Book, Deutsch, 230 Seiten

ISBN: 978-3-456-94676-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Das in den letzten Jahren gewachsene Interesse an Sprachentwicklungsstörungen hat zur Bearbeitung einer Vielzahl wissenschaftlicher Fragestellungen geführt. Somit konnten die Diagnostik und Therapie sowie Möglichkeiten der Sprachförderung wesentlich weiterentwickelt werden. Dieses Buch bietet einen strukturellen und praxisbezogenen Überblick über das derzeitige Wissen zu Sprachentwicklungsstörungen.Aus interdisziplinärer Perspektive vermitteln die Autoren eine Orientierung innerhalb dieses komplexen Themengebietes. Dieses Buch richtet sich daher sowohl an Logopäden, Sprachtherapeuten (Sprachheilpädagogen, klinische Linguisten, klinische Sprechwissenschaftler, Patholinguisten) und Studierende dieser Fachrichtungen als auch an Ärzte der Fachrichtungen Phoniatrie/Pädaudiologie, Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen, HNO-Heilkunde, Kinder- und Jugendmedizin, Psychologen und Pädagogen.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Vorwort;10
3;Einleitung;12
4;Teil 1: Sprachentwicklung;14
4.1;1 Anatomie und Physiologie;16
4.1.1;Sprech- und Stimmorgane;16
4.1.2;Aufbau und Funktion des Ohres;23
4.2;2 Spracherwerbstheorien;28
4.2.1;Nativismus;29
4.2.2;Neurolinguistische Sichtweise;30
4.2.3;Behaviorismus;30
4.2.4;Kognitivismus;31
4.2.5;Interaktionismus;31
4.2.6;Die epigenetische Position;32
4.3;3 Sprachentwicklung;34
4.3.1;Voraussetzungen für die Sprachentwicklung;34
4.3.2;Pränatale Sprachentwicklung;36
4.3.3;Postnatale Sprachentwicklung;39
4.4;4 Sprachentwicklung bei Mehrsprachigkeit;48
4.4.1;Simultane und sukzessive Zweisprachigkeit;48
4.4.2;Zweitspracherwerb in Abhängigkeit vom Alter;49
4.4.3;Interferenzen – Code-Mix – Code-Switching;50
4.4.4;Sprachtrennung – Verhältnis der beiden Sprachen;51
4.4.5;Mehrsprachigkeit und Sprachentwicklungsstörungen;52
5;Teil 2: Diagnostik;54
5.1;5 Anamnese;56
5.2;6 Früherfassung von sprachauffälligen Kindern;62
5.2.1;Suche nach Markern;64
5.2.2;Elternfragebögen;64
5.2.3;Direkte Untersuchungsmöglichkeiten;65
5.3;7 Untersuchung nichtsprachlicher Leistungen;68
5.3.1;Peripheres Hörvermögen – Hörprüfungen;68
5.3.2;Auditive Verarbeitung und Wahrnehmung;73
5.3.3;Sehvermögen und visuelle Wahrnehmung;75
5.3.4;Taktil-kinästhetische Wahrnehmung;77
5.3.5;Sprechorgane und Artikulomotorik;78
5.3.6;Motorische Entwicklung, Perzeptionsalter, Sozial-und Selbständigkeitsentwicklung;80
5.3.7;Intelligenzdiagnostik;84
5.4;8 Sprachbefund;88
5.4.1;Ziele und Methoden der Sprachuntersuchung;89
5.4.2;Auswahl geeigneter Untersuchungsverfahren;91
5.4.3;Methoden der Sprachuntersuchung;92
5.4.4;Spezielle Untersuchungsdesigns bei Mehrsprachigkeit;110
6;Teil 3: Klinik;114
6.1;9 Prävalenz von Sprachentwicklungsstörungen;116
6.2;10 Definitionen;118
6.2.1;Sprachentwicklungsstörung (SES);119
6.2.2;Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) bzw. « specific language impairment » ( SLI);120
6.2.3;Sprachentwicklungsverzögerung (SEV);121
6.2.4;Late Talker;121
6.2.5;Sprachentwicklungsbehinderung;122
6.3;11 Sprachentwicklungstörungen im Zusammenhang mit Komorbiditäten;124
6.3.1;Periphere Hörstörungen;124
6.3.2;Sehstörungen und visuelle Wahrnehmungsstörungen;128
6.3.3;Taktil-kinästhetische Störungen;130
6.3.4;Fehlbildungen;131
6.3.5;Verbale Entwicklungsdyspraxie;137
6.3.6;Beeinträchtigung der intellektuellen Fähigkeiten;138
6.4;12 Spezifische Sprachentwicklungsstörungen ( SSES);142
6.4.1;Neurobiologische, humangenetische und psychosoziale Befunde;142
6.4.2;Diagnose und Verlauf;144
6.5;13 Sprachentwicklungsstörungen und evidenzbasierte Medizin;146
6.6;14 Auswirkungen auf den Schriftspracherwerb;148
7;Teil 4: Therapie;152
7.1;15 Therapie von Sprachentwicklungsstörungen;154
7.1.1;Auswahl der Therapieziele;155
7.1.2;Elternprogramme zur Förderung der kommunikativen Interaktion;157
7.1.3;Funktionsbereichsübergreifende Therapie;160
7.1.4;Sprachspezifische Therapie;163
7.1.5;Sprachentwicklungsstörungen im Schulalter;179
7.1.6;Sprachentwicklungsstörungen im Kontext von weiteren Störungen;180
7.2;16 Therapie von Sprachentwicklungsstörungen bei Mehrsprachigkeit;182
7.2.1;Aspekte der Mehrsprachigkeitsforschung;183
7.2.2;Mögliche Inhalte der Elternberatung;184
7.2.3;Sprachtherapie;185
7.3;17 Beratung bei Sprachentwicklungsstörungen;188
7.4;18 Förderung der Sprachentwicklung;192
8;Literatur;198
9;Sachregister;218
10;AutorInnen;230


12 Spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES) (S. 141-142)

12.1 Neurobiologische, humangenetische und psychosoziale Befunde

Experten erforschen schon seit Jahrzehnten, wie wichtig neurobiologische Befunde und Gen-Umwelt-Interaktionen einschließlich der Umwelteinflüsse bei spezifischen Sprachentwicklungsstörungen sind. Die Meinungsbildung ist immer noch nicht abgeschlossen, und die Bedeutung dieser Befunde im Verhältnis zu Umweltfaktoren wird von den Forschern unterschiedlich eingeschätzt.

Neurobiologische Befunde

Zusammenhänge zwischen spezifischen Sprachentwicklungsstörungen und einer mangelnden Asymmetrie des Planum temporale wurden immer wieder erörtert. Darüber hinaus werden auch neuroanatomische Strukturen, wie zum Beispiel eine anatomische Asymmetrie des perisylvanischen Kortex beschrieben. Trotz zahlreicher Einzelergebnisse steht eine endgültige Klärung des neurobiologischen Korrelats von Sprachentwicklungsstörungen noch aus (Suchodoletz, 2001).

Humangenetische Befunde

Etwa bei der Hälfte der von einer schweren Sprachentwicklungsstörung betroffenen Kinder findet sich ein Verwandter ersten Grades, der ebenfalls unter einer Sprachentwicklungsstörung oder einer Störung des Schriftspracherwerbs leidet (Keilmann et al., 2005). Verschiedene Metaanalysen weisen darauf hin, dass insbesondere für das Auftreten von Sprachentwicklungsstörungen die Genetik eine wichtige Rolle spielt, während sprachliche Leistungen im oberen Bereich durch die Umwelt stärker beeinflusst werden (Hayiou-Thomas, 2008). Bei eineiigen Zwillingen beträgt die Konkordanz für Sprachentwicklungsstörungen 85 %, bei zweieiigen nur 52 %.

Forscher favorisieren für die SSES allgemein die Hypothese einer polygen/multifaktoriellen Vererbung, bei der bei geschlechtsspezifischem Schwellenwert ein «Major»-Gen beteiligt ist (DGPP-Leitlinie, 2008). Im Zusammenhang mit einer genetischen Beteiligung bei spezifischen Sprachentwicklungsstörungen wird immer auf die «KE-Familie» verwiesen, bei der in drei Generationen etwa der Hälfte der Familienmitglieder von einer Sprachstörung betroffen war. Eine Analyse des Genmaterials der KE-Familie ergab eine Mutation eines Gens auf dem 7. Chromosom. Es handelt sich um das Gen «FOXP2» (u. a.Vargha-Khadem et al., 1995, 2005, Lai, 2001). Die Mutation des Chromosom 7 soll zu Hirnregionen in Beziehung stehen, die das Sprechen und die Sprache kontrollieren. In diesem Zusammenhang wird auch von dem «Fox- Gen» gesprochen. Zur Vertiefung des Verständnisses verweisen wir auf Schaaf und Zschocke (2008) im Sinne der modernen Humangenetik.

«Multifaktorielle Krankheiten»

Es wird zunehmend deutlich, dass es kaum eine Gesundheitsstörung gibt, deren Ausprägung nicht auch durch genetische Varianten bedingt wird. Die genetischen Komponenten geben einen Spielraum vor, wie der Organismus auf entsprechende Umweltfaktoren reagieren kann. Als Beispiele für typische multifaktorielle Krankheiten, bei denen genetische und nichtgenetische Faktoren in unterschiedlichem Maße zusammenwirken, seien die arterielle Hypertonie, die rheumatische Arthritis und die senile Demenz genannt. Multifaktorielle Krankheiten machen damit die größte Gruppe genetischer Krankheiten (sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter) aus. In diesem Sinne kann auch die spezifische Sprachentwicklungsstörung den multifaktoriellen Krankheiten zugeordnet werden.



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