E-Book, Deutsch, Band 3
Reihe: Poison Bakery-Reihe
Kassner Giftige Versuchung
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98637-777-9
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein britischer Cosy Crime
E-Book, Deutsch, Band 3
Reihe: Poison Bakery-Reihe
ISBN: 978-3-98637-777-9
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gemütlich Kaffee trinken und Kuchen essen? Fehlanzeige! Hier geht es tödlich zu …
Cosy Crime at its best: Der dritte Fall aus der charmantesten Bakery Londons
In Linns und Terrys kleiner Bakery im Londoner Stadtteil Soho wird es nicht langweilig. Linns Pechsträhne mit Männern scheint ein Ende zu haben, als der Journalist Conor in ihr Café tritt und sie mit Aufmerksamkeit überhäuft. Und auch sonst haben die beiden Freundinnen einiges, worüber sie spekulieren können: zum Beispiel die exzentrische Stammkundin, die ständig lautstark mit ihrem Ehemann am Handy in Streit gerät. Aber auch in der Parfümerie gegenüber geht es nicht weniger turbulent – sogar tödlich – zu. Eine Mitarbeiterin stirbt und natürlich dauert es nicht lange bis der attraktive Detective Chief Inspector Bruce Manville bei ihnen im Café auftaucht, um Linn und Terry zu befragen. Während Terry der Poison Bakery bei ihren gemeinsamen verdeckten Ermittlungen wieder alle Ehre macht, kommt Linn nicht nur dem Rätsel des Falls immer näher, sondern auch einem Mann. Aber ist es der Richtige?
Weitere Titel dieser Reihe
(ISBN: 9783986377755)
(ISBN: 9783986377762)
Erste Leser:innenstimmen
„Spannender Cosy Crime mit sympathischem Ermittlerduo und auch einer Prise Romantik, sehr schön!“
„Gemütlicher, erfrischender und liebenswert erzählter Krimi, der Lust auf Kuchen und aufs Miträtseln macht.“
„Überzeugt mit Humor, Spannung und einer überraschenden Auflösung.“
„Die Reihe ist ein Muss für England- und Cosy Krimi-Fans!“
Der Schriftsteller Stefan Sebastian Kassner lebt mit seinem Hund, dem Boston Terrier Goliath, auf Mallorca. Die Ideen für die genreübergreifenden Projekte kommen oft aus Träumen und werden auf langen Hundespaziergängen weiter ausgearbeitet. Weitere Informationen zum Autor und seinen Projekten unter www.stefan-kassner.de
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 3
„Das glaub ich nicht!“
Einen derartigen Ausspruch aus Terrys Mund zu hören, bedeutet schon etwas, und so folgt mein Blick sogleich ihrem, der sich der Person angeheftet hat, die in diesem Augenblick das Café betritt.
Nach dem gestrigen Tag, der durch Aufräumarbeiten geprägt war, herrscht heute wieder regulärer Betrieb, worüber ich froh bin. Denn so grübele ich nicht ständig über Conor und ob er jemand ist, der eine wichtigere Rolle in meinem Leben einnehmen könnte. Happy bin ich, dass es mir gelang, Terry nichts davon zu erzählen, so dass ich der einzige Mensch bin, der mir selbst gegenüber Rechenschaft ablegen muss.
„Mein Gott, jetzt stell dich doch nicht so dämlich an!“, schallt es zu uns herüber. Der Ausruf stammt von der Person, die sogar Terry zum Staunen brachte: Overknees aus Schlangenleder, rot gelockte Mähne und munter in ihr Handy brabbelnd, das sie vor dem Mund hält und zur Freude aller Gäste auf Lautsprecher gestellt hat.
„Das übernehme ich.“ Terry stürmt auf die Dame zu. „Miss. Das geht nicht.“
Die Rothaarige wirft Terry einen entgeisterten Blick zu.
„Wir haben heute das Treffen einer Migräne-Selbsthilfegruppe.“
Die Frau lässt sich auf einen Stuhl fallen und beendet das Gespräch. „Der versteht es ohnehin nicht. Da ist jedes Wort zu viel.“
„Sie sagen es, zu viele Worte.“ Terry wischt über den Tisch. „Darf ich Ihnen etwas bringen? Ein Headset, Hörgerät oder stilles Wasser?“
Ich gehe auf den Tisch zu, da ich fürchte, einschreiten zu müssen. Dieses Mal geht Terry zu weit.
Die Rothaarige mustert Terry von Kopf bis Fuß, nickt anerkennend und sagt grinsend: „Da hat jemand nicht nur Humor, sondern auch noch Mut. Das gefällt mir.“
Irritiert bleibe ich stehen und registriere erleichtert, dass die Gespräche der übrigen Gäste, die angesichts des Auftritts von Miss Overknees zum Erliegen kamen, wieder aufgenommen werden.
„Ich nehme einen Kaffee und den kalorienreichsten Kuchen, den Sie haben.“ Die Dame lehnt sich zurück und beginnt, auf ihrem Handy herumzutippen.
„Wie Ihr wünscht, Mylady.“ Terry macht einen Knicks, den die Rothaarige nicht mitbekommt und steuert auf mich zu.
„Was ist das denn für Eine?“, zische ich.
Terry begleitet mich zur Theke. „Keine Ahnung. Aber da sie jetzt ruhig ist, kann ich sie schlecht rauswerfen, oder?“
„Stimmt wohl.“ Ich betrachte die Rothaarige. „Diese Stiefel. Schlangenlederoptik, das muss frau sich erst mal trauen.“
„Passt zu ihr.“ Terry öffnet die Kuchentheke und holt die Schwarzwälder Kirschtorte heraus.
Die Lady betrachtet sich mittlerweile in der Selfie-Kamera ihres Smartphones. Ich schätze sie auf Ende fünfzig, doch aus den Posen, die sie Richtung Handy vollführt, das komplette Programm mit Duckface und Klimperaugen, sind selbst Terry und ich herausgewachsen. Um ehrlich zu sein, wir waren ohnehin nie die Typen für diese billige Zurschaustellung.
„An wen erinnert die mich?“, denke ich laut.
„Chlorgas? Das verursacht ein ähnliches Brennen in den Augen.“ Terry stellt die Tasse Cappuccino, die sie zubereitet hat, zu dem Teller mit dem Tortenstück aufs Tablett.
„Natürlich!“, stoße ich hervor, denn soeben glotzt Miss Overknees mit eben jenem Blick in ihre Handykamera, die die Assoziation herstellt. „Die Schlange Kaa.“
Terry sieht mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost, dann umspielt ein Lächeln ihre Mundwinkel. „Aus dem Dschungelbuch? Das passt.“ Sie greift das Tablett. „Dann gehe ich mal die Schlange füttern, bevor sie sich auf unsere Gäste stürzt.“
Terry serviert, und der Betrieb läuft weiter, während mein Blick immer wieder zur Schlange wandert, die unvermittelt aufspringt, um das Café zu verlassen. Meine anfängliche Befürchtung, sie prelle die Zeche, entpuppt sich als Trugschluss. Denn Madame trainiert vor unserem Café ihre Lungen, indem sie eine Kippe nach der anderen gierig inhaliert und synchron in ihr Handy krakeelt.
Ich zähle nicht mit, wie viele Zyklen aus Rausgehen zur Rauch-Brüll-Orgie und enthusiastischem Kuchen- und Kaffeevertilgen die Schlange durchläuft, auf ihrer Rechnung haben sich schließlich drei Stücke Kuchen und sechs Tassen Cappuccino angesammelt, so dass ich hochrechnen kann.
Als sie das Café verlässt, raune ich Terry zu. „War sie auch nur einmal zur Toilette?“
„Hast du ihre Haut gesehen? Die ist so trocken, ich glaube, dass jeder Tropfen Flüssigkeit in ihrem Innern augenblicklich verdampft, da bleibt nichts mehr für die Blase.“
Schräg gegenüber des Cafés ist eine Parfümerie. Keine dieser Ketten, sondern ein edler Laden, der nur Düfte im oberen Preissegment anbietet. Mich überrascht, dass dieses Geschäft eine Frau wie die Schlange anzieht, als ich beobachte, wie sie darin verschwindet.
So unangenehm sie auch war, solch extreme Persönlichkeiten faszinieren mich. Neben der Möglichkeit, meine Backpassion ausüben zu können, ist es der Grund, warum ich das Café mag, das einen Schmelztiegel der Kulturen, Stimmungen und unterschiedlichen Historien bildet. Womöglich hat Conor recht, und ich sollte die Erlebnisse aufschreiben. Ausreichend Material käme definitiv zusammen.
Die Frage, mit wem die Schlange die ganze Zeit telefoniert hat, treibt mich ebenso um, wie die, wo sie die drei Stücke Kuchen, die sie verspeist hat, als wäre es die erste Mahlzeit nach einem Hungerstreik, gelassen hat. Doch mit ihrer hektischen Art verbrennt sie im Vergleich zu mir den vermutlich dreifachen Kaloriengehalt. Tauschen möchte ich dennoch nicht, denn sie wirkt zudem wie die Art Frau, die in Bälde an einem Herzinfarkt versterben wird.
Am Ende des Arbeitstages setze ich mich an die Buchhaltung, als das Telefon klingelt. „Hallo?“ Ich lausche angestrengt, kann aber niemanden hören.
In dem Augenblick, als ich auflegen möchte, ertönt ein zartes Stimmchen: „Entschuldigung. Sie sind das doch mit den Kuchen?“
Ich runzele die Stirn. „TerryLinns genau. Wir betreiben ein Café und bieten auch Backen und Lieferung von Kuchen und Torten für Ihre Feier an.“
„Ach, entschuldigen Sie. Ich habe so selten Kontakt mit der Außenwelt, da tue ich mich ein wenig schwer.“
„Kein Problem. Was kann ich denn für Sie tun?“ Dieses Gespräch wird von Sekunde zu Sekunde seltsamer. Was soll bitte „selten Kontakt mit der Außenwelt“ bedeuten?
„Es geht um unsere Schwester Nelly. Sie hat in zwei Tagen ihr zehnjähriges Klosterjubiläum und sich damit eine kleine Feier verdient. Verstehen Sie?“
„Oh, ja.“ Eine andere Entgegnung fällt mir nicht ein. Zumindest schwant mir nun, woher der Anruf kommt. „Sie sind eine der Nonnen aus dem Kloster? Aus dem auch das Blockflötenquartett stammt?“ Bei der letzten Frage muss ich breit grinsen, erinnere ich mich doch an das Penistorten-Armageddon.
„So ist es.“ Die Stimme der Nonne wirkt entspannter. „Das Benediktinerinnenkloster der heiligen Maria Magdalena. Mein Name ist Schwester Agnes.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Schwester Agnes.“
„Oh, Sie kennen mich bereits, oder zumindest sind wir uns schon persönlich begegnet. Ich spiele die dritte Blockflöte in unserem Quartett.“
„Natürlich.“ Ich hoffe, das klingt überzeugend. Um ehrlich zu sein, ich habe kein Gesicht vor Augen. Aus den Reihen des pfeifenden Quartetts erinnere ich einzig die gestrenge Edith und Tomatia, alias Pastinaka. Ich vermute, dass es sich bei Letztgenannter um Jubilarin Nelly handelt. „Schwester Nelly spielt die vierte Flöte? Sie stand ganz außen und …“ Die Überlegung, dies unverfänglich zu formulieren, benötigt einen Moment. „Sie spielte besonders inbrünstig.“
„Das ist zutreffend. Nelly legt sich stets heftig ins Zeug. Nicht immer notensicher, jedoch mit dem Wunsch im Herzen, ihre Zuhörer zu erreichen.“
Ich verkneife mir den Kommentar, dass ihr das definitiv gelingt, denn es erscheint unmöglich, die Ohren vor derart hochfrequentem Gefiepe zu verschließen. „Was haben Sie sich denn vorgestellt?“
„Wie bitte?“
„Welche Sorte Kuchen? Oder eine Torte? Schwebt Ihnen eine besondere Form vor?“ Ich hoffe, dass Schwester Agnes nicht auf die Idee kommt, eine Blockflötenform für den Kuchen anzufordern, die dann große Ähnlichkeit mit der Gestalt des Backwerks hätte, welches das Flötenquartett aus dem Konzept brachte.
„Ginge ein Sportwagen?“
„Ein was?“ Mir klappt die Kinnlade nach unten. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit.
Agnes stößt ein nervöses Kichern aus. „Sie sind etwas überrascht?“
„Nun ja …“
„Wir Schwestern sind nicht alle streng traditionell. Natürlich eint uns der Glaube und dass dieser Priorität hat, aber ansonsten haben wir recht unterschiedliche Vorlieben.“
„Und Schwester Nelly haben es Sportwagen angetan?“
„So ist es. Das ist auch unser Plan zu ihrem Jubiläum. Schwester Edith wird das nicht gefallen, aber sei es drum. Nelly tut so viel Gutes, da hat sie sich das verdient. Sie bietet Kurse an für junge Menschen, denen es schwerfällt, einen Job zu finden. Der Benediktinerorden hat sich schon immer kulturell und im Bildungsbereich engagiert, wobei einige von uns, mich eingeschlossen, eher zurückgezogen leben. Nelly aber konnte bereits vielen Menschen auf den Weg helfen.“
Langsam frage ich mich, ob Agnes ihre Klausur überdenken sollte. Erhöhte Mitteilsamkeit, die ich jedoch nicht aufdringlich, sondern vielmehr aufschlussreich empfinde, lässt auf Vereinsamung schließen. „Denken Sie an einen bestimmten Sportwagen?“
„Einen bestimmten?“
„Na, zum Beispiel einen...




