Karmann | Flapperblut | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

Karmann Flapperblut


Originalausgabe 2022
ISBN: 978-3-948695-94-1
Verlag: Lindwurm Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

ISBN: 978-3-948695-94-1
Verlag: Lindwurm Verlag
Format: EPUB
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Berlin 1924: Die Succuba sorgen mit ihrer Musengabe für den kulturellen Glanz der Epoche. Als Isme Maximilian trifft, der einer uralten Vampirfamilie entstammt, ist nicht klar, wer wessen Zauber erliegt.

Doch Maximilians Loyalität gehört der Oberin seines Clans, die geheime Pläne zur Machtergreifung schmiedet – und um sich dafür zu stärken, braucht sie Blut. Viel Blut. Flapperblut.

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Kapitel 1 Der Kellner bemühte sich, nicht in ihren Ausschnitt zu ­starren, als er die beiden Cocktailgläser auf dem niedrigen Glastisch abstellte. Langsam beugte Isme sich vor und griff nach dem Glas, in dem der Alkohol in sattem Orange schimmerte. Wie zufällig streifte sie dabei die Hand des jungen Mannes. Scheinbar erschrocken hielt sie den Atem an, zog die Finger jedoch nicht weg, sondern ließ den Blick langsam nach oben gleiten, bis sie ihm ins Gesicht sah. Er starrte immer noch krampfhaft auf das Glas. Isme lächelte, als sie sah, wie seine Finger zitterten. Hätte sie das Glas nicht festgehalten, wäre es vermutlich umgefallen. »Danke«, hauchte sie. Der junge Mann sah sie kurz an, wich ihrem Blick jedoch direkt wieder aus. Er trug eine braune Hose und Hosenträger in der gleichen Farbe über einem weißen Hemd. »Gern«, murmelte er und drehte sich um. Beinahe hätte er das Tablett fallen lassen, mit dem er die Getränke zu ihrem Tisch transportiert hatte. Isme unterdrückte ein Kichern. »Du bist gemein.« Cassie griff ebenfalls nach ihrem Glas. Ihr in Wasserwellen gelegtes blondes Haar saß perfekt bis in die Spitzen, die sich in Spiralen auf ihre ebenmäßigen Wangen legten. Das schelmische Lächeln, mit dem sie ihrer Freundin zuprostete, zeigte, dass sie ihren Tadel nicht ganz ernst meinte. Mit einer Hand spielte sie an ihrer Kette. Ein Bergkristall saß in der Mitte des Anhängers, das goldene Metall war mit einem spiralförmigen Muster überzogen. »Was wird Henry wohl dazu sagen, wenn er bemerkt, wie du seine armen Bediensteten in Verlegenheit bringst?« Henry Rowland war an diesem Abend ihr Gastgeber. Er stammte ursprünglich aus einer englischen Adelsfamilie, war in Übersee mit dem Bau von Automobilen zu Geld gekommen und weilte derzeit geschäftlich in Berlin. Sie hatten sich schon mehrfach bei gesellschaftlichen Anlässen getroffen, weshalb es ein Leichtes für die beiden Frauen gewesen war, eine persönliche Einladung zu seiner Party zu erhalten. Isme zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck von ihrem Monkey Gland. Das Glas war außen beschlagen, kleine Tropfen perlten herab. »Er würde sich freuen, dass ich meinen Spaß habe«, erwiderte sie gelassen und schaute sich im Raum um. »Außerdem gibt es hier einen eklatanten Mangel an gebildeten Frauen.« Henry hatte eine der Suiten des Esplanade angemietet. In den beiden Wohnräumen tummelten sich unzählige Gäste, die meisten in feinster Abendgarderobe. Zwei Kellner versorgten die Anwesenden mit Cocktails, die ein Bartender mit einem Kinnbart an einer eigens aufgebauten Theke mixte. Aktuelle Schlager drangen aus dem Trichter eines Grammophons. Aus dem hinteren Raum war das Kreischen einer jungen Frau zu hören, dicht gefolgt von dem dunklen Lachen einiger Männer. Isme verdrehte die Augen. Sie verabscheute die jungen Mädchen, die sich nicht zu benehmen wussten. Man musste immer Stil bewahren. In diesem Moment verstummte die Musik. Henry trat in die Mitte des Raumes und klopfte an sein Glas. Obwohl er schon Mitte fünfzig war, musste Isme zugeben, dass er in seinem Smoking ausgesprochen attraktiv aussah. »Ladies and Gentlemen, liebe Freunde«, begann er, »ich freue mich, dass ihr so zahlreich zu meiner kleinen Feier erschienen seid. Falls es an irgendetwas mangelt, scheut euch nicht, mich oder das Personal anzusprechen. Dies alles hier ist zu eurem Vergnügen.« Er deutete schwungvoll auf den Raum. »Darf ich euch nun ein Highlight des heutigen Abends präsentieren. Es ist mir gelungen, einen jungen Künstler zu verpflichten, der uns an diesem Abend mit seiner Musik unterhalten wird. Begrüßt mit mir Maximilian Stein.« Die Gäste applaudierten verhalten. Isme hob eine Augenbraue. Musiker waren auf solchen Festivitäten nicht ungewöhnlich, doch sie hatte den Eindruck, dass die Anwesenden lieber weiter das Grammophon hätten spielen lassen. Tanzen würde so sicher niemand. Sie seufzte. Der Abend schien langweiliger zu werden als erhofft. Ein junger Mann trat neben Henry, schüttelte ihm kurz die Hand und nahm dann an dem kleinen Flügel Platz. Er verharrte einen Augenblick, dann klappte er langsam den Deckel auf und strich fast zärtlich über die Tasten. Ein sanfter Klang drang durch den Raum, als er sich über die Tasten beugte. Das gewählte Stück wollte nicht recht zu der ausgelassenen Stimmung der Gäste passen und es dauerte nicht lange, bis sich die Anwesenden wieder ihren Gesprächen zuwandten. Stimmengewirr und lautes Lachen übertönten die zarten Klänge. Dennoch konnte Isme nicht den Blick von dem Klavierspieler abwenden, der ihr, ganz in sein Spiel versunken, den Rücken zuwandte. »Na, Ladies, wie gefällt euch meine kleine Party?« Henry warf sich schwungvoll zwischen die beiden Frauen auf das Sofa. Mit der gleichen Bewegung legte er den Arm um Cassie. »Wundervoll, Henry, wie nicht anders zu erwarten«, zwitscherte diese und schmiegte sich in den Arm des Unternehmers. Isme hob eine Augenbraue. Sie erkannte, wenn ihre Freundin auf Beutezug war. Und warum auch nicht? Henry war attraktiv und reich. Sie gönnte Cassie den Fang und Henry sah aus, als würde er sich liebend gern fangen lassen. Gerade flüsterte er Cassie etwas ins Ohr und zog ein kleines Päckchen aus hellgrünem Papier aus der Innenseite seiner Smoking-Jacke. Cassie nickte. Sie öffnete ihre perlenbestickte Dorothy Bag, entnahm einen Taschenspiegel und legte ihn vor sich auf den Tisch. Isme sah zu, wie Henry das weiße Pulver darauf verteilte und zu zwei feinen Linien arrangierte. Ganz Gentleman ließ er Cassie den Vortritt, ehe er sich das Kokain selbst in die Nase zog. Dann sah er fragend zu Isme. Sie lehnte ab. Sie wollte einen kühlen Kopf behalten für den Fall, dass sich an dem Abend doch noch interessantere Möglichkeiten eröffneten. Henry zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder Cassie zu. Isme griff wieder nach ihrem Glas und schaute sich im Raum um, um zu sehen, ob sie sich in ein Gespräch einklinken konnte. Überall standen kleinere Grüppchen von Menschen zusammen, die Stimmung war ausgelassener als zuvor. Lachen ertönte, Gläser klirrten und die Luft wurde zunehmend dichter. Ein junger Mann, Isme schätzte ihn auf kaum volljährig, stand auf einem der Tische und trank unter lauten Anfeuerungsrufen der Umstehenden eine Flasche harten Alkohols aus. Am Fenster stand eine Frau und zog an ihrer Zigarette. Sie war nicht sonderlich attraktiv, doch sie war allein und starrte gedanken­verloren in die Nacht hinaus. Isme wollte sich gerade erheben, als eine zweite Frau ans Fenster trat. Vertraulich legte sie den Arm um die Hüfte der anderen. Isme sank zurück in das Polster. Die Party war langweilig. Sie warf einen Seitenblick auf Cassie, doch ihre Freundin knutschte gerade hemmungslos mit ihrem Gastgeber. Henry hatte eine Hand an den tiefen Rückenausschnitt ihres Kleides gelegt und knabberte gerade an ihrem Ohrläppchen. Seine zweite Hand fingerte am Saum der Strümpfe, die Cassie der neuesten Mode gemäß nach unten gerollt hatte. Wenigstens eine von ihnen hatte Spaß. Wieder sah sie sich im Raum um. Ihr Blick blieb an dem Pianisten hängen. Er war immer noch ganz in sein Spiel versunken, es schien ihn nicht zu kümmern, dass niemand zuhörte. Oder spielte er nur stur das Programm herunter, für das er bezahlt wurde? Mit einem Mal wollte sie in sein Gesicht sehen, wollte sehen, welche Regungen sich in seiner Miene spiegelten. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass Cassie sie nicht vermissen würde, dann erhob sie sich und strich die Fransen ihres hellgrünen Kleides zurecht. Wie selbstverständlich machten die Anwesenden ihr Platz, als sie den Raum durchschritt. Die Absätze ihrer ebenfalls grünen Spangenschuhe wurden durch die dicken Teppiche gedämpft. Sie kam an dem jungen Mann vorbei, der zuvor auf dem Tisch getrunken hatte und nun sichtliche Spuren seines Konsums zeigte. Wie zufällig streifte sie ihn beim Vorübergehen mit ihrer Hüfte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie hörte, wie der Bursche hinter ihr umfiel und von seinen Freunden unter lautem Gejohle aufgefangen wurde. Der Mann am Flügel sah nicht auf, als sie sich neben das Instrument stellte, auch nicht, als sie ihr Glas neben dem Notenständer abstellte. Das gab ihr Zeit, ihn genauer zu betrachten. Sein Gesicht mit den großen Augen war rundlich, fast noch weich, wenn nicht die markanten, schön geschwungenen Brauen gewesen wären, die ihm einen interessanten Zug verliehen. Im Gegensatz zur üblichen Mode war er nicht glattrasiert, leichte Stoppeln bedeckten Wangen und Kinn. Seine Lippen waren voll und leicht geöffnet. Das Haar fiel ihm in dunkelbraunen Locken in die Stirn. Isme widerstand dem Zwang, sie zurückzustreichen. Sie intensivierte ihren Blick, aber er reagierte immer noch nicht. Erstaunt, fast amüsiert zog sie eine Augenbraue hoch. Ihr Ehrgeiz war geweckt. Ihr Blick wanderte weiter nach unten. Die Hosenträger, die der Klavierspieler über dem dezent gestreiften Hemd trug, waren etwas verrutscht. Die braun gemusterte, enge Anzugshose war an den Knöcheln umgeschlagen und hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen. Seine Schuhe hingegen waren tadellos. Echte Oxford aus braun-weißem Leder. Kurz fragte sie sich, wie ein junger aufstrebender Künstler sich solche Schuhe leisten konnte, doch in diesem Moment stoppte die Musik. Der Pianist verharrte noch einen Augenblick, seine Finger schwebten über dem Instrument, dann streckte er kurz seinen Rücken durch. Isme glaubte schon, er würde sie weiterhin ignorieren, als er den Kopf hob und ihr direkt in die Augen sah. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde,...


Tanja Karmann ging schon als Kind nicht gern in den Keller. Oder auf Dachböden. Aus dem gleichen Grund sieht sie sich auch höchst selten Horrorfilme an. Doch um gute Geschichten zu finden, wagt sie sich in Abgründe hinab, immer begleitet vom Licht der Kreativität. Mit Büchern hat die Vollblut-Saarländerin im Exil sich allerdings schon immer gern umgeben. Seit 2016 schreibt sie selbst.



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