Karl | Die Geschichte der Frauenbewegung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 303 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Karl Die Geschichte der Frauenbewegung

Karl, Michaela - die Entwicklung von Feminismus, Genderthemen und Gleichberechtigung - 14449
aktualisierte und erweiterte Ausgabe 2023
ISBN: 978-3-15-961549-3
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Karl, Michaela - die Entwicklung von Feminismus, Genderthemen und Gleichberechtigung - 14449

E-Book, Deutsch, 303 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-961549-3
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Über Feminismus, Genderthemen und Gleichberechtigung wird derzeit wieder heftig gestritten. Die Geschichte des Kampfes um Frauenrechte begann bereits im Umfeld der Französischen Revolution 1789, im 19. Jahrhundert bildeten sich in mehreren Ländern organisierte Gruppen. Heute ist die feministische Szene global vernetzt und so divers wie nie - was auch zu Konflikten innerhalb der Bewegung führt. »Die Frauenbewegung ist unzweifelhaft die erfolgreichste soziale Bewegung der Moderne. Der Kampf, den Frauen seit Jahrhunderten für ihre Rechte führen, hat die Welt verändert und verändert sie täglich ein klein wenig mehr. Er war und ist immer im Zusammenhang mit entscheidenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen aufgetreten, und zwar stets parallel zu der Entwicklung hin zur modernen Demokratie.«

Michaela Karl, geboren 1971, studierte in Berlin, München und Passau Politologie, Geschichte und Psychologie. 2001 promovierte sie an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über Rudi Dutschke. Neben Büchern zur Frauenbewegung verfasst sie vor allem Biografien. Ihre Bücher über Dorothy Parker, Zelda und F. Scott Fitzgerald, Bonnie & Clyde sowie das Hitlergroupie Unity Mitford waren allesamt von der Presse hochgelobte Bestseller.

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Dem Morgenrot entgegen
Die alte Frauenbewegung in den USA und Westeuropa Frauen und Sklaven
USA: Abolitionistinnen und Frauenstimmrechtlerinnen Obwohl die Frauen in Amerika rechtlich ebenso unmündig waren wie ihre europäischen Schwestern, waren sie – bedingt durch die Widrigkeiten der Kolonisation – den Männern zunächst gleichgestellter als im alten Europa. Die hohen Anforderungen, die bei der Eroberung des Landes an die Pioniere gestellt wurden, brachten es mit sich, dass Frauen nicht nur einen Haushalt führen, auf der Farm mitarbeiten oder einen Planwagen kutschieren mussten, sondern auch für Krankenp?ege, Jagd und Verteidigung zuständig waren. In dem gefährlichen Leben der ersten Siedler standen zahlreiche Witwen im fremden Land ihren ›Mann‹, ohne auf gesellschaftliche Konventionen Rücksicht zu nehmen. Erst mit zunehmender Komplexität der kolonialen Gesellschaft rückte dieser zumindest im Alltag nahezu ebenbürtige Status in den Hintergrund. Bevor diese Situation jedoch Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen wurde, vergingen viele Jahre. Anne Hutchinson war 1634 die erste Frau auf amerikanischem Boden, die mit emanzipatorischen Forderungen an die Öffentlichkeit trat und darauf beharrte, dass es ihr als Frau erlaubt sein müsse, sich eigene Gedanken über Gott zu machen. Sie übte scharfe Kritik an der Bostoner Geistlichkeit und rief andere Frauen auf, es ihr gleichzutun und sich direkt an Gott zu wenden. Damit erklärte sie faktisch die geistliche Obrigkeit für über?üssig und rüttelte in einer puritanischen Gesellschaft, in der es keine Trennung von Kirche und Staat gab, an den Grundfesten des Systems. Zur Abschreckung wurde sie wegen Ketzerei vor Gericht gestellt und nach wochenlanger Inquisition exkommuniziert und verbannt. Am Vorabend des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges traten Frauen erneut ins Licht der Öffentlichkeit. Aus Empörung über die erzwungene Einfuhr von britischem Tee gründeten Frauen Anti-Tee-Ligen und propagierten die Verwendung von Ersatztees aus Beeren, Salbei und Birkenbräu. Einige schlossen sich – analog zu den »Söhnen der Freiheit« um Samuel Adams – zu den »Töchtern der Freiheit« zusammen und unterstützten nach Kräften den Boykott britischer Waren. Im Unabhängigkeitskrieg kämpften einzelne Frauen aktiv an vorderster Front, wie Molly Pitcher oder Deborah Sampson, die ein Jahr lang als Soldat verkleidet in der Kontinentalarmee diente, bis sie enttarnt wurde. Frauen stürmten Depots und verteilten Waren an Bedürftige und die Armee der Rebellen. Nachdem sich die Kolonien ihre Unabhängigkeit erkämpft hatten, gründeten die dreizehn Staaten die Vereinigten Staaten von Amerika. Am 4. Juli 1776 gaben sie sich mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung eine Verfassung. Diese basiert, inspiriert durch den englischen Philosophen John Locke, auf der naturrechtlichen Doktrin, dass das Individuum unveräußerliche Menschenrechte besitzt. In der US-amerikanischen Wirklichkeit stand dieses Recht jedoch nur frei geborenen weißen Männern zu – Frauen, Sklaven und freie Schwarze waren davon ausgeschlossen. Abigail Adams, Frau des zweiten Präsidenten und Mutter eines weiteren Präsidenten, erklärte deshalb in aller Öffentlichkeit, dass sie sich nicht an Gesetze gebunden fühle, die sie nicht mitverantwortet hätte. Doch nur vereinzelt regte sich Widerstand. Die gesetzmäßig festgelegte Ungleichheit der Geschlechter führte noch nicht zu einer politischen Bewegung. Der Kampf für Gleichberechtigung begann erst mit der Auseinandersetzung um die Frauenbildung. In den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde ein von Judith Sargent Murray bereits während des Unabhängigkeitskrieges verfasster Aufsatz veröffentlicht, in dem sie sich mit der Chancenungleichheit von Frauen und Männern beschäftigte. Sie zweifelte darin die natürliche geistige Überlegenheit der Männer an und forderte für Frauen das Recht auf Bildung ein. Als im Zuge der Eroberung des Westens Frauen vor neue Aufgaben gestellt wurden, erschienen weitere Traktate zur Frauenbildung. Eines stammte aus der Feder von Emma Willard, die zu einer Pionierin der Mädchenbildung wurde. 1821 eröffnete sie mit dem Troy Female Seminary die erste staatlich geförderte höhere Schule für Mädchen, an der auch Naturwissenschaften unterrichtet wurden. Acht Jahre später sorgte Frances Wright als erste weibliche Vortragsreisende mit ihren öffentlichen Auftritten zur Frauenbildung für einen solchen Skandal, dass amerikanische Frauenrechtlerinnen über Jahrzehnte als »Fanny Wrightists« beschimpft wurden. Es galt für Frauen als absolut unschicklich, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Nachdem die meisten Staaten der USA weißen Männern über einundzwanzig Jahren das Wahlrecht zugestanden hatten, setzte sich die Erkenntnis durch, dass wahlberechtigte Bürger zur Ausübung dieses Rechts eine gewisse Bildung benötigten. Die Ausgaben für Knabenbildung stiegen, Frauen, die ja ohnehin nicht wählen durften, blieben erneut außen vor. Auch wenn 1824 in Worcester (Massachusetts) die erste staatliche Mädchenschule eröffnet wurde, dauerte es bis weit nach dem Bürgerkrieg, ehe sich die staatlich geförderte Mädchenbildung durchsetzte. Mädchenbildung blieb lange an den Vorstellungen Rousseaus orientiert, wonach sie in erster Linie den Bedürfnissen der Männer entsprechen sollte. 1833 öffnete in Oberlin (Ohio) das erste Seminar auf College-Niveau, an dem von 1835 an Menschen unabhängig von Hautfarbe oder Geschlecht lernen konnten. Vier Jahre später entstand Mount Holyoke, das als ältestes Frauencollege der USA gilt. Seiner Gründerin Mary Lyon gelang es, auf unzähligen Reisen durch Neuengland die Schule mit dem nötigen ?nanziellen Grundstock auszustatten. Bewaffnet mit ihrer im ganzen Land berühmten grünen Samthandtasche lief sie bei Wind und Wetter von Ort zu Ort, um öffentlich der Frauenbildung eine Lanze zu brechen. Dass sie dabei nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihren Ruf ruinierte, kümmerte sie herzlich wenig. Ihr aufopfernder Einsatz machte den Weg frei für die zahlreichen Frauencolleges, die nach dem Bürgerkrieg entstanden. Lange Zeit unterlag die Gründung von Mädchenschulen der Initiative von Privatleuten. Colleges ?nanzierten sich durch Spenden, Stiftungen oder mussten horrende Gebühren verlangen, um den Lehrbetrieb aufrechterhalten zu können. Die Universität Iowa war 1858 die erste staatliche Universität, die Frauen aufnahm. Wenngleich sich von da an die Koedukation immer mehr durchsetzte, blieben Frauen wie die erste promovierte Ärztin der USA, Elisabeth Blackwell, oder die Astronomin Maria Mitchell, die 1848 in die Amerikanische Akademie der Wissenschaften gewählt wurde, Einzelfälle. Auch nachdem es Frauen möglich geworden war, höhere Bildung zu erlangen, hinderten die zahlreichen Berufsverbote sie noch lange Jahre daran, alle Berufe auszuüben. War es für weiße Frauen schon schwer, Zugang zu höherer Bildung zu erhalten, so war es für schwarze Frauen ein nahezu unmögliches Unterfangen, überhaupt zur Schule zu gehen. Da im System der Sklaverei am Mythos vom dummen Sklaven festgehalten werden musste, wurde Sklaven jegliche Bildung verweigert. Im Süden war es bei Strafe verboten, einem Sklaven Lesen beizubringen. Dennoch gründete die Quäkerin Prudence Crandall 1833 in Canterbury (Connecticut) die erste schwarze Mädchenschule des Landes. Sie und ihre Schülerinnen wurden daraufhin von den braven Bürgern der Stadt so lange schikaniert und bedroht, bis sie sich nach achtzehn Monaten zum Schutz ihrer Schülerinnen gezwungen sah, die Schule zu schließen. Höhere Bildung blieb für schwarze Frauen fast unerreichbar. Eine Situation, an der auch das Ende der Sklaverei nur wenig änderte. Schwarze Frauen mit College-Abschluss blieben eine Seltenheit. Bis 1899 verzeichnete die Pionierschule Mount Holyoke nur eine einzige schwarze Absolventin. Frauen und Sklaven waren offensichtlich Benachteiligte in dieser von weißen Männern dominierten Gesellschaft. Dies führte in den Anfängen der Frauenbewegung zu einer engen Verbindung mit der Abolitionismus-Bewegung. 1831 hatte der Sklave Nat Turner einen Aufstand angeführt, der zum Startschuss für die Anti-Sklaverei-Bewegung wurde, der sich auch Frauen anschlossen. Diese Jahre wurden zu Lehrjahren der späteren Frauenbewegung. In der Auseinandersetzung um die Sklaverei lernten Frauen, Versammlungen einzuberufen, Reden zu halten, Petitionen einzureichen und Unterschriften zu sammeln. Da sie sich den männlichen Anti-Sklaverei-Gesellschaften vielfach nicht anschließen durften, gründeten die Abolitionistinnen 1833 die Philadelphia Female-Anti-Slavery Society, deren Beispiel andere Städte folgten. 1837 kam es zum ersten Bundeskongress der National Female Anti-Slavery Society. Bei all ihren Aktionen waren Frauen Zielscheibe des Mobs. Übergriffe auf ihre Versammlungen durch Befürworter der Sklaverei waren an der Tagesordnung. Zu den berühmtesten Abolitionistinnen gehörten die Schwestern Sarah und Angelina Grimké, Töchter einer reichen Sklavenhalterfamilie aus dem Süden. Mit ihrem besonderen Redetalent erreichten die beiden Tausende von Frauen, die meilenweite Fußmärsche auf sich nahmen, um die Schwestern zu hören. Weit mehr als durch Bücher und Schriften wurden Frauen durch Rednerinnen wie die Schwestern Grimké politisiert. Mit ihrem Auftritt vor dem Parlament von Massachusetts 1838 war Angelina Grimké die erste Frau, die jemals in den Vereinigten Staaten vor einer...



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