E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Kaiser The Street Economist
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98609-302-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
15 Wirtschafts-Lektionen, die jeder kennen sollte
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-98609-302-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Axel Kaiser Barents von Hohenhagen ist ein chilenisch-deutscher Anwalt, Master in Investments, Commerce and Arbitration, Master of Arts und Doktor der Philosophie der Universität Heidelberg. Er ist Direktor des Friedrich-Hayek-Lehrstuhls an der Adolfo-Ibáñez-Universität in Santiago de Chile, Senior Fellow am Atlas Center for Latin America mit Sitz in Miami und Senior Research Fellow am Archbridge Institute mit Sitz in Washington DC. Er ist außerdem Mitbegründer und Präsident der Denkfabrik Foundación para el Progreso in Santiago de Chile. Er ist Kolumnist für die Zeitungen Diario Financiero und El Mercurio und veröffentlichte Beiträge in internationalen Medien wie The Wall Street Journal, The Washington Post, Quillette, Forbes.com, La Nación de Argentina und El Mundo de España. Er ist Autor mehrerer Bestseller und hat für seine Schriften mehrere internationale Preise gewonnen.
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Vorwort
Von Dr. Dr. Rainer Zitelmann
Als Teenager habe ich alle drei Bände des Kapital von Karl Marx gelesen. Um das erste Kapitel über die Werttheorie richtig zu verstehen, arbeitete ich allein für dieses Kapitel etwa 15 Bücher Sekundärliteratur durch. Ich organisierte sogar eine Schulungsgruppe, in der wir die drei Bände gemeinsam Kapitel für Kapitel und Woche für Woche durchgesprochen haben. Ich bin sicher, ich habe Das Kapital sehr gut verstanden, aber über Wirtschaft wusste ich danach leider trotzdem nichts.
Eines meiner Lieblingsbücher zur Interpretation des Kapitals hieß Zur Logik des Kapitals. Das Buch war in einem Stil geschrieben, der an jenen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel angelehnt war. Das las sich dann beispielsweise so: »Marx konstatiert die Funktionalisierung des Sinnlich-Konkreten zur Darstellungsform des Abstrakt-Allgemeinen nicht als naturhaftes Resultat der Organisation der Empirie durch die autonome, abstrakte Kapitallogik, sondern kann durch die Rückführung der Formbestimmtheiten des Abstrakt-Allgemeinen auf gesellschaftliche Beziehungen der Menschen die Formbestimmtheiten reiner Kapitallogik als Ausdruck und Träger gesellschaftlicher Verhältnisse erkennen.« Wir waren mächtig stolz darauf, solche Sätze zu verstehen, und fühlten uns daher anderen Menschen, die das nicht verstanden, intellektuell weit überlegen.
Ich vermute, ähnlich geht es manchen modernen Ökonomen, deren Bücher voll von mathematischen Formeln sind – Bücher, die außer ihren Kollegen nicht von vielen Menschen gelesen und verstanden werden. Vielleicht haben diese Ökonomen einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Naturwissenschaftlern und bilden sich ein, ein Buch sei umso wissenschaftlicher, je mehr Formeln und Berechnungen es enthalte. Natürlich ist das Blödsinn.
Ich garantierte Ihnen: In diesem Buch von Axel Kaiser finden Sie keine einzige mathematische Formel und auch keine Formulierungen wie die aus dem oben zitierten Buch. Aber, anders als nach der Lektüre von Das Kapital, können Sie nach der Lektüre von Kaisers Buch Wirtschaft in den wirklichen Zusammenhängen verstehen.
Im Mittelpunkt seines Buches steht der Unternehmer. Er spielt die zentrale Rolle in dem System, das wir »Kapitalismus« nennen, und das man auch als »Unternehmerwirtschaft« bezeichnen könnte. Jeden Morgen wenn wir die Augen aufmachen und uns umschauen, so erinnert uns Kaiser, könnten wir erkennen, dass alles in unserem Blickfeld von Unternehmern geschaffen wurde. Vom Bett, in dem wir die Nacht verbringen, über das Haus, in dem wir wohnen, die Seife, mit der wir uns waschen, das Trinkwasser, das gereinigt und per Rohrleitung zu uns geleitet wird, bis zu unserem Frühstück und unserer Kleidung. All dies und noch viel mehr ist das Werk einiger weniger kreativer Köpfe, denen es gelungen ist, alles, was wir brauchen, zu erfinden und in großem Maßstab zu produzieren.
Manche Leser werden einwenden: »Ja, aber es braucht auch den Arbeiter in der Fabrik, um das dann herzustellen, das macht der Unternehmer doch nicht allein.« Das stimmt, aber die eigentliche Wertschöpfung liegt nicht im mechanischen Ausführen von Ideen anderer, sondern in den Ideen selbst. Ideen ausführen können viele, Ideen entwickeln können wenige. Am reichsten werden die Unternehmer, die die besten Ideen haben, und wer die besten Ideen hat, entscheiden die Konsumenten. Sie stimmen täglich ab über die Ideen des Unternehmers, deshalb ist der Kapitalismus das demokratischste Wirtschaftssystem.
Unternehmer, so Kaiser, leisten Detektivarbeit, um immer neue Gelegenheiten aufzuspüren, wie sie Bedürfnisse von Konsumenten befriedigen oder Leistungen noch günstiger anbieten können. Viele Arbeitnehmer verstehen nicht, dass der Unternehmer für Ideen bezahlt wird und nicht für geleistete Arbeitsstunden. Deshalb finden sie es »ungerecht«, wenn jemand vielleicht tausendmal mehr bekommt als der durchschnittliche Arbeitnehmer, obwohl er doch keineswegs tausendmal so lange arbeitet und auch nicht tausendmal mehr Schweiß bei der Arbeit produziert.
Arbeitnehmer messen ihre Leistung daran, wie lange sie für eine Arbeit brauchen oder wie sehr sie sich anstrengen. In meinem Buch Die Gesellschaft und ihre Reichen habe ich dafür den Begriff »Arbeitnehmerdenken« entwickelt. Den Kunden, von denen Arbeitnehmer ihr Geld letztlich bekommen, ist es aber egal, wie sehr sie sich anstrengen und wie lange sie arbeiten. Kunden bezahlen für Ergebnisse und nicht dafür, wie lange jemand im Büro sitzt.
Es gibt sogar Menschen, so Kaiser, die arbeiten nur hin und wieder, sind aber äußerst produktiv und generieren ein hohes Einkommen, während andere viel und lange arbeiten, aber extrem unproduktiv sind und nur wenig verdienen.
Solche Erkenntnisse haben für den Leser des Buches einen unmittelbaren Nutzen: Wenn Sie mehr verdienen wollen, ist es der schlechteste Weg, einfach mehr zu arbeiten. Sie müssen sich Gedanken machen, wie sie smarter arbeiten können und nicht vor allem wie sie härter oder länger arbeiten können. Oder vielleicht sogar so gute Ideen entwickeln, dass sie selbst Unternehmer werden.
Kaiser erklärt, dass Wert etwas Subjektives ist und nichts zu tun hat mit der geleisteten Arbeit (wie Karl Marx behauptete). Er macht ein Gedankenexperiment: Mal angenommen, ein begabter Maler kopiert ein Gemälde van Goghs, verwendet die gleichen Farben und braucht dafür genauso lange. Wäre der wirtschaftliche Wert eine objektive Größe, die sich nach der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden bemisst, dann müssten Kopie und Original den gleichen Preis erzielen.
Ich möchte das ergänzen: Obwohl sein Onkel und sein Bruder einflussreiche Kunsthändler waren, gelang es van Gogh in seinem ganzen Leben nur ein einziges seiner vielen Bilder für einen sehr bescheidenen Preis zu verkaufen. Heute ist er laut einer Analyse der weltweit bekannteste moderne Künstler, deutlich vor Pablo Picasso, Claude Monet, Henri Matisse, Paul Cézanne oder Andy Warhol.
Seine Werke gehören zu den teuersten überhaupt. Van Goghs »Porträt des Dr. Gachet«, das seinen Arzt zeigt, wurde 1990 bei Christie’s für 82,5 Millionen Dollar (inflationsbereinigt wäre das heute mehr als das Doppelte) versteigert. Der Preis einer Ware richtet sich nach der Nachfrage, nach dem subjektiven Nutzen, nicht nach der verwendeten Arbeitszeit. Sonst wäre nicht zu erklären, warum van Gogh damals nur einen lächerlich niedrigen Betrag für eines seiner Bilder bekam und sein Leben lang seinen Bruder um finanzielle Unterstützung anbetteln musste, während seine Bilder heute Rekordpreise erzielen.
Es gibt daher auch keine »gerechten« Preise. Im Sozialismus, so Kaiser, werden Preise von Politikern und Beamten festgelegt. Im Kapitalismus dagegen bilden sich Preise aus Millionen von Interaktionen, die zwischen Individuen auf dem Markt stattfinden. Preise enthalten zahlreiche Informationen, die eine effiziente Verteilung von Ressourcen ermöglichen. Preismanipulationen wie etwa »Mietpreisbremse«, »Gaspreisdeckel« und andere Preiskontrollen des Staates bedeuten daher nichts anderes, als diese Informationen zu unterdrücken und zu zerstören.
Wie aktuell diese Überlegungen sind, zeigt das naive Vorgehen von Politikern, die im Ernst glauben, mit Preiskontrollen die Inflation bekämpfen zu können. Das haben schon viele Politiker versucht, aber funktioniert hat es noch nie. Leider wissen die Wähler das nicht, weil sie Bücher wie dieses nicht gelesen haben.
Gegner des Kapitalismus würden auch gerne festlegen, welche Produkte wirklich »gebraucht« werden und welche nicht. Sie wollen das nicht der Entscheidung der Konsumenten überlassen, sondern selbst bestimmen. Überflüssig sind nach ihrer Meinung beispielsweise Luxusprodukte, die sich nur wenige Reiche leisten können. Kaiser zeigt, dass alles, was wir heute als normal ansehen, ursprünglich einmal als Luxus galt: Eine Toilette, Fensterscheiben, ein Auto, ein Telefon, ein Computer. Die Reichen, die sich diese Produkte leisten konnten, finanzierten die hohen Entwicklungskosten und schufen damit die Voraussetzung für die spätere Massenproduktion. Reich wurden jene Unternehmer, die – wie beispielsweise ein Henry Ford oder ein Bill Gates – die Produkte, die früher nur den Reichen vorbehalten waren, für die breite Masse erschwinglich machten.
In gewisser Hinsicht ist auch ein Buchautor ein Unternehmer. Er wird nicht dafür bezahlt, wie viel Zeit er zum Verfassen eines Buches benötigt, sondern danach, wie viele Menschen seine Bücher kaufen. Das Buch, das Sie in den Händen halten, war in Chile ein großer Erfolg. Es stand mehr als ein Jahr auf Platz 1 der Bestsellerliste. Axel Kaiser ist in Lateinamerika mit Sicherheit der bekannteste Verteidiger des Kapitalismus. Als wir uns in Chile trafen und er mir von seinem Buch erzählte, war meine erste Reaktion: Das Buch sollte es auch auf Deutsch...