Kaiser | Religion in der Psychiatrie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 678 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

Kaiser Religion in der Psychiatrie

Eine (un)bewusste Verdrängung?. E-BOOK

E-Book, Deutsch, 678 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-86234-045-3
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



In einer umfassenden interdisziplinären Darstellung des Themas 'Religion in der Psychiatrie' erörtert der Autor die pathologischen und gesunden Erscheinungsformen von Religion und Religiosität und die historische und aktuelle Position der Psychiatrie.Die ablehnende und kritische Einstellung der Psychiatrie gegenüber der Religion erklärt sich zum einen geschichtlich. Zum anderen tritt Religion in der Psychiatrie typischerweise in krankmachender Form auf. Das Anliegen des Autors ist ein notwendiges Umdenken: Religion sollte vor dem Hintergrund einer Werte relativierenden Epoche und vor den spezifischen Bedingungen der säkularisierten und doch konfessionsgeprägten deutschen Gesellschaft auch als Ressource und Resilienzfaktor in Zeiten individueller Krisen betrachtet werden. Das Buch bietet den theoretischen Hintergrund zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und stellt Instrumente für die praxisnahe Anwendung zur Verfügung.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;7
2;Vorwort: Ziel dieser Arbeit;17
2.1;Literatur;20
3;Aufbau der Arbeit;21
3.1;Teil 1;22
3.2;Teil 2;24
4;TEIL 1 RELIGION VERSUS PSYCHIATRIE;29
4.1;I. Einführung: Religion als Faktum und Forschungsgegenstand;31
4.1.1;1. Thema Religion;31
4.1.2;2. Thema: Religion und Medizin;46
4.1.3;Zusammenfassung;54
4.1.4;Literatur;55
4.2;II. Kulturelle und soziale Rahmenbedingungen;61
4.2.1;1. Kultur (Makroebene);61
4.2.2;2. Individuum (Mikroebene);72
4.2.3;3. Zeitgeist;76
4.2.4;Zusammenfassung;88
4.2.5;Literatur;90
4.3;III. Evolutionäre Psychiatrie und Soziobiologie der Religion;95
4.3.1;1. Einleitung;95
4.3.2;2. »Sinn« psychischer Erkrankungen;97
4.3.3;3. »Sinn« altruistischen, religiösen Verhaltens;101
4.3.4;4. Religion als Ressource;112
4.3.5;Zusammenfassung;114
4.3.6;Literatur;115
4.4;IV. Die Psychiatrie und ihr Verhältnis zur Religion;119
4.4.1;1. Die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Medizin;119
4.4.2;2. Die Wechselwirkung zwischen Religion und Medizin ( Psychiatrie);122
4.4.3;3. Das menschliche Gehirn und die Neurophysiologie religionsassoziierter Zustände;174
4.4.4;Zusammenfassung;208
4.4.5;Literatur;209
4.5;V. Psychiatrie: Geschichte und Klassifikation – vom Orakel zur ICD 10;219
4.5.1;1. Kurzer Abriss der (vorwiegend) westlichen Psychiatriegeschichte;219
4.5.2;2. Entwicklung westlicher Klassifikationssysteme psychischer Störungen;240
4.5.3;3. Entwicklung spezifischer psychiatrischer Klassifikationen mit religiösem Bezug;250
4.5.4;Zusammenfassung;266
4.5.5;Literatur;267
4.6;VI. Der Psychiater;273
4.6.1;1. Definitionen und formale Ausbildung;273
4.6.2;2. Wer wird Psychiater?;276
4.6.3;3. Wer darf Psychiater werden?;282
4.6.4;4. Subjektivität: Der klinische Alltag;293
4.6.5;5. Religiöse Thematik in der Weiterbildung und Fortbildung des Psychiaters;299
4.6.6;Zusammenfassung;333
4.6.7;Literatur;334
4.7;Anstelle einer Zusammenfassung: 20 Gründe, sich als Psychiater nicht mit Religion zu beschäftigen;343
5;TEIL 2 RELIGION UND PSYCHIATRIE;347
5.1;VII. Wissenschaftliche Erforschung von Religion;349
5.1.1;1. Religionspsychologie;349
5.1.2;2. Forschungsmethoden;362
5.1.3;Zusammenfassung;376
5.1.4;Literatur;377
5.2;VIII. Psychische Gesundheit und Religion: Wechselwirkung und Mechanismen;383
5.2.1;Einleitung;383
5.2.2;1. Die Wechselwirkung zwischen Religion und Medizin unter dem naturwissenschaftlichen Aspekt;384
5.2.3;2. Wie »wirkt« Religion? Die psychologisch-soziologische Ebene;404
5.2.4;3. Religion und Coping;410
5.2.5;4. Das Konzept der Salutogenese;423
5.2.6;5. Wie »wirkt« Religion? Die physiologische Ebene und Psychoneuroimmunologie;426
5.2.7;Zusammenfassende Betrachtung;435
5.2.8;Literatur;435
5.3;IX. Spezifische psychische Zustände, Erkrankungen und Religion/ Religiosität;451
5.3.1;1. Spezifische Erkrankungen;451
5.3.2;2. Spezifische psychische Zustände;489
5.3.3;Zusammenfassung;497
5.3.4;Literatur;498
5.4;X. Spezifische religiöse Gemeinschaften und psychische Erkrankungen;513
5.4.1;1. Einleitung;513
5.4.2;2. Christentum;539
5.4.3;3. Nichtchristliche Minderheiten;557
5.4.4;Zusammenfassung;559
5.4.5;Literatur;560
5.5;XI. Integration des Religiösen in die Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen;569
5.5.1;1. Einleitung;569
5.5.2;2. Religion in der Diagnostik von psychischen Störungen;574
5.5.3;3. Von der Diagnose zur Therapie;587
5.5.4;4. Spezifische religiöse Interventionen in der Psychotherapie;589
5.5.5;5. Psychotherapie mit Berücksichtigung der religiöser / spirituellen Dimension;600
5.5.6;Zusammenfassung;627
5.5.7;Literatur;628
5.6;XII. Forschung und Lehre;643
5.6.1;1. Forschung;643
5.6.2;2. Lehre;651
5.6.3;Zusammenfassung;655
5.6.4;Literatur;655
5.7;Zusammenfassung: Gründe, sich als Psychiater mit Religion zu beschäftigen;661
6;Als Schlussworte;667
7;Register;671
7.1;Namensregister;671
7.2;Sachregister;674


"IX. Spezifische psychische Zustände, Erkrankungen und Religion/Religiosität (S. 449-450)

1. Spezifische Erkrankungen

Einleitung

Religion, wie jede andere kulturelle Entität, beeinflusst das Denken, Fühlen und Verhalten des Individuums und das der Gemeinschaft. Bei psychisch Kranken werden psychopathologische Phänomene wie Wahn und Halluzinationen natürlich ebenfalls durch Religion mit geprägt. Unter Berücksichtigung der vorangehenden Kapitel, insbesondere des Abschnittes, in welchem die Wechselwirkungen zwischen psychischer Gesundheit im allgemeinen und Religion erörtert, sowie Hypothesen zu möglichen psychologischen, soziologischen und physiologischen Mechanismen vorgestellt wurden, sollen in diesem Kapitel einige spezifische psychische Störungen ausgewählt werden.

Auf eine nochmalige Vorstellung und Diskussion möglicher Wechselwirkungsmodelle wird deshalb an dieser Stelle verzichtet. Eine gewisse Redundanz ist nicht zu vermeiden und teilweise auch gewollt, um die Lesbarkeit des Textes zu erhöhen. Wechselwirkung bedeutet nochmals zusammengefasst: Religion als Krankheitsursache: Die psychische Störung kann durch die Religion ausgelöst werden kann – auf den Begriff der sogenannten ekklesiogenen Neurose wird im nächsten Kapitel eingegangen.

Religion als Faktor der Krankheitsaufrechterhaltung: Eine psychische Störung per se oder der Umgang mit dieser verschlechtert sich durch Religion oder wird hierdurch erschwert, beispielsweise bei negativem religiösem Coping. Religion als Prophylaxe: Religion kann das klinisch Manifestwerden einer psychischen Erkrankung verhindern. Religion als Therapie: Religion vermag auf den Verlauf einer psychischen Störung positiv einzuwirken, beispielsweise im Rahmen positiv religiösen Copings.

Die Auswahl der psychischen Störungen gründet zum einen auf der epidemiologischen Häufigkeit der Psychopathologien, zum anderen wird hiermit auch die Rezeptionsfrequenz der entsprechenden Störungen im Zusammenhang mit Religion in Publikationsorganen reflektiert. Dieses Kapitel behandelt schwerpunktmäßig die unterschiedlichen psychischen Störungen und deren Beeinflussung durch Religion/Religiosität bzw. die Wirkung von Religion/Religiosität im Allgemeinen auf spezifische psychische Störungen.

Im anschließenden Kapitel erfolgt dann die Erfassung der Auswirkungen religionsspezifischen – genauer: konfessionsspezifischen – Verhaltens und Denkens auf die psychische Gesundheit. Obwohl in neueren Klassifikationssystemen vermieden, haben die Begriffe »Neurose« und »Psychose« bei Laien wie Fachleuten noch immer einen festen, wenngleich oftmals auch unscharf definierten Platz. Hier eine kurze Definition der beiden Bezeichnungen:

Unter einer Neurose verstehen die meisten Fachleute eine psychisch bedingte Gesundheitsstörung, deren Ursachen dem Betroffenen nicht bewusst und letztlich in der Kindheitsentwicklung zu suchen sind. Typische Beschwerden sind Ängste, Zwänge oder auch körperliche Symptome, für die man aber keine eigentlichen körperlichen Ursachen finden kann (z.B. ständiger Durchfall, obwohl mit dem Darm scheinbar alles in Ordnung ist). Neurosen sind somit psychische Störungen, oft auf dem Boden unbewusster Konflikte; die Bewältigung der üblichen Anforderungen an das tägliche Leben und der Realitätsbezug sind aber nur in Ausnahmefällen nicht gestört."


Kaiser, Peter
Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. habil. Peter Kaiser arbeitet als klinischer Psychiater und Psychotherapeut, lehrt an der Universität Bremen Religionswissenschaft und ist als Tropenmediziner und Ethnologe weltweit in Krisenregionen tätig.Dr. Peter Kaiser is Assistant professor at the Department for Religious Studies, University of Bremen, Germany. Graduated 1991 in Human Medicine, Medical specialization in Psychiatry and Tropical Medicine, graduated 1999 in Anthropology and Religious Studies. Fields of research activities: Mental health and religion, coping and resilience, psycho-neuroimmunology (PNI) and religiosity, trans-cultural psychiatry.


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