Kaiser-Mantel | Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 156 Seiten

Reihe: Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik

Kaiser-Mantel Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie

Bausteine für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
2. überarbeitete Auflage 2023
ISBN: 978-3-497-61739-5
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Bausteine für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

E-Book, Deutsch, Band 9, 156 Seiten

Reihe: Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik

ISBN: 978-3-497-61739-5
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kinder und Jugendliche, bei denen die Lautsprache noch nicht oder nur unzureichend ausgebildet ist, benötigen unterstützende, alternative oder ergänzende Kommunikationsmittel. Kompaktes Grundlagenwissen und konkrete Hinweise führen in das Methodenrepertoire der Unterstützten Kommunikation ein und erleichtern die praktische Umsetzung. Unterschiedliche Kommunikationsformen, Diagnostik und individuell kombinierbare Therapieverfahren werden ebenso behandelt wie die Einbeziehung des Umfelds und die Praxisausstattung. Für die 2. Auflage wurde das Buch auf den aktuellen Stand gebracht. Digitale Medien am Beispiel tabletbasierter Kommunikationsmittel und die Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation im Bereich der Mehrsprachigkeit werden beschrieben. Zusatzmaterial gibt es zum Download. Die Reihe 'Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik' wird herausgegeben von Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt.

Hildegard Kaiser-Mantel ist akademische Sprachtherapeutin mit eigener Praxis in Großhesselohe bei München.
Kaiser-Mantel Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


3 Kommunikationsformen

Überblick über Kommunikationsformen

Die Formen Unterstützter Kommunikation lassen sich in zwei Kategorien aufteilen:

¦ körpereigene Kommunikationsformen, die vom Benutzer selbst produziert werden (Abb. 2),

¦ Kommunikationsformen, die auf Hilfsmittel von außen angewiesen sind (Abb. 3).

Abb. 2: Körpereigene Kommunikationsformen

Abb. 3: Körperfremde und hilfsmittelgestützte Kommunikationsformen

3.1 Körpereigene Kommunikationsformen

Spektrum der körpereigenen Kommunikationsformen

Zu den körpereigenen Kommunikationsformen gehören alle Ausdrucksformen, die ausschließlich mit Hilfe des eigenen Körpers willkürlich und unwillkürlich vollzogen werden. Hierzu zählen:

¦ Atemrhythmus,

¦ vegetative Zeichen, wie Hautveränderung, Aussenden von Geruchsstoffen, Temperaturveränderungen,

¦ Vokalisierungen, wie Schreien, Lautieren,

¦ Körperspannung und Körperhaltung,

¦ Gestik und Mimik,

¦ zielgerichtete, unwillkürliche Bewegungen,

¦ stereotypes Verhalten.

bedeutungstragende Ausdrucksform

Eine Bewegung, ein Handzeichen oder eine Gebärde kann für jeden Menschen eine bedeutungstragende Ausdrucksform darstellen. Oftmals ist es z. B. die Haltung des Körpers, die Auskunft über den wirklichen Inhalt der Mitteilung gibt.

intuitiver Einsatz

Mimik und Gestik in individueller Ausprägung werden intuitiv eingesetzt und von den jeweiligen Gesprächspartnern oft nur unbewusst wahrgenommen. Sie begleiten in der Regel eine lautsprachliche Aussage. Der Einsatz körpereigener Kommunikationsformen ist demnach keine Methode, die speziell von Menschen mit Behinderungen genutzt wird. Im Gegenteil: Der Einsatz nonverbaler Kommunikationsformen ist ein Bestandteil der natürlichen Kommunikation aller Menschen.

Basale Stimulation, basale Kommunikation

Zunächst sollen ganzheitliche und heilpädagogische Behandlungskonzepte, wie die Basale Stimulation (Fröhlich / Simon 2008) und Basale Kommunikation (Mall 2008), überblicksmäßig beschrieben werden. Diese Ansätze liefern aufgrund ihrer basalen, grundlegenden und voraussetzungslosen Ausdrucksvarianten viele Möglichkeiten im Umgang mit Kindern mit komplexen Erscheinungsbildern.

Körpereigene Kommunikationsformen erhalten als Reaktionen dann Signalcharakter, wenn der nicht beeinträchtigte Partner diese Verhaltensweisen als ganzheitlich, kommunikativ und sinnhaftig wahrnimmt und interpretiert (Abb. 4).

Definition

Basale Stimulation versteht sich als pädagogisches Konzept und nicht als therapeutische Technik. Im Vordergrund steht der Aufbau einer gemeinsamen Beziehung und das wechselseitige sich Einlassen der Kommunikationspartner aufeinander mittels der körperlichen Begegnung durch die Anregung primärer Körper- und Bewegungserfahrungen mit einfachsten Mitteln (Fröhlich / Simon 2008).

Definition

Mit der Basalen Kommunikation erweitert Mall (2008) das Konzept von Fröhlich / Simon und stellt den Aspekt der Kommunikation in den Vordergrund. Alle körperlichen Verhaltensweisen werden von Mall grundsätzlich als Ausdrucksverhalten verstanden, auf das wiederum mit passendem körperlichem Verhalten sinnlich wahrnehmbar geantwortet werden soll.

Abb. 4: Der Kreislauf primärer Kommunikation (Mall 2008, 39)

Kommunikation als Begegnungsgestaltung

Kommunikation als Begegnungsgestaltung bietet viele Ansatzpunkte für die Arbeit mit Kindern mit komplexen Erscheinungsbildern, da hier zunächst das kindliche Tun als Ausgangsbasis für Kommunikation gesehen wird, und sich das Angebot des Kommunikationspartners sehr feinfühlig darauf bezieht. Ziel ist es, auch nur kleinste Signale des Kindes abzuwarten und wahrzunehmen. Der Kommunikationspartner reagiert darauf angemessen, er greift die sichtbaren Zeichen auf, spiegelt und variiert diese.

Weiterbildung Basale Stimulation

Die beschriebenen Ansätze sind wertvoll und wichtig, aber auch umfangreich, so dass der interessierte Leser auf entsprechende Literatur und vor allem Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten hingewiesen werden soll. Eine qualifizierte Ausbildung ist Voraussetzung dafür, ein hohes Maß an Toleranz, Kontinuität und Geduld zu entwickeln, damit Reaktionen abgewartet und Zustimmung bzw. Ablehnungen von Angeboten erkannt werden können.

Fröhlich, A., Simon, A. (2008): Gemeinsamkeiten entdecken. Mit schwerbehinderten Kindern kommunizieren. Verlag selbstbestimmtes Lernen, Düsseldorf

Bienstein, C., Fröhlich, A. (2010): Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen. Huber, Bern

Mall, W. (2008): Kommunikation mit schwer geistig behinderten Menschen. 6. A. Edition Schindele, Heidelberg

Hilfreiche Verbände, welche auch Weiterbildungen zum Thema Basale Stimulation und Basale Kommunikation anbieten, sind:.

Stiftung Leben pur: www.stiftung-leben-pur.de

Internationaler Förderverein Basaler Stimulation e. V.: www.basale-stimulation.de

Konzept von Winfried Mall:

www.basale-kommunikation.ch/bk_konzept.html

Handzeichen

Handzeichen sind ein wichtiger Bestandteil der nonverbalen, körpereigenen Kommunikationsformen und haben sich im Bereich der Unterstützten Kommunikation fest etabliert.

Definitionen

Gesten sind alle Bewegungen des Körpers, die das Gespräch spontan begleiten. Hände und Arme bewegen sich beim Sprechen, aber auch Kopfbewegungen wie Nicken und Kopfschütteln gehören zur Gestik und stellen gleichsam die „Begleitmusik“ beim Sprechen dar. Gesten sind ganzheitlich, transportieren Bedeutung, sind in ihrer Bedeutung kontextgebunden und somit auf das Hier und Jetzt angewiesen (www.gesellschaft-uk.org/ueber-uk/lexikon-der-uk.html, 05.01.2023).

Gebärden sind Bewegungen des Körpers, vorwiegend ausgeführt mit den Händen, denen eine feste sprachliche Bedeutung zugeordnet ist. Diese konventionellen, nach linguistischen Regeln gebildeten körpereigenen Zeichen repräsentieren Laute, Buchstaben, Wörter und ganze Phrasen (www.gesellschaft-uk.org/ueber-uk/lexikon-der-uk.html, 05.01.2023).

Manualsysteme sind künstlich geschaffene Handzeichensysteme, um Laut- oder Schriftsprache auf Laut- bzw. Buchstabenebene zu visualisieren (www.gesellschaft-uk.org/ueber-uk/lexikon-der-uk.html, 05.01.2023).

Handzeichen als übergeordneter Begriff

Im Folgenden wird der Terminus Handzeichen als übergeordneter Begriff verwendet, um der Geste, den Gebärden und den Manualsystemen eine gleichwertige Bedeutung zuzuschreiben.

Der Einsatz von Handzeichen kann unterstützend, ergänzend und anbahnend den Lautspracherwerb auf allen linguistischen Ebenen fördern (Appelbaum 2016). Die Übergänge zwischen den Funktionsbereichen sind fließend, und erst mit dem Gebrauch der Handzeichen wird sich die unterschiedliche Funktion entwickeln.

Visuelle Handzeichen

Gebärdensprachsysteme

Folgende Gebärdensprachsysteme existieren in Deutschland (Appelbaum 2016):

1. Deutsche Gebärdensprache (DGS): Die DGS als sog. Muttersprache der Gehörlosen stellt ein eigenständiges, linguistisches System dar. Sie entspricht grammatikalisch nicht dem Aufbau und der Satzstruktur der Lautsprache im Deutschen, da durchschnittlich zwei Informationen pro Zeichen ausgedrückt werden. Die Kommunikationsgeschwindigkeit ist der der Lautsprache sehr ähnlich. Durch Hand- und Mundbewegungen nahezu ohne Stimmeinsatz und entsprechender Mimik entsteht ein Gesamteindruck.

Beispiele für Gebärdensammlungen der DGS:

¦ „Das große elektronische Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache“ von Kestner (2017, Version 3) umfasst 19.000 Wörter mit Gebärdenvideos. Mit der Einführung einer Hochsprache wird versucht, eine Einheitlichkeit innerhalb der Deutschen Gebärdensprache zu erzielen. CD-ROMs, Downloads und Apps für verschiedene Betriebssysteme sind zu beziehen unter www.kestner.de.

¦ Das Gebärdenprogramm SIGNdigital als online Anwendung (www.sign-digital.de) kombiniert Gebärdenzeichnungen, Symbole (METACOM - siehe hierzu Kap.3.2) und Gebärdenvideos. Eigene Lernlisten und Druckvorlagen können erstellt werden. Derzeit ist es möglich, aus ca. 1000 Begriffen auszuwählen. Die SIGN Materialien gibt es ergänzend als Box, als Tafel und auch als Poster oder Einzelkarten im www.sign.shop-hho.de.

¦ Kostenlose Zugriffe auf DGS-Gebärden findet man unter: www.sign-lang.uni-hamburg.de/alex/index.html, www.spreadthesign.com/de/, www.gebaerdenlernen.de, www.signdict.org.

Die Deutsche Gebärdensprache stellt mit ihrem unendlichen Wortschatz eine gleichberechtigte Sprach- und Kommunikationsmöglichkeit für Menschen dar, die aufgrund einer Sinnesbeeinträchtigung nicht oder nur unzureichend über Lautsprache verfügen.

DGS als Grundlage für Gebärdenauswahl

Die Gebärden der DGS sollten demnach als...


Hildegard Kaiser-Mantel ist akademische Sprachtherapeutin mit eigener Praxis in Großhesselohe bei München.



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