Gesammelte Werke
E-Book, Deutsch, 1440 Seiten
ISBN: 978-3-86992-655-1
Verlag: AtheneMedia-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag, damals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie, geboren. Er war das älteste von sechs Kindern einer wohlhabenden jüdischen Familie. Sein Vater Hermann Kafka war ein erfolgreicher Geschäftsmann, während seine Mutter Julie Löwy aus einer angesehenen Prager Familie stammte. Er wuchs in einer deutschsprachigen Umgebung auf und erhielt eine strenge jüdische Erziehung. Er besuchte das Deutsche Gymnasium in Prag und zeigte früh ein großes Interesse an Literatur und Schreiben. Nach seinem Schulabschluss im Jahr 1901 begann er ein Jurastudium an der Deutschen Universität in Prag, das er 1906 abschloss. Obwohl er eine Karriere als Jurist anstrebte, arbeitete er zunächst in verschiedenen Versicherungsunternehmen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Tätigkeit war jedoch nicht erfüllend für ihn und er fühlte sich oft gefangen in einem bürokratischen und sinnentleerten Alltag. Parallel zu seinem Berufsleben widmete sich Kafka intensiv dem Schreiben. Er veröffentlichte seine ersten literarischen Werke in Zeitschriften und begann, an seinem ersten Roman 'Der Verschollene' zu arbeiten. Sein literarisches Schaffen wurde jedoch erst nach seinem Tod bekannt und gewürdigt. Kafkas Werke sind geprägt von einer düsteren und beklemmenden Atmosphäre. Sie behandeln Themen wie Schuld, Isolation, Machtlosigkeit und die Absurdität des menschlichen Daseins. Seine Erzählungen und Romane, darunter 'Die Verwandlung', 'Der Prozess' und 'Das Schloss', gelten als Meisterwerke der modernen Literatur. Der Ausnahmeschriftsteller führte ein zurückgezogenes Leben und hatte nur wenige enge Freunde. Er litt unter gesundheitlichen Problemen, darunter Tuberkulose, und starb am 3. Juni 1924 in einem Sanatorium in Kierling bei Wien. Sein literarisches Erbe wurde von seinem Freund Max Brod bewahrt und veröffentlicht. Franz Kafka gilt heute als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Werke haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die moderne Literatur und haben zahlreiche Schriftsteller und Denker inspiriert. Kafka selbst sah sich jedoch zeitlebens als einen Außenseiter und zweifelte oft an der Qualität seiner eigenen Arbeit. Trotzdem hat er mit seinen Werken eine einzigartige und unverwechselbare Stimme in der Literaturgeschichte hinterlassen.
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In der mystischen Kulisse von Prag, am 3. Juli 1883, begann das Leben eines Mannes, der die Grenzen der menschlichen Psyche erkunden sollte. Franz Kafka, geboren in eine deutschsprachige jüdische Familie, wuchs auf den von verschiedenen Kulturen durchzogenen Straßen Prags heran. Die Kombination dieser kulturellen Einflüsse sollte den Grundstein für seine späteren literarischen Meisterwerke legen. Kafka fühlte von Kindheit an den Druck der kulturellen Vielfalt, während das Habsburger Reich seine politische und gesellschaftliche Dominanz ausübte. Die Frage nach Identität und Zugehörigkeit sollte zu einem konstanten Begleiter in seinem Leben werden. Sein Weg führte ihn durch die Wirren des Jurastudiums, wo er in die schier undurchdringliche Welt des öffentlichen Dienstes eintauchte. Die glanzvolle Fassade des Berufslebens konnte jedoch nicht die tiefen Sehnsüchte und inneren Konflikte Kafkas befriedigen. Sein Leben war ein ständiger Kampf mit inneren Dämonen, die in seinen Schriften in düsterem Surrealismus Gestalt annahmen. Die feinen Linien zwischen Realität und Traum verschwammen in einer Kakophonie von Absurditäten. Trotz seiner eigenen inneren Kämpfe schuf Kafka Werke von zeitloser Bedeutung. "Die Verwandlung" beispielsweise entführt den Leser in die beklemmende Welt von Gregor Samsa, einem Mann, der sich plötzlich in einen monströsen Käfer verwandelt. Die Metaphorik dieses Werkes spiegelt Kafkas Suche nach Sinn, Identität und Verbindung wider. Kafka, ein Meister der Selbstreflexion, zögerte oft, seine Werke zu veröffentlichen, und hinterließ zahlreiche unvollendete Manuskripte. Sie wurden zu Spiegeln seiner eigenen Einsamkeit und seiner ständigen Auseinandersetzung mit der Welt um ihn herum. Sein Schreiben wurde zu einem Weg, die Komplexität der menschlichen Existenz zu erkunden. Kafkas Leben war geprägt von einem ständigen Ringen um Anerkennung. Obwohl er zu Lebzeiten nur wenig Ruhm erntete, wurde sein literarisches Erbe erst nach seinem Tod als Wegbereiter der modernen Literatur erkannt. Sein Einfluss erstreckt sich über Generationen und verschiedene Kunstformen. Prag, die Stadt seiner Geburt und Quelle seiner Inspiration, blieb eine Konstante in Kafkas Leben. Die verwinkelten Gassen und die mysteriöse Atmosphäre der Stadt fanden ihren Weg in viele seiner Werke. Sie wurde nicht nur zu einem physischen Ort, sondern zu einem Symbol für die Rätselhaftigkeit des Lebens selbst. Kafka starb am 3. Juni 1924 in Kierling, Österreich. Sein Leben war ein ständiges Ringen mit der eigenen künstlerischen Vision, und seine Werke blieben oft unvollendet. Doch genau diese Unvollkommenheit verleiht seinen Schriften eine zeitlose Intensität und einen Raum für endlose Interpretationen. Das Erbe von Franz Kafka erstreckt sich über die Grenzen der Literatur hinaus. Sein Einfluss auf die moderne Philosophie, Kunst und Kultur ist unbestreitbar. Durch die einzigartige Fähigkeit, die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele zu erforschen, bleibt Kafka eine faszinierende Persönlichkeit, deren Leben und Werk die Grenzen der Wirklichkeit überschreiten. Franz Kafkas Leben war eine unendliche Reise durch die Dunkelheit der eigenen Psyche und die Widersprüche der Welt um ihn herum. Sein Vermächtnis lebt weiter in den Gedanken derer, die sich von seinen Werken fesseln lassen. Die Suche nach Identität, die in seinen Schriften eingewoben ist, wird zu einer zeitlosen Reise, die auch heute noch die Leser auf eine Reise durch die Rätsel des menschlichen Daseins mitnimmt. Der Herausgeber Im Dezember 2023 BEIM BAU DER CHINESISCHEN MAUER
Die chinesische Mauer ist an ihrer nördlichsten Stelle beendet worden. Von Südosten und Südwesten wurde der Bau herangeführt und hier vereinigt. Dieses System des Teilbaues wurde auch im Kleinen innerhalb der zwei großen Arbeitsheere, des Ost- und des Westheeres, befolgt. Es geschah das so, daß Gruppen von etwa zwanzig Arbeitern gebildet wurden, welche eine Teilmauer von etwa fünfhundert Meter Länge aufzuführen hatten, eine Nachbargruppe baute ihnen dann eine Mauer von gleicher Länge entgegen. Nachdem dann aber die Vereinigung vollzogen war, wurde nicht etwa der Bau am Ende dieser tausend Meter wieder fortgesetzt, vielmehr wurden die Arbeitergruppen wieder in ganz andere Gegenden zum Mauerbau verschickt. Natürlich entstanden auf diese Weise viele große Lücken, die erst nach und nach langsam ausgefüllt wurden, manche sogar erst, nachdem der Mauerbau schon als vollendet verkündigt worden war. Ja, es soll Lücken geben, die überhaupt nicht verbaut worden sind, eine Behauptung allerdings, die möglicherweise nur zu den vielen Legenden gehört, die um den Bau entstanden sind, und die, für den einzelnen Menschen wenigstens, mit eignen Augen und eignem Maßstab infolge der Ausdehnung des Baues unnachprüfbar sind. Nun würde man von vornherein glauben, es wäre in jedem Sinne vorteilhafter gewesen, zusammenhängend zu bauen oder wenigstens zusammenhängend innerhalb der zwei Hauptteile. Die Mauer war doch, wie allgemein verbreitet wird und bekannt ist, zum Schutze gegen die Nordvölker gedacht. Wie kann aber eine Mauer schützen, die nicht zusammenhängend gebaut ist. Ja, eine solche Mauer kann nicht nur nicht schützen, der Bau selbst ist in fortwährender Gefahr. Diese in öder Gegend verlassen stehenden Mauerteile können immer wieder leicht von den Nomaden zerstört werden, zumal diese damals, geängstigt durch den Mauerbau, mit unbegreiflicher Schnelligkeit wie Heuschrecken ihre Wohnsitze wechselten und deshalb vielleicht einen besseren Überblick über die Baufortschritte hatten als selbst wir, die Erbauer. Trotzdem konnte der Bau wohl nicht anders ausgeführt werden als es geschehen ist. Um das zu verstehen, muß man folgendes bedenken: Die Mauer sollte zum Schutz für die Jahrhunderte werden; sorgfältigster Bau, Benutzung der Bauweisheit aller bekannten Zeiten und Völker, dauerndes Gefühl der persönlichen Verantwortung der Bauenden waren deshalb unumgängliche Voraussetzung für die Arbeit. Zu den niederen Arbeiten konnten zwar unwissende Taglöhner aus dem Volke, Männer, Frauen, Kinder, wer sich für gutes Geld anbot, verwendet werden; aber schon zur Leitung von vier Taglöhnern war ein verständiger, im Baufach gebildeter Mann nötig; ein Mann, der imstande war, bis in die Tiefe des Herzens mitzufühlen, um was es hier ging. Und je höher die Leistung, desto größer die Anforderungen. Und solche Männer standen tatsächlich zur Verfügung, wenn auch nicht in jener Menge, wie sie dieser Bau hätte verbrauchen können, so doch in großer Zahl. Man war nicht leichtsinnig an das Werk herangegangen. Fünfzig Jahre vor Beginn des Baues hatte man im ganzen China, das ummauert werden sollte, die Baukunst, insbesondere das Maurerhandwerk, zur wichtigsten Wissenschaft erklärt und alles andere nur anerkannt, soweit es damit in Beziehung stand. Ich erinnere mich noch sehr wohl, wie wir als kleine Kinder, kaum unserer Beine sicher, im Gärtchen unseres Lehrers standen, aus Kieselsteinen eine Art Mauer bauen mußten, wie der Lehrer den Rock schürzte, gegen die Mauer rannte, natürlich alles zusammenwarf, und uns wegen der Schwäche unseres Baues solche Vorwürfe machte, daß wir heulend uns nach allen Seiten zu unseren Eltern verliefen. Ein winziger Vorfall, aber bezeichnend für den Geist der Zeit. Ich hatte das Glück, daß, als ich mit zwanzig Jahren die oberste Prüfung der untersten Schule abgelegt hatte, der Bau der Mauer gerade begann. Ich sage Glück, denn viele, die früher die oberste Höhe der ihnen zugänglichen Ausbildung erreicht hatten, wußten jahrelang mit ihrem Wissen nichts anzufangen, trieben sich, im Kopf die großartigsten Baupläne, nutzlos herum und verlotterten in Mengen. Aber diejenigen, die endlich als Bauführer, sei es auch untersten Ranges, zum Bau kamen, waren dessen tatsächlich würdig. Es waren Maurer, die viel über den Bau nachgedacht hatten und nicht aufhörten, darüber nachzudenken, die sich mit dem ersten Stein, den sie in den Boden einsenken ließen, dem Bau verwachsen fühlten. Solche Maurer trieb aber natürlich, neben der Begierde, gründlichste Arbeit zu leisten, auch die Ungeduld, den Bau in seiner Vollkommenheit endlich erstehen zu sehen. Der Taglöhner kennt diese Ungeduld nicht, den treibt nur der Lohn, auch die oberen Führer, ja selbst die mittleren Führer sehen von dem vielseitigen Wachsen des Baues genug, um sich im Geiste dadurch kräftig zu halten. Aber für die unteren, geistig weit über ihrer äußerlich kleinen Aufgabe stehenden Männer, mußte anders vorgesorgt werden. Man konnte sie nicht z. B. in einer unbewohnten Gebirgsgegend, hunderte Meilen von ihrer Heimat, Monate oder gar Jahre lang Mauerstein an Mauerstein fügen lassen; die Hoffnungslosigkeit solcher fleißigen, aber selbst in einem langen Menschenleben nicht zum Ziel führenden Arbeit hätte sie verzweifelt und vor allem wertloser für die Arbeit gemacht. Deshalb wählte man das System des Teilbaues. Fünfhundert Meter konnten etwa in fünf Jahren fertiggestellt werden, dann waren freilich die Führer...