Kämmerer | Totwald | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 8, 304 Seiten

Reihe: Chefinspektor Mader, Hummel & Co.

Kämmerer Totwald

Kriminalroman | Der achte Fall für das Team um Chefinspektor Mader
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7499-0709-0
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Kriminalroman | Der achte Fall für das Team um Chefinspektor Mader

E-Book, Deutsch, Band 8, 304 Seiten

Reihe: Chefinspektor Mader, Hummel & Co.

ISBN: 978-3-7499-0709-0
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Hummel entdeckt seinen neuen Bekannten, den ehemaligen Lateinlehrer seiner Schule, erhängt in dessen Haus. Findet Hummel an seinem alten Gymnasium einen Schlüssel zu dem Verbrechen, das als Selbstmord getarnt wurde? Währenddessen sind Dosi und Zankl mit einem anderen Fall beschäftigt: Können sie den Tod des »Saure-Gurken«-Unternehmers als Unfall abhaken? Und Kommissar Mader bekommt einen »cold case« auf den Tisch. Kann Mader einem 30 Jahre alten Fall vielleicht doch noch Leben einhauchen?
Während Dr. Günther alle Hoffnung in die modernen Labormethoden und DNA-Analysen setzt, beweisen seine Leute, dass es noch wichtigere Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Ermittlungen gibt: Gespür, Kombinationsgabe und das Vertrauen in die Fähigkeiten der anderen Kollegen, die wissen, dass alle zusammen mehr als die Summe der Teile sind. Und damit ist auch Maders Dackel Bajazzo gemeint.



Harry Kämmerer, Jahrgang 1967, lebt in München und arbeitet in einem Buchverlag. Er ist Autor zahlreicher Kurzgeschichten und hat zwei Hörspielserien fürs Radio geschrieben und produziert. Zu seinen Kriminalromanen zählen die Bände mit dem Ermittlerteam rund um den Münchner Kriminalrat Karl-Maria Mader, die mit »Isartod«beginnen. Weiterhin gibt es die Krimireihe »Mangfall ermittelt« und die Romane »Drachenfliegen« und »Oh, Mama!«. Harry Kämmerers Liebe zu Musik und Kabarett prägt seine Bücher und seine Lesungen mit Livemusik.

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DERRICK


Zankl und Dosi fahren mit dem Dienstwagen die Grünwalder Straße stadtauswärts. Die Sonne steht fett am Himmel, ein schöner Herbstnachmittag. Rumpelnd zischt eine Trambahn an ihnen vorbei. Im dichten Verkehr kommen sie nur sehr langsam vorwärts. Hohe Dichte an Edelkarossen – Porsche, BMW, Mercedes, Jaguar.

»San ma a bisserl untermotorisiert«, sagt Dosi an einer roten Ampel und tut so, als würde sie in der Nase popeln und ihr Fundstück aus dem Fenster schnippen. Sie freut sich über das entsetzte Gesicht des wettergegerbten Cabriofahrers neben ihr. Als dieser zu einer Tirade Luft holt, greift sie unter den Sitz zur Polizeikelle und winkt ihm mit einem frechen Grinsen.

»Dosi, lass den Schmarrn, am Ende kriegt der ein Herzkasperl.«

»Wegen mir gerne.«

»Nanana …« Zankl deutet nach rechts. »Den Harlachinger Berg runter, und du bist bei Hummel im Schrebergarten. Können wir am Rückweg ja mal vorbeischauen. Er hat gesagt, dass er abends dort jetzt immer noch einen Zwischenstopp einlegen muss – zum Rasensprengen.«

»Wie du das sagst!«

»Ja, wie?«

»Na, als ob er alles in die Luft jagen will. Rasen sprengen.«

»Und Blumen gießen natürlich.«

»Ja, dass der so aufgeht in seinem Nebenjob als Gärtner, erstaunlich.« Dosi steckt sich ein Fisherman’s in den Mund. »Den grünen Daumen hätte ich gar nicht vermutet bei ihm.«

»Mir reicht schon unser Balkon. Jasmin macht da immer ein Riesengeschiss. Im Frühjahr die Holzplatten von IKEA drauflegen, die Töpfe neu bepflanzen, dann alle Töpfe richtig platzieren. Die eine Pflanze mag Halbschatten, die andere braucht es ganz dunkel, der nächsten wiederum macht pralle Sonne nichts aus. Und das Gießen ja nicht vergessen, aber bitte nicht zu viel! Und andauernd muss ich irgendwelche Töpfe wegräumen, damit wenigstens ein bisschen Platz ist. Die Pflanzen haben mehr Rechte auf dem Balkon als ich. Und Ende September darf ich die Platten dann wieder wegräumen und die Pflanzen, die draußen bleiben, mit Jutesäcken verhüllen, als wären es verdammte Objekte von Christo. Die reinste Sisyphosarbeit. Es gibt doch winterharte Pflanzen.«

»Tannen zum Beispiel.«

»Zum Beispiel. Aber nein, es muss ja schön bunt sein. Auch laut Clarissa. Einpflanzen ist immer voll super, aber Gießen ist dann voll öde, und ich bin der Depp, der dran denken muss oder angemotzt wird, wenn die Pflanzen vertrocknen. Und die Hängematte, die ich auf dem Balkon aufgespannt habe, ist auch immer besetzt, wenn ich mich mal eine Viertelstunde reinlegen will.«

»Zankl. Weißt du, was ich denke?«

»Woher soll ich wissen, was du denkst?«

»Dass du auf einem ziemlich hohen Niveau jammerst. Dass du es eigentlich gut findest, wenn du gebraucht wirst, wenn du moderige Balkonbretter auswechseln oder das schwere Zitrusbäumchen in den Keller zum Überwintern bringen sollst. Und wenn der Balkon sogar groß genug ist für eine Hängematte, dann kannst du meinen mal anschauen. Vielleicht erklärst du mir dann auch, warum ein Geländer eigentlich ›Französischer Balkon‹ heißt. Also jammer nicht!«

Zankl will schon aufbrausen, dann überlegt er und sagt: »Ja, vielleicht hast du recht. Eigentlich brauche ich mich nicht beschweren, auch wenn das mit den blöden Pflanzen nervt.«

»Solange es nur die Pflanzen sind und nicht deine Familie generell.«

»Na ja, manchmal ist es schon sehr eng. Also rein physisch. Wir leben zu viert auf siebzig Quadratmetern!«

»Du bist doch eh kaum zu Hause.«

»Haha, Dosi, sehr witzig.«

»Na, dann hoffe ich mal, dass du keinen Anfall von Sozialneid bekommst, wenn wir jetzt gleich eine Grünwalder Villa betreten.«

»Ich kann’s kaum erwarten, einen Blick hinter die hohen Mauern einer Millionärsvilla zu werfen. Bestimmt ein riesiges geschmackloses Haus, das den Odem tödlicher Langeweile verströmt. Wie die meisten Villen in Grünwald. Wo Mumien wohnen, die sich nur durch intravenöse Zufuhr von Champagner und Cognac über ihre triste Restlaufzeit retten.«

»Zankl, in welcher Klischeehölle lebst du denn?«

»Hast du nie Derrick geguckt?«

»Was ist das?«

»Gibt’s ja nicht. Du kennst Derrick nicht? Das ist eine Kultserie im Fernsehen aus dem letzten Jahrtausend! Mit Horst Tappert als Stefan Derrick.«

»Wer ist das?«

»Ein Schauspieler. Horst Tappert hatte legendäre Tränensäcke. Und sein Dackelblick! Als Kriminaler Stefan Derrick war er oft in Grünwald unterwegs. Streifte wie ein schläfriger Dachshund durch die edlen Wohngruften. Die Leute, Frisuren, das pure Grauen. Und die Klamotten erst! Riesenkrägen, Rüschen, Frauenblusen mit Schulterpolstern. Slow-Motion-Fernsehen. Du musst dir unbedingt mal eine Folge reinziehen.«

»Den Eindruck habe ich jetzt nicht.«

»Doch, das ist Kult. Fans in der ganzen Welt, vor allem in Japan. Glaub’s mir.«

»Ich werde es googeln. Wenn mir mal sehr langweilig ist. Vielleicht sollte Mader sich die Serie mal anschauen. Klingt ganz so, als könnte ihm das gefallen. Vielleicht hätten wir den Chef heute mitnehmen sollen zu unserem Außeneinsatz.«

»Ach, der rührt sich doch fast gar nicht mehr aus seinem Büro. Außer, um mit Bajazzo Gassi zu gehen.«

»Sei froh, dass er uns machen lässt. Ich freu mich immer, wenn ich mal rauskomm.«

»Ich auch. Mader war heute Mittag übrigens mit Dr. Günther essen – der Arme.«

»Mader oder Günther?« Dosi grinst.

»Da vorne ist es«, sagt Zankl und deutet zu der riesigen Villa, vor der ein Krankenwagen und zwei Polizeiautos stehen.

»Hui!«, staunt Dosi, als sie kurz darauf in dem Foyer des pseudoklassizistischen Baus stehen. »Das ist echt groß.« Ihr Blick geht hoch zu dem Kronleuchter, der wie ein glitzernder Todesstern fünf Meter über ihnen hängt.

»Der Typ konnte sich so was leisten«, sagt Zankl.

»Was hat der denn beruflich gemacht?«

»Konservenfabrikant. Ferdinand von Pröller.«

Dosi lacht auf. »Ha, jetzt kapier ich es erst. Das ist der Heini von Pröller-Gewürzgurken. Die kauf ich auch immer. Nicht die billigsten, aber die einzigen, die so richtig knacken. Fränki steht auf die Dinger. Er macht seinen Schweizer Wurstsalat immer mit Pröller-Gurken, voll der Hammer. ›Geschmack mit Knack – toll, töller, Pröller.‹ So ein geiler Werbespruch!«

Zankl hört ihr gar nicht zu und geht zu der Rechtsmedizinerin, die gerade über ihren Instrumentenkoffer gebeugt ist. »Hallo, Gesine, was machst du denn hier?«

»Dasselbe wie ihr wahrscheinlich. Fremdverschulden ausschließen. Ihr kommt ganz schön spät?«

»Wir haben noch anderes auf dem Tisch.«

»Ich auch.«

»Der war gut«, murmelt Zankl. »Nein, wir sind ziemlich lang im Stau gestanden zwischen Porsche, Maserati und Bentley.«

»Ich bin mit dem Sanka mitgefahren, das ging flott.«

»Ich denke, der Mann ist tot. Was brauchen wir da noch einen Krankenwagen?«

»Nicht für den Toten.«

»Sondern?«

»Na ja, wenn man einen Toten findet und nicht so viel Erfahrung damit hat wie wir, dann kriegt man schon mal schnell einen Schock. Besonders Angehörige. Deswegen ist auch ein Kriseninterventionsteam hier. Aber der Frau geht es offenbar den Umständen entsprechend gut.«

»Okay. Und worum geht es genau? Ein Unfall?«

»So sieht es zumindest aus. Aber macht euch selbst ein Bild.«

Sie folgen Gesine ins Untergeschoss des Hauses, wo sich ein großes Schwimmbad befindet. Die schwarzen Schieferplatten, mit denen alles ausgekleidet ist, schimmern matt im Tageslicht, das durch raffiniert eingesetzte Oberlichter einfällt. Das Ganze wirkt wie das Set eines James-Bond-Films.

»Luxus ist doch was Angenehmes«, sagt Gesine. »Vielleicht wird hier ja bald was frei.«

»Tja, wenn du tot bist, dann hilft dir auch der schönste Luxus nix«, meint Dosi.

»Das hast du schön gesagt, Dosi«, sagt Zankl.

»Ist doch so. Darf ich?«, fragt sie Gesine und deutet auf den zugedeckten Leichnam.

Gesine tritt zur Seite. »Aber bitte doch. Ist ganz frisch.«

Dosi zieht das Tuch weg. Zum Vorschein kommt ein trotz sanfter Leichenblässe immer noch satt gebräunter, durchtrainierter Herr. Nicht mehr ganz faltenfrei, aber doch sehr sportlich.

Dosi nickt nachdenklich. »Das ist also der Gurkenkönig. Wie alt ist er geworden?«

»Sechsundsiebzig«, sagt Zankl.

»Was du alles weißt.«

»Ich mach mich halt gerne schon vorher schlau.«

»Dafür kenn ich seine Gürkchen. Mann, für sechsundsiebzig ist der Herr von Pröller noch ganz gut beieinander.«

»War, meine Liebe.«

»Ach, eigentlich sieht der Gurkenkönig noch immer ganz knackig aus. Als würde er gleich aus seinem Mittagsschlaf erwachen. Er vermittelt jedenfalls nicht den Eindruck, als würde er einfach so vom Stangerl fallen. Steht die Todesursache denn schon fest, Gesine?«

»Nein. Aber vermutlich Ertrinken. Vielleicht auch Herzinfarkt. Wir werden sehen.«

»Wer hat ihn denn gefunden?«, fragt Zankl.

»Seine Frau, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie kam vom Friseur, und da schwamm er auf der Wasseroberfläche. Gesicht nach unten. Müsst ihr die Grünwalder Kollegen noch mal fragen. Die waren zuerst hier.«

»Todeszeit?«

»Vermutlich zwischen zehn und zwölf Uhr.«

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