Didaktische Impulse und Materialien für den Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht aus der Region Zwickau
Buch, Deutsch, 83 Seiten, GEH, Format (B × H): 210 mm x 297 mm, Gewicht: 300 g
ISBN: 978-3-929351-32-3
Verlag: Editions La Colombe
Auch wenn die Friedliche Revolution ihren Höhe- und Wendepunkt im Herbst 1989 hatte, darf heute nicht vergessen werden, dass sie viele Vordenker hatte. Auch in der Zwickauer Region versammelten sich nach der Einführung des Wehrkundeunterrichts im Jahr 1978 mutige Menschen, um mit dem biblischen Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ für alternative Formen der Konfliktlösung einzutreten. In den 1980er Jahren kamen Gruppen hinzu, die sich unter dem Dach der Kirche für Haftentlassene einsetzten, sich um Ausreisewillige kümmerten, Meinungs- und Reisefreiheit einforderten und Umweltprobleme benannten. Wie in einem Brennglas lässt sich an der Zwickauer Region aber auch beobachten, welche Gegenmaßnahmen der Staat mit Hilfe der Stasi ergriff und welche innerkirchlichen Konflikte die oppositionellen Gruppen hervorriefen.
Die Akteure der Friedlichen Revolution gewähren nicht nur einen Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse, es werden mit ihrem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz auch ethische Handlungsfelder benannt, die heute noch von Bedeutung sind.
Die Handlungsmotive und Lebensgeschichten der „Revolutionäre“ stehen daher im Mittelpunkt der hier erstmals publizierten Materialien. Ausgehend von den Lehrplanvorgaben für den Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht stehen dabei drei didaktische Anliegen im Mittelpunkt: Die Schülerinnen und Schüler sollen den damaligen Umgang mit Andersdenkenden kennenlernen, die Konflikte verstehen und die bleibende Bedeutung einer an Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung orientierten Ethik erkennen. Die Materialien fühlen sich dabei dem didaktischen Prinzip der Regionalität verpflichtet: Denn wenn sich der Zehntklässler – wie Joachim Gauck in seinem Geleitwort schreibt – überhaupt „für Geschichte interessiert, dann am ehesten, wenn die Straßen, durch die die Revolutionäre zogen, auf seinem Schulweg liegen und er den Platz vor der Kirche, auf dem sich der Friedenkreis 1989 zum Gebet versammelte, vom Fußballspielen kennt.“
Weitere Infos & Material
Geleitwort (Joachim Gauck) 4
Einleitung 5
1. Thematische und didaktische Grundlegung 6
1.1 Einblick gewinnen in geschichtspolitische Auseinandersetzungen 6
1.2 Ethische Urteilsfähigkeit entwickeln 7
1.3 An ‚kleinen‘ Vorbildern die Bedeutung von Religion entdecken 8
1.4 Eigene Zeitzeugengespräche planen und durchführen 9
2. Lehrplanbezug und methodische Anregungen 9
2.1 Der Umgang mit Andersdenkenden in historischer Perspektive 10
2.2 Politische Konflikte in sozialethischer Perspektive 10
2.3 Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in theologischer Perspektive 10
2.4 Methodische Anregungen zu den einzelnen Materialien 11
3. Weiterführende Literatur 15
3.1 Zur Kirche in der DDR 15
3.2 Fachdidaktische Beiträge und Unterrichtsmaterialien 15
Unterrichtsmaterialien 17
M 1 Das Christliche Friedensseminar Königswalde 17
M 2 Soziale Arbeit als Feindtätigkeit 24
M 3 Ein Sozialarbeiter macht seine Arbeit 27
M 4 Zivilcourage für Umwelt und Frieden 30
M 5 Der Mut des Domküsters 33
M 6 Gesellschaft und Kirche quergedacht 36
M 7 In kirchlichen Basisgruppen engagiert, von der Stasi als „Feind“ bearbeitet 39
M 8 Aktives Handeln gegen die Resignation im Land 42
M 9 Tätige Nächstenliebe am unteren Rand der Gesellschaft 45
M 10 Um Mission wurde gebetet, aber plötzlich kamen die Verkehrten! 47
M 11 Konziliarer Prozess 51
M 12 Der juristische Vater des Konziliaren Prozesses in Zwickau 53
M 13 Der unermüdliche Streiter 56
M 14 Friedensbibliothek als Ort der ‚Konterrevolution‘ 59
M 15 Eine Familie in der Opposition – Solidarische Kirche 61
M 16 Ein Friedenskämpfer und Streiter für Menschenrechte 65
M 17 Das Zwickauer Modell 68
M 18 Vom Kirchentag zur Bürgerbewegung 70
Arbeitsblätter 73
Abkürzungsverzeichnis und Glossar 80
Personenverzeichnis 81
Geleitwort
Regelmäßig erschrecken die Medien darüber, wie wenig Jugendliche über Opposition und Widerstand in der DDR wissen. Deshalb ist es gut, dass Edmund und David Käbisch, Vater und Sohn, diese didaktische Handreichung für den Geschichts-, Ethik-, und Religionsunterricht an sächsischen Schulen ausgearbeitet haben. Ganz bewusst haben Sie nicht beliebig Beispiele aus der Geschichte der DDR-Opposition aneinandergereiht, sondern nur solche Personen, Gruppen und Ereignisse ausgewählt, die in der Region Zwickau eine Rolle spielten. Denn wenn sich der Zehntklässler, der die bewegte Zeit des Herbstes 1989 und alles, was davor passierte, nicht selbst erlebt hat, überhaupt für Geschichte interessiert, dann am ehesten, wenn die Straßen, durch den die Revolutionäre zogen, auf seinem Schulweg liegen und er den Platz vor der Kirche, auf dem sich der Friedenkreis 1989 zum Gebet versammelte, vom Fußballspielen kennt. So wünsche ich der pädagogischen Handreichung viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die sich von den Dokumenten, Fotos und Texten dazu anregen lassen, ihren Schülerinnen und Schülern die „Akteure der Friedlichen Revolution“ aus der Region Zwickau vorzustellen und nahe zu bringen.
Dr. h.c. Joachim Gauck
Vorsitzender von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.