Kabatnik | Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 21, 385 Seiten

Reihe: Europäische Studien zur Textlinguistik

Kabatnik Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text

Eine korpusbasierte quantitativ-qualitative Untersuchung am Beispiel des Deutschen und des Polnischen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8233-0245-2
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine korpusbasierte quantitativ-qualitative Untersuchung am Beispiel des Deutschen und des Polnischen

E-Book, Deutsch, Band 21, 385 Seiten

Reihe: Europäische Studien zur Textlinguistik

ISBN: 978-3-8233-0245-2
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Warum existieren Konstruktionen wie Frage stellen oder Antwort geben, wenn es verbale Entsprechungen wie fragen oder antworten gibt? Empirische Studien zeigen, dass solche Nomen-Verb-Verbindungen im Vergleich zu Verben spezifische syntaktische Leistungen aufweisen, z.B. die Möglichkeit zur Attribuierung sowie Änderungen der Valenz. Auf Textebene zeichnet sich dadurch ein Zusammenspiel der Konstruktion mit anderen sprachlichen Einheiten ab und Informationen können so unterschiedlich perspektiviert und gewichtet, aber auch anders im Textverlauf eingebettet werden als mit dem Basisverb. Funktionsverbgefüge werden in diesem Band als kohärenzstiftende Mittel im Kontrast zu ihren polnischen Äquivalenten auf textuelle Funktionen hin untersucht. Die Datengrundlage bildet das deutsche und das polnische Wikipedia-Artikel-Korpus (2015) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache.

Susanne Kabatnik ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Germanistische Sprachwissenschaft der Universität Greifswald. Seit 2020 ist sie im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Linguistische Pragmatik e.V. und als Gleichstellungsbeauftragte der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald tätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Textlinguistik, Kontrastive Linguistik und Deutsch als Fremdsprache.
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1.1. Untersuchungsgegenstand und Terminologie


Den Gegenstand der Untersuchung bilden in der vorliegenden Arbeit die Konstruktionen , und sowie ihre Äquivalente im Polnischen. Die Konstruktionen bestehen aus einem verbalen – , ,  – und einem nominalen Element – , ,  – und bilden gemeinsam eine semantische Einheit, die mit einem korrespondierenden Basisverb zusammengefasst werden kann, wie , und (vgl. Kamber 2008; Heine 2006: 49, Hermann 2019). Derartige Verbindungen aus einem Nomen und einem Verb – häufig als Funktionsverbgefüge bezeichnet (Kamber 2008) – zu definieren, gestaltet sich insgesamt jedoch problematisch und ist Ágel (2017: 315) zufolge „eine der undankbarsten grammatischen Aufgaben“. Der Gegenstand müsste nach Ágel (2017: 315) einerseits von angrenzenden Disziplinen, wie der Phraseologie- und Kollokationsforschung, abgegrenzt werden. Und andererseits ergeben sich durch die Abgrenzungsproblematik unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Konstruktionen zum Untersuchungsgegenstand gerechnet werden können und welche nicht. Denn es existieren verschiedene Typen von Gefügen, die sich nicht nur semantisch, morphologisch und (morpho)syntaktisch, sondern auch pragmatisch voneinander unterscheiden (vgl. Helbig/Buscha 2011: 83ff.).

Semantische Besonderheiten weisen beispielsweise Nomen-Verb-Verbindungen, wie und in , auf, denn im Sinne von ‚jemand kommt mit etwas in Kontakt‘ unterscheidet sich von durch den Ausdruck von Passivität (vgl. Eroms 2000: 168f.) und in von durch die Anzeige von Kausativität (vgl. Helbig/Buscha 2011: 84) im Sinne von ‚jemand bewirkt, dass etwas in Gang gebracht wird‘. In anderen Gefügen, wie z.B. oder , ist der Ausdruck von Passivität oder Kausativität in Gegenüberstellung mit den Basisverben und nicht zu verzeichnen (vgl. Hoffmann 2017: 225; Heringer 2014: 115; Storrer 2013: 198). Morphologische Unterschiede zu Nomen-Verb-Verbindungen, wie und , finden sich in Gefügen, wie und : Denn steht nicht mit einem Verb in einem Ableitungsverhältnis, wie bei  – und  – , sondern mit einem Adjektiv (vgl. Welke 2007: 219; Helbig 1979: 274; Kamber 2008: 22), d.h. steht mit in Relation, und setzen weist kein korrespondierendes Basisverb auf (vgl. Helbig/Buscha 2011: 70ff.), vgl. . Morphosyntaktisch können die Gefüge aus einem Verb und einer Nominalphrase bestehen, wie z.B. und , oder aus einem Verb und einer Präpositionalphrase, wie z.B. oder (vgl. Helbig/Buscha 2011: 68; Hinderdael 1985; Heidolph et al. 1984: 440). Zudem weisen einige Nomen der Gefüge die Fähigkeit zur freien Artikelwahl und zur Pluralbildung sowie die Möglichkeit zur Attribuierung auf, andere dagegen nicht (vgl. Helbig/Buscha 2011: 89f.; Heidolph et al. 1984: 441f.), vgl. z.B. vs.

Engelen (1968) beispielsweise zählt nur präpositionale Verbindungen, wie oder zum Gegenstandsbereich der Funktionsverbgefüge. Dagegen finden sich bei von Polenz (1963), Daniels (1963), Schmidt (1968) und Popadic (1971) sowohl präpositionale Gefüge als auch akkusativische, wie und oder und Welke (2007: 219), Helbig (1979: 274) und Kamber (2008: 22) rechnen zu Nomen-Verb-Verbindungen sowohl Verbalsubstantive, wie von , als auch Adjektivableitungen, wie von Die Definitionsproblematik ist jedoch nicht nur der Grund für die unterschiedlichen Ein- und Abgrenzungskriterien der Gefüge, sondern auch für die terminologische Vielfalt in Bezug auf den Untersuchungsgegenstand:

  • Funktionsverbformel (von Polenz 1963)

  • Nominale Umschreibung (Daniels 1963)

  • Streckform (Schmidt 1968)

  • Funktionsverbgefüge (Engelen 1968, Herrlitz 1973, Persson 1975, Helbig 1979/1984, von Polenz 1987, Gautier 1998, Pottelberge 2001, Heringer 1988, Seifert 2004, Heine 2006, Storrer 2006a, Storrer 2006b, Storrer 2013, Kamber 2008, Zifonun et al. 1997, Burger 2015, grammis 2019: Elementare Prädikate1, Ágel 2017, Taborek 2018)

  • Funktionsverbfügung (Heringer 1968, Bahr 1977)

  • Analytische Verbalverbindung (Popadic 1971)

  • Nominalisierungsverbgefüge (von Polenz 1987, Storrer 2006a, Storrer 2006b, Zifonun et al. 1997, grammis 2019: Elementare Prädikate2, Ágel 2017)

  • Verbonominale Konstruktionen (Pottelberge 2001)

  • Streckverbindungen (Heringer 1988)

  • Streckverbgefüge (Storrer 2006b, Storrer 2013)

  • Verbale Phraseme und singuläre Kollokation (Burger 2015)

  • Kollokativgefüge (Ágel 2017)

Nach der Einteilung der Autoren und Autorinnen handelt es sich bei den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Gefügen , und (s. Kap. 2.1) nach Storrer (2006b, 2013, Taborek 2018) um Streckverbgefüge, nach Heringer (1988) um Streckverbindungen, nach Zifonun et al. (1999) um Nominalisierungsverbgefüge, nach Ágel (2017) um Kollokativgefüge und nach Kamber (2008) um Funktionsverbgefüge im weiteren Sinn. Die verschiedenen Termini können sich dabei auf den gesamten Gegenstandsbereich beziehen oder sie fokussieren einen bestimmten Subtyp der Nomen-Verb-Verbindungen.

Trotz der verschiedenen Herangehensweisen der Autoren und Autorinnen haben sich v.a. drei Definitionsansätze durchgesetzt: Erstens bezieht sich der Terminus ‚Funktionsverbgefüge‘ als Oberbegriff auf verschiedene Nomen-Verb-Verbindungen (vgl. z.B. Gautier 1998, Helbig/Buscha 2001/2011, Seifert 2004, Heine 2006, Kamber 2008), d.h. sowohl , , und als auch , und werden als Funktionsverbgefüge bezeichnet, auch wenn sie sich syntaktisch, semantisch und funktional voneinander unterscheiden (Abbildung 1). Zweitens wird in Anlehnung an von Polenz (1987) sowohl der Terminus ‚Nominalisierungsverbgefüge‘ als auch ‚Funktionsverbgefüge‘ verwendet (vgl. von Polenz 1987, Zifonun et al. 1997, Storrer 2006a, grammis 2018: Elementare Prädikate3, Ágel 2017). Als ‚Funktionsverbgefüge‘ werden lediglich die Konstruktionen bezeichnet, die sich durch den Ausdruck einer bestimmten Aktionsart vom entsprechenden Verb unterscheiden – unterscheidet sich von durch den Ausdruck von Durativität (Abbildung 2). Mit ‚Nominalisierungsverbgefüge‘ werden dagegen verschiedene Nomen-Verb-Verbindungen als Oberbegriff zusammengefasst, also z.B. oder . Drittens wird diese Unterscheidung mit ‚Nominalisierungsverbgefügen‘ als Oberbegriff und ‚Funktionsverbgefügen‘ als Terminus für einen bestimmten Subtyp durch einen weiteren Subtyp ergänzt: Funktionsverbgefügen, wie oder , werden Streckverbgefüge, wie oder , gegenübergestellt (vgl. Storrer 2006b, 2013; Taborek 2018; Abbildung 3).4

Abbildung 1:

‚Funktionsverbgefüge‘ als Oberbegriff für Nomen-Verb-Verbindungen

Abbildung...



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