E-Book, Deutsch, Band 564, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
Justiss Zwei Herzen im Frühling
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6242-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 564, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
ISBN: 978-3-7337-6242-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Durchtanzte Bälle, feurige Pferde, wilde Jagden: Von diesen Vergnügungen hat sich Captain Dominic Ransleigh nach einem Schicksalsschlag abgewandt. Bis die bezaubernde Theodora Branwall in sein zurückgezogenes Leben tritt. Temperamentvoll zeigt sie ihm, dass es immer einen Grund zum Tanzen gibt! Und ebenso für Zärtlichkeit und Küsse voller Leidenschaft .... Doch dann der Schock: Theodora reist nach London - um sich dort einen Ehemann zu suchen! Dominic eilt ihr hinterher, entschlossen, sie zur Frau zu nehmen. Wenn es dafür nicht schon zu spät ist ...
Julia Justiss wuchs in der Nähe der in der Kolonialzeit gegründeten Stadt Annapolis im US-Bundesstaat Maryland auf. Das geschichtliche Flair und die Nähe des Meeres waren verantwortlich für zwei ihrer lebenslangen Leidenschaften: Seeleute und Geschichte! Bereits im Alter von zwölf Jahren zeigte sie interessierten Touristen das historische Annapolis, das für kurze Zeit sogar die Hauptstadt der sich von der Kolonialmacht England abspaltenden Vereinigten Staaten war. Verheiratet ist sie mit einem Offizier zur See, den sie auf einer der anderen Attraktionen von Annapolis kennengelernt hat: der Marineakademie. Mit ihm verbrachte sie viel Zeit in Tunesien und Europa. Bevor sie Tunesien, wo sie für die amerikanische Botschaft gearbeitete hatte, verließ erfüllte sie sich einen Traum: einen Regency-Roman zu vollenden. Seitdem hat sie 14 weitere Romane 3 Erzählungen und eine online-Serie veröffentlicht. Mit Preisen für ihre Werke wie dem Golden Quill, National Readers Choice, Romantic Times und All About Romance's Favorite Book of the Year, wird sie nur so überschüttet. Zur Entspannung sieht Julia sich gern Spielfilme an oder arbeitet im Garten ihres wunderschönen, im englischen Stil erbauten Hauses im östlichen Texas.
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1. KAPITEL
Suffolk, Frühjahr 1816
In seinen Ohren dröhnte ein lautes Rauschen. Doch Dominic Fitzallen Ransleigh bemühte sich, es zu ignorieren, und wandte all seine Kraft auf, um sich aufzusetzen. Mit einem Zischen entwich die Luft aus seinen Lungen. Er biss die Zähne zusammen, denn plötzlich wurde der Schmerz so stark, dass die Landschaft vor seinen Augen zu verschwimmen schien. Wie einen dunklen Schatten nahm er seinen in Richtung der Stallungen davongaloppierenden schwarzen Hengst wahr.
Wenn Pferde lachen könnten, dachte Dom, dann würde das boshafte Tier sich jetzt vor Lachen biegen.
Natürlich war es sein eigener Fehler, dass Diablo ihn abgeworfen hatte. Von jeher hatte er sich die temperamentvollsten und schwierigsten Pferde ausgesucht, um sie für die Jagd zu trainieren. Jagdpferde mussten mutig und schnell sein. Vor einem Hindernis durften sie nicht scheuen. Und deshalb erforderte es eine feste Hand, um die starken, stolzen und dickköpfigen Tiere zu lenken.
Dom schaute auf die ihm verbliebene Hand. Seine Finger zitterten. Sein ganzer Arm zitterte infolge des wilden Ritts. Vorsichtig bewegte er die Gelenke. Zum Glück schien nichts gebrochen zu sein. Allerdings schmerzte seine linke Schulter noch immer heftig. Nun, zumindest war er nicht auf den Stumpf seines rechten Arms gefallen. Wenn das geschehen wäre, hätte er vermutlich das Bewusstsein verloren.
Ihm war klar, dass er noch eine Weile auf dem schlammigen Boden sitzen bleiben musste. Zumindest bis der Schwindel verschwand. Das Rauschen in den Ohren hatte nachgelassen. Auch konnte er jetzt wieder klar sehen. Diablo war nicht mehr zu erblicken. Dass der temperamentvolle Hengst ihn abgeworfen hatte, war eigentlich kein Wunder … Die Ärzte hatten ihn gewarnt, dass er vermutlich nie wieder in der Lage sein würde, ein ungestümes, kraftvolles Jagdpferd wie Diablo zu kontrollieren. Er hatte ihnen nicht glauben wollen. Nun hatte er den Beweis.
Endlich erhob Dom sich mit einem lauten Stöhnen. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als sich mit dem Unausweichlichen abzufinden. Nie wieder würde er eines der Jagdpferde aus seinem Stall reiten können. Also war es nur vernünftig, sich von den wertvollen Tieren zu trennen. Das war bitter. Er hatte den Kampf gegen das Schicksal verloren. Sein Stolz hatte ihn bisher daran gehindert, sich diese Niederlage einzugestehen. Aber nun sagte er sich, dass er die Pferde in London im Auktionshaus Tattersall’s anbieten musste, solange sie noch jung und kräftig waren und einen guten Preis erzielten.
Ich sollte auch den Vierspänner verkaufen, denn eine Kutsche mit mehr als zwei Zugpferden werde ich nicht mehr lenken können, dachte Dom niedergeschlagen.
Es gab nicht mehr viel, was ihn mit dem Mann verband, der er vor Waterloo gewesen war. Nach seiner schweren Verwundung hatte er viele Wochen in Brüssel bleiben müssen, bis er so weit genesen war, dass er die Reise nach Hause hatte antreten können. Erst seit seiner Rückkehr nach England hatte er sich eingestanden, wie vollkommen seine Welt sich verändert hatte. Er hatte seinen Abschied von der Armee genommen. Er hatte die Verlobung mit Elizabeth gelöst. Und er würde sich von seinen Pferden trennen müssen.
Würde er sich jemals an dieses neue Leben gewöhnen? Seit er denken konnte, war es sein Traum gewesen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er wollte Pferde ausbilden und mit ihnen auf die Jagd reiten. Schon als Kind hatte er nichts lieber getan, als sich mit Pferden zu beschäftigen. Auch in seiner Studentenzeit in Cambridge hatte er jede Gelegenheit genutzt, um Pferde zu beobachten, ihr Verhalten zu studieren und mit ihnen zu arbeiten. Stets hatte er nach Tieren gesucht, die über jene besondere Mischung aus Kraft, Temperament und starkem Knochenbau verfügten, denn genau diese Kombination machte ein gutes Jagdpferd aus. Solche Tiere hatte er gekauft und trainiert. Gemeinsam mit seinen Freunden war er auf die Jagd geritten oder hatte an Hindernisrennen teilgenommen.
Man hatte die Gruppe Dom und seine Teufelskerle genannt.
Das allerdings lag Jahre zurück. Er war nicht mehr der unbekümmerte junge Draufgänger von damals.
Jetzt, als er sich langsam in Bewegung setzte, schmerzte ihn jeder Knochen und jeder Muskel. Doch es war seine Seele, die am meisten litt. Wie sollte er eine Zukunft bewältigen, die ihm so trostlos und leer erschien?
Früher hatte er kaum jemals das Bedürfnis verspürt, allein zu sein. Doch nach seiner Rückkehr aus Brüssel war London ihm zu laut, zu voll und zu hektisch erschienen. Er hatte nicht die geringste Lust verspürt, seinen Club oder einen Ball zu besuchen. Er hatte nicht einmal zu Tattersall’s gehen wollen, um die dort zum Verkauf angebotenen Pferde zu begutachten. Alles, was ihm früher Freude bereitet hatte, stieß ihn nun ab. Nicht einmal seinen Cousin Will hatte er um sich haben wollen, obwohl der ihn auf dem Schlachtfeld gerettet und sich anschließend wochenlang um ihn gekümmert hatte.
Ohne auch nur eine Ahnung zu haben, ob das Haus, das lange leer gestanden hatte, bewohnbar war, hatte Dom den Entschluss gefasst, sich auf den Familienbesitz Bildenstone zurückzuziehen.
Am selben Tag hatte er sich auch von Elizabeth getrennt. Als er sich nun ihr hübsches Gesicht in Erinnerung rief, überkamen ihn Trauer und Bedauern. Aber er wusste, dass er das Richtige getan hatte. Er hätte sie unmöglich bitten können, sein Leben mit ihm zu teilen, denn es würde nicht mehr das sein, wie er es zuvor geführt hatte. Nie wieder würde er der Mann sein, den sie hatte heiraten wollen. Er würde nie mehr auf Bällen tanzen, nie mehr auf die Jagd reiten.
Zum Teufel! Entschlossen wandte er seine Gedanken anderen Dingen zu. Es tat zu weh, an all die zerschlagenen Hoffnungen und Pläne zu denken. Es war besser, sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren. Was in diesem Fall konkret bedeutete, dass er langsam Fuß vor Fuß setzen musste, um nach Bildenstone zurückzukehren.
Natürlich hieß es auch, dass er sich nicht mit der ferneren Zukunft beschäftigten durfte, die für ihn wie in einem finsteren Nebel verborgen lag.
Verzweiflung erfasste ihn, doch er straffte die schmerzenden Schultern und sagte sich, dass er genau wusste, warum er das gesellschaftliche Leben in London hinter sich gelassen, sich von seiner Verlobten getrennt und von seinen Verwandten zurückgezogen hatte. Er musste zu sich selbst finden – sofern etwas übrig geblieben war, das man finden konnte.
Langsam und nicht ohne Mühe ging er weiter. Auf der einen Seite begrenzte jetzt eine hohe Hecke die schlammige Straße. Als er um die Ecke bog, hinter der Diablo verschwunden war, sah er sich plötzlich einer jungen Frau gegenüber, die eine Stute am Zügel führte.
Dom zuckte zusammen. Die junge Frau blieb abrupt stehen. Das Pferd wieherte nervös und stieg.
„Runter, Firefly!“, befahl die junge Frau mit fester Stimme. Dann musterte sie ihn kurz und meinte lächelnd: „Sir, würden Sie mir bitte helfen? Ein wilder schwarzer Hengst hat meine Stute so erschreckt, dass sie mich abgeworfen hat. Ich hätte natürlich besser aufpassen müssen … Jedenfalls brauche ich nun Hilfe beim Aufsteigen.“
Dom, noch etwas verwirrt nach seinem Sturz, starrte sie wortlos an. Sie war recht groß für eine Frau. Dennoch erinnerte sie ihn mit ihren braunen Augen und dem brünetten Haar an einen kleinen Vogel. Ja, in ihrem altmodischen braunen Kleid sah sie aus wie ein Spatz.
Gelassen erwiderte sie seinen Blick. Weder seine Augenklappe noch der leere Ärmel, der – genau wie der gesamte Rest seiner Kleidung – infolge des Sturzes mit Laub und Matschspritzern verschmutzt war, schien sie zu erschrecken. Ihm jedoch wurde plötzlich bewusst, dass er wie ein Landstreicher aussah, der ein paar Nächte unter freiem Himmel geschlafen hatte.
Himmel, was musste sie von ihm denken? Es grenzte an ein Wunder, dass sie nicht schreiend die Flucht ergriffen hatte.
Bei dieser Vorstellung musste er unwillkürlich grinsen.
Im selben Moment veränderte sich auch der Gesichtsausdruck der jungen Frau. „Sir“, sagte sie sehr laut und deutlich, „helfen Sie mir jetzt?“
Wahrscheinlich hält sie mich nicht nur für einen schmutzigen, sondern auch für einen einfältigen Mann, dachte Dom amüsiert.
Doch als er endlich erfasste, worum sie ihn gebeten hatte, verschwand seine Belustigung augenblicklich. Denn er sah im Geiste Bilder von jungen Damen, die er in den Sattel gehoben, beim Walzer herumgewirbelt oder ins Bett getragen hatte. Mit zwei starken gesunden Armen.
Eine Welle des Zorns überlief ihn. „Ich kann Ihnen nicht helfen“, stieß er hervor und bewegte die Schulter, sodass der leere Ärmel hin und her schwang. „Einen guten Tag noch, Miss.“
Sie riss die Augen auf, als er sich an ihr vorbeidrängen wollte. „Sie können nicht? Oder wollen Sie nicht?“
„Sind Sie blind?“, gab er böse zurück.„Ich bin … behindert.“ Was er eigentlich hatte sagen wollen, war: Ich bin ein Krüppel. Aber er hatte das schreckliche Wort nicht über die Lippen gebracht.
Er wollte weitergehen, doch sie verstellte ihm den Weg. „Sie haben einen gesunden Arm, soweit ich sehe, und haben Ihr Leben nicht auf dem Schlachtfeld verloren wie mein Vater und so viele tapfere Soldaten. Aber anscheinend wollen Sie ihn nicht benutzen. Mein Vater hätte nicht gezögert, mir zu helfen, und sei es auch nur mit einem Arm.“
Ehe er etwas darauf erwidern konnte, wandte sie sich ab und zog ihr Pferd mit sich fort. Über die Schulter rief sie: „Ich werde nach einem Baumstumpf Ausschau halten....