E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Justiss Eine diskrete Affäre
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7537-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-7537-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
England 1809: Herz ist Trumpf für Teagan Fitzwilliams, als er sich stürmisch in die schöne Lady Valeria verliebt. Doch ihre heimliche Liebe scheint zum Scheitern verurteilt: Teagan, dessen adlige Familie sich nie zu ihm bekannt hat, lebt eher schlecht als recht vom Kartenspiel. Valeria dagegen führt nach außen hin dass unbescholtene Dasein einer jungen Witwe. Doch kaum trennen sie sich schweren Herzens, weil ihre Welten zu verschieden sind, greift eine verzehrende Sehnsucht nach Teagan. Als er Lady Valeria in London wiederbegegnet, sieht er in ihren Augen dieselbe Hoffnung aufflackern. Aber plötzlich liegt die Erfüllung ihrer Liebe noch ferner: inzwischen hat Valeria reich geerbt und ist zu einer gefeierten Dame der Gesellschaft aufgestiegen, während Teagans Glückssträhne für immer erloschen scheint ...
Julia Justiss wuchs in der Nähe der in der Kolonialzeit gegründeten Stadt Annapolis im US-Bundesstaat Maryland auf. Das geschichtliche Flair und die Nähe des Meeres waren verantwortlich für zwei ihrer lebenslangen Leidenschaften: Seeleute und Geschichte! Bereits im Alter von zwölf Jahren zeigte sie interessierten Touristen das historische Annapolis, das für kurze Zeit sogar die Hauptstadt der sich von der Kolonialmacht England abspaltenden Vereinigten Staaten war. Verheiratet ist sie mit einem Offizier zur See, den sie auf einer der anderen Attraktionen von Annapolis kennengelernt hat: der Marineakademie. Mit ihm verbrachte sie viel Zeit in Tunesien und Europa. Bevor sie Tunesien, wo sie für die amerikanische Botschaft gearbeitete hatte, verließ erfüllte sie sich einen Traum: einen Regency-Roman zu vollenden. Seitdem hat sie 14 weitere Romane 3 Erzählungen und eine online-Serie veröffentlicht. Mit Preisen für ihre Werke wie dem Golden Quill, National Readers Choice, Romantic Times und All About Romance's Favorite Book of the Year, wird sie nur so überschüttet. Zur Entspannung sieht Julia sich gern Spielfilme an oder arbeitet im Garten ihres wunderschönen, im englischen Stil erbauten Hauses im östlichen Texas.
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1. KAPITEL
Valeria Arnolds Entschluss stand fest: Wenn es zum Beischlaf kommen sollte, dann jedenfalls nicht auf ihrem Heuboden. Missbilligend beobachtete sie ihre Magd Sukey, wie diese die Verschnürung ihres Mieders lockerte, um noch mehr von ihrem üppigen Busen zu enthüllen. Als sie sich dann mit wiegenden Hüften zur Scheune begab, war Valeria klar, was ihre Magd beabsichtigte. Sie bereitete sich auf ein Stelldichein mit ihrem Liebsten vor.
Wie konnte sie, Valeria, dieses intime Treffen verhindern?
Sie war nach ihrem täglichen Morgenritt zum Tee zurückgekehrt und hatte dabei Sukey bemerkt. Das Mädchen hatte sich nach einem verstohlenen Blick, mit dem sie wohl sichergehen wollte, dass niemand sie sah, die Ärmel von den Schultern gezogen und war aus der Küchentür geeilt. Nachdem das Mädchen nun außer Sicht- und Rufweite war, musste Valeria ihm folgen, falls sie wirklich etwas unternehmen wollte.
Wenn man etwas Unangenehmes tun musste, sollte man es rasch hinter sich bringen.
Sie legte ihre Reitgerte beiseite, hob das Kinn und eilte zur Tür. Im letzten Augenblick blieb sie einen Moment stehen und nahm einen kräftigen Spazierstock aus dem Ständer neben dem Schrank. Falls auch ein strenges Auftreten nicht ausreichen sollte, den feurigen Burschen, der dort auf Sukey wartete, an seinem Vorhaben zu hindern, musste sie eben zu anderen Mitteln greifen.
Beinahe hätte sie der Mut verlassen, als sie die Scheune erreichte. Deutlich hörte sie Sukeys helles Kichern, das immer wieder von Rascheln und dem gedämpften Murmeln einer tiefen Männerstimme unterbrochen wurde. Valeria holte tief Luft und wischte sich nervös die Handflächen an dem Wollrock ihres Reitkostüms ab.
Das Beste war wohl, wenn sie einen Warnruf ausstieß. Sie konnte die beiden nicht einfach ohne Vorankündigung überraschen – womit auch immer sie beschäftigt sein mochten. Dieser Gedanke brachte ihre Wangen zum Glühen. Einen unbekleideten Mann zu sehen, der sich nicht im letzten Stadium einer tödlichen Krankheit befand, war eine Vorstellung, die sie aufwühlte.
Unsinn, ermahnte sie sich und legte ihre kühlen Hände auf die erhitzten Wangen. Eine ehrbare Witwe sollte sich nicht mit solchen Gedanken beschäftigen. Vor allem dann nicht, wenn es in diesem abgelegenen Winkel Yorkshires so wenig Gelegenheit gab, sie in die Tat umzusetzen …
Sie zog das Scheunentor einen Spaltbreit auf. „Sukey Mae? Die Köchin braucht dich sofort in der Küche!“
Als Valeria einen leisen Schrei des Entsetzens und ein wildes Rascheln vernahm, trat sie ein.
Sie sah Sukey, die eilig ihre entblößten Brüste zu bedecken versuchte, während ihre Röcke noch immer nach oben geschoben waren und so einen weißen Unterrock enthüllten. Dann wanderte Valerias Blick zu dem Mann, der neben Sukey stand, und sie hielt verblüfft inne.
Goldblondes Haar schimmerte in der frühen Morgensonne, und der Mann mit dem wohlgeformten Körper, der sich nun gemächlich zu seiner eindrucksvollen Größe erhob, war gewiss kein gewöhnlicher Bauernjunge, wie Valeria es erwartet hatte. Er musterte sie von Kopf bis Fuß mit einem Blick, der halb verärgert, halb belustigt wirkte. Jetzt verzogen sich die fein geschwungenen Lippen zu einem Lächeln.
„Eine ménage à trois? Ich hätte nicht geglaubt, ein solches Vergnügen in Yorkshires Einöde zu finden.“
Er formulierte sorgfältig, was auf eine Ausbildung in Oxford schließen ließ. Und sein zum Teil aufgeknöpftes Hemd aus feinstem Leinen, das seidene Halstuch, das ins Heu geworfen worden war, und die elegante Hose verrieten ihre Herkunft aus der Bond Street.
Das Lächeln des Fremden vertiefte sich, denn Valeria blickte ihn staunend an, was sie selbst erst nach einer Weile bemerkte. Ein solcher Mann war hier an einem derart abgelegenen Ort Englands und wirkte genauso fehl am Platz wie ein Außerirdischer. Wo, um alles in der Welt, war Sukey diesem Londoner Dandy zum ersten Mal begegnet?
Ehe Valeria sich wieder auf den eigentlichen Grund ihres Auftritts besann, gestand sie sich ein gewisses Verständnis für die anfällige Sukey ein. Mit seinen strahlenden Augen und dem verwegenen Grinsen konnte dieser Gentleman wahrscheinlich eine Heilige zu einer Liebelei verführen.
„Sukey Mae Gibson“, sagte Valeria und versuchte, einen strengen Tonfall anzuschlagen. „Du gehst jetzt sofort in die Küche. Wir werden uns später noch unterhalten müssen.“
Die Magd, die ihr Mieder endlich zugeschnürt hatte, warf ihr einen verdrossenen Blick zu. Als sie an dem keineswegs reuigen Schurken vorbeiging, besaß er doch tatsächlich die Unverfrorenheit, ihr zuzuzwinkern. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich an Valeria wandte. „Aber, Herrin …“, protestierte sie.
„Keine Widerrede, Sukey“, unterbrach Valeria sie. „Ehe ich vergesse, dass Vergeben eine Christenpflicht ist.“
Sie hatte den Blick unnachgiebig auf Sukey gerichtet, bis die Magd mit langsamen Schritten widerstrebend die Scheune verlassen hatte. Dann wandte sich Valeria mit demselben strengen Blick an den ungeladenen Besucher.
„Und Sie, Sir, werden mir den Gefallen tun und auf der Stelle meinen Grund und Boden auf die gleiche Weise verlassen, wie Sie gekommen sind.“
Der Mann, der offensichtlich das Wort „Scham“ nicht kannte, musterte sie ein weiteres Mal neugierig von Kopf bis Fuß. „Werde ich das?“
Er sprach diese Worte in einem leichten Singsang, wie Valeria feststellen konnte. Sie dachte darüber nach, wie sie ihn wohl einordnen sollte, und bemerkte deshalb erst zu spät, dass der Schurke auf sie zukam. Noch bevor sie sich zu rühren vermochte, hatte er sie mit den geschmeidigen Bewegungen eines Panthers erreicht und eine Locke, die sich während des Ritts aus ihren hochgesteckten Haaren gelöst hatte, zwischen die Finger genommen.
„Da Sie auf so unfreundliche Weise meine morgendlichen Pläne durchkreuzt haben, sollte ich doch eigentlich stattdessen Sie nehmen, oder etwa nicht?“
Der Ausdruck seiner Augen hatte eine fast hypnotisierende Wirkung. Einen Moment vergaß Valeria sogar zu atmen. Dann roch sie Brandy und den Duft von Zigarrenrauch. Anstatt früh aufgestanden zu sein, war er vermutlich noch gar nicht zu Bett gegangen. Wieder überlegte sie sich, woher, um alles in der Welt, er wohl kommen mochte. Doch sie vermochte nicht mehr klar zu denken, als sie seine Körperwärme spürte und seinen männlichen Geruch immer deutlicher wahrnahm.
„Das werden Sie nicht tun“, entgegnete sie scharf und wich zurück.
„Und warum nicht, wenn ich fragen darf? Sehen Sie nur, er ist bereit, Sie zu küssen.“
Da ihr Blick tatsächlich auf seinen Mund gerichtet gewesen war, erschien es Valeria vernünftiger, diese Bemerkung zu ignorieren. „Sie haben das Aussehen eines Gentleman, Sir, und würden niemals eine unwillige Dame verführen“, erwiderte sie.
Zu ihrer Überraschung warf der Mann den Kopf zurück und lachte aus vollem Hals. „Leider irren Sie sich in jeder Hinsicht. Soll ich es Ihnen beweisen?“ Rasch fasste er nach ihrem Kinn und hob es an.
Valeria blickte ihm tief in die Augen. Ihr Griff um den Spazierstock wurde fester. Der hölzerne Stab wäre wohl kaum eine geeignete Waffe gewesen, wenn er tatsächlich zudringlich würde. Doch trotz seiner Drohung verspürte sie keine Furcht.
„Ich würde es vorziehen, wenn Sie es mir nicht bewiesen. Außerdem wäre es mir lieber, wenn Sie aufhören würden, meiner Magd nachzustellen.“
Er ließ ihr Kinn los und sah sie mitleidig an. „In dieser Hinsicht verschwenden Sie nur Ihre Zeit. Das Mädchen ist so leicht zu erobern, wie man sich es nur vorstellen kann. Wenn ich es nicht bin, wird es ein anderer Bursche sein, für den sie die Röcke hebt.“
Valeria unterdrückte einen Seufzer. „Aber nicht in meiner Scheune.“
Mit einer geschmeidigen Bewegung hob der Fremde seine abgelegte Jacke vom Boden auf. „Da wäre ich mir nicht so sicher.“
Sie war es sich leider auch nicht. Aber sie hatte nicht vor, mit ihm darüber zu sprechen. „Ich vermute, Sie kennen den Ausgang. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Sir.“
Gerade wollte sie sich umdrehen, als der Mann sie an der Schulter packte. Überrascht blickte sie ihn an.
„Wissen Sie ganz bestimmt, dass Sie nicht willens sind?“
Hitzewellen durchliefen ihren Körper, als sie den Druck seiner Hand spürte. Eine tiefe Sehnsucht in ihr, die sie lange erfolgreich verdrängt hatte, keimte in ihr auf.
Sei keine Närrin. Sie riss sich los und trat einen Schritt zurück. „Ja“, erwiderte sie kurz angebunden und entfernte sich rasch von ihm.
Sein leises Lachen folgte ihr. Ehe sie das Scheunentor hinter sich schloss, hörte sie noch, wie er ihr nachrief: „Lügnerin.“
Wäre sie doch nicht ganz abgeneigt? Valeria dachte darüber nach, während sie entschlossen dem Haus zustrebte und dabei der Versuchung widerstand, einen Blick zurückzuwerfen.
Natürlich würde sie es niemals in Betracht ziehen, mit einem völlig Fremden das Bett zu teilen – und bestimmt nicht mit einem, der gerade ein Stelldichein mit ihrer Magd gehabt hatte! Gleichzeitig konnte Valeria nicht leugnen, dass die umwerfende Männlichkeit des Fremden ein lange unterdrücktes Verlangen in ihr geweckt hatte. In der Ehe wäre sie bereit gewesen, sich dieser Sehnsucht hinzugeben, doch das Versprechen war niemals eingelöst worden.
Wie immer breitete sich bei diesem Gedanken ein schmerzliches Gefühl in ihr aus, das mit der Zeit ein wenig nachgelassen hatte....