Jungwirth | Wir haben keinen Kontakt mehr | Buch | 978-3-99065-016-5 | sack.de

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 193 mm, Gewicht: 178 g

Jungwirth

Wir haben keinen Kontakt mehr


Erste Auflage
ISBN: 978-3-99065-016-5
Verlag: Edition Atelier

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 193 mm, Gewicht: 178 g

ISBN: 978-3-99065-016-5
Verlag: Edition Atelier


Berlin, Leipzig, Wien, Zürich – David verschlägt es von einer Stadt in die nächste, mal studiert er Zoologie, dann Germanistik, hat verschiedene Jobs. Er lernt Menschen kennen und verliert sie wieder aus den Augen. Denn trotz seiner Sehnsucht nach einer festen Partnerschaft hält er es nie lange bei einem Mann aus. Die Promiskuität, der schnelle, unverbindliche Sex prägen Davids Sozialverhalten. Doch verborgen unter der Oberflächlichkeit nehmen sich Davids Abgründe immer mehr Raum, wachsen Frustration, Selbstzerstörung und Gewalt. Bis das Ventil krachend in die Luft geht.
Andreas Jungwirth lässt in seinem vielschichtigen Text die Menschen zu Wort kommen, die David für eine kurze Weile nahe waren. Gemeinsam führen sie uns zu sensibel beschriebenen Momenten der Verletzbarkeit einer rastlosen Generation.

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Es war fast Mitternacht, als wir am Donaukanal entlanggegangen sind.
Der Vollmond hat sich im Wasser gespiegelt. Das Wasser hat gestunken. Nicht nur an diesem Tag, es hat immer gestunken, egal zu welcher Jahreszeit. Damals wurde noch alles ungefiltert in den Kanal geleitet. Ich muss nur daran denken, dann habe ich den Geruch schon in der Nase. Und neben mir dieser duftende Maturant, siebzehn, achtzehn Jahre alt …
Schritte, Schweigen, dann: Ich möchte dir gerne meine Wohnung zeigen. Was Besseres fiel mir nicht ein.
Und er: Okay.
Echt?
Falsch.
Was?
Scherz.
Im Wohnzimmer stand ein Bösendorfer.
Eine Weile habe ich improvisiert, immer wilder in die Tasten gegriffen, schließlich bin ich bei Rachmaninow gelandet, bis mein Nachbar gegen die Wand gehämmert hat. David und ich haben gelacht und sind aufs Sofa übersiedelt. Wieder geredet: David­ war in der Mansarde eines Einfamilienhauses aufgewachsen, hat das Zimmer mit seinem älteren Bruder geteilt, ihre Betten standen unter der Dachschräge, über ihm ein Poster von Franz Klammer, Abfahrts-Olympiasieger, Innsbruck 1976, in einem hautengen gelben Rennanzug. Für den Bruder war das einfach nur der Goldmedaillengewinner. 1976 war David neun und schaute ausschließlich auf die Muskeln unter der zweiten Haut. Und ich habe erzählt, wie ich drei Wochen zuvor Besuch von Bea hatte, einer Freundin von früher, aus Baden bei Wien, wo ich groß geworden war. Sie hat damals in Strasbourg gelebt und hat einen Typen mitgebracht, Philippe, und nachts habe ich plötzlich gespürt, wie jemand in mein Bett kriecht. Erst habe ich gedacht, es ist Bea, aber es war nicht Bea, es war Philippe, er hat mich in den Arm genommen.
Willst du es nicht?, hat mich Philippe gefragt.
Doch, habe ich geflüstert, ich will es auch.
Dann musst du auch atmen, sonst erstickst du.
Eine Weile ist es vollkommen still gewesen ... zwischen David und mir. Wir haben uns nicht gerührt, aber mein Herz hat wie wild geschlagen.
Es ist fast vier Uhr früh. Wollen wir uns nicht hinlegen? Dann können wir noch besser reden.
David hat den Kopf geschüttelt.
Während er seine Schuhe angezogen hat, habe ich gewusst, dass er es später bereuen würde.


Jungwirth, Andreas
Andreas Jungwirth, 1967 in Linz geboren, lebt nach langer Zeit in Berlin wieder in Wien. Studierte in Wien Germanistik und Theaterwissenschaft sowie am Konservatorium Schauspiel. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit (Theater, Hörspiel) unterrichtete er am Schauspielhaus Wien, wo er u.a. das »Hörspielhaus« gründete. Bisher erschienen die Jugendromane »Kein einziges Wort« (2014, Ravensburger Buchverlag) und »Schwebezustand« (2017, CBT).



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