E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Juliette oder die Vorteile des Lasters
10001. Auflage 2010
ISBN: 978-3-548-92060-3
Verlag: Ullstein-Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-548-92060-3
Verlag: Ullstein-Taschenbuch
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Die Histoire de Juliette enthält die geballte Abrechnung mit den Moral- und Tugendvorstellungen der französischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts: Im Gegensatz zu ihrer keuschen Schwester Justine entführt uns Juliette in eine Welt der lustvollen, ausschweifenden Liebesspiele, die weder Grenzen noch Tabus zu kennen scheint …
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I.
Justine und ich wurden im Kloster Panthemont erzogen, Sie wissen, daß diese Abtei berühmt ist und daß aus ihr die hübschesten, ausschweifendsten Frauen von Paris hervorgehen; Euphrosine, jenes junge Mädchen, das sich aus dem Elternhaus entfernt hatte, um sich in die Arme der Wollust zu werfen, war dort meine Genossin gewesen, und da ich von ihr und einer ihr befreundeten Nonne die ersten Grundsätze der Moral zu hören bekommen hatte, muß ich, wie ich glaube, Ihnen vorerst sowohl von der einen, wie von der andern erzählen.
Die Nonne, um die es sich handelt, hieß Délben. Sie war seit fünf Jahren Äbtissin des Hauses und dreißigjährig, als ich ihre Bekanntschaft machte. Man konnte unmöglich hübscher sein. Ihr Gesichtsausdruck war sanft, ihre Haare blond, und große blaue Augen erregten das Interesse jedermanns. Als Opfer des Ehrgeizes ihres älteren Bruders, der dadurch reicher werden wollte, war die Délben mit zwölf Jahren in ein Kloster gesteckt worden, und erst nach langen inneren Kämpfen hatte sie sich an den Gehorsam gewöhnt; sehr früh reif und mit allen Philosophen vertraut, hatte sich die Délben in ihrer Abgeschiedenheit bloß zwei oder drei Freundinnen bewahrt; die besuchten und trösteten sie, und da sie sehr reich war, konnte sie sich alle Bücher und Erleichterungen verschaffen, die sie wollte.
Euphrosine war fünfzehn Jahre alt, als ich Freundschaft mit ihr schloß, und sie war seit achtzehn Monaten Schülerin der Délben, als beide mir vorschlugen, an meinem dreizehnten Geburtstag mich ihrer Gesellschaft anzuschließen. Euphrosine war braun, groß und sehr schlank, hatte sehr hübsche Augen und viel Geist und Lebhaftigkeit. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß der Hang zur Wollust bei Frauen, die von der Welt zurückgezogen leben, der einzige Beweggrund zum vertraulichen Verkehr ist. Die Oberin, die sich mit meiner Erziehung befassen sollte, lud mich eines Tages zum Frühstück ein. Es war unglaublich heiß, und die außerordentliche Glut der Sonne diente sowohl ihr wie der mit anwesenden Euphrosine als Entschuldigung für die Bekleidung, in der ich sie vorfand. Sie waren nämlich beide, von einem Gazehemd abgesehen, das durch ein großes rotes Band festgehalten war, ganz nackt.
»Seit Sie in dieses Haus eingetreten sind«, sprach Madame Délben zu mir und küßte mich leicht auf die Stirn, »habe ich immer gewünscht, Sie näher kennenzulernen; Sie sind sehr hübsch und scheinen Geist zu besitzen und derartige junge Mädchen haben ein Anrecht auf mich. Aber Sie erröten ja, kleiner Engel, das verbiete ich Ihnen; die Scham ist ein Hirngespinst, sie ist eine Gewohnheit. Die Natur, die den Mann und das Weib nackt geschaffen hat, kann ihnen unmöglich auch Scham für diesen Zustand eingeflößt haben. Aber wir werden über all dies noch plaudern, jetzt entkleiden Sie sich, wie wir es sind.« Dann näherten sich die beiden Schelminnen mir lachend, und als ich mich in demselben Zustand befand wie sie, begann die Délben mich mit Küssen zu bedecken, die einen ganz anderen Charakter trugen. »Wie schön meine Juliette ist«, rief sie bewundernd aus. »Wie ihre hübschen kleinen Brüste schon zu zittern beginnen. Sie sind größer wie deine, Euphrosine, obwohl sie erst dreizehn Jahre alt ist.« Die Finger unserer entzückenden Oberin kitzelten die Rosenspitze meiner Brüste, und ihre Zunge wand sich in meinen Mund hinein. Sie bemerkte bald, daß ihre Liebkosungen auf mich so stark einwirkten, daß mir beinahe übel wurde.
»Teufel!« rief sie aus, denn sie konnte sich nicht länger halten. »Schämen wir uns nicht länger mehr, meine Freundinnen, weg mit allem, was die Reize der Natur vor unseren Augen verbirgt!« Und sie warf den dünnen Schleier, der sie bisher bedeckt hatte, von sich, so daß sie nunmehr unseren Augen schöner als Venus erschien. Euphrosine, die es ihr rasch nachmachte, zeigte mir nicht ebensoviel Reize, aber dafür, welche Augen und welchen Geist besaß sie. Sie können sich vorstellen, wie ich durch den Anblick der beiden erregt war. Im Taumel des süßesten Rausches trug mich die Délben auf ihr Bett, bedeckte mich mit Küssen. »Einen Augenblick«, sprach sie mit glühendem Gesicht, »ordnen wir unsere Verzückungen ein wenig, denn nur so genießt man wahrhaftig.« Bei diesen Worten spreizte sie meine Beine auseinander, legte sich platt auf das Bett, mit dem Kopf zwischen meine Schenkel, und leckte mich, während meine Genossin ihr den gleichen Dienst leistete.
Die Hure war lebhaft erregt und verschlang gierig die Ergüsse, die ihre wollüstigen Bewegungen in mir hervorriefen. Manchmal unterbrach sie sich, um mich in meinem Freudentaumel zu beobachten. »Wie schön sie ist!« rief dieses Freudenmädchen aus. »Kitzle mich, Euphrosine, ich möchte in ihren Ergüssen ertrinken.« Einige Augenblicke später rief sie aus: »Wechseln wir jetzt ein wenig, Euphrosine, wartet, meine kleinen Engel, ich will euch jetzt beide gleichzeitig kitzeln.« Sie legte uns eine neben die andere auf das Bett, und auf ihren Rat kreuzten sich unsere Hände, so daß wir uns gegenseitig erregen konnten. Ihre Zunge drang zuerst in die Scheide Euphrosines ein, dann verließ sie meine Genossin, um sich in die meine zu stürzen. Nach einigen Augenblicken drehte uns die Schelmin um, so daß wir ihr den Popo darboten, und sie kitzelte uns von unten, während sie uns den Popo leckte. Dann erhob sie sich wie eine Bacchantin: »Ihr müßt mir jetzt denselben Dienst leisten!« rief sie. »Ich werde in deinen Armen liegen, Juliette, und deinen Mund küssen. Dabei wirst du mir dieses Godmiché in meine Scheide hineintreiben«, fuhr sie fort und gab mir ein derartiges Ding, »und du, Euphrosine, du wirst dich mit meinem Popo befassen. Du wirst ihn mit diesem kleinen Werkzeug kitzeln.« Dann wandte sie sich wieder zu mir: »Du darfst meine Klitoris nicht im Stich lassen, Juliette, reibe sie, bis sie blutet, ich bin abgehärtet und erschöpft und bedarf starker Dinge. Ich will mich in euren Armen auflösen, ich möchte bei euch zwanzigmal nacheinander entladen.«
O Gott, wie arbeiteten wir, unmöglich könnte eine Frau besser bedient werden. Schließlich erhoben wir uns.
»Ich kann dir nicht genug meine Freude ausdrücken«, sprach das entzückende Geschöpf zu mir, »deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Du bist ein reizendes Kind und ich will dich an allen meinen Vergnügungen teilnehmen lassen. Frage nur Euphrosine, ob sie zufrieden mit mir ist.«
»Oh, Geliebte, meine Küsse mögen es dir beweisen«, sprach unsere junge Freundin und stürzte sich in die Arme der Délben. »Du hast meinen Geist geformt, du hast ihn von den stumpfsinnigen Vorurteilen der Kindheit befreit. Oh, wie glücklich ist Juliette, daß du dir mit ihr dieselbe Mühe geben willst.«
»Ja«, erwiderte Mme. Délben, »ich will mich mit ihrer Erziehung befassen. Ich will in ihr, wie bei dir, die niederträchtigen, religiösen Torheiten vernichten, die das ganze Lebensglück eines Menschen stören können. Jetzt aber wollen wir essen gehen, meine Freundinnen, wir müssen das einbringen, was wir verloren haben.«
Ein wundervolles Mahl, das wir nackt einnahmen, gab uns die nötigen Kräfte, von neuem anzufangen. Wieder kitzelten wir uns und stürzten uns in tausenderlei Verirrungen der Wollust.
Auf diese Weise verging ein Monat, nach Verlauf dessen Euphrosine das Kloster und ihre Familie verließ, um sich in die Arme der Wollust zu werfen. Sie besuchte uns nachher noch einige Male, und wir waren genug verderbt, ihr keinen Vorwurf über ihren Lebenswandel zu machen. »Sie hat es gut gemacht«, sprach Mme. Délben zu mir, »ich habe schon tausendmal dieselbe Laufbahn ergreifen wollen, und ich hätte es auch getan, wenn die Männer in mir dieselbe Leidenschaft erwecken würden wie die Frauen; trotzdem jedoch begreife ich es, daß man Männer liebt, wie ich überhaupt alles verstehen kann, das mit der Wollust im Zusammenhang steht.«
»Die obersten Grundsätze meiner Philosophie«, fuhr Mme. Délben fort, die sich, seit sie Euphrosine verloren hatte, mir enger anschloß, »bestehen darin, der öffentlichen Meinung zu trotzen. Du kannst dir nicht vorstellen, meine Teure, wie sehr ich mich über alles lustig mache, was man von mir sprechen kann.«
»Wie!« rief ich aus. »Ihr Ruf ist Ihnen gleichgültig?«
»Durchaus, meine Teure. Ich gestehe sogar, daß ich weder Genuß davon habe, einen schlechten Ruf zu besitzen, wie wenn er gut wäre. Oh, Juliette, merke dir, der Ruf ist ein Gut, das gar keinen Wert besitzt, er entschädigt uns niemals für die Opfer, die wir ihm bringen. Über alles dies werden wir noch plaudern.
Ich habe dir schon gezeigt, meine Freundin, daß ich mich mit dir abgeben will. Deine Unschuld und deine Reinheit beweisen mir, daß du eines Führers auf dem Dornenpfad des Lebens bedarfst.«
In der Tat gab es nichts Zweifelhafteres wie den Ruf der Mme. Délben. Eine Nonne, der ich empfohlen worden war, teilte mir mit, daß sie ein gefallenes Weib sei und daß sie fast alle Pensionärinnen des Klosters bereits verdorben hatte. Sie sei eine Frau ohne Ehre, ohne Gesetz, ohne Religion, sagte man, die ihre Grundsätze schamlos vor aller Welt zeige und die schon lange abgesetzt worden wäre, wenn sie nicht soviel Einfluß besessen hätte. Ich lachte über diese Ermahnungen. Ein einziger Kuß der Délben, ein einziger ihrer Ratschläge besaß mehr Macht über mich als alle diese Warnungen. Hätte sie mich in den Abgrund mitziehen wollen, so wäre es mir lieber gewesen,...