Joubert | Hinter dem Orangenhain | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

Joubert Hinter dem Orangenhain


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-86827-753-1
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

ISBN: 978-3-86827-753-1
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Südafrika 1938?-?1968: Die kleine Persomi ist ein tapferes, kluges Mädchen, das als Tochter einer weißen Familie in Südafrika in großer Armut aufwächst. Doch in der Schule macht ihr so schnell keiner etwas vor und so hofft sie, ihrer Herkunft eines Tages entfliehen zu können. Als Persomi in einem Prozess gegen den Mann aussagen muss, der behauptet, ihr Vater zu sein, stellt sich für sie zum ersten Mal die Frage, ob das Gesetz auch für arme Menschen gilt. In ihr erwacht der Traum, Jura zu studieren. Und sich für ein Land einzusetzen, in dem jeder die gleichen Chancen auf Gerechtigkeit hat. Doch wird sie diesen Traum verwirklichen können? Oder werden enttäuschte Hoffnungen, tragische Missverständnisse und ungeahnte Herausforderungen ihr die Flügel stutzen?

Irma Joubert lebt in Südafrika. Sie studierte Geschichte an der Universität von Pretoria und war fünfunddreißig Jahre lang Lehrerin an einem Gymnasium. Nach ihrer Pensionierung begann sie mit dem Schreiben. Die Historikerin liebt es, gründlich zu recherchieren und ihre Romane mit detailreichen Fakten zu untermauern. In ihrer Heimat und den Niederlanden haben sich ihre historischen Romane zu Bestsellern entwickelt und sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.

Joubert Hinter dem Orangenhain jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. Kapitel Juli 1938 „Gerbrand will mit der Schule aufhören und sich eine Arbeit suchen.“
„Und was hat das mit dir zu tun, Jemina?“
„Das ist ein gescheiter Bursche. Der muss unbedingt seinen Schulabschluss machen.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Ich brauche Geld. Damit ich ihn in der Schule lassen kann.“
„Das hätte ich mir denken können. Von mir bekommst du keinen Cent mehr, hast du verstanden?“
„Aber du hast doch gesagt …“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mit deinen anderen Kindern nichts zu schaffen haben möchte. Und jetzt verschwinde! Du weißt genau, was wir besprochen haben.“ Pérsomi ist elf Jahre alt, als Gerbrand an einem Wintermorgen mir nichts dir nichts sagt: „Mama, ich fahre nach Johannesburg und gehe mir eine Arbeit suchen.“ Pérsomi ist draußen in der matten Wintersonne. In der Nähe der Hintertür lehnt sie mit dem Rücken an der Mauer und drückt ihre nackten Zehen in den grauen Sand. Gerbrand steht in der Türöffnung, nur einen Schritt von ihr entfernt. Wenn sie ihre Hand ausstreckt, kann sie ihn berühren. Doch das macht sie nicht, denn Gerbrand kann das Gefummel nicht leiden. Das weiß sie, weil er und Piet sich zum Schlafen eine Matratze teilen müssen. Wenn Piet ihm zufällig zu nahe kommt, versetzt ihm Gerbrand sofort einen kräftigen Tritt. Piet ist zwar älter, aber Gerbrand ist der Stärkere. „Ach du liebe Güte, Gerbrand, geh lieber Wasser holen und hör auf mit dem Geschwätz“, fordert seine Mutter ihn auf. Das Baby ist heute wieder einmal sehr quengelig und Gertjie hat die ganze Nacht wachgelegen und gehustet. Mutter ist todmüde und hat keine Lust auf irgendwelche Flausen. Ohne ein Wort zu sagen, dreht Gerbrand sich um, lässt aber den Eimer stehen. Er hat ein orangefarbenes Netz in der Hand, so eines, in dem Herr Fourie seine Apfelsinen verkauft. Darin befinden sich seine Flanellhose, sein weißes Hemd und seine ausgelatschten Schuhe, die er immer zur Schule anzieht. Durch die Maschen kann Pérsomi alles erkennen. Am liebsten würde sie ihm zurufen: Nimm auch deinen Schulpullover mit, sonst erkältest du dich. Aber sie schweigt lieber und läuft ihm hinterher, den steinigen Fußweg hinab zum Fluss. Dort kommt ihnen Piet entgegen. Er marschiert direkt auf Gerbrand zu und schaut ihn herausfordernd an: Wer wird zuerst ausweichen? Die Schalen von der Mandarine, die er im Laufen schält, lässt er auf den Weg fallen, wo sie hellgelb zwischen den grauen Steinen und den vereinzelten Grasbüscheln glänzen. Wenn das Herr Fourie sehen würde … Im Winter leiden sie keinen Hunger, denn dann hängt das ganze Baumstück voller Apfelsinen und Mandarinen. Nicht dass sie die pflücken dürften, aber wenn sie ganz dicht am Stamm welche wegnehmen, merkt Herr Fourie das nicht. Gerbrand geht weiter, bis er kurz vor Piet steht, und schaut ihm geradewegs in die Augen. „Wenn du Pérsomi auch nur ein Haar krümmst, dann schlage ich dich windelweich, wenn ich wieder zurückkomme“, verkündet er. Dann schiebt er ihn mit der Schulter zur Seite und geht weiter auf das Wasser zu. Pérsomi macht einen großen Bogen um Piet. Als sie beinahe am Fluss angekommen sind, dreht Gerbrand sich um und schaut sie an. „Wenn Vater dich schlagen will oder dir auch nur ein Haar krümmen will, dann rennst du schnell weg, auch wenn es mitten in der Nacht ist. Du kannst schnell laufen, du rennst ihm locker davon.“ Pérsomi nickt. Eigentlich hat sie keine Angst. „Mama kann nicht schnell rennen“, erwidert sie. Gerbrand zuckt mit den Schultern. „Ich kann hier nicht bleiben, das musst du verstehen. Aber irgendwann komme ich und hole dich.“ „Wann denn?“ „Sobald ich genug Geld habe. Geh jetzt nach Hause zurück.“ „Aber wann kommst du denn wieder?“ Ohne ihr eine Antwort zu geben, wirft er sich sein Apfelsinennetz über die Schulter und überquert den Fluss, indem er von einem Felsen zum anderen springt. So gelangt er trockenen Fußes auf die andere Seite. Zwischen den Orangenbäumen sieht sie nur noch seine kupferbraunen Haare verschwinden. Nachdenklich sinkt sie auf eine Felsplatte und bleibt mit ausgestreckten Beinen sitzen. Die Sonne zaubert kleine, glitzernde Sternchen auf das plätschernde Wasser zu ihren Füßen. Der plumpe Körper des Berges, ihres Berges, taut in der frühen Morgensonne langsam auf. Gerbrand ist ihr großer Bruder. Das ist er immer gewesen. Und jetzt geht er weg. Nicht einfach nur ins Wohnheim, so wie in den letzten beiden Jahren. Nein, wirklich weg. Nach Johannesburg. „Die Bergwerke in Johannesburg fressen einen mit Haut und Haaren“, behauptet Onkel Attie immer. Er ist der Mann von Tante Sus, Mamas älterer Schwester. Pérsomi hofft jedoch inständig, dass die Bergwerke Gerbrand nicht ganz auffressen. Nach einer Weile pflückt sie sich zwei Mandarinen vom Baum und schlendert den Weg entlang, immer den Berg hoch. Direkt unter dem Pavianfelsen lässt sich nieder und schält die erste Mandarine. Die Vorfreude auf die saftige, sonnengereifte Frucht lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. In der Senke zwischen den Gipfeln ihres Berges liegt die Farm von Herrn Fourie. Links von ihr ist eine große Scheune. Es sieht so aus, als klebe sie direkt am Berg. Nicht weit von ihr schlängelt sich das Flüsschen wie ein dünner Strich zwischen den Bäumen hindurch. Hier und da sind ein paar Sandbänke zu sehen, zwischen denen sich das Wasser in ruhigen Tümpeln sammelt. Wenn der Regen eine Zeitlang ausgeblieben ist, können die Menschen den Fluss bequem überqueren, aber in der Regenzeit bildet er eine unüberwindliche Grenze zwischen Pérsomis Familie und den anderen Bewohnern der Farm. Wenn der Fluss viel Wasser führt, müssen sie sogar von der Schule zu Hause bleiben. Auf der anderen Seite des Flusses, da, wo die Sonne untergeht, liegt der unfruchtbare Brakrand, trockener Boden, den jemand vor Jahren einmal umgepflügt hat, in der Hoffnung, dort etwas anpflanzen zu können. Aber das Land ist kärglich und voller Steine, zudem liegt es am westlichen Abhang des Berges. An manchen Ecken kommt der karge Boden an die Oberfläche, der ansonsten tief unter dem Acker verborgen ist. „Das ist ein wertloses Stück Land, das kannst du vergessen, da verdorrt und verkümmert alles in der heißen Mittagssonne“, grummelt ihr Vater immer unzufrieden. „Und jetzt kann ich mir einen Wolf arbeiten, damit wir davon leben können.“ „Herr Fourie meint es doch nur gut mit uns“, hat ihre Mutter immer wieder dagegengehalten. „Und wohin sollten wir denn gehen, wenn er sagt, dass wir unseren Kram zusammenpacken sollen?“ Ihre Mutter muss ihr Mundwerk im Zaum halten, sonst bekommt sie schnell darübergefahren. Oder noch schlimmer: Sie kriegt es mit dem Gürtel. Denn ihr Vater versteht keinen Spaß, bei einer Frau erst recht nicht und schon gar nicht bei einem Kind. Auf einer Seite des Brakrandes steht ihr Haus, einsam auf der kahlen Fläche; wenn die Sonne darauf scheint, sehen die beiden Fensterchen wie die Augen eines Blinden aus. Die Gegend um das Haus herum ist felsig, kein Baum und kein Strauch sind zu sehen, selbst Grasbüschel findet man nicht. Der Boden rechts neben dem Haus ist umgegraben; die Erde liegt zu trockenen Klumpen zusammengebacken herum und ist schutzlos der Sonne ausgeliefert. Pérsomi weiß, wie hart die Erde ist, denn am Ende des Winters muss das Fleckchen Erde wieder umgepflügt werden, damit man Mais anpflanzen kann. Gerbrand muss dann auf dem Pflug stehen, um ihn auf diese Weise in die Erde zu drücken, schließlich ist er der Stärkste. Mutter oder sie selbst müssen dann Jeremia am Kopf festhalten und in den Furchen hin und her führen. Dieser Versuch gelingt nicht immer, denn Jeremia ist so faul und bockig, wie ein Esel es nur sein kann. Aber jetzt ist Gerbrand ja weg. Dann wird Sussie auf dem Pflug stehen müssen und ihn in die Erde drücken, weil sie die Dickste ist. Hinter ihrem Haus, ein ganzes Stück den Hang hinauf, ist eine tiefe Bergschlucht, die Braksloot, in der Gerbrand als kleiner Junge mit Boelie und De Wet immer Cowboy und Indianer gespielt hat. Meister Lampbrecht hat ihnen alles über Bergschluchten erzählt. Über die Jahrhunderte sind die Schluchten jedes Jahr etwas tiefer geworden, einen Zentimeter nach dem anderen, hat der Meister erklärt. Rechts neben ihr sind lauter kleine Felsen, an denen sich der Weg ins Dorf entlangschlängelt. Wo die Erde aufhört und die Sonne aufgeht, ertrinkt der kleine Pfad in einem großen Rückhaltebecken. Und weit hinter den gleißenden Wassermassen liegt das Dorf. Dort ist Pérsomi noch nie gewesen. Als die Sonne schon hinter dem Berg verschwunden ist und ihr ein eisiger Wind schneidend durch die Jacke fährt, geht Pérsomi wieder zum Haus zurück, in dem es zwei Zimmer gibt. Mitten im vorderen Raum steht ein hölzerner Tisch mit vier Stühlen drum herum. An der Wand neben der Hintertür befindet sich ein Ofen, daneben steht eine Planwagenkiste und in der Ecke eine umgedrehte Teekiste. Darauf ist der Primuskocher und das Emaillebecken, in dem das schmutzige Geschirr liegt. Unter dem Tisch liegen die Matratzen der Kinder zu einem Stapel zusammengeschoben. Zu sechst schlafen sie im Vorraum: Piet und Gerbrand, Sussie und der kleine Gertjie und auf der dritten Matratze Pérsomi und Hannapat. ...

1. Kapitel
Juli 1938

„Gerbrand will mit der Schule aufhören und sich eine Arbeit suchen.“
„Und was hat das mit dir zu tun, Jemina?“
„Das ist ein gescheiter Bursche. Der muss unbedingt seinen Schulabschluss machen.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Ich brauche Geld. Damit ich ihn in der Schule lassen kann.“
„Das hätte ich mir denken können. Von mir bekommst du keinen Cent mehr, hast du verstanden?“
„Aber du hast doch gesagt …“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mit deinen anderen Kindern nichts zu schaffen haben möchte. Und jetzt verschwinde! Du weißt genau, was wir besprochen haben.“

Pérsomi ist elf Jahre alt, als Gerbrand an einem Wintermorgen mir nichts dir nichts sagt: „Mama, ich fahre nach Johannesburg und gehe mir eine Arbeit suchen.“
Pérsomi ist draußen in der matten Wintersonne. In der Nähe der Hintertür lehnt sie mit dem Rücken an der Mauer und drückt ihre nackten Zehen in den grauen Sand. Gerbrand steht in der Türöffnung, nur einen Schritt von ihr entfernt. Wenn sie ihre Hand ausstreckt, kann sie ihn berühren. Doch das macht sie nicht, denn Gerbrand kann das Gefummel nicht leiden. Das weiß sie, weil er und Piet sich zum Schlafen eine Matratze teilen müssen. Wenn Piet ihm zufällig zu nahe kommt, versetzt ihm Gerbrand sofort einen kräftigen Tritt. Piet ist zwar älter, aber Gerbrand ist der Stärkere.
„Ach du liebe Güte, Gerbrand, geh lieber Wasser holen und hör auf mit dem Geschwätz“, fordert seine Mutter ihn auf. Das Baby ist heute wieder einmal sehr quengelig und Gertjie hat die ganze Nacht wachgelegen und gehustet. Mutter ist todmüde und hat keine Lust auf irgendwelche Flausen.
Ohne ein Wort zu sagen, dreht Gerbrand sich um, lässt aber den Eimer stehen. Er hat ein orangefarbenes Netz in der Hand, so eines, in dem Herr Fourie seine Apfelsinen verkauft. Darin befinden sich seine Flanellhose, sein weißes Hemd und seine ausgelatschten Schuhe, die er immer zur Schule anzieht. Durch die Maschen kann Pérsomi alles erkennen.
Am liebsten würde sie ihm zurufen: Nimm auch deinen Schulpullover mit, sonst erkältest du dich. Aber sie schweigt lieber und läuft ihm hinterher, den steinigen Fußweg hinab zum Fluss. Dort kommt ihnen Piet entgegen. Er marschiert direkt auf Gerbrand zu und schaut ihn herausfordernd an: Wer wird zuerst ausweichen? Die Schalen von der Mandarine, die er im Laufen schält, lässt er auf den Weg fallen, wo sie hellgelb zwischen den grauen Steinen und den vereinzelten Grasbüscheln glänzen. Wenn das Herr Fourie sehen würde …
Im Winter leiden sie keinen Hunger, denn dann hängt das ganze Baumstück voller Apfelsinen und Mandarinen. Nicht dass sie die pflücken dürften, aber wenn sie ganz dicht am Stamm welche wegnehmen, merkt Herr Fourie das nicht.
Gerbrand geht weiter, bis er kurz vor Piet steht, und schaut ihm geradewegs in die Augen. „Wenn du Pérsomi auch nur ein Haar krümmst, dann schlage ich dich windelweich, wenn ich wieder zurückkomme“, verkündet er. Dann schiebt er ihn mit der Schulter zur Seite und geht weiter auf das Wasser zu. Pérsomi macht einen großen Bogen um Piet.
Als sie beinahe am Fluss angekommen sind, dreht Gerbrand sich um und schaut sie an. „Wenn Vater dich schlagen will oder dir auch nur ein Haar krümmen will, dann rennst du schnell weg, auch wenn es mitten in der Nacht ist. Du kannst schnell laufen, du rennst ihm locker davon.“ Pérsomi nickt. Eigentlich hat sie keine Angst. „Mama kann nicht schnell rennen“, erwidert sie.
Gerbrand zuckt mit den Schultern. „Ich kann hier nicht bleiben, das musst du verstehen. Aber irgendwann komme ich und hole dich.“
„Wann denn?“
„Sobald ich genug Geld habe. Geh jetzt nach Hause zurück.“
„Aber wann kommst du denn wieder?“
Ohne ihr eine Antwort zu geben, wirft er sich sein Apfelsinennetz über die Schulter und überquert den Fluss, indem er von einem Felsen zum anderen springt. So gelangt er trockenen Fußes auf die andere Seite. Zwischen den Orangenbäumen sieht sie nur noch seine kupferbraunen Haare verschwinden.
Nachdenklich sinkt sie auf eine Felsplatte und bleibt mit ausgestreckten Beinen sitzen. Die Sonne zaubert kleine, glitzernde Sternchen auf das plätschernde Wasser zu ihren Füßen. Der plumpe Körper des Berges, ihres Berges, taut in der frühen Morgensonne langsam auf.
Gerbrand ist ihr großer Bruder. Das ist er immer gewesen. Und jetzt geht er weg. Nicht einfach nur ins Wohnheim, so wie in den letzten beiden Jahren. Nein, wirklich weg. Nach Johannesburg.
„Die Bergwerke in Johannesburg fressen einen mit Haut und Haaren“, behauptet Onkel Attie immer. Er ist der Mann von Tante Sus, Mamas älterer Schwester.
Pérsomi hofft jedoch inständig, dass die Bergwerke Gerbrand nicht ganz auffressen.
Nach einer Weile pflückt sie sich zwei Mandarinen vom Baum und schlendert den Weg entlang, immer den Berg hoch. Direkt unter dem Pavianfelsen lässt sich nieder und schält die erste Mandarine. Die Vorfreude auf die saftige, sonnengereifte Frucht lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
In der Senke zwischen den Gipfeln ihres Berges liegt die Farm von Herrn Fourie. Links von ihr ist eine große Scheune. Es sieht so aus, als klebe sie direkt am Berg. Nicht weit von ihr schlängelt sich das Flüsschen wie ein dünner Strich zwischen den Bäumen hindurch. Hier und da sind ein paar Sandbänke zu sehen, zwischen denen sich das Wasser in ruhigen Tümpeln sammelt. Wenn der Regen eine Zeitlang ausgeblieben ist, können die Menschen den Fluss bequem überqueren, aber in der Regenzeit bildet er eine unüberwindliche Grenze zwischen Pérsomis Familie und den anderen Bewohnern der Farm. Wenn der Fluss viel Wasser führt, müssen sie sogar von der Schule zu Hause bleiben.
Auf der anderen Seite des Flusses, da, wo die Sonne untergeht, liegt der unfruchtbare Brakrand, trockener Boden, den jemand vor Jahren einmal umgepflügt hat, in der Hoffnung, dort etwas anpflanzen zu können. Aber das Land ist kärglich und voller Steine, zudem liegt es am westlichen Abhang des Berges. An manchen Ecken kommt der karge Boden an die Oberfläche, der ansonsten tief unter dem Acker verborgen ist. „Das ist ein wertloses Stück Land, das kannst du vergessen, da verdorrt und verkümmert alles in der heißen Mittagssonne“, grummelt ihr Vater immer unzufrieden. „Und jetzt kann ich mir einen Wolf arbeiten, damit wir davon leben können.“
„Herr Fourie meint es doch nur gut mit uns“, hat ihre Mutter immer wieder dagegengehalten. „Und wohin sollten wir denn gehen, wenn er sagt, dass wir unseren Kram zusammenpacken sollen?“
Ihre Mutter muss ihr Mundwerk im Zaum halten, sonst bekommt sie schnell darübergefahren. Oder noch schlimmer: Sie kriegt es mit dem Gürtel. Denn ihr Vater versteht keinen Spaß, bei einer Frau erst recht nicht und schon gar nicht bei einem Kind.
Auf einer Seite des Brakrandes steht ihr Haus, einsam auf der kahlen Fläche; wenn die Sonne darauf scheint, sehen die beiden Fensterchen wie die Augen eines Blinden aus. Die Gegend um das Haus herum ist felsig, kein Baum und kein Strauch sind zu sehen, selbst Grasbüschel findet man nicht. Der Boden rechts neben dem Haus ist umgegraben; die Erde liegt zu trockenen Klumpen zusammengebacken herum und ist schutzlos der Sonne ausgeliefert.
Pérsomi weiß, wie hart die Erde ist, denn am Ende des Winters muss das Fleckchen Erde wieder umgepflügt werden, damit man Mais anpflanzen kann. Gerbrand muss dann auf dem Pflug stehen, um ihn auf diese Weise in die Erde zu drücken, schließlich ist er der Stärkste. Mutter oder sie selbst müssen dann Jeremia am Kopf festhalten und in den Furchen hin und her führen. Dieser Versuch gelingt nicht immer, denn Jeremia ist so faul und bockig, wie ein Esel es nur sein kann.
Aber jetzt ist Gerbrand ja weg. Dann wird Sussie auf dem Pflug stehen müssen und ihn in die Erde drücken, weil sie die Dickste ist.
Hinter ihrem Haus, ein ganzes Stück den Hang hinauf, ist eine tiefe Bergschlucht, die Braksloot, in der Gerbrand als kleiner Junge mit Boelie und De Wet immer Cowboy und Indianer gespielt hat. Meister Lampbrecht hat ihnen alles über Bergschluchten erzählt. Über die Jahrhunderte sind die Schluchten jedes Jahr etwas tiefer geworden, einen Zentimeter nach dem anderen, hat der Meister erklärt.
Rechts neben ihr sind lauter kleine Felsen, an denen sich der Weg ins Dorf entlangschlängelt. Wo die Erde aufhört und die Sonne aufgeht, ertrinkt der kleine Pfad in einem großen Rückhaltebecken. Und weit hinter den gleißenden Wassermassen liegt das Dorf. Dort ist Pérsomi noch nie gewesen.
Als die Sonne schon hinter dem Berg verschwunden ist und ihr ein eisiger Wind schneidend durch die Jacke fährt, geht Pérsomi wieder zum Haus zurück, in dem es zwei Zimmer gibt. Mitten im vorderen Raum steht ein hölzerner Tisch mit vier Stühlen drum herum. An der Wand neben der Hintertür befindet sich ein Ofen, daneben steht eine Planwagenkiste und in der Ecke eine umgedrehte Teekiste. Darauf ist der Primuskocher und das Emaillebecken, in dem das schmutzige Geschirr liegt.
Unter dem Tisch liegen die Matratzen der Kinder zu einem Stapel zusammengeschoben. Zu sechst schlafen sie im Vorraum: Piet und Gerbrand, Sussie und der kleine Gertjie und auf der dritten Matratze Pérsomi und Hannapat.
„Warum muss ich immer neben Gertjie schlafen? Der hustet die ganze Nacht und pinkelt ins Bett“, jammert Sussie morgens immer wieder. Dann bekommt sie von Vater ein paar hinter die Löffel und hört mit dem Jammern auf.
In dem anderen Zimmer schlafen Vater, Mutter und das Baby. Vater und Mutter haben ein Bett mit einer Matratze darin, das Baby schläft in einer großen Kiste daneben. Ein verschlissener Vorhang trennt das Schlafzimmer der Eltern vom Vorraum.
Im Haus ist es meist sehr dämmrig. Und das Emaillebecken ist immer voll mit schmutzigem Geschirr. Wenn man mit dem Abwasch dran ist, muss man mit dem ganzen Becken an den Fluss laufen und dort in einer der Untiefen die Becher und Teller so lange mit Sand abreiben, bis sie sauber sind.
„Sussie, geh mal abwaschen“, befiehlt ihre Mutter.
„Och, Mama! Warum muss ich das denn immer …?“
Wenn das passiert, rennt Pérsomi lieber schnell weg, denn sonst wird ihr die Arbeit aufgebrummt.

Pérsomi weiß genau, wer sie ist: das Kind von Beiwohnern, das vierte und mittlere Kind von Lewies und Jemima Pieterse, die auf der Farm von Herrn Fourie leben. Sie ist groß und dünn, hat dunkle Augen und dunkles Haar, das absteht. Sie sieht anders aus als Sussie und Piet, die die kleine, etwas gesetzte Figur ihres Vaters geerbt haben und dazu seine wässrigen Augen. Sie unterscheidet sich auch von Gertjie und dem Baby, die wie ihre Mutter rotes, gelocktes Haar haben. Sogar Gerbrand hat seine roten Haare von seiner Mutter geerbt. Pérsomi ist die Einzige, die ganz anders aussieht, sie ähnelt der Mutter ihrer Mutter, die schon vor langer Zeit gestorben ist.
Pérsomi geht in die kleine Schule, die auf der Grenze zwischen der Farm von Herrn Fourie und der von Onkel Freddie le Roux errichtet ist. Irene Fourie, Faansie Els und sie selbst sind die einzigen Kinder in der sechsten Klasse. Sie werden von Meister Lampbrecht unterrichtet, der alle Kinder in den Klassen fünf bis acht unterrichtet. Insgesamt sind sie fünfzehn Schüler. Hannapat geht in die dritte Klasse und Sussie in die siebte, aber wenn Sussie noch einmal sitzenbleibt, dann muss sie die Schule verlassen, hat Meister Lampbrecht gesagt. Sie ist sechzehn und eigentlich schon viel zu groß für die Mittelschule. Wenn es eine Person auf der Welt gibt, die Pérsomi wirklich nicht leiden kann, dann ist das Irene Fourie. Gegen Irenes scharfe Zunge ist kein Kraut gewachsen.
„Kannst du Hannapat von meiner Oma ausrichten, dass sie an der Hintertür klopfen soll, wenn sie um Mehl bettelt?“, ruft Irene laut, kurz bevor die Schulglocke ertönt. „Und mein Vater sagt, dass er euch Geschmeiß sofort von seinem Land jagt, wenn er noch einmal einen von euch in seinem Baumstück erwischt. Zusammen mit eurem lausigen Esel und allem anderen.“
Dann hält Pérsomi lieber ihren Mund; denn was kann sie schon dagegen sagen? Doch nachmittags lernt sie Geschichte und rechnet alle Aufgaben aus dem Buch. Am Ende des Quartals hat sie die besten Noten der ganzen Schule.
Fräulein Rossouw unterrichtet die Kleinen, sie hat dreizehn Kinder in ihrer Klasse.
In der ganzen Schule gibt es nur drei richtige Farmerskinder. Das sind Irene Fourie sowie Pietertjie und Susara Nel, die weiter oben in der Schlucht wohnen. Alle anderen Kinder sind aus Beiwohnerfamilien, und fast alle sind Cousinen und Cousins von Pérsomi: die sechs Elses, die auf der Farm von Onkel Freddie le Roux wohnen, die Willemsens von weiter oben am Fluss, die zwei jüngsten Söhne von Bester und dann noch der ganze Schwarm der anderen Pietersens, die Kinder vom Bruder ihres Vaters. Nur mit Gezina und Maria Pypers und ihrem Zwillingsbruder aus der ersten Klasse ist sie nicht verwandt. „Und das ist auch gut so“, verkündet ihr Vater allezeit. „Das ist ein faules Gesocks, diese ganze Pyperssippe.“

Sussie hat Epilepsie. Jeder muss gut aufpassen, sagt ihre Mutter immer, denn man kann sehen, wenn Sussie kurz vor einem Anfall steht. Dann müsst ihr sie hinlegen, und das Wichtigste – erklärt Mama – ist, dass ihr ihr etwas in den Mund stopft, sonst beißt sie sich noch die Zunge ab, und das soll natürlich nicht passieren. Trotzdem rennen alle schnell weg, wenn Sussie einen Anfall bekommt, weil das so ein entsetzlicher Anblick ist. Mutter ist die Einzige, die Sussie zu Hilfe eilt. Mama gegenüber dürfen sie nie sagen, dass Sussie verrückt wird, wenn sie einen Anfall bekommt, aber Gerbrand nennt sie trotzdem immer „die verrückte Kuh“. Weil sie jedes Mal auf den Kopf fällt, kann Sussie nicht gut lesen. Jedenfalls behauptet das Mutter.
Sussie muss eine Medizin schlucken, damit sie keinen Anfall bekommt, und jeder muss ihr dabei helfen, dass sie nicht vergisst, ihre Arznei zu nehmen. Das Problem ist nur, dass ihre Mutter immer warten muss, bis sie jemand ins Dorf mitnimmt, um dort die Medizin abzuholen, wenn sie bereitliegt. Manchmal wird auch Vater ins Dorf mitgenommen, aber er sagt, dass das Medizin-Abholen Frauensache ist.
Auch in der Schule hat Sussie gelegentlich schon einen Anfall gehabt. Als das zum ersten Mal geschehen ist, ist Pérsomi noch in die Klasse von Fräulein Rossouw gegangen, in die zweite Klasse. Sussie, Gerbrand und Piet waren bei dem Meister. Jeder ist schnell weggerannt, denn Sussie hat wie ein tollwütiger Schakal herumgezuckt und um sich getreten. Piet und Gerbrand haben sich zusammen mit ein paar anderen Jungen aus dem Staub gemacht und keinen Finger krumm gemacht. Pérsomi hat gesehen, dass der Meister und das Fräulein vor lauter Schreck vergessen haben, Sussie etwas zwischen die Zähne zu schieben. Aber Sussie sollte sich ja nicht die Zunge abbeißen, das wäre natürlich furchtbar. Darum hat sie, Pérsomi, dem Meister und dem Fräulein erklärt, dass sie Sussie auf den Rücken drehen und sie festhalten müssen. Und dann hat sie sich einfach den Stock des Meisters genommen und ihn mit viel Mühe zwischen Sussies verkrampfte Kiefer geschoben. Die ganze Zeit über hat Sussie sie mit wilden Augen angeschaut, so als würde sie sie nicht wiedererkennen. Und dabei ist aus ihrem Mund ständig Schaum geflossen.
Nach einer Weile ist sie ganz schlapp geworden und hat angefangen zu weinen. Fräulein Rossouw hat Pérsomi gebeten, Sussie nach Hause zu bringen. Der Meister hat dann bestimmt, dass alle Kinder lieber nach Hause gehen sollten, denn die meisten waren ganz durch den Wind. Sussie konnte aber wirklich nicht laufen und war zu dick, um getragen zu werden. Erst am Nachmittag, als die Schule regulär aus gewesen wäre, konnte sie wieder ein bisschen laufen, aber dabei musste sie sich immer noch auf Pérsomi stützen.
Das ist der Tag gewesen, an dem Pérsomi gemerkt hat, dass Erwachsene manchmal tatsächlich auf Kinder hören.
„Du bist ein kluges Mädchen“, hat der Meister am nächsten Tag zu ihr gesagt. Davon ist sie ganz verlegen geworden, weil sie ihn noch nicht so gut gekannt hat. Aber auch sehr froh.
Seitdem hat sie keine Angst mehr davor, dass Sussie einen Anfall bekommen könnte. Und der Meister ist noch nie böse auf sie gewesen.

Zu Beginn des neuen Schuljahres, im Jahr unseres Herrn 1939, wie es der Meister immer sagt, – ungefähr sechs Monate, nachdem Gerbrand weggegangen ist – kommt ein neues Kind in die Klasse von Pérsomi, Irene und Faansie. Es heißt Gottie Stoltz und sein Vater arbeitet in einem Bohrbetrieb.
„So zu heißen, ist eine Sünde“, verkündet Irene laut. „Das steht in der Bibel.“
Unsicher fummelt der neue Junge an seiner Strickjacke herum und betrachtet sie mit gesenktem Kopf. Seine großen, plumpen Füße stehen unbeholfen weit auseinander und seine Zehen sind nach innen gekehrt.
Seufzend wischt sich der Meister mit seinem großen, grauen Taschentuch die Stirn ab. In dem kleinen Schulgebäude mit seinem Wellblechdach ist es im Januar selbst am frühen Morgen schon glühend heiß. Onkel Attie Els sagt immer, dass das Bosveld von der Hölle nur durch eine Wellblechplatte getrennt ist, und sogar die ist an manchen Stellen durchgerostet.
„Auf welchen Namen wurdest du getauft, junger Mann?“, will der Meister wissen.
„Wie bitte?“, stammelt der Junge.
„Wie heißt du wirklich?“, fragt Irene ungeduldig. „Auf welchen Namen bist du getauft worden? Oder bist du gar nicht getauft?“
„Ach so“, antwortet der neue Junge, während er sich verwirrt umschaut. „Gottlieb. Gottlieb Joachim Stoltz.“
„Dann sollten wir ihn am besten Gottlieb nennen, Meister“, stellt Irene fest. „Das ist auf jeden Fall besser als… als der andere Name.“
Der Meister wischt sich erneut über die Stirn und schaut sich in der Klasse um.
„Gottlieb, setz dich dorthin, neben …“
„Nicht neben mich!“, wehrt sich Irene hastig.
„Äh … Dann setz dich neben Faansie. Pérsomi, und du setz dich neben Irene.“
Mit einem Seufzer schiebt sich Irene von ihrer Bank. „Setz dich dann aber an die Wandseite, ich habe keine Lust ständig über dich drüberzuklettern“, mault sie.
Als sich Pérsomi an Irene vorbeischiebt, denkt sie: Zum Glück bleiben die Kinder der Bohrarbeiter immer nur für eine kurze Zeit, dann gehen sie irgendwo anders Brunnen bohren; hoffentlich gehen sie sogar in einen anderen Bezirk, denn dann müssen die Kinder die Schule wechseln. Wenn es so weit ist, kann sie wieder zu Faansie auf die Bank. Ein ganzes Jahr neben Irene – das hält sie nicht durch.
Sussie geht in diesem Jahr nicht mehr in die Schule. Sie ist schon wieder sitzengeblieben und jetzt ist sie zu alt. Deshalb muss sie ihrer Mutter nun jeden Tag bei der Wäsche helfen oder Wasser holen oder die dürren Bohnenpflanzen und schrumpeligen Pampelmusen gießen oder dabei helfen, das ausgetrocknete Maisfeld neben dem Haus mit der Spitzhacke aufzulockern. Die meiste Zeit jedoch sitzt sie bei der Hintertür an die Wand gelehnt und lässt sich die Sonne auf die ausgestreckten Beine scheinen.
Am Anfang des neuen Jahres ist auch Piet weggegangen, um sich Arbeit in Johannesburg zu suchen. Jetzt darf Sussie allein auf der Matratze von Piet und Gerbrand schlafen, weil sie schon groß ist. Das Baby schläft von nun an bei Gertjie, denn es passt nicht mehr in die Kiste und Vater möchte es auch nicht mehr bei sich im Schlafzimmer haben.

Der Vater von Pérsomi weiß etwas von einem Schatz, der hier in der Gegend irgendwo vergraben ist; hier auf der Farm von Herrn Fourie, vielleicht auch ein bisschen über der Grenze, auf der Farm von Onkel Freddie le Roux. Von dem Schatz hat Pérsomis Vater von seinem Vater erfahren. Aber der ist schon lange tot.
„Schwager, das Problem ist nur“, bemerkt er zu Onkel Attie Els, „dass mein Vater den Löffel abgegeben hat, bevor er mir ganz genau hat sagen können, wo der Schatz nun wirklich vergraben ist. Aber dass er hier liegt, das ist sicher. Mein Vater hat selbst dabei geholfen, die Kiste mit Geld zu vergraben, und das ist noch in der Zeit gewesen, bevor die Khakies im Englischen Krieg hier in die Gegend eingefallen sind.“
„Hat dein Vater dir nicht wenigstens ein paar Anhaltspunkte verraten?“, will Tante Sus wissen, während sie ihr voluminöses Hinterteil ein wenig nach vorn schiebt. Die Teekiste, auf der sie sich niedergelassen hat, ächzt verdächtig.
„Nein, er hat nur gesagt, dass er hier irgendwo liegt, so viel ist sicher“, seufzt Pérsomis Vater. „Alle Naselang hat er mir davon erzählt.“
„Warum ist Opa dann nicht selbst hingegangen und hat ihn ausgegraben?“, möchte Gerbrand jedes Mal aufs Neue wissen. Man konnte ihm ansehen, dass er kein Wort davon glaubte. Und jedes Mal hat Papa geantwortet: „Halt deine blöde Fresse, Gerbrand, sonst setzt’s was.“
„Wir können doch unmöglich die ganze Gegend hier umgraben“, erwidert Onkel Attie kopfschüttelnd und spuckt den Kautabak, auf dem er herumsabbert, vor sich auf den Boden.
„Vielleicht sollte ich mal einen von diesen malaysischen Zauberern hierherholen“, wirft Pérsomis Vater in die Runde.
„Die kannst du doch gar nicht bezahlen“, wirft Tante Sus ein.
„Halt die Klappe, Sus“, entgegnet Vater.
„Und du hältst auch deinen Rand, Lewies Pieterse!“, blafft ihn Tante Sus an. Sie hat keine Angst vor ihm.
„Wir können unmöglich die ganze Gegend hier umgraben“, wiederholt sich Onkel Attie.
„Dann hol doch so einen Zauberdoktor“, schlägt Tante Sus vor. „Ich habe gehört, dass diese braunen Affen schon für einen halben Sack Maismehl den Mund aufmachen.“
„Einen halben Sack Maismehl!“, ruft Vater aus. „Und wo willst du den hernehmen?“
„Ach du liebe Güte“, sagt Mama.
Wenn wir den Schatz finden, hat sich Pérsomi immer gedacht, dann sind wir reich und ich bekomme auch Schuhe. Und eine Schultasche für meine Bücher, so eine, wie Irene sie hat. In der letzten Zeit wachsen allerdings ihre Zweifel an dem geheimnisvollen Schatz immer mehr.


Joubert, Irma
Irma Joubert lebt in Südafrika. Sie studierte Geschichte an der Universität von Pretoria und war fünfunddreißig Jahre lang Lehrerin an einem Gymnasium. Nach ihrer Pensionierung begann sie mit dem Schreiben. Die Historikerin liebt es, gründlich zu recherchieren und ihre Romane mit detailreichen Fakten zu untermauern. In ihrer Heimat und den Niederlanden haben sich ihre historischen Romane zu Bestsellern entwickelt und sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.