E-Book, Deutsch, 656 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Jenner Resonanz-Medizin
13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8437-0589-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Manifest der nachhaltigen Heilkunst
E-Book, Deutsch, 656 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-8437-0589-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Otmar Jenner wurde 1958 in Hamburg geboren und kam schon in frühester Kindheit mit Geistigem Heilen in Kontakt. Krankheiten linderte sein Vater durch Handauflegen und ermunterte ihn, es ihm später gleichzutun. Erste heilerische Erfolge als Jugendlicher brachten ihn aber nicht davon ab, zunächst Journalist zu werden und Kriegsreporter. Aus seinen Erfahrungen dieser Zeit enstand der Roman 'Sarajewo Safari' (K&W, 1998). Ein Nahtodeserlebnis weckte erneut sein Interesse für die spirituelle Dimension menschlichen Daseins. Er ging bei bekannten Heilern in die Lehre, um nach mehreren Jahren intensiven Lernens eine eigene Methode zu entwickeln: Spirituelle Medizin nach Otmar Jenner. Charakteristisch für diese Methode ist die Befreiung von Belastungen aus früheren Inkarnationen, die Auflösung von Geburtstraumen, die Befreiung von Besetzungen und energetische Reinigung der Aura und Chakren, sowie energetische Heilung auf allen Daseinsebenen. Er leitet das Zentrum für Energetisches Heilen in einem Berliner Ärztehaus, arbeitet eng mit Medizinern zusammen und unterrichtet Energetisches Heilen. 2005 erschien sein Lehrbuch 'Spirituelle Medizin - Heilen mit der Kraft des Geistes' (rororo).
Autoren/Hrsg.
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MARKO
Von heilsamen Quanten, bemaltem Geld
und einem ernsten Problem
»Was ist eigentlich so mit den Quanten los?«, fragt mich ein jüngerer Mann, Piercing in der Nase, Tattoos unterm hochgerollten HSV-T-Shirt an beiden Oberarmen.
Gehen voll ab, will ich erst antworten, besinne mich dann aber eines Besseren und frage sanft zurück: »Wie meinen Sie das?«
»Na, ob die wirklich so heilsam sind?«, will er daraufhin wissen und rollt mit den Augen.
Seltsam, selbst Heilen, so absurd das erscheinen mag, unterliegt modischen Strömungen. Eine Zeit lang waren die Leute geradezu verrückt nach Reiki-Einweihungen. So kamen jede Menge Lehrer aus Übersee, »Reiki« war »in«, und es ließ sich auch Geld damit verdienen. Das wollten plötzlich viele, also erfand jemand »Das wahre Reiki«, um die Konkurrenz als weniger wahrhaftig hinter sich zu lassen. Nun war Reiki nicht mehr ganz so »in«, weil eine Welle des Zweifels entstand. Dann war Reiki insgesamt »out«. Das muss die Zeit gewesen sein, als die Sache mit den Quanten aufkam.
Inzwischen schreiben sämtliche Heiler und Heilerinnen, auch die, von denen ich weiß, dass sie das Heilen von anderen Heilerinnen und Heilern gelernt haben, es sei ihnen in die Wiege gelegt worden, also Folge einer begnadeten, gewissermaßen auserwählten Herkunft. Auch das muss also irgendwie eine Mode sein. Wie die Sache mit den Quanten.
»Ob die denn heilsam sind, möchte ich jetzt aber von Ihnen wissen«, fragt der Piercing-Tattoo-HSV-Fan nach.
Ach, ihr lieben und viel zitierten Quanten, wie traurig, dass Euch keiner versteht – ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin, aber gleichzeitig ehrlich um Verständnis bemüht. Und überhaupt, Quantenphysik – jeder spricht darüber, begreift aber so wenig davon wie die angeblichen Weisen von der Weltwirtschaftspolitik. Trotzdem generieren Begriffe wie »Quantenheilung« und verwandte Wortschöpfungen bei nicht wenigen Menschen große Hoffnungen. Also müssen jetzt ganz schnell Quanten her.
»Besonders zum Frühstück, am besten vorm Essen«, erwidere ich so ernsthaft wie möglich. »Mittags können sie mit der Speise eingenommen werden. Abends auch als Dessert. Soll ich Ihnen ein Rezept aufschreiben?«
»Aber Sie dürfen doch gar keine Rezepte schreiben«, meint er darauf mit einem Grinsen. »Sie sind kein Arzt. Und Heilpraktiker sind Sie auch nicht.«
»Richtig«, antworte ich, leicht irritiert wegen der fachkundigen Antwort. »Aber so ein paar heilsame Quanten könnte ich Ihnen trotzdem locker verschreiben. Haben Sie einen Zettel?«
Er scheint das überhaupt nicht witzig zu finden, sondern wühlt sehr ernsthaft in der Tasche und zieht ein Taschentuch, einen Zehn-Euro-Schein und ein Bahnticket hervor.
Okay, denke ich, ich muss irgendetwas übersehen haben. Mit Albernheiten komme ich aus dieser Sache nicht mehr raus.
Also lasse ich mir den Zehn-Euro-Schein geben und male mit einem Edding (warum habe ich den überhaupt dabei?) so ernsthaft wie möglich Zeichen darauf. »Stellen Sie jeden Abend ein Glas Wasser auf die bemalte Seite des Geldscheins und lassen Sie es über Nacht darauf stehen«, erkläre ich ihm. »Trinken Sie morgens einige Schlucke vor dem Essen, mittags zum Essen und abends nach dem Essen. Das wird Ihnen helfen.«
Er blickt mir direkt ins Gesicht. Abwartend, ob ich noch etwas sage.
Was soll ich ihm sagen? Etwa, dass dies Hokuspokus ist. Eben ausgedacht, weil ich plötzlich die Idee dazu hatte. Dass ich zwar durchaus glaube, dass die Zeichen auf dem Geldschein tatsächlich Kraft haben, weil es ja nicht irgendwelche Zeichen sind. Dass ich aber gleichzeitig auch Zweifel daran habe. Soll ich das sagen?
Wozu?
Sind Zweifel heilsam in diesem Moment?
Was hat er überhaupt für ein Problem?
Wenn er eins hat.
Aber dies ist keine Konsultation in meiner Praxis, sondern ein Autorengespräch nach einem Vortrag. Menschen erwarten von mir, dass ich ihnen sofort ansehe, was für Probleme sie haben. Selbst wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit gerade woanders bin.
Ich stecke den Edding wieder in die Jackentasche und reiche ihm den bemalten Geldschein.
Er streckt eine Hand aus. Sie zittert ein wenig dabei. Er nimmt den Schein, sieht mich aber weiterhin dabei an.
Es kommt mir lange vor.
Dann beginnt er zu lächeln.
Und plötzlich glitzern Tränen in seinen Augen.
»Was haben Sie«, frage ich.
»MS«, erwidert er.
2005 erschien mein Buch »Spirituelle Medizin – Heilen mit der Kraft des Geistes«, und ich bekam darauf sehr positive Resonanz. Wie Geistiges Heilen in Theorie und Praxis zu erklären ist, interessierte immer mehr Menschen. Nach einem Vortrag zum Thema sprach mich der junge Mann mit den Tattoos an. Das Gespräch mit ihm blieb mir nahezu wortwörtlich im Gedächtnis. Allein schon, weil es damit nicht zu Ende war.
Etwa zwei Monate nach der Begegnung schickte mir der Mann mit den Oberarm-Tattoos eine Mail. Es gehe ihm besser, schrieb Marko S. Ob wir nicht mal telefonieren könnten?
Einem inneren Impuls folgend, rufe ich Marko wenige Tage später an.
»Jo«, meldet er sich am Telefon.
»Jenner hier«, sage ich automatisch, abgelenkt von der Frage, ob das »Jo« eine mir unbekannte Form der Begrüßung ist oder sein Nachname so lautet, weil ich den Namen zwar in der Mail gelesen aber gleich wieder vergessen habe.
»Ach, du bist es«, erwidert er, als wären wir alte Bekannte, und ich bereue beinahe, ihn angerufen zu haben. »Mann, geht's mir gut«, sagt er weiter, »lass uns bald mal treffen.«
Der Kaktus auf meinem Fensterbrett ist eine der am langsamsten wachsenden Pflanzen der Welt. Seit heute trägt er eine frische Blüte. Das freut mich sehr. Überhaupt fing der Tag gut an. Ich hatte einen besonders schönen Traum gehabt und war an der schönsten Stelle aufgewacht. Umso liebenswerter erschien mir plötzlich meine Wohnung und dann hatte ich auch noch die Blüte entdeckt. Aus diesem Gefühl der Freude heraus griff ich zum Telefon. Also sage ich, obwohl ich private Treffen sonst immer ablehne: »Okay. Wann und wo?«
Wir verabreden uns in einem Restaurant in der Nähe der Praxis. Die Gegend ist eigentlich nicht so einladend, doch das Restaurant sehr gut. Marko erwartet mich an einem der hinteren Tische am Fenster zum Innenhof. Er hat den Kopf rasiert und trägt nun eine Glatze. Die aufgenähten Taschen an seiner Jeansweste erinnern an die Form von Eisernen Kreuzen. Aus dem Hemdkragen ragt ein frisches Tattoo am Hals, das den Erlöser mit Dornenkrone darzustellen scheint. Marko sieht anders aus als bei der letzten Begegnung, doch das liegt weniger am veränderten Outfit, bemerke ich.
»He, Mann«, begrüßt er mich, erhebt sich vom Stuhl und streckt grinsend die Arme aus. Wenn ich das richtig sehe, hat das Haupt mit der Dornenkrone auf seinem Hals einen Heiligenschein.
ZU MEINER HALTUNG ALS HEILER:
Durch meine Arbeit als Heiler habe sich meine Haltung gegenüber Menschen grundsätzlich gewandelt, sagen Freunde, die mich lange kennen. Als ich noch Journalist war, zu einer Zeit, die mir ewig weit in die Vergangenheit entrückt vorkommt, traf ich viele seltsame, nicht wenige wunderliche und einige, nach meinem Empfinden unangenehme Menschen. Manchen eilte ein negativer Ruf voraus, doch wirkten sie auf mich ganz anders als ihr Ruf. Andere galten als besonders angenehme Zeitgenossen, aber sie erschienen mir als das genaue Gegenteil. Manchmal empfand ich starke Sympathie, manchmal deutliche Abneigung. Der professionelle Umgang mit ihnen dämpfte meine emotionalen Reaktionen jedenfalls kaum.
In der Praxis empfinde ich keine Antipathie. Die Tätigkeit als spiritueller und energetischer Heiler schließt Abneigung offenbar aus. In all den Jahren während meiner Arbeit im Berliner Ärztehaus habe ich gegenüber Klienten nie ablehnende Gefühle gehabt. Einerseits kommt mir das selbstverständlich vor, doch andererseits bin ich ein emotionaler Mensch und zu starken gefühlsbetonten Reaktionen fähig, und deshalb überrascht es mich schon.
Vielleicht ist das auf diese Weise zu erklären: Als privat agierende Person folge ich durchaus den Verhaltensimpulsen von Zuneigung und Abneigung. Fühle ich mich zu jemandem hingezogen, möchte ich mehr Nähe. Fühle ich mich abgestoßen, suche ich das Weite.
In der Praxis stehe ich nicht vor dieser Wahl. Menschen kommen zu mir, weil sie meine Hilfe wünschen. Sowie sie mein Behandlungszimmer betreten, gehen sie mir nahe. Das ist wünschenswert und begnadet, weil es die Gnade der Heilung ermöglicht. Natürlich will ich diese Möglichkeit nicht durch ein Sympathie-Antipathie-Raster einschränken, also eine Art Barriere, einen Schutzwall.
Aber diese Art der Betrachtung ist rational. Zuneigung und Abneigung sind irrational. Sie treten unmittelbar auf, meistens während der ersten Sekunden der Begegnung und liegen außerhalb einer verstandesmäßigen Kontrolle. Natürlich kann man das eine wie das andere durch Absicht dämpfen. Das gelingt bei großer Zuneigung, die man nicht zeigen möchte, ebenso wie bei starker Abneigung.
Doch so weit kommt es in der Praxis gar nicht, weil meine Tätigkeit auch bei mir selbst etwas freilegt. Ich weiß, das klingt fast kitschig und übertrieben, aber es ist nun mal genau so: In meinem Tun als Heiler finde ich mich in einem Zustand...