E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten
Reihe: Finale
Jenkins / LaHaye Die Heimsuchung
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-96122-103-5
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die letzten Tage der Erde
E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten
Reihe: Finale
ISBN: 978-3-96122-103-5
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jerry B. Jenkins hat bereits fast 200 Bücher geschrieben, einschließlich 21 'New York Times'-Bestseller. Mehr als 71 Millionen Exemplare seiner Werke wurden inzwischen weltweit verkauft. Er ist bekannt für seine Bibel-Romane, seine Endzeit-Romane ('Finale'-Reihe), und viele weitere Genres. Außerdem unterstützte er Billy Graham bei dessen Autobiografie, und hat zahlreiche Sport-Biografien geschrieben. Gemeinsam mit seiner Frau Dianna lebt er in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado. Sie haben drei erwachsene Söhne. Einer von ihnen, Dallas, ist der Erfinder, Co-Autor und Regisseur der TV-Serie 'The Chosen'.
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8
Als Buck seine Wohnung betrat, stand ein ganzer Stapel Kisten in seinem Flur. Er würde sich bei Alice bedanken müssen. Er wünschte nur, er hätte Zeit, sein Arbeitszimmer einzurichten, doch er musste sich beeilen, wenn er Chloe noch vor dem Treffen abpassen wollte.
Er kam etwa eine halbe Stunde zu früh am Gemeindehaus an und entdeckte Rayfords Wagen neben dem von Bruce. Gut, dachte er, alle sind da. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Hatte er den Zeitunterschied vergessen? War er etwa zu spät? Er eilte in das Gebäude, klopfte an die Tür zu Bruces Büro und trat ein. Bruce und Rayford sahen ihn ein wenig verlegen an. Sie waren allein.
„Es tut mir leid, ich schätze, ich bin ein wenig zu früh.“
„Ja, Buck“, sagte Bruce, „wir haben noch etwas zu besprechen. Sie kommen dann um acht dazu, in Ordnung?“
„Sicher. Ich werde mich solange mit Chloe unterhalten. Ist sie da?“
„Sie kommt etwas später nach“, erklärte Rayford.
„In Ordnung, ich warte draußen auf sie.“
„Nun, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch“, sagte Bruce zu Rayford. „Wie immer Sie sich letztendlich entscheiden, es ist eine fantastische Gelegenheit und eine große Ehre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Pilot ein solches Angebot ablehnt.“
Rayford lehnte sich zurück. „Um ehrlich zu sein, so habe ich das noch gar nicht betrachtet. Vermutlich sollte ich wirklich dankbar sein.“
Bruce nickte. „Das sollten Sie. Wollten Sie einen Rat oder einfach nur einen Zuhörer? Natürlich bete ich gern mit Ihnen.“
„Ich bin für jeden Ratschlag offen.“
„Ich fühle mich so unzulänglich, Rayford. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie hier in Chicago bleiben wollen, aber Sie müssen auch in Betracht ziehen, dass diese Gelegenheit vielleicht von Gott geschickt wurde. Ich möchte auch gerne hier bleiben, doch ich habe das Gefühl, dass Gott mich woandershin führt, dass ich reisen, noch weitere Kernzellen gründen, Israel besuchen soll. Ich weiß, dass Sie nur wegen mir hier bleiben, aber – “
„Das ist einer der Gründe, Bruce.“
„Und ich weiß das auch zu schätzen, doch wer weiß schon, wie lange ich noch hier sein werde?“
„Wir brauchen Sie, Bruce. Ich denke, dass Sie aus einem ganz bestimmten Grund hier sind.“
„Ich nehme an, Chloe hat Ihnen gesagt, dass ich nach weiteren Lehrern suche?“
„Ja. Und sie ist ganz aufgeregt. Auch ich bin bereit zu lernen.“
„Normalerweise würde eine Gemeinde keine Neulinge im christlichen Glauben direkt in Führungs- oder Lehrpositionen stellen, aber im Augenblick gibt es keine Alternative. Eigentlich bin ja selbst ich ganz neu im Glauben. Ich weiß, dass Sie ein guter Lehrer sein würden, Rayford. Das Problem ist, ich kann den Gedanken nicht abschütteln, dass diese Gelegenheit, Pilot des Präsidenten zu werden, einzigartig ist. Sie sollten das Angebot ernstlich in Betracht ziehen. Stellen Sie sich nur vor, welchen Einfluss Sie auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten ausüben könnten.“
„Oh, ich glaube nicht, dass sich der Präsident sehr häufig mit seinem Piloten unterhält, falls überhaupt.“
„Sie meinen, er wird seinen neuen Piloten nicht kennen lernen wollen?“
„Das bezweifle ich.“
„Sie meinen, er würde nicht den Mann kennen lernen wollen, dem er sein Leben anvertraut?“
„Ich bin sicher, er vertraut den Leuten, die diese Entscheidung zu treffen haben.“
„Aber sicher wird es Gelegenheiten geben, mit ihm zu sprechen.“
Rayford zuckte die Achseln. „Vermutlich.“
„Präsident Fitzhugh, so stark und unabhängig er auch ist, muss persönlich genauso verängstigt und suchend sein wie alle anderen Menschen. Denken Sie doch nur, welches Privileg es wäre, wenn Sie dem Führer der freien Welt von Christus erzählen könnten.“
„Und dabei meinen Job verliere“, meinte Rayford sarkastisch.
„Natürlich müssten Sie eine günstige Gelegenheit abwarten. Doch auch der Präsident hat einige Angehörige bei der Entrückung verloren. Was hat er noch gesagt, als er nach einer Erklärung für die Ereignisse gefragt wurde? Er sagte in etwa, er sei sicher, es sei nicht Gottes Werk gewesen, weil er immer an Gott geglaubt hätte.“
„Sie sprechen davon, als wäre es bereits sicher, dass ich den Job annehme.“
„Rayford, natürlich kann ich für Sie keine Entscheidungen treffen, aber Sie müssen eines bedenken: Ihre Loyalität gilt nicht dieser Gemeinde, der Tribulation Force oder mir. Sie sind allein Christus verpflichtet. Wenn Sie beschließen, diese Gelegenheit nicht wahrzunehmen, dann müssen Sie ganz sicher sein, dass es Gottes Wille ist.“
Es sieht Bruce ähnlich, dachte Rayford, dieser Angelegenheit eine ganz neue Perspektive zu geben. „Meinen Sie, ich sollte mit Chloe und Buck darüber sprechen?“
„Wir sitzen alle in einem Boot“, erwiderte Bruce.
„Ich möchte Sie auch noch etwas anderes fragen“, sagte Rayford. „Was denken Sie über Liebe in dieser schwierigen Zeit?“
Bruce wirkte auf einmal verlegen. „Gute Frage“, antwortete er. „Offen gesagt, ich weiß, warum Sie das fragen.“ Rayford bezweifelte das. „Ich kenne die Einsamkeit, die Sie empfinden. Sie wenigstens haben noch Chloe, doch sicher empfinden Sie dieselbe schmerzende Leere wie ich, nachdem ich meine Frau verloren habe. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich die kommenden sieben Jahre allein werde durchstehen müssen. Diese Aussicht gefällt mir gar nicht, doch ich weiß, dass ich sehr beschäftigt sein werde. Um ganz offen zu sein, vermutlich habe ich die Hoffnung, dass Gott mir jemanden in den Weg führt. Im Augenblick ist das natürlich noch zu früh. Ich werde meine Frau noch lange Zeit betrauern, so als wäre sie gestorben. Ich weiß, dass sie im Himmel ist, doch für mich ist sie tot. Es gibt Tage, an denen ich mich so einsam fühle, dass ich kaum atmen kann.“
Dies war eine sehr persönliche Antwort von Bruce, und Rayford war sehr erstaunt, dass er derjenige war, mit dem Bruce so offen sprach. Er hatte nur um Chloes willen gefragt. Sie hatte sich zu Buck hingezogen gefühlt. Sollte sie offen sein für eine neue Beziehung oder war es unangemessen angesichts der wenigen Jahre, die sie noch haben würden, bis Christus wiederkam?
„Mich interessiert die Logistik“, erklärte Rayford. „Wenn zwei Menschen sich verlieben, was sollen sie tun? Spricht die Bibel von Heirat während dieser Zeit?“
„Nicht ausdrücklich“, erwiderte Bruce, „soweit ich jedenfalls weiß. Aber sie verbietet sie auch nicht.“
„Und Kinder? Ist es klug für ein Ehepaar, noch Kinder in die Welt zu setzen?“
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, meinte Bruce. „Würden Sie in Ihrem Alter denn noch ein Kind haben wollen?“
„Bruce! Ich habe nicht vor, noch einmal zu heiraten. Ich denke an Chloe. Ich will nicht sagen, dass sie Aussichten hat, aber falls das so wäre …“
Bruce lehnte sich zurück. „Stellen Sie sich vor, jetzt ein Kind zu bekommen. Chloe würde nicht über die Schule nachdenken müssen, schon gar nicht über Gymnasium oder Universität. Sie würde das Kind großziehen und es auf die Wiederkunft Christi in wenigen Jahren vorbereiten.“
„Aber das Kind würde in einer Zeit der Furcht und Gefahr aufwachsen und mit fünfundsiebzigprozentiger Sicherheit während der Gerichte sterben.“
Bruce stützte den Kopf mit der Hand ab. „Ich würde zur Vorsicht raten. Eine solche Entscheidung braucht viel Gebet und Überlegung.“
Das Warten war Buck schon immer schwer gefallen. Er stöberte in den Regalen im Vorzimmer des Pastors. Anscheinend hatte der ehemalige Pastor hier seine selten benutzten Nachschlagewerke deponiert. Es gab eine Fülle von Büchern zu unterschiedlichen alttestamentlichen Themen. Buck blätterte einige davon durch, fand sie jedoch langweilig.
Dann stieß er auf ein Verzeichnis der Gemeindemitglieder. Unter B fand er ein Foto von Bruce Barnes. Darauf war dieser ein wenig voller im Gesicht, hatte noch längere Haare und trug ein aufgesetztes Lächeln. Seine Frau und seine Kinder standen um ihn herum. Welch einen Schatz hatte Bruce verloren! Seine Frau sah nett aus, lächelte ein wenig müde, aber aufrichtig.
Auf der folgenden Seite fand er ein Bild von Dr. Vernon Billings, dem früheren Pastor. Dieser war mindestens schon Mitte sechzig. Neben ihm standen seine Frau und seine drei Kinder mit ihren Ehegatten. Bruce hatte bereits gesagt, dass die ganze Familie entrückt worden war. Pastor Billings hatte ein wenig Ähnlichkeit mit Henry Ford, mit einem tiefen Grübchen am Kinn und einem freundlichen Lächeln. Er wirkte sehr sympathisch, und Buck wünschte sich, er hätte ihn kennen gelernt.
Buck blätterte die anderen Seiten durch und fand auch ein Bild der Steeles. Rayford in seiner Pilotenuniform sah genauso aus wie heute, wenn seine Haare damals auch noch nicht so grau gewesen waren. Und Irene. Dies war das erste Bild von ihr, das er zu Gesicht bekam. Sie wirkte sehr fröhlich, und wenn man ein wenig psychologisches Verständnis hatte, würde man sagen, dass sie mehr an ihrem Mann hing als er an ihr. Sie hatte sich an ihn gelehnt, er saß aufrecht und sehr gerade.
Da war auch Rayford junior. Unter seinem Bild stand: „Raymie, 10.“ Hinter seinem und dem Namen seiner Mutter befand sich ein Sternchen, hinter Rayfords nicht. Auch Chloes Name war nicht mit Sternchen gekennzeichnet. Über sie war zu lesen: „Chloe, 18, Stanford Universität,...