E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Jeffries Tango, Stars und Leidenschaft
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-3543-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7515-3543-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Für seine Tanzshow ist Roxanne die Richtige - das weiß Nick Torres genau. Die Herzen des Publikums erobert sie sofort. Und auch in Nick entfacht sie ein sinnliches Feuerwerk. Aber kann er Roxanne wirklich geben, wonach sie sich sehnt?
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1. KAPITEL
Roxanne Deveraux saß an ihrem Esstisch, um sie herum lagen Ahnentafeln. Plötzlich wurde die Haustür mit voller Wucht zugeknallt. Sie zuckte zusammen. Portia. Niemand schlug die Tür so zu wie ihre Schwester.
Portia stürmte ins Esszimmer und warf ihre Handtasche sowie einen Stapel Drehbücher mitten auf die auf dem Esstisch ausgebreiteten Papiere. „Deine wöchentliche Drehbuchlieferung von Mom und Dad“, bemerkte sie sarkastisch und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen.
„Was ist los?“, fragte Roxanne. Sie schlug einen betont sanften Tonfall an, um ihre sichtlich aufgebrachte Schwester zu beruhigen. Roxanne war es gewohnt, diejenige zu sein, die die Wogen glättete. Fast die erste Hälfte ihres Lebens war sie der ruhende Pol der Familie gewesen, die stets im Chaos zu versinken drohte.
„Erzähle ich dir gleich … Erst einmal zu dir. Ist dir klar, dass du im Netz für Aufsehen sorgst?“, fragte Portia, während sie ihr iPad aus der Tasche zog und über das Display scrollte. „Seit drei Tagen wird überall von dir gesprochen.“
„Ich habe nichts Besonderes gemacht.“
„Es reicht, dass du für fünf Minuten als Leiche bei Bayside PD auf dem Bildschirm erscheinst. Immerhin ist das momentan die erfolgreichste Polizeiserie.“
„Ich war vorher sogar dreißig Sekunden lang am Leben“, korrigierte Roxanne ihre kleine Schwester belustigt. Die Schauspielerei war inzwischen Roxannes kreatives Hobby geworden, das ihr vor allem dazu diente, Kunden für ihre Tätigkeit als Ahnenforscherin zu gewinnen. Da viel über Mund-zu-Mund-Propaganda lief, waren berühmte Kunden von unschätzbarem Wert. Außerdem konnte Roxanne so weiterhin Mitglied in der Gewerkschaft für Schauspieler, der Screen Actors Guild, bleiben, über die sie auch kranken- und rentenversichert war. „Die Bezahlung war gut und ein paar hübsche Kollegen waren auch dabei“, sagte Roxanne augenzwinkernd.
„Mom und Dad hat es überhaupt nicht gefallen. Mom meint, du verschwendest dein Talent.“ Portia deutete auf den Stapel Drehbücher. „Außerdem verdienst du mit diesen kleinen Rollen Geld, das nicht ihnen gehört. Das ärgert sie natürlich noch mehr.“
„Ich verdiene mit den kleinen Rollen genau das, was ich brauche. Wenn sie sich darüber ärgern, umso besser.“ Nach all den Jahren, in denen schon Funkstille zwischen Roxanne und ihren Eltern herrschte, versuchten sie immer noch, sich in ihr Leben einzumischen.
Für zwei Frauen, die von denselben Eltern stammten, sahen die beiden Schwestern sich nicht besonders ähnlich. Wenn man genau hinsah, konnte man an den hohen Wangenknochen, den großen braunen Augen und den elegant geschwungenen Lippen erkennen, dass die beiden verwandt waren.
Ansonsten überragte die sehr schlanke und durch tägliches Yoga und Joggen muskulöse Roxanne mit ihren ein Meter siebenundsiebzig ihre sechs Jahre jüngere Schwester Portia um einen guten Kopf. Auch war Portia, die sich lieber mit Kampfsport fit hielt, wesentlich kurviger und femininer gebaut. Roxannes lockiges Haar war in einem modischen Schnitt in Form gebracht, während Portia ihr Haar glätten ließ und in einem stylischen Bob à la Naomi Campbell trug. Außerdem waren Portias goldbraune Haut und ihre bernsteinfarbenen Augen eine Nuance dunkler als die ihrer großen Schwester.
Roxanne fühlte sich am wohlsten in lässiger Freizeitkleidung. Heute trug sie jedoch einen schwarzen Bleistiftrock und dazu eine leuchtend rote Lederjacke, die um die Taille mit einem Gürtel zugebunden wurde, schwarze Pumps mit Kitten Heels und ein goldenes Medaillon um den Hals. Portia, die generell mehr Wert auf modisches Aussehen legte und stets nach dem neuesten Trend gekleidet war, hatte sich heute mit einer elfenbeinfarbenen Anzughose, einem kurzen schwarzen Jackett und einem bunt gemusterten Tuch von Hermès in Schale geworfen. Um ihren Hals hing eine Platinkette mit einem Panther als Anhänger, dessen smaragdgrüne Augen vor dem Hintergrund der schwarzen Jacke funkelten.
„Um noch mal auf den eigentlichen Grund deines Ärgers auf Mom und Dad zu sprechen zu kommen“, sagte Portia seufzend. „Mom und Dad wollen, dass ich dich überrede, dass du dich wieder von ihnen vertreten lässt. Du hast immer noch Einnahmen aus Family Tree und sie wollen ihren Anteil daran.“
Die Tantieme aus der Familiensitcom, in der Roxanne als Kind und Jugendliche mitgespielt hatte, waren immer noch ansehnlich, auch wenn sie jedes Jahr geringer ausfielen, weil immer seltener Wiederholungen ausgestrahlt wurden.
Portia nahm das Drehbuch, das auf dem Stapel zuoberst lag, in die Hände. „Ich soll dich dazu überreden, bei diesem Film mitzuspielen.“ Sie hielt es Roxanne hin. „Wenn du die Rolle annimmst, könnte Dad mit der Vermittlungsgebühr seine Steuerschulden begleichen. Du warst immer diejenige in der Familie, die das meiste Geld nach Hause gebracht hat. Dagegen sind meine Einnahmen aus Werbefilmen und als Synchronsprecherin Peanuts. Außerdem erhoffen Mom und Dad sich positive PR, wenn du wieder mit ihnen zusammenarbeitest. Seitdem das Gericht ihnen das Sorgerecht für dich entzogen hat, ist ihr Ruf angeknackst.“
„Warum sollte ich Dad dabei helfen wollen, seine Steuerschulden zu begleichen? Er ist ein erwachsener Mann und seine Schulden sind nicht unser Problem. Wenn er seine Einkünfte ordnungsgemäß versteuert hätte, säße er heute nicht in der Patsche.“ Und wenn er sich nicht einfach hemmungslos von meinem Treuhandkonto bedient hätte, ohne jemals zu erklären, wofür er das Geld braucht, fügte Roxanne im Stillen hinzu.
„Er braucht mindestens noch zwei Jahre, um alles abzuzahlen. Und wenn er die Raten nicht rechtzeitig bei Fälligkeit bezahlt, muss er ins Gefängnis. Ich zähle schon die Tage, wann ich endlich genug verdient habe, um aufzuhören.“ Portia arbeitete hart, um ihren Traum, Tiermedizin zu studieren, irgendwann verwirklichen zu können. In ihrer Freizeit arbeitete sie ehrenamtlich im Zoo von Los Angeles.
Immer wieder hatte Roxanne Portia angeboten, ihr das Geld für das Studium zu geben. Doch Portia wollte sich nicht von Roxanne helfen lassen, da sie sonst das Gefühl gehabt hätte, ihre ältere Schwester ebenso auszubeuten wie ihre Eltern.
„Mom und Dad setzen mich unter Druck. Sie wollen, dass ich mich noch einmal für zwei Jahre von ihnen unter Vertrag nehmen lasse. Aber ich habe die Nase voll vom Showbusiness und inzwischen habe ich schon fast genug zur Seite gelegt, um mir das Studium finanzieren zu können. Ich fühle mich so schuldig, ich weiß gar nicht, was ich machen soll.“
„Du warst schon immer die liebe Tochter“, bemerkte Roxanne und gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange.
Portia runzelte die Stirn. „Ich wäre lieber wie du. Die kluge, starke, die ihren eigenen Weg geht. Du hast es geschafft, abzuhauen.“
Roxannes Eltern hatten es ihr nie verziehen, dass sie sich mit sechzehn Jahren von ihnen losgesagt hatte. Nachdem sie elf Jahre eine Rolle in der beliebten Sitcom Family Tree gehabt hatte, wollte sie dem Showbusiness den Rücken kehren und ihre Karriere als professionelle Schauspielerin an den Nagel hängen. Die Branche beurteilte Schauspielerinnen immer erbarmungsloser nach ihrem Aussehen. Talent spielte eine weitaus geringere Rolle. Roxanne war es leid gewesen, den Vorstellungen, die sich andere von ihr machten, entsprechen zu müssen. Ermutigt von ihrer Großmutter hatte sie einen vorgezogenen Highschoolabschluss gemacht und sich anschließend um einen Studienplatz in Berkeley beworben. Im Alter von zwanzig Jahren hatte sie die renommierte Universität mit einem Abschluss in Geschichtswissenschaften verlassen. Seitdem hatten ihre Eltern kein Wort mehr mit ihr gewechselt.
Und dann hatte Roxanne, die sich schon immer für Ahnenforschung und Genealogie interessiert hatte, aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht. Die vergangenen Jahre hatte sie damit verbracht, sich einen soliden Kundenstamm aufzubauen. Ihr Ziel war es, irgendwann ganz davon leben zu können.
„Du siehst toll aus“, stellte Portia anerkennend fest und musterte Roxannes Outfit. „Aber du hättest die Stilettos dazu anziehen sollen. Ich weiß, dass sie dich noch zehn Zentimeter größer machen, aber deine Beine sehen darin einfach unglaublich sexy aus. Jeder Mann im Restaurant würde dir hinterherstarren.“
Roxanne wollte gar nicht, dass ihr jeder Mann hinterher starrte … und dabei zusah, wie sie mit ihren Stilettos auf die Nase fiel. Roxanne fühlte sich auf zu hohen Schuhen einfach nicht wohl.
Portia griff sich in den Nacken und öffnete den Verschluss ihrer Halskette. „Nimm das Medaillon ab und nimm die hier.“
„Als ob Nancy darauf achten würde, was ich anhabe.“
Roxanne hatte Nancy vor einigen Jahren kennengelernt, als sie eine kleine Rolle in einer von Nancys Ehemann Mike produzierten Sitcom spielte. Roxanne hatte für eine der Kolleginnen am Set eine Ahnentafel erstellt, Nancy hatte davon gehört und war selbst neugierig geworden. Sie hatte Roxanne mit den Nachforschungen nach ihren Vorfahren beauftragt und im Laufe der Zusammenarbeit hatten die beiden sich angefreundet. Auch Portia, die Roxanne gelegentlich bei ihren Recherchen unterstützte, hatte Nancy damals kennengelernt und war seitdem ebenfalls mit der älteren Frau befreundet.
Roxanne legte sich die schwere Platinkette um den Hals und betrachtete sich in dem Spiegel über dem Sideboard. Sie trug das Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Die Halskette war wie das Tüpfelchen auf dem I, das noch gefehlt hatte, um ihr Styling perfekt zu machen. Die Kette betonte Roxannes langen schlanken Hals. Wenn es um die Komplettierung...