E-Book, Deutsch, 588 Seiten
Jecht Vorhang auf für Schlüsselkompetenzen!
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5739-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Förderung von Softskills im Unterricht mit Methoden des Improvisationstheaters
E-Book, Deutsch, 588 Seiten
ISBN: 978-3-8192-5739-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Durch zahlreiche Krisen und Entwicklungen wird die zukünftige Arbeitswelt immer unüberschaubarer, unsicherer und weniger planbar. Das erfordert zwingend eine systematische Förderung von Soft Skills und Schlüsselkompetenzen bei Schülerinnen und Schülern. Im täglichen Unterricht vernachlässigen Lehrkräfte diesen Bereich oft im Gegensatz zur weiterhin wichtigen Vermittlung von Fachkompetenzen. Dieses Buch informiert darüber, welche Schlüsselkompetenzen in Zukunft immer relevanter für Gesellschaft und Wirtschaft werden. Aufgezeigt wird, wie Softskills bzw. Schlüsselkompetenzen mit Improvisationstheatermethoden gefördert werden können. Enthalten ist zudem eine umfangreiche und mit pädagogischen Hinweisen kommentierte Methodensammlung.
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2 Einführung
Menschen improvisieren, von Anbeginn. Unser Alltag ist immer wieder, manchmal sogar über weite Strecken, dominiert von Improvisationen. Wir kommen immer wieder in Situationen und Konflikte, die wir nicht durch einen vorher gefassten Plan, sondern spontan, mit den uns in diesem Moment zur Verfügung stehenden Mitteln und Ressourcen bewältigen müssen. Wer solchen Situationen offen gegenübertritt und sich auf sie einlässt (solche Situationen also auch trainiert), hat beste Chancen, sie in seinem Sinne erfolgreich zu nutzen.
In beruflichen Kontexten – aber eben nicht nur dort - werden aufgrund der Komplexität der zu bewältigenden Aufgaben zunehmend Softskills (z.B. Teamarbeit, aktives Zuhören usw.) gefordert. Ohne solche Schlüsselqualifikationen lassen sich berufliche, aber auch andere Aufgaben nur noch schwer oder gar nicht lösen.
Improvisationstraining fördert diese Schlüsselkompetenzen. Es hilft dem Einzelnen, seine Rolle im Team, in der Gruppe, in der Klasse, in der Familie, im Freundeskreis besser zu erkennen und bewusster wahrzunehmen.
Improvisationstheater, kurz Impro-Theater, bedeutet: Die spielenden Personen agieren ungeplant, gehen zunächst einmal ohne Ideen in die Szene. Die Vorgabe kommt vom Publikum. Die dann entstehenden Geschichten sind einmalig. Im Improvisationstheater gibt es also jedes Mal etwas Neues. Beim Improvisationstheater besteht immer auch die Möglichkeit des Scheiterns. Dies ist aber nicht katastrophal, sondern normal. Improvisationstheaterspieler lassen sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen und spielen immer wieder.
Improvisationstheater ist klassische Teamarbeit, bei der jeder Spieler jeden anderen positiv beeinflusst. Jedes Angebot wird akzeptiert, keines durch Blocken abgelehnt.
Beispiel:
- Die Idee des Einzelnen hat keinen Erfolg, wenn die Gruppe ihn nicht unterstützt, die Gruppe gerät in Schwierigkeiten, wenn ein Einzelner seine Ideen in den Mittelpunkt stellt und sich nicht teamorientiert verhält.
- Improvisationstheateraufführungen leben davon, dass sich die Spieler auf der Bühne gegenseitig unterstützen, dass Ideen angenommen und weiterverfolgt werden.
- Jeder „Block” stört das improvisierte Spiel, bringt die Gruppe auf der Bühne in sichtbare Schwierigkeiten. Damit dies nicht geschieht, gibt es im Improvisationstheater zahlreiche Übungen, mit denen in den Proben immer wieder Teamverhalten trainiert wird.
- Ebenso gibt es Übungen, die die Spieler zu verantwortungsbewusstem Verhalten auf der Bühne anleiten, ihnen dabei helfen im richtigen Augenblick die Führung des Ensembles zu übernehmen und ebenso den Augenblick nicht zu verpassen, an dem die Führung wieder abgegeben werden muss.
Durch die Anwendung von Improvisationstheatermethoden können wichtige Softskills trainiert werden, die im Unterricht wichtig sind, aber auch in der Wirtschaft anerkannt sind, wie zum Beispiel:
- ein verbesserter Einsatz körpersprachlicher und sprachlicher Elemente,
- die Kommunikationsfähigkeit,
- die Wahrnehmung der eigenen kreativen Möglichkeiten, eine vergrößerte Aufmerksamkeit und Flexibilität bei der Interaktion mit anderen Personen,
- Gewinnung einer positiven Einstellung,
- Kreativität,
- Fähigkeit zur sensiblen Wahrnehmung der Mitmenschen.
Gefördert wird auch ein kooperatives Verhalten in Teams. Das gegenseitige Akzeptieren ist eine Grundvoraussetzung für gutes Improvisieren.
Gerade auch die Managerausbildung hat beispielsweise erkannt, dass Improvisationstheater viele wichtige Schlüsselqualifikationen trainiert und verwendet deshalb entsprechende Methoden in vielen Seminaren. Es hat sich in letzten Jahren gezeigt, dass Improvisationstheatermethoden weit mehr Einsatzfelder haben als den direkten Einsatz in Theateraufführungen. Unter dem Stichwort „Angewandte Improvisation“ (oft auch „Applied Improvisation“ genannt) werden Methoden, die aus der Tradition des Improvisationstheaters stammen, in vielfältiger Weise in unterschiedlichsten Feldern wie z.B. Unternehmensführung, Managementtechniken, Projektarbeit, Teamentwicklung, Coaching, sogar im Hinblick auf die Stärkung der Resilienz in der Psychotherapie, aber eben auch im Bildungsbereich in Unterrichtsprozessen angewandt.
Deshalb wird in diesem Buch die Frage gestellt:
Warum dann nicht auch der Einsatz solcher Methoden in Schulen und Unterricht???
In dieser Veröffentlichung soll deshalb untersucht werden, wie sich Improvisationstheatermethoden in das didaktische Design von Unterricht integrieren lassen. Es soll gezeigt werden, dass sich Improvisationstheatermethoden - gerade im Hinblick auf die Förderung von Soft Skills und Schlüsselqualifikationen - sehr einfach und in sehr flexibler Weise (oft sogar nebenbei) einsetzen lassen. Ziel des Buches ist daher die Vorstellung unterschiedlicher Aspekte des Zusammenhangs zwischen der Vermittlung von Soft Skills und dem Improvisationstheater für interessierte Leser.
Vertreten wird die Hauptthese, dass neben der absolut nötigen Vermittlung von Fachkompetenzen zusätzlich bewusst und systematisch auch angestrebt werden sollte, soziale und personale Kompetenzen zu fördern. Weiterhin wird von folgenden Thesen ausgegangen:
- Die Bedeutung nichtfachlicher Kompetenzen in Form von Soft Skills und Schlüsselqualifikationen nimmt in der modernen Wirtschaft und Gesellschaft deutlich zu.
- Obwohl viele Curricula explizit und nachdrücklich die Förderung von Softskills und Schlüsselqualifikationen fordern, wird dies im aktuellen Unterricht sehr häufig vernachlässigt.
- Die Vermittlung von Fachkompetenzen muss nach wie vor im Vordergrund des Unterrichts stehen. In vielen Phasen des Unterrichtes können jedoch auch en passant Improvisationstheatermethoden eingesetzt werden, um Softskills und Schlüsselqualifikationen zu fördern.
Um die Gültigkeit der Thesen zu überprüfen wird folgendes Vorgehen gewählt:
In den Vorbemerkungen geht es zunächst um die biografische Verortung des Themas. Kurz dargelegt wird, warum der Autor sich für den Zusammenhang zwischen Improvisationstheater und der pädagogischen Vermittlung von Soft Skills interessiert.
In der Einleitung erfolgt die Hinführung zum Thema. Es wird die Verbindung zwischen Improvisationstheatermethoden und der Förderung von Soft Skills und Schlüsselqualifikationen im Unterricht hergestellt.
Im 3. Kapitel wird das Improvisationstheater als besondere Form des Theaters vorgestellt. Es wird zunächst definiert und von normalen Theateraufführungen abgegrenzt. Eingegangen wird dann auf die geschichtliche Entwicklung des Improvisationstheaters. Schließlich wird in diesem Teil noch die allgemeine Idee dargestellt, wieso Improvisationstheater und die unterrichtliche Vermittlung von Soft Skills Gemeinsamkeiten haben.
Probleme der gegenwärtigen Bildung werden im 4. Kapitel analysiert: Es wird gezeigt, dass das aktuelle Bildungssystem nicht auf die zukünftige VUCA-Welt vorbereitet ist und eigentlich eine Bildung notwendig ist, die den Anforderungen des sogenannten 4K-Modells entspricht. Anschließend wird über die curriculare Verankerung informiert.
Im 5. Kapitel werden dann allgemein Beziehungen hergestellt zwischen Unterricht in der Schule und dem Improvisationstheater.
Die angewandte Improvisation wird als vorteilhaft in vielen anderen Bereichen des Managements, der Verwaltung und der Wirtschaft sowie des Privatlebens für Situationen gesehen, in denen die traditionelle Organisation versagt. So finden Vorteile bzw.
Grundsätze des Improvisationstheaters nicht nur Beachtung – wie in diesem Buch - in der Pädagogik im Zusammenhang mit der Vermittlung von Soft Skills.
Darauf wird im 6. Kapitel eingegangen.
Im 7. Kapitel werden die wichtigsten Grundregeln des Improvisationstheaters und ihre Bedeutung für die Förderung von Softskills vorgestellt.
Welche einzelnen Softskills durch Improvisationstheatermethoden gefördert werden können, wird im 8. Kapitel im Detail aufgezeigt. Es wird die Funktionsweise der Übungen erläutert und über Hintergründe informiert.
Gesondert wird ganz kurz auf die Relevanz des Improvisationstheaters im Kapitel 9 für die Fächer Deutsch und Darstellendes Spiel und im Kapitel 10 für den Fremdsprachenunterricht eingegangen.
Vorrangig geht es in diesem Buch um die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Im 11. Kapitel wird gezeigt, dass aber auch erfolgreiche Lehrkräfte über die gleichen Soft Skills für ihren Unterricht verfügen müssen.
Im 12. Kapitel wird das methodische Vorgehen beim Unterrichtseinsatz von Improvisationstheatermethoden thematisiert. Dargestellt werden zunächst Schwierigkeiten beim Einsatz dieser Methoden im Unterricht. Anschließend werden vor diesem Hintergrund die Unterrichtsphasen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Unterrichtseinsatzes kurz erläutert.
Einen großen Teil des Buches nimmt schließlich die Vorstellung von Improvisationstheatermethoden mit möglichen Unterrichtsbezug im Kapitel 13 ein.
Die Erkenntnisse dieses Buches werden kurz in der Schlussbetrachtung (Kapitel 14)...