E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Jarrett Mein zärtlicher Beschützer
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-8833-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8833-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In Neapel will James Richardson, Adjutant von Admiral Nelson, nur eins: sich von den Schrecken der Seeschlacht gegen Napoleon erholen. Aber die betörend unschuldige Abigail, die er auf einem prächtigen Empfang im Haus des britischen Botschafters kennenlernt, versetzt sein Herz in Aufruhr ...
Hinter dem Pseudonym Miranda Jarrett verbirgt sich die Autorin Susan Holloway Scott. Ihr erstes Buch als Miranda Jarret war ein historischer Liebesroman, der in der Zeit der amerikanischen Revolution angesiedelt war und 1992 unter dem Titel "Steal the Stars" veröffentlicht wurde. Seither hat Miranda Jarrett mehr als dreißig Liebesroman-Bestseller geschrieben, die in 11 Sprachen übersetzt wurden.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Königreich Neapel, September 1798
Mit beiden Händen klammerte Abigail Layton sich an die aus Weidengeflecht bestehenden Seiten des kleinen Eselkarrens, der die enge Straße entlangrumpelte. Nach fast zwei Monaten auf See während ihrer Reise aus England hatte Abigail sich so sehr an das Schlingern des Schiffes gewöhnt, dass es ihr heute Morgen, als sie von Bord ging, so erschienen war, als würde die Erde unter ihren Füßen schwanken. Die Fahrt über das unebene Straßenpflaster war fast noch schlimmer für sie. Jeden Moment fürchtete sie, dass sie genauso seekrank werden könnte – oder „landkrank“, wenn so etwas überhaupt möglich war – wie an jenem Tag, als sie von Gravesend aus zum ersten Mal in See stach.
„Das Haus des britischen Botschafters, Signorina.“ Der Kutscher wies mit seiner Peitsche zur Spitze des Hügels.
„Die britische Botschaft, sagen Sie?“, fragte Abigail mit schwacher Stimme und zog die Hutkrempe etwas tiefer, um sich vor der Sonne zu schützen. „Danke.“
Das Gebäude, riesig und eindrucksvoll, machte auf Abigail eher den Eindruck eines Palastes als eines Hauses. Sie zwang sich, die Botschaft nüchtern zu betrachten, wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, um das ungute Gefühl in ihrem Magen zu vergessen. Zwölf hohe Fenster in jedem Stockwerk, eine lange Reihe weißer Säulen im klassischen Stil. Ja, darauf musste sie sich konzentrieren und nicht auf die Art, wie ihr der Schweiß unter ihrem viel zu dicken wollenen Trauerkleid den Rücken hinabrann. Als sie ihr Zuhause in Oxford verlassen hatte, war der Sommer vorüber gewesen, doch hier in Neapel herrschte noch sengende Hitze.
Unwillkürlich schloss sie die Finger um das kleine goldene Herz, das sie immer an einer Kette um den Hals trug – ein Geschenk ihres Vaters am letzten Weihnachtsfest, das sie zusammen verbracht hatten. Wie seltsam, sich vorzustellen, dass sie dieses Jahr Weihnachten unter Palmen statt Stechpalmen verbringen würde – zumindest falls der Botschafter sich entschloss, sie hierzubehalten.
„Hier, Signorina.“ Der Fahrer brachte den Wagen vor den breiten Stufen zum Halten, die schwungvoll zur imposanten Eingangstür des Botschaftsgebäudes hinaufführten. Der Kutscher sprang auf den Gehweg, stellte ihren einzigen Koffer auf die ersten Stufen und hielt ihr die Hand hin.
„Ja, natürlich.“ Abigail kramte in ihrer Tasche nach Münzen für die Fahrt, aber das war es nicht, was der Mann gemeint hatte.
„Nein, nein, Signorina.“ Er verbeugte sich tief, bevor er ihr wieder galant die Hand hinhielt und Abigail zu verstehen gab, dass er ihr vom Wagen herunterhelfen wollte. „Zuerst bin ich der Diener der schönen englischen Dame, ja?“
Abigail errötete. Man hatte sie bereits vor den Italienern gewarnt, die eine Art galanten Ritter in sich sahen. Allerdings war sie nicht all den Weg bis hierher gereist, um sich auf einen Flirt einzulassen. Sie war gekommen, um ein Geschäft abzuschließen – ein sehr wichtiges Geschäft. Mit Nachdruck legte sie dem Mann einige Münzen in die ausgestreckte Hand und kletterte ohne seine Hilfe vom Karren herunter. Dann glättete sie ihre Röcke, atmete tief ein, um ihre Nerven zu beruhigen, und stieg entschlossen die Stufen hinauf, um an die Tür zu klopfen.
Der hochgewachsene Lakai, der ihr öffnete, bemühte sich nicht, seine Geringschätzung zu verbergen, sondern betrachtete sie kühl. „Der Name, Signorina?“
„Miss Layton.“ Abigail reichte ihm eine der Visitenkarten ihres Vaters. „Miss A. R. Layton. Sir William erwartet mich.“
Der Lakai, der eine gepuderte Perücke trug, zögerte, offensichtlich daran zweifelnd, dass der Botschafter irgendwelche Erwartungen dieser Art hegte. Abigail konnte seinen Widerwillen gut verstehen. Sie sah ja auch wirklich recht verwahrlost aus. Trotz ihrer größten Bemühungen, es zu verhindern, war der Saum ihres schwarzen Trauerkleids übersät mit weißen Salzflecken von der Meeresgischt, und die billige Wolle hatte sich zu einem rostigen Braun verfärbt. Aber ihr Vater verdiente ihren Respekt, so sehr die Trauerzeit sie auch zermürbte. Abgesehen davon hatte sie auch nur schwarze Garderobe mitgebracht. Nach dem prächtigen Hauseingang zu schließen, bezweifelte Abigail, dass der Lakai jemanden einlassen würde, der so armselig gekleidet war wie sie.
Dennoch ließ sie sich nicht einschüchtern, immerhin kam sie ja auf Einladung des Botschafters. Der Brief ihres Vaters in ihrer Tasche bewies es, und vor allem hatte sie gar nicht die Mittel für die Reise zurück nach England.
„Bitte teilen Sie Sir William mit, dass ich hier bin.“ Sie bemühte sich, entschlossen zu klingen und nicht verzweifelt oder bemitleidenswert. „Ich möchte ihm nicht erklären müssen, dass ich auf seiner eigenen Schwelle aufgehalten wurde.“
„Ich sehe nach, ob Sir William zu sprechen ist.“ Endlich trat der Lakai beiseite. Er wies auf einen der harten kleinen Empfangssessel und ließ sie in der großen Eingangshalle mit der hohen Decke allein. Nach der heißen Sonne draußen war die Kühle hier eine Erleichterung. Abigail seufzte leise und setzte sich auf den Rand eines Sessels, während der Kutscher ihren Koffer recht lieblos vor ihren Füßen fallen ließ. Sie war erschöpft und enttäuscht, aber sie hatte keine andere Wahl, als sich den Launen des Botschafters zu fügen.
Diener kamen und gingen, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen. Irgendwo schlug eine Uhr immer wieder die Viertelstunde. Während der Morgen verging, glitten die Sonnenstrahlen, die durch das Oberlicht über der Tür drangen, über den Boden. Und noch immer wartete Abigail. Und wartete.
Schließlich hörte sie Schritte und Stimmen. Jemand kam näher. Ein alter Gentleman in einem prächtigen Leibrock kam die Treppe herunter, gefolgt von einer Schreibkraft und zwei Lakaien, die seinen Mantel und seinen Degen trugen. Ein weiterer Diener eilte herbei, um die Tür zu öffnen, vor der bereits die Kutsche wartete.
Abigail erhob sich und trat entschlossen vor. Das musste Sir William Hamilton sein. Obwohl es sich nicht ziemte, ihn anzusprechen, war sie nicht bereit, ihn entkommen zu lassen.
„Vergeben Sie mir, Sir William“, begann sie, und er blieb zwei Stufen über ihr abrupt stehen, sodass sie zu ihm aufsehen musste. „Ich bin auf Ihre ausdrückliche Einladung gekommen, warte seit heute Morgen darauf, Sie zu sehen, und …“
„Sie sind Engländerin“, bemerkte er in offensichtlichem Erstaunen. „Und ich habe Sie warten lassen? Carter, warum wurde mir nicht mitgeteilt, dass diese Dame mich sehen wollte?“
Der Sekretär eilte geschäftig herbei, die Hände nervös zusammenpressend. „Ich glaube, Thompson informierte Sie über ihre Ankunft, Sir William, und gab Ihnen diese Karte. Miss … äh, Miss Layton.“
Der Botschafter hob erstaunt die Brauen. „Aber A. R. Layton …“
„War mein Vater, Sir William“, beendete Abigail schnell seinen Satz. „Wir haben … hatten die gleichen Initialen, sehen Sie. Ich habe nach seinem Tod letztes Jahr seine Arbeit übernommen, und wenn Sie nur einige Momente für mich erübrigen könnten, werde ich Ihnen versichern, dass mein Wissen in nichts …“
„Hier herein, Miss Layton.“ Brüsk wies er auf die Tür zum Salon. „Ich kann keinen Moment erübrigen, aber offensichtlich muss diese Angelegenheit sofort geregelt werden.“
„Ich danke Ihnen, Sir William.“ Stolz erhobenen Hauptes und klopfenden Herzens betrat Abigail als Erste den Raum und blieb vor dem Kamin stehen, während Sir William die Tür hinter sich schloss. Er musste sie einfach anstelle ihres Vaters annehmen. Unmöglich konnte er ihre Dienste ablehnen. Nicht, nachdem sie so weit gekommen war.
Der Botschafter räusperte sich. Er war ein hochgewachsener, großväterlicher Gentleman, und insgeheim betete sie, dass er so freundlich war, wie er aussah.
„Der Verlust Ihres Vaters tut mir sehr leid, Miss Layton“, begann er verlegen, „aber ich fürchte …“
„Bitte hören Sie mich an, Sir William, bevor Sie eine Meinung über mich fassen“, rief sie aufgeregt. „Mein Vater hat mich von klein auf alles gelehrt, was es über das Altertum zu wissen gibt. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass ich Ihre Sammlung mit all der Sorgfalt, die sie verdient, katalogisieren und für den Transport vorbereiten werde. Sie werden niemanden finden, der eine größere Sachkenntnis besäße oder vorsichtiger dabei sein würde!“
Er räusperte sich wieder. „Sie sprechen mit großer Leidenschaft über meine alten Gefäße, Miss Layton. Ganz besonders für eine junge Dame.“
„Es sind sehr viel mehr als nur alte Gefäße, Sir William“, protestierte Abigail. „Man sagt, Ihre Antiquitätensammlung sei die erlesenste auf dem ganzen Kontinent. Außerdem habe ich mich natürlich mit dem Katalog vertraut gemacht, den Baron d’Hancarville für Sie erstellt hat.“
„Sie haben ihn gesehen?“, fragte er überrascht.
„Jawohl, Sir, und von vorn bis hinten durchgelesen“, bestätigte sie selbstbewusst. Sie verriet ihm nicht, dass die Arbeit des Barons ihrer Meinung nach nicht völlig fehlerfrei war. „Es wäre mir eine unvorstellbar große Ehre, an einer so wundervollen Sammlung arbeiten zu dürfen.“
Geschmeichelt lächelte Sir William, doch er zögerte offensichtlich noch immer.
„So leicht ist das nicht, Miss Layton, und es hat nichts mit Ihren Fähigkeiten zu tun. Wie kann ich Sie bitten, hier in meinen Diensten zu bleiben und sich auf diese Weise womöglich gefährlichen Kampfhandlungen auszusetzen? Selbst auf See müssen Sie...