E-Book, Deutsch, Band 85, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Jarrett Historical Exklusiv Band 85
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-4901-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sinnliches Rendezvous
E-Book, Deutsch, Band 85, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-7337-4901-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
VENEZIANISCHE VERSUCHUNG von MIRANDA JARRETT
Wach ich, oder träum ich? Richard Farren, Duke of Aston, traut seinen Augen nicht. Denn die Schönheit mit dem offenen Haar und dem verführerischen Nachtgewand, die in sein Schlafgemach stürmt, ist Miss Wood! Was ist nur in die stille Gouvernante gefahren, die seine Töchter nach Venedig begleitet hat? Doch Jane Woods entfesseltes Temperament ist längst nicht die einzige Überraschung, die den Duke in der Lagunenstadt erwartet ...
SIEG DER LIEBE von MIRANDA JARRETT
So verführerisch und betörend wie die Rosen in ihrem Garten wirkt die junge Braut Jerusa Sparhawk im Sommer 1771 kurz vor ihrer Hochzeit. Der Mann, der ihr im Schatten der Bäume auflauert, hat jedoch keine Augen für ihre Schönheit. Mit einem finsteren Racheplan im Herzen entführt Michel Géricault die ahnungslose Jerusa nach Martinique. Doch bald spürt er, dass die Liebe heißer als jede Rache brennen kann ...
Hinter dem Pseudonym Miranda Jarrett verbirgt sich die Autorin Susan Holloway Scott. Ihr erstes Buch als Miranda Jarret war ein historischer Liebesroman, der in der Zeit der amerikanischen Revolution angesiedelt war und 1992 unter dem Titel "Steal the Stars" veröffentlicht wurde. Seither hat Miranda Jarrett mehr als dreißig Liebesroman-Bestseller geschrieben, die in 11 Sprachen übersetzt wurden.
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1. KAPITEL
„Wenn eine Frau sich dem leichtfertigen Leben hingeben möchte, ist ein Aufenthalt in Venedig bestimmt nicht dazu geeignet, sie auf den rechten Weg zu bringen“, soll einst eine junge Frau zu dem Schauspieler Thomas Hull gesagt haben. Eine Äußerung, die so manchen englischen Gentleman dazu gebracht haben mag, nach Venedig zu reisen, um sich dort zu vergnügen.
Venedig, Januar 1785
Jahrhundertelang gab es in Venedig reichlich Gelegenheit sich zu vergnügen, und zwar zu allen Jahreszeiten. So auch in den Jahren 1784/85: Man kam nach Venedig, um die herrschaftlichen Paläste, die antiken Gemälde und andere Kunstschätze zu bewundern, um den berühmten Karneval zu erleben oder auch, um sich an lauen Tagen in einer überdachten Gondel mit einer Kurtisane zu amüsieren.
Im Januar allerdings trafen nur wenige Besucher ein. Richard Farren beispielsweise, der 5. Duke of Aston, hatte die im Winter sehr beschwerliche Überfahrt von England nach Italien auf sich genommen. Jedoch nicht, um sich den vielfältigen Zerstreuungen hinzugeben, die eine Stadt wie Venedig zu bieten hatte. Die Liebe hatte ihn dazu gebracht, seine Heimat zu verlassen.
Aston stellte den Kragen des warmen Reisemantels hoch, um sich gegen den scharfen Wind zu schützen. Er hasste diese kalten Windstöße, die so unerwartet über das Wasser fegten und ihn erschauern ließen. Doch obwohl er fröstelte, erheiterte es ihn, sich vorzustellen, was seine Freunde in London wohl über ihn dachten. Zweifellos hielten sie ihn für einen sentimentalen Dummkopf. Manche mochten sogar befürchten, er habe den Verstand verloren. Niemand außer ihm selbst glaubte, dass er für all die Mühen, die er auf sich genommen hatte, belohnt werden würde. Wahrscheinlich hatte man in den Klubs der englischen Metropole sogar Wetten abgeschlossen, die sich damit beschäftigten, wie groß seine Enttäuschung sein und wie rasch er die Heimfahrt antreten würde.
Während er gespannt dem Hafen entgegenblickte, den sie bald erreichen sollten, genoss der Duke das Gefühl der Vorfreude in vollen Zügen. Es war ihm unmöglich gewesen, die Einsamkeit mehr als ein paar Monate lang zu ertragen. Weder in London noch auf seinem Landsitz Aston Hall war es ihm gelungen, sich von seinem Kummer abzulenken. So hatte er sich schließlich entschlossen, einfach zu tun, wonach ihm der Sinn stand. Gewiss war es unvernünftig, eine solche Reise anzutreten, wenn es stürmte und schneite. Aber wann wäre er je besonders vernünftig oder gar vorsichtig gewesen? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das war schon immer sein Motto gewesen, und er beabsichtigte nicht, sich ein anderes zu suchen.
Er legte die Arme auf die Reling der kleinen Schaluppe und betrachtete die dunkle Linie am Horizont, die – wie er wusste – die Küste Italiens war. Mehrfach hatte man ihm versichert, es sei nun nicht mehr weit bis Venedig. Er sehnte sich danach, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und sein beschwerliches Unternehmen zu einem guten Ende zu bringen. Ungeduld erfüllte ihn. Deshalb hatte er es auch vorgezogen, sich der feuchten Kälte an Deck auszusetzen, statt in seiner kleinen, ein wenig nach Fisch riechenden Kabine zu bleiben. Er war erschöpft, spürte jedoch deutlich, dass es ihm unmöglich gewesen wäre, unter Deck Ruhe und Entspannung zu finden.
Nach all diesen Wochen, die er zu Lande und auf dem Meer unterwegs gewesen war, brannte er darauf, endlich an seinem Ziel anzukommen. Ein paar Stunden noch, dann war es geschafft! Seine Sorgen würden aufhören, ihn zu quälen. In der nächsten Nacht würde er endlich wieder ruhig schlafen können. Das hoffte er jedenfalls inständig. Denn wenn sich das Schicksal gegen ihn verschworen hatte, würde bald eine noch viel sorgenvollere Zeit für ihn beginnen.
„Euer Gnaden wollen möglichst schnell in Venedig ankommen?“ Der Kapitän der Schaluppe war unaufgefordert zu ihm getreten. „Es gefällt Ihnen, dass wir so gute Fahrt machen, nicht wahr?“
„Ja“, meinte Aston kurz angebunden. Er verspürte keine Lust auf ein Gespräch mit dem Kapitän. Das musste dieser doch an seinem abweisenden Tonfall merken.
Doch der Mann warf nur einen kurzen Blick auf das Gesicht des Dukes, schob eine fettige Haarsträhne, die der Wind ihm ins Gesicht geblasen hatte, hinters Ohr und sagte: „Euer Gnaden haben großen Mut bewiesen, als Sie sich im Winter aufs Meer wagten.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, so als wolle er sich warm halten. „Der Wind ist eisig.“
Aston nickte nur. Er wusste sehr wohl um die Gefahren, die eine Reise zu dieser Jahreszeit mit sich brachte. Er war so spät im Herbst aufgebrochen, dass man ihm schon in London erklärt hatte, es sei unmöglich, die Alpen zu überqueren. Also hatte er sich entschließen müssen, fast den gesamten Weg per Schiff zurückzulegen, erst über den Atlantik bis Spanien, dann durch die Meerenge von Gibraltar und über das Mittelmeer. Die lange gefährliche Reise hatte genügt, um eine nahezu unüberwindliche Abneigung gegen Schiffe und gegen Seeleute wie diesen Kapitän bei ihm zu wecken.
„Wenn Sie erst einmal in Venedig sind, Euer Gnaden, dann werden Sie bis zum Frühjahr dort bleiben müssen. Im Winter ist es zu beschwerlich, nach Rom, Neapel oder Florenz zu gelangen.“
„Hm …“ Seine Ungeduld wuchs. Er brauchte keine guten Ratschläge von einem Mann wie dem Kapitän! Im Übrigen beabsichtigte er sowieso nicht, Venedig in den nächsten Wochen den Rücken zu kehren. Im Gegenteil, er freute sich auf die weibliche Gesellschaft, die ihn dort erwartete.
„Natürlich werden Sie sich nicht langweilen“, fuhr der Seemann unbeeindruckt von der ablehnenden Haltung seines Passagiers fort. „Ein so gut aussehender Gentleman wie Sie wird schnell Freunde und natürlich vor allem Freundinnen an seiner Seite haben.“
Richard schwieg. Die aufgezwungene Unterhaltung war ihm äußerst unangenehm. Und die schmutzige Fantasie des Kapitäns fand er widerlich. Ihm lag nichts an leichten Mädchen. Seine Gedanken wanderten zu seiner verstorbenen Gattin. Anne war viel mehr für ihn gewesen als die ihm rechtmäßig angetraute Duchess. Er hatte sie als seine beste Freundin betrachtet. Ja, er hatte sie mehr als alles auf der Welt geliebt. Daher war es auch keiner anderen Frau bisher gelungen, Anne zu ersetzen. Tatsächlich schmerzte der Verlust, den er vor so vielen Jahren erlitten hatte, noch immer.
„Ich kann Ihnen sagen, in welchen Häusern es die besten Kurtisanen gibt, Euer Gnaden. Sie können mir vertrauen. Ich weiß, was den englischen Gentlemen gefällt. Die Venezianerinnen sind etwas ganz Besonderes. Sie werden Ihnen so viel Wonne, so viel Lust, so viel …“
„Genug!“, unterbrach Aston den Kapitän in eben jenem Ton, den er sonst anschlug, um widerspenstige Bedienstete, dickköpfige Kinder oder ungehorsame Hunde zur Vernunft zu bringen. Warum schien jeder außerhalb Englands zu glauben, die Mitglieder des englischen Adels seien an nichts anderem interessiert als an willigen Frauen vom Kontinent?
Nach kurzem Zögern zog der Kapitän sich mit einer Verbeugung zurück, und Richard konnte seine Aufmerksamkeit wieder dem Horizont zuwenden. Dunkle Silhouetten von Häusern und Türmen zeichneten sich gegen den grauen Himmel ab. Nun konnte es wirklich nicht mehr weit sein bis Venedig.
Wenig später gesellte sich sein Kammerdiener Wilson zu ihm. Er wollte seinen Herrn daran erinnern, sich umzukleiden, ehe er an Land ging. Aston schüttelte nur den Kopf. Auch der Kapitän tauchte noch einmal auf und versuchte, ihn dazu zu bewegen, sich unter Deck zu begeben. Doch Richard weigerte sich, seinen Platz an der Reling zu verlassen. Während er beobachtete, wie die Besatzung der Schaluppe alles für das Ankermanöver vorbereitete, stellte er sich vor, was ihn in Venedig erwartete. Ah, die Freuden des Wiedersehens! Unwillkürlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er rief sich das fröhliche Lachen in Erinnerung, das ihn so glücklich machte, die weichen Mädchenarme, die sich um seinen Nacken legten, die rosigen Wangen, die leuchtenden Augen. Wie hatte er dies alles während der letzten Monate vermisst!
Kaum lag die Schaluppe vor Anker, als eine Menge kleinerer Boote sich ihr näherte. Die meisten von ihnen hatten eine, wie Richard fand, sehr seltsame Form, lang, schmal und mit weit aufgebogenen Enden, dabei waren sie irgendwie asymmetrisch. Auch schien es jeweils nur einen Mann zu geben, der sie im Stehen mithilfe einer einzelnen langen Ruderstange bewegte.
„Wie nennt man diese Boote, Potter?“, fragte Aston seinen Privatsekretär, der jetzt schon seit einiger Zeit neben ihm an der Reling stand, während das übrige Personal damit beschäftigt war, unter Deck alles für das endgültige Ende der Schiffsreise vorzubereiten.
„Gondeln, Euer Gnaden“, gab Potter, gut informiert und hilfsbereit wie immer, zurück. „Sie sind das für Venedig typische Fortbewegungsmittel, so wie bei uns in London die Droschken. Die Männer, die sie lenken, werden Gondolieri genannt.“
„Rufen Sie uns eine herbei“, befahl Aston. „Ich möchte keinen Moment länger auf dieser scheußlichen Schaluppe bleiben als nötig.“
Der Sekretär nickte, wandte aber ein, dass sie erst den Zoll passieren mussten. „Man wird uns sonst nicht gestatten, die Stadt zu betreten.“
„Der verfluchte Zoll!“, rief Richard zornig aus. „Nein, ich werde mich nicht länger aufhalten lassen! Ich will endlich von diesem Schiff herunter!“
„Dort drüben in dem großen Gebäude ist die Zollstation untergebracht“, erklärte Potter. „Wenn wir uns dorthin übersetzen...