Jarrett | FLAGGE IM STURM | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Jarrett FLAGGE IM STURM


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95446-767-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-95446-767-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ist er ein ehrenwerter Kapitän oder ein gesetzloser Pirat? Ein Sturm der Gefühle tobt in der jungen Witwe Demaris, während sie unter ihrem Dach einen Fremden pflegt. Sein Gedächtnis hat er verloren, aber er wirkt wie ein verwegener Korsar! Und hat er ihr nicht mit glühenden Küssen das Herz geraubt, als wäre es seine Beute?



Hinter dem Pseudonym Miranda Jarrett verbirgt sich die Autorin Susan Holloway Scott. Ihr erstes Buch als Miranda Jarret war ein historischer Liebesroman, der in der Zeit der amerikanischen Revolution angesiedelt war und 1992 unter dem Titel "Steal the Stars" veröffentlicht wurde. Seither hat Miranda Jarrett mehr als dreißig Liebesroman-Bestseller geschrieben, die in 11 Sprachen übersetzt wurden.

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1. KAPITEL


Insel Aquidneck, Kolonie Rhode Island und Providence Plantations

Um Mitternacht und bei Hochwasser boten die Felsen von Nantasket Point auf Aquidneck keinen Schutz. Damaris Allyn zog die Kapuze ihres Umhangs ein wenig höher, versuchte, ihr Gesicht vor dem Wind und dem Sprühwasser der Gischt zu schützen und schaute auf die schwarzen Fluten hinaus.

„Den Holländer sehen wir heute Nacht nicht mehr, Mistress Allyn“, meinte Caleb Turner. Daniel und Seth Reed neben ihm nickten. „Wenigstens nicht, solange das Wetter so bleibt. Wäre Master Allyn hier, dann …“

„Er ist nicht hier, Caleb. Er wird auch nie mehr hier sein und damit hat sich’s“, fiel Damaris ihm ins Wort und bedauerte sogleich ihre scharfe Rede. Seufzend strich sie sich eine nasse Haarsträhne mit ihrem klammen Fingern in dem durchfeuchteten Fausthandschuh aus dem Gesicht. „Du weißt so gut wie ich – nein, wahrscheinlich noch besser –, dass Kapitän van Vere in jeder beliebigen Nacht des ersten Mondviertels kommen kann. Sei das Wetter, wie es will, wir müssen warten.“

Caleb stellte die Laterne auf einen Stein, hockte sich daneben und blies in seine zusammengelegten Hände. „Master Allyn hätte niemals auf irgendeinen verrückten Holländer gewartet“, brummte er starrsinnig. „Schon gar nicht bei so einem Sauwetter.“

Damaris widersprach nicht mehr. Noch fünf Minuten wollte sie auf Kapitän van Vere warten, und nicht länger. Die kalte Nässe war längst durch ihren schweren Wollumhang und ihre gefütterten Röcke gedrungen. Ihre Zehen in den dicken Strümpfen waren so taub wie ihre Finger. Wahrscheinlich hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so elend gefühlt.

Im Übrigen hatte Caleb natürlich völlig recht, was ihren Ehemann betraf. Aller Brandy der Welt hätte Eben in einer solchen Nacht nicht von seinem Kamin und seinem Pfeifchen fortlocken können. Sie allein war diejenige, die auf diesem närrischen Unternehmen bestanden hatte, weil sie Kapitän van Vere nicht verärgern mochte. Wenn die feinen Herren in Newport unbedingt ihren Brandy und die französischen Weine zollfrei genießen wollen, dachte Damaris jetzt auch verärgert, dann sollen sie sich doch selbst bei Nacht, Wind und Regen an Nantasket Point stellen.

Sie hob die Laterne auf. Der Kerzenschein beleuchtete Calebs breites Gesicht unter der Hutkrempe. „Also kommt“, sagte sie und warf noch einen letzten Blick zum leeren Horizont. „Ich habe euch drei lange genug hier draußen behalten, besonders dich, Caleb. Deine Ruth reißt mir den Kopf ab, falls du von der Nasskälte wieder Schulterreißen bekommst.“

„Ach, die sagt doch niemals ein böses Wort gegen Euch, Mistress“, wehrte Caleb ab, dessen Laune auf dem Heimweg mit jedem Schritt besser wurde. Er lächelte so breit, dass die weißen Zähne in seinem schwarzen Gesicht aufleuchteten. „Und außerdem kann nicht einmal Ruth dem Wind befehlen, aus Süden zu blasen, wenn er unbedingt aus Norden kommen will.“

„Egal aus welcher Richtung, er bringt immer Gutes, Caleb Turner“, erklärte Seth, der seine eigene Laterne hochhielt. „Morgen werden wir hier jede Menge angeschwemmtes Treibgut finden. Beim letzten Sturm habe ich ein ganzes Fass voll Walrat gefunden, so sauber, als hätte ich’s mir direkt aus Nantucket bestellt.“

Damaris wickelte sich noch fester in ihren Umhang ein. „Du darfst wieder alles behalten, was du morgen früh findest, Seth. Und jetzt …“ Sie redete nicht weiter, denn ein dunkler Schatten auf dem hellen Sand unten an der Wasserlinie hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie kletterte von den Felsbrocken hinunter. Am Strand angekommen, stellte sie fest, dass es sich um einen Mann handelte, der mit ausgebreiteten Armen so dalag, wie ihn die Brandung wohl angespült hatte.

Damaris zögerte einen Moment. Sie wollte nicht die erste sein, die in das aufgedunsene Gesicht des Ertrunkenen blickte. Die Schritte der nachfolgenden Männer erinnerten sie allerdings daran, dass sie ja deren Anführerin war und sich deshalb nicht vor einer armseligen Wasserleiche fürchten durfte. Entschlossen trat sie heran und hielt ihre Laterne über das Gesicht des Leblosen. Was sie sah, ließ ihr den Atem stocken.

Der Angeschwemmte war schlicht und einfach einer der schönsten Männer, die sie je gesehen hatte. Er hatte ein festes, kräftiges Kinn, eine gerade Nase und einen Mund, der zum Lachen geschaffen schien. Tiefe Fältchen zogen sich um seine Augen, und seine Gesichtshaut war wettergegerbt. Er war also ein Seemann gewesen wie Eben.

Langes, nasses dunkles Haar umrahmte sein jetzt wachsbleiches Gesicht, das so entspannt wirkte, als schliefe er nur. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen ein wenig geöffnet. Sie kniete sich neben ihn, zog sich die Wollhandschuhe aus und wischte ihm sanft den nassen Sand von Kinn. Seine Haut fühlte sich eiskalt an.

Damaris ertappte sich bei der törichten Frage, welche Farbe wohl die Augen hinter den dichten schwarzen Wimpern hatten. Wie mochte wohl sein Lächeln ausgesehen haben? Sie schätzte, dass er ungefähr dreißig Jahre zählte, also nicht viel mehr als sie selbst mit ihren sechsundzwanzig. Auf jeden Fall war er entschieden zu jung zum Sterben.

„Du lieber Himmel, ist der aber hübsch“, stellte Seth hinter ihr fest. „Sieht nicht so aus, als ob er schon lange tot wäre. Und wie groß er ist! Und stark wie ein Ochse. Mit dem hätte ich mich nicht gern anlegen wollen, bestimmt nicht.

Caleb hielt seine Laterne über die Brust des Mannes. „Einer von den feinen Leuten“, meinte er. „Spitzenmanschetten wie ein Lord und mindestens ein Pfund Messing in seinen Knöpfen. Allerdings habe ich noch nie einen Gentleman gesehen, der so einen scharlachroten Rock tragen würde.“

„Nein, der da ist ein Pirat!“, erklärte Daniel genüsslich. „Ich habe die Piraten gesehen, die in Boston aufgeknüpft wurden, und der Anführer von denen hat genauso einen Rock angehabt, und …“

„Genug jetzt, Daniel Reed!“ Damaris erhob sich, schüttelte sich den Sand vom Umhang und wünschte, sie könnte ihren Kummer über den Tod des Fremden auch so leicht abschütteln. Es war doch wirklich töricht, um jemanden zu trauern, den man nicht einmal kannte.

„Wir werden ihn jetzt zum Haus mitnehmen, und falls sich niemand nach ihm erkundigt, werden wir dafür sorgen, dass er ein christliches Begräbnis bekommt“, erklärte sie. „Und du redest gefälligst nicht mehr von Piraten und Hinrichtungen!“

Zuerst glaubte sie an eine Täuschung, doch im flackernden Laternenlicht schien es ihr, als hätte der Tote bei ihren letzten Worten die Stirn gerunzelt. Dann fing Caleb neben ihr zu fluchen an und befingerte den Talisman an seinem Hals. Die beiden Brüder Reed traten unsicher zurück, sie hatten es auch gesehen.

Damaris ließ sich rasch wieder auf die Knie hinab. Sie schob dem Mann das Haar sowie die nasse Halsbinde fort und suchte nach dem Aderschlag an seinem Hals.

„Gebt acht, Mistress, wenn Ihr einen Toten anfasst, der sich bewegt“, warnte Caleb.

„Wenn er sich bewegt, ist er nicht tot“, erwiderte Damaris. „Und wir haben ihn hier halb im Wasser liegen lassen! Kommt, vielleicht überlebt er, wenn wir ihn an ein Feuer betten, und erzähle mir jetzt nicht, Master Allyn hätte das nicht getan, denn er würde es sehr wohl getan haben. Beeilt euch!“

Während Caleb und die beiden Reeds mit dem Bewusstlosen über den Strand stolperten, lief Damaris zum Haus voraus, um Feuer zu machen. Mit zitternden Fingern suchte sie danach die Dinge zusammen, die sie für die Versorgung des Mannes benötigte. Dies alles war fast genauso wie in jener Nacht im vergangenen Herbst, als man ihr Eben gebracht hatte. Nur damals hatte sie nicht das Geringste tun können.

„Sein Bein blutet stark, Mistress“, stellte Caleb fest, nachdem sie den Mann auf den langen Bocktisch gelegt hatten, „und Daniel meint, er hätte auch einen Schlag über den Schädel gekriegt.“

Damaris nickte nur. Hier auf dem Küchentisch ausgestreckt, wirkte der leblose und totenbleiche Fremde noch riesiger. Als sie ihm die blutdurchtränkte Kniehose zerriss, spürte sie, dass Caleb sowie die beiden Reeds vertrauensvoll und zuversichtlich zuschauten, und sie wünschte nur, sie könnte die Zuversicht der Männer teilen.

Als Herrin von Nantasket hatte sie schon unzählige Wunden und Knochenbrüche ihrer Leute behandelt, doch auf die entsetzliche Schussverletzung, die sie hier vorfand, war sie nicht vorbereitet. Mit Schießpulver verunreinigte Wunden waren selten harmlos. Damaris musste wieder an Eben denken und an dessen mit Blut durchtränkten Rock. Sie dachte auch an das, was Daniel über die Piraten von Boston gesagt hatte, doch diesen Gedanken schob sie rasch wieder beiseite. Dieser Mann hier brauchte ihre Hilfe, und nicht ihre Verdammung.

Mit einer schmalen, langen Messerklinge und mit den Fingern holte sie die Kugel heraus, die tief in seinem Oberschenkel steckte. Glücklicherweise blieb der Mann bewusstlos. Caleb und Seth hielten ihn zwar fest, doch er bewegte sich kein einziges Mal, und der Krug mit betäubendem Jamaikarum, den Damaris vorsichtshalber bereitgestellt hatte, wurde nicht benötigt. Die abgeflachte Bleikugel bewahrte sie auf für den Fall, dass der Fremde sie später als Andenken haben wollte. Männer hatten ja manchmal solche merkwürdigen Einfälle. Damaris wusch sich das Blut von den Händen, verteilte dann einen Heilbrei über der Wunde und wickelte einen sauberen Leinenverband um den Oberschenkel.

Verglichen mit der Schusswunde war die Verletzung an seinem Hinterkopf eher geringfügig – eine Beule von der Größe eines...



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