E-Book, Deutsch, 1190 Seiten
Janz St. Peter (M)Ording-Bundle
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8437-3624-4
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Willkommen in St. Peter-(M)Ording & Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording & Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording | Drei Küstenkrimis der Bestseller-Autorin
E-Book, Deutsch, 1190 Seiten
ISBN: 978-3-8437-3624-4
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bestsellerautorin Tanja Janz begeistert ihre Leserinnen und Leser auch mit ihren gefühlvollen Romanen vor der traumhaften Kulisse von St. Peter-Ording. Bevor sie mit Mitte dreißig begann, selbst Romane zu schreiben, hat sie mehrere Jahre als Pädagogin gearbeitet und leidenschaftlich gelesen. St. Peter-Ording ist ihr Sehnsuchtsort und seit vielen Jahren ein Fixpunkt in ihrer Urlaubsplanung.
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
An einem Montagmorgen Anfang Mai in der Polizeistation
im Deichgrafenweg in St. Peter-Ording
Kommissar Fred Glabotki drehte ungeduldig an der Kurbel des Spitzers und runzelte die Stirn. Vor ihm lagen bereits drei perfekt angespitzte Schreiber. Skeptisch musterte er die alte Dame, die ihm gegenüber auf dem Besucherstuhl Platz genommen hatte. Sie spielte aufgeregt mit den Fingern an dem Bügelverschluss ihrer Handtasche herum.
»Haben Sie denn auch in sämtlichen Schubladen nachgesehen, Frau Wolters?«, fragte Fred nachdrücklich und warf seinem Kollegen, Hauptkommissar Ernie Feddersen, der neben dem Tisch stand, einen vielsagenden Blick zu.
»Selbstverständlich habe ich das. Wenn ich es Ihnen doch sage, Herr Kommissar, der Ring ist spurlos verschwunden. Futsch!« Die Dame unterstrich ihre Aussage mit einer Handbewegung und sah die Polizisten verzweifelt an.
»So futsch wie damals Ihr Haustürschlüssel, den Sie, nachdem der Schlüsseldienst ein neues Schloss eingebaut hatte, in Ihrer Handtasche gefunden haben?«, rief Fred ihr die letzte Diebstahlsanzeige in Erinnerung und legte den Bleistift akkurat neben die anderen auf die Tischplatte.
Frau Wolters nahm eine aufrechte Haltung auf dem Stuhl ein. »Das kann man doch gar nicht vergleichen!«
»Nein?«
»Einen Haustürschlüssel benutzt man jeden Tag und legt ihn überall ab. Aber den Ehering meines Mannes habe ich seit Jeppes Tod immer in einer kleinen Schmuckschatulle liegen. Unangerührt. Und da ist er nicht mehr.«
Fred zog spöttisch die Augenbrauen hoch. »Also, ich weiß nicht ...«
Die alte Dame verzog den Mund. »Mein Mann wird ihn wohl kaum an eine andere Stelle gelegt haben.«
Der Kommissar blickte wenig beeindruckt auf die vermeintlich Bestohlene. »Es könnte doch sein, dass Sie ihn in der Zwischenzeit doch mal woanders hingelegt und das bloß vergessen haben.«
»Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich wäre tüdelig?«, echauffierte sich Gitte Wolters. »Unverschämtheit!«
Fred lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Ach, wissen Sie, tüdelig ...«
»Nein«, schaltete sich Ernie ein, der bisher bloß zugehört hatte. Er hob beschwichtigend die Hände, bevor Fred mit seinem Ruhrpottcharme das Fass zum Überlaufen brachte. »Natürlich sind Sie nicht tüdelig, Frau Wolters. Das will Ihnen hier keiner unterstellen. Wir gehen selbstverständlich jedem Diebstahl nach. Ich nehme Ihre Anzeige jetzt auf, und der Kollege Glabotki holt uns bestimmt ein Tässchen Kaffee.« Er warf Fred einen halb auffordernden, halb mahnenden Blick zu.
Fred schüttelte unmerklich den Kopf, erhob sich dann jedoch von seinem Stuhl. »Mit Zucker oder Milch?«, fragte er und verließ den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten. Er war in der Tat der Inbegriff von Charme.
Ernie setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl gegenüber von Gitte Wolters und bedachte sie mit einem Lächeln. »So, Frau Wolters, dann erzählen Sie mal ganz von vorne. Wann und wo haben Sie denn den Ring das letzte Mal gesehen?«
Die alte Dame hob die Schultern. »Woher soll ich das denn wissen? Sie stellen vielleicht Fragen!«
Ernie lächelte sie weiterhin freundlich an. Ach ja, die alten Leutchen, die vergessen schon mal was, dachte er. Das war doch völlig normal.
Das Diensttelefon klingelte.
»Verzeihung«, er machte eine entschuldigende Geste in Richtung von Frau Wolters und nahm den Hörer ab. »Polizeidienststelle St. Peter-Ording, Feddersen am Apparat.«
Fred kam mit drei Kaffeetassen zurück ins Dienstzimmer und stellte zwei auf dem Schreibtisch ab. Aus seiner Hosentasche zog er ein Tütchen Zucker und eine Portion Kaffeesahne, die er neben Frau Wolters’ Tasse legte. Den dritten Kaffeepott mit dem Vereinslogo des FC Schalke 04 behielt er selbst in der Hand.
Ernie zog die Augenbrauen zusammen. »Keine Panik! Wir kommen sofort.« Er beendete das Gespräch und griff zeitgleich nach seiner Dienstjacke, die am Garderobenständer neben dem Fenster hing.
Fred schaute ihn erwartungsvoll an. »Was ist los?«
»Feuer am Ordinger Deich, auf der Höhe vom . Wieder mal ein Mülleimer!«
Fred stellte seine Kaffeetasse schwungvoll auf dem Tisch ab, sodass ein Teil des Getränks auf die Platte schwappte. »Dann los!« Er war schon auf dem Weg zur Tür raus und nahm im Vorbeigehen den Feuerlöscher aus der Halterung an der Wand. Die beiden hatten schon so manches gesehen. Ein Feuerlöscher konnte nicht schaden.
»Und was ist jetzt mit meiner Anzeige?«, fragte Frau Wolters und schürzte die Lippen.
»Da kümmert sich der Kollege vom Bäderersatzdienst drum. Warten Sie in Ruhe hier, Herr Pannenbäcker ist gleich bei Ihnen«, beruhigte Ernie sie und rief Fred nach: »Sag Pannenbäcker, er muss hier übernehmen.«
Der junge Kollege wohnte praktischerweise in der Wohnung in der Polizeidienststelle und verstärkte das Team bis September – eine Maßnahme, die sie der Tatsache zu verdanken hatten, dass im Sommer durch die vielen zusätzlichen Touristen mehr zu tun war.
Ohne auf den Kollegen zu warten, stürzten Ernie und Fred aus der Inspektion und machten sich auf den Weg nach Ording. Fred fuhr. Wie immer. Und er schaltete natürlich das Blaulicht und das Martinshorn ein. Das ließ er sich nicht nehmen. Schließlich war ein offenes Feuer kein Kavaliersdelikt und musste unverzüglich gelöscht werden. Grund genug, damit alle übrigen Verkehrsteilnehmer sofort freie Bahn für sie machten. Ernie hielt sich wie immer mit einer Hand am Haltegriff über dem Fenster auf der Beifahrerseite fest. »Den Kaffee hätte ich ja gerne noch getrunken«, brummte er.
»Pannenbäcker macht nachher neuen, wenn wir wieder da sind«, beruhigte ihn Fred. Er warf seinem Kollegen einen schnellen Seitenblick zu. »Was sagt eigentlich deine Frau dazu, dass Ilva wieder nach St. Peter kommt?«, fragte Fred, während er in einem Affenzahn bei Rotlicht über eine Ampelkreuzung bretterte.
Ernie zuckte kurz mit den Schultern. »Was soll sie groß sagen? Ilva ist meine Schwester.«
»Na eben.« Fred bog links ab und fuhr fort: »Also, Marina wäre nicht happy, wenn Melanie auf einmal nach St. Peter ziehen würde. Da wäre Ärger vorprogrammiert.«
»Och, weißt du … Heike und meine Schwester verstehen sich gut. Außerdem ist es praktisch, wenn sie da ist und ein Auge auf unsere Eltern hat. Besonders auf Muddi. Seit der OP ist sie etwas unsicher unterwegs. Gut, dass die Einliegerwohnung bei unseren Eltern frei ist und Ilva dort einzieht.«
»Wann kommt sie eigentlich an?«
Ernie guckte auf seine Armbanduhr. »So gegen Mittag müsste sie da sein. Von Hamburg ist es ja keine Weltreise. Heute Abend ist entspanntes Familienessen bei meinen Eltern angesagt.« Ernie war immer noch damit beschäftigt, sich am Türgriff festzuklammern, und beantwortete die Fragen seines Kollegen etwas zerstreut.
»Die Essen mit meinen Eltern sind eher Vernehmungen. Und wenn Melanie noch dabei ist ...« Fred winkte ab. »Dann grenzt das Ganze schon an ein Verhör.«
»Du kommst eben aus einer Polizisten-Familie. Scheint bei euch ja irgendwie genetisch bedingt zu sein.«
»Ich kann von Glück sagen, dass mein Vater und Melanie in Gelsenkirchen unterwegs sind. Das ist schön weit weg von St. Peter. Sonst würden die zwei uns hier unseren Job streitig machen«, erwiderte Fred.
»Echt jetzt? Dein Vater ist noch unterwegs? Ich dachte, er wäre längst pensioniert.«
»Ist er ja auch. Aber trotzdem noch unterwegs. Mit seinem Rauhaardackel als Verstärkung. Du kennst das doch, als Bulle hörste nie richtig auf. In Schalke wird er von allen Kommissar genannt.« Freds Fahrstil war wirklich rasant, und so schafften sie die Strecke bis zum in weniger als fünf Minuten. Fred parkte den Wagen gegenüber vom Seedamm auf der Höhe vom .
»Nun, denn. Schön, dass Ilva kommt. So kenne ich wenigstens schon eine Lehrerin, wenn Elias in zwei Jahren zum Gymnasium wechselt«, sagte Fred, während er den Sicherheitsgurt öffnete.
»Ach, steht das schon fest?«, fragte Ernie überrascht.
»Für mich schon.« Fred setzte sich seine Sonnenbrille auf. Sie stiegen aus dem Polizeiauto.
»Da hinten kokelt es.« Ernie zeigte auf eine Stelle auf dem Deich, an der dunkler Rauch emporstieg.
»Dann wollen wir mal.« Fred holte den Feuerlöscher aus dem Kofferraum.
Neben dem brennenden Mülleimer standen vier Leute. Zwei Frauen und zwei Männer. Eine der Frauen trug trotz der schon angenehm warmen Maisonne eine dicke Steppjacke und einen Schal.
»Moin! Haben Sie bei der Polizei angerufen?«, fragte Ernie die vier Leute.
»Ich habe angerufen«, sagte einer der Männer und hob dabei den Finger wie in der Schule. »Meine Frau und ich haben das Feuer vom Balkon unserer Ferienwohnung aus entdeckt. Und da dachten wir uns, wir sagen mal besser Bescheid.«
Ernie nickte. »Das war...