E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten
Reihe: Himmelsee
Janz Himmelsee - Über den Wellen leuchtet das Glück (Himmelsee 1)
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0820-2
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der erste Ostsee-Roman der Bestsellerautorin | Wohlfühllektüre voller Atmosphäre und Entspannung
E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten
Reihe: Himmelsee
ISBN: 978-3-7499-0820-2
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die neue Reihe von Bestsellerautorin Tanja Janz: Himmelsee an der Ostsee
Linna Franke kehrt mit ihrem kleinen Sohn von Düsseldorf in ihren Heimatort Himmelsee an der Ostseeküste zurück, als ihre Mutter ins Krankenhaus muss. Linna hatte Himmelsee vergessen wollen, nun holt alles sie wieder ein: dass sie zwischen den Brüdern Nik und Jörn stand und nach einem tragischen Unfall jede Freundschaft zerbrach. Während sie im Familienhotel aushilft, begegnet sie alten Bekannten wieder und kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Und plötzlich tun sich neue Wege für sie auf - nicht nur beruflich, besonders emotional. Denn sowohl Jörn als auch Nik sind ebenfalls in Himmelsee, und sie alle drei stehen plötzlich wieder dort, wo alles begann: an der schimmernden Ostsee hinter dem Kiefernwald.
Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.
Autoren/Hrsg.
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An einem sonnigen Julitag am Düsseldorfer Flughafen
Linna schloss die Tür des Check-in-Bereichs hinter sich und atmete tief durch. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, der von einem nahe gelegenen Bistro in ihre Nase zog, und das flirrende Stimmengewirr der Reisenden um sie herum waren für sie eine vertraute Melodie. Sie war umgeben vom geschäftigen Treiben des Düsseldorfer Flughafens: das Klappern von Kofferrädern auf dem glatten Boden, das Rufen von Durchsagen in verschiedenen Sprachen und das fröhliche Lachen von Kindern, die mit ihren Eltern auf dem Weg zu neuen Urlaubsabenteuern waren. Doch heute nahm sie mehr Dissonanzen wahr als sonst.
Sie wandte sich der großen Anzeigetafel zu, die die Ankunftszeiten der Maschinen aus der ganzen Welt ankündigte. Ihr Herz sank, als sie die rot blinkende Verspätung neben Iljas Flugnummer sah. »Kairo – 3 Stunden Verspätung« stand dort in großen, leuchtenden Buchstaben.
»Nicht schon wieder«, murmelte sie leise und ließ den Blick weiter zur Zeitanzeige wandern. Miko hatte sich so sehr auf den Nachmittag gefreut. Seine Augen hatten geleuchtet, als sein Vater versprochen hatte, ihn endlich einmal vom Kindergarten abzuholen. Wie oft er den anderen Kindern stolz erzählt hatte, dass sein Papa Pilot war und Menschen mit einem Flugzeug an die schönsten Orte der Welt brachte, konnte sie nur erahnen. Dafür konnte Linna sich ziemlich lebhaft vorstellen, wie enttäuscht ihr gemeinsamer Sohn sein würde, wenn er erfuhr, dass sein Papa es doch nicht schaffte. Es war nicht das erste Mal, dass die Pläne durch unvorhersehbare Turbulenzen in der Luftfahrt durcheinandergeraten waren. Linna kam es vor, als wäre sie in einem endlosen Kreislauf aus Enttäuschungen gefangen, die jedes Mal auch noch sie selbst überbringen musste.
»Hey, Linna! Alles in Ordnung?« Ihre Freundin und Kollegin Sarah, die mit ihr am Check-in arbeitete, trat an sie heran. Auf ihren Lippen lag ein warmes Lächeln. Offenbar las sie ihr die Sorgen an den Augen ab. Sie stellte sich neben sie und fixierte die Zeiten auf der Anzeigetafel.
In der Ferne erklang das Rattern eines Gepäckwagens, das vom aufgeregten Geschrei einer Gruppe Touristen übertönt wurde, die sich in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch verständigten.
»Iljas Flug hat Verspätung.« Linna seufzte und starrte auf die rot blinkenden Ziffern.
Sarah verzog den Mund. »Verspätungen gehören doch zum Tagesgeschäft in der Flugbranche.«
»Erkläre das mal unserem Sohn. Miko hatte sich so darauf gefreut, heute endlich mal von Ilja abgeholt zu werden. Vermutlich hat er es groß vor seinen Kindergartenfreunden angekündigt.« Linna schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich kann ihm nicht schon wieder erklären, dass sein Papa nicht kommen kann.«
Sarah nickte mitfühlend. »Das ist hart für Miko. Ich kann mir gut vorstellen, wie enttäuscht er sein wird. Aber du machst das Beste daraus, Linna. Du bist eine großartige Mutter.«
Linna musste ob des Lobs ihrer Freundin lächeln. »Das weiß ich, aber manchmal fühle ich mich einfach so allein in der Rolle«, gestand sie und spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. »Ilja ist ständig unterwegs, und ich versuche, alles zu jonglieren – den Job, Miko, die Beziehung. Es ist einfach … viel.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Sarah sanft, während im Hintergrund eine Stimme durch den Lautsprecher die Ankunft eines weiteren Fluges aus London ankündigte. »Aber du bist stark. Und du bist nicht allein. Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Vielleicht kann ich Miko mal abholen oder mit ihm spielen, wenn Ilja nicht da ist.«
Linna lächelte dankbar. »Das ist wirklich nett von dir. Ich schätze es sehr, dass du für mich da bist.« Ihre Gedanken wanderten kurz zu ihrer Familie, die weit entfernt an der deutschen Ostseeküste lebte. Eigentlich war es doch die Aufgabe von Familienangehörigen, in einer derartigen Situation einzuspringen.
»Immer! Und denk daran, dass es okay ist, sich manchmal überfordert zu fühlen.« Sie legte eine Hand auf Linnas Schulter. »Ich weiß nicht, ob ich es so gut managen könnte, wenn ich eine Familie hätte. Du machst das großartig, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.«
Linna nickte und atmete tief durch. Natürlich. Es nützte auch nichts, sich im Kummer zu vergraben. Aber sie merkte, dass in letzter Zeit ihre Kräfte schwanden. Vielleicht war es an der Zeit, sich nicht nur um andere zu kümmern, sondern auch mal um sich selbst. Sie wollte Miko die beste Mutter sein, die sie sein konnte. Vielleicht brauchte sie dafür tatsächlich hin und wieder ein wenig Unterstützung. »Danke, Sarah! Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte sie und wandte sich wieder der Anzeigetafel zu. »Und ich kann Miko ja eine kleine Überraschung mitbringen – als Entschädigung dafür, dass sein Vater nicht kommen kann.«
»Das klingt nach einem guten Plan! Und wer weiß, mit viel Glück kommt Ilja doch noch rechtzeitig«, fügte Sarah mit einem aufmunternden Lächeln hinzu.
Linna hoffte es zwar, doch die Chancen standen denkbar schlecht.
Um sie herum summte das Leben des Flughafens weiter – ein ständiger Fluss von Menschen, Geschichten und Träumen, die in die große, weite Welt hinausflogen und zurückkehrten.
Linna saß hinter dem Steuer ihres kleinen, silbernen Toyota und fuhr durch die malerischen Straßen von Düsseldorf-Kaiserswerth. Die Frühlingssonne schien warm durch die Fensterscheiben auf ihre Unterarme, während ihr Blick über die charmanten Häuser und die hohen Bäume entlang der Straße glitt, die in sattem Grün blühten. Auf dem Beifahrersitz lag eine kleine, bunt verpackte Überraschung – ein neues Spielzeug, das sie für Miko ausgesucht hatte.
Den Feuerwehrhubschrauber von Lego hatte er sich schon lange gewünscht. Sie hoffte, dass er die Enttäuschung über Iljas Abwesenheit ein wenig mildern würde. »Der Hubschrauber wird ihm gefallen«, murmelte sie und lächelte, während sie an die leuchtenden Augen ihres Sohnes dachte. Doch gleichzeitig überkam sie auch ein schlechtes Gewissen, weil sie Miko mit einem teuren Geschenk trösten wollte. Ihr war bewusst, dass keine Spielzeuge der Welt das Fehlen eines Elternteils wettmachen konnten.
Als sie den Kindergarten erreichte, kamen ihr Eltern entgegen, die ebenfalls ihre Kinder abholten. Sie grüßte sie und spürte wie immer Vorfreude darauf, ihren Sohn nach einem Arbeitstag wiederzusehen. Miko war wirklich ein Sonnenschein. Er war so voller Energie und Freude, dass sie in seiner Gegenwart meist alle Sorgen vergaß.
Sie betrat das Grundstück der Kindertagesstätte und folgte dem Kinderlachen bis zu der großen Spielfläche, die auf der geschützten Rückseite des Gebäudes lag. Bei dem schönen Wetter spielten und tobten die Kinder draußen.
Als Miko sie entdeckte, rannte er sogleich mit offenen Armen auf sie zu. »Mama!«, rief er voller Freude und sprang in ihre Umarmung.
»Na, mein Schatz.« Linna drückte ihn fest an sich. »War es heute schön im Kindergarten?«
»Wir haben eine Riesenburg gebaut.« Der Junge warf beide Arme in die Luft. »Und dann haben wir Obstraten mit verbundenen Augen gespielt. Ich habe alle Sorten erkannt. Nur bei der Ananas musste ich einen Moment überlegen.«
»Wow! Das hört sich aber spannend an.« Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. »Ob ich da überhaupt mit meiner Überraschung mithalten kann?«
Mikos Augen leuchteten auf, als sie das Geschenk aus ihrer Tasche zog. »Was ist das? Was ist das?«, fragte er aufgeregt und zappelte vor Freude.
Linna überreichte ihm das bunte Päckchen. Sofort begann er das Geschenkpapier aufzureißen. Doch als er das Spielzeug sah, das er sich gewünscht hatte, schien die Freude bloß für einen kurzen Moment anzuhalten, bis er an ihr vorbeischaute.
»Mama, wo ist denn Papa?«, fragte er plötzlich.
Mist! Miko hat mein Ablenkungsmanöver glatt durchschaut, schoss es ihr durch den Kopf. »Papas Flugzeug hat heute leider Verspätung, mein Schatz. Er kann dich nicht abholen, weil er noch in Ägypten am Flughafen ist«, antwortete sie und strich ihm liebevoll über den Kopf.
Mikos Miene verfinsterte sich. Die anfängliche Freude wich schnell Enttäuschung. Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Aber er hat gesagt, dass er kommt!« Er stampfte mit einem Fuß auf. »Alle anderen Kinder haben ihren Papa! Warum kann ich nicht meinen haben?«
Linna kniete sich vor ihn, um ihm mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen zu wischen. »Ich weiß, mein Liebling. Es tut mir wirklich leid. Ich verstehe, dass du traurig bist. Der Papa wäre gerne gekommen. Ich wünschte, er hätte es geschafft.« Sie hob eine Hand, um den Gruß einer Erzieherin zu erwidern, die zu ihnen herübersah.
Miko schluchzte leise und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich will auch einen Papa wie die anderen Kinder. Warum ist er immer weg?«
Linna spürte, wie ihr Herz in viele kleine Stücke zerbrach. Sie wusste, dass sie die Gefühle ihres Kindes ernst nehmen musste. »Ich bin auch traurig, Miko. Es wäre schön, wenn der Papa öfter zu Hause wäre.«
Sie fühlte, dass es an der Zeit war, die Notbremse zu ziehen. Sie konnte nicht länger großzügig über Iljas dauernde Abwesenheit hinwegsehen. Sie musste eine Entscheidung treffen, die in erster Linie das Wohlergehen ihres Kindes berücksichtigte.
»Na,...