Janz | Friesenwinterzauber | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Janz Friesenwinterzauber


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7499-5082-9
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-7499-5082-9
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein nordfriesischer Winter voll Liebe und Zuversicht

Alle schwärmen von der schönsten Zeit im Jahr, doch Isabel möchte sich am liebsten den gesamten Winter über verkriechen. Da bittet ihre alte Nachbarin Helma Osterfeld sie, sie nach St. Peter-Ording zum Wiedersehen mit ihrer Schwester zu begleiten. Isabel muss nicht lange überlegen und spürt beim Blick auf Salzwiesen und Wattenmeer bald den heilsamen Zauber der nordfriesischen Winterlandschaft. Und nicht nur das. Es scheint, dass sie sich diesem Ort nicht ohne Grund so verbunden fühlt. Findet sie im alten Haubarg womöglich, wovon sie ein Leben lang geträumt hat: ihre Familie?

»Ein wunderschöner Wohlfühlschmöker, der in der Winterzeit das Herz erwärmt« über »Friesenherzen und Winterzauber«



Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.

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Prolog

1987

Ulrike blieb stehen, stützte sich mit einer Hand an der kalten Wand ab und blickte aus dem halb beschlagenen Flurfenster. Es war kurz nach zehn an diesem Dezembermorgen. Ein eisiger Wind fegte durch die Münchener Leopoldstraße und wirbelte wild tanzende Schneeflocken durch die Luft. Das alles nahm Ulrike wahr, während sie die unterschiedlichsten Gefühle zu begreifen versuchte, die sie durchströmten.

Sie schloss die oberen Knöpfe ihrer Jacke und lief hastig die Treppe hinunter. Im Erdgeschoss drückte sie die schwere Holztür auf, dann hielt sie einen Moment atemlos inne.

Eine Windböe blies ihr ein paar Flocken ins Gesicht. Sie wischte mit einer Hand über ihre glühenden Wangen und zog ihren selbst gestrickten Wollschal weiter über das Kinn. Eine Frau kam mit ihrem Pudel vorbei. Ihre Schritte knirschten auf dem schneebedeckten Weg. Der Hund trug ein warmes Jäckchen, auf dem Fell seines Köpfchens lagen einige Schneeflocken, die fast wie Puderzucker wirkten. Sie hinterließen Fuß- und Pfötchenspuren auf der frischen Schneedecke.

Ulrike atmete tief ein.

Ein Auto fuhr im Schritttempo auf der Straße entlang, während gegenüber ein älterer Mann in einem grauen Kittel den Schnee mit einem Schieber vom Bürgersteig räumte. Auf seinem Kopf saß eine dunkelblaue Strickmütze, auf der sich ebenfalls eine zarte Schneeschicht gebildet hatte.

Eigentlich machte alles den Anschein eines ganz normalen Wintermorgens, doch für Ulrike war es der denkwürdigste Tag ihres Lebens.

Sie blinzelte zum Himmel hoch. Aus der grauen Wolkendecke fielen die Eiskristalle nun dicht an dicht. Fast malerisch wie aus einem Federkissen. Ulrike lächelte. Bald war Weihnachten, und das schönste Geschenk hatte sie einige Minuten zuvor bekommen.

»Servus. Dürfte ich mal?«

Ulrike zuckte zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie die Frau, die vor ihr stand, erst jetzt bemerkte. Unter ihrem Mantel wölbte sich deutlich ihr Bauch.

»Selbstverständlich.« Ulrike machte einen Schritt zurück und hielt der Frau die schwere Eingangstür auf.

»Das ist sehr nett. Danke schön.« Sie lächelte Ulrike an.

»Keine Ursache«, erwiderte sie freundlich und zog ihren Schal etwas tiefer, sodass ihr Mund frei war. Mit Blick auf den Bauch der Frau fragte sie freundlich: »Wann ist es denn so weit?«

»In knapp drei Wochen, wenn alles klappt.« Sie streichelte mit einer Hand über die Wölbung unter ihrem Mantel.

»Wissen Sie schon, was es wird?«

Sie wiegte den Kopf hin und her. »Ein Christkindchen vielleicht. Aber auf jeden Fall eine Eule.«

»Eine Eule?«, wiederholte Ulrike verwundert.

»Mein Kind ist absolut nachtaktiv und schläft dafür am Tag«, erklärte die Frau und zwinkerte ihr amüsiert zu.

»Da kommt ja einiges auf Sie zu«, erwiderte Ulrike lächelnd.

»Das befürchte ich auch.«

»Alles Gute für Sie und das Baby. Und schöne Weihnachten!«

Nachdem Ulrike sich von der Frau verabschiedet hatte, lief sie durch den knöchelhohen Schnee den Bürgersteig entlang. Zum Glück trug sie warme Winterstiefel, die sie vorsorglich imprägniert hatte. Das ersparte ihr nicht nur nasse Füße, sondern sicherlich auch eine Erkältung. Trotzdem ging sie in ein nahe gelegenes Café, um sich aufzuwärmen.

Nachdem sie ihre Jacke ausgezogen und über einen Stuhl gelegt hatte, vertiefte Ulrike sich in die Speisekarte. Eigentlich war sie viel zu aufgeregt, um etwas herunterzubekommen. Doch sie hatte noch nicht gefrühstückt, und eine Tasse Kaffee konnte nicht schaden. Halt. Stopp. Keinen Kaffee. Lieber einen Kräutertee. Ohne Zucker. Sie musste nun vernünftig sein.

Schließlich bestellte sie bei einer jungen Frau ein kleines Frühstück mit Tee und einem Glas frisch gepressten Orangensaft. Dann lehnte sie sich zurück und beobachtete durch die großen Fensterscheiben das Schneetreiben und die vorbeieilenden Passanten auf der Leopoldstraße. Sie konnte es immer noch nicht fassen! Es war eine gute Idee gewesen herzukommen.

Sie brauchte etwas Zeit, um sich zu sammeln und alles zu durchdenken. Und vor allem benötigte sie einen guten Plan, damit alles möglichst perfekt ablief. Dann würde sie ins Auto steigen und zu ihm fahren.

Es erschien ihr noch immer so unwirklich. Sie hatte ja im Traum nicht damit gerechnet. Glücklicherweise war heute ihr freier Tag, und sie musste sich nicht beeilen. Sie wollte sich die Zeit nehmen, die nötig war. Schließlich hing davon ihre weitere Zukunft mit Benedikt ab – und die ihres gemeinsamen Kindes. Wie er wohl reagieren würde, wenn er es erfuhr? Dass er Kinder mochte, wusste sie.

Die Bedienung kam und brachte das Frühstück. Gedankenverloren schnitt Ulrike eine Semmel auf und dachte an den letzten Sommer zurück, an den Tag, an dem sie ihre Arbeit im Bayerischen Hof am Promenadenplatz angetreten hatte. Zu dem Zeitpunkt hätte sie nie gedacht, dass derart weitreichende Veränderungen sie erwarteten.

Das Grand Hotel in der nordwestlichen Altstadt von München war bekannt dafür, dass dort Prominente und sogar Staatsgäste ein und aus gingen. Als Ulrike sich jetzt erinnerte, musste sie den Kopf schütteln. Richtig nervös war sie an ihrem ersten Tag gewesen. Immer darauf bedacht, alles richtig zu machen. Die Arbeit war ihr wichtig gewesen, und irgendwie hatte sie es noch nicht ganz begriffen, dass sie es tatsächlich geschafft hatte, in solch einem renommierten Haus eine Anstellung zu bekommen.

Davor hatte sie so lange von dem Leben in München geträumt. Deshalb hatte sie die einmalige Chance im Grand Hotel unter keinen Umständen vermasseln wollen.

Sie konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Das heißt, eigentlich hatte er sie zuerst entdeckt. Sie war viel zu sehr mit ihrer Arbeit am Frühstücksbüfett beschäftigt gewesen, als dass sie seine interessierten Blicke bemerkt hätte. Erst als er sie angesprochen und gefragt hatte, ob er noch einen Kaffee bekommen könne, hatte sie ihn wahrgenommen.

Beim Zubereiten des Getränks hatte sie sich überrascht gefragt, warum er ihr nicht gleich aufgefallen war. Attraktiv sah er in seinem hellen Anzug aus. Unter dem Sakko trug er ganz unkonventionell ein dunkelblaues T-Shirt und am Handgelenk eine goldene Uhr, die ziemlich teuer aussah. Seine klaren hellblauen Augen stachen förmlich hervor und harmonierten mit seinem gebräunten Teint. Er erinnerte sie optisch ein wenig an den Schauspieler Don Johnson, für den sie eine geheime Schwäche hegte.

Ulrike brachte ihm seinen Kaffee. »Bitte schön.«

»Danke sehr.«

»Haben Sie noch einen Wunsch?«, erkundigte sie sich höflich.

Als er die Augenbrauen hochzog, umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. »Oh ja.«

Ulrike sah ihn fragend an. »Was kann ich Ihnen noch Gutes tun?«

»Sie könnten mir verraten, wann Sie Feierabend haben.«

»Bitte?«, entgegnete sie nach einem Moment des Schweigens irritiert.

»Ich würde Sie gerne zum Essen einladen«, erwiderte er geradeheraus.

Einen Augenblick lang verschlug es Ulrike die Sprache. Sie war sich nicht sicher, was sie von der direkten Frage halten sollte. Durfte sie sich überhaupt mit ihm treffen? Immerhin war er ein Gast, und sie würde Gefahr laufen, ihren Ruf aufs Spiel zu setzen. »Ich weiß nicht …«, sagte sie unsicher.

Er sah sie einfach an und lächelte. »Im Adria in Schwabing gibt es leckere Pizza und Nudeln. Sie mögen doch italienisches Essen?«

Sie nickte. »Schon …«

»Wie wäre es dann mit heute Abend um acht?«, fragte er unbeirrt.

Lachend schüttelte sie den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine forsche Art hatte gleichzeitig etwas Charmantes. »Habe ich denn eine Wahl?«

Er zwinkerte ihr zu. »Nein.«

»Sie sind ziemlich hartnäckig«, stellte sie fest.

Er zuckte mit den Achseln. »Berufskrankheit.«

»Was machen Sie denn beruflich?«, rutschte es ihr heraus.

»Ich bin Rechtsanwalt.«

»Oh.« Das beeindruckte sie. Von einem Rechtsanwalt war sie noch nie zum Essen eingeladen worden.

Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er sich nun zurück. »Ist das ein Ja?«

Sie nahm sich kurz Zeit zum Abwägen. Rechtsanwälte waren im Allgemeinen seriös, und der hier gefiel ihr dazu auch noch überaus gut. Sie würde sich bestimmt später in den Hintern beißen, wenn sie die Einladung ablehnte.

»Also gut«, stimmte sie dann zu und warf ihre Bedenken über Bord. »Um acht im Adria

Und so hatte ihre leidenschaftliche Romanze mit dem Anwalt Benedikt Obermair aus Inning am Ammersee begonnen. Ihre Wohnorte lagen rund vierzig Kilometer voneinander entfernt, doch durch ihre Berufe hatten sie beide wenig Zeit und trafen sich deshalb nicht so oft, wie sie es sich gewünscht hätten. Benedikt war häufig wegen Gerichtsprozessen überall in Deutschland unterwegs, während Ulrike nur selten ein freies Wochenende hatte. Außerdem hatte sie kein eigenes Auto und war darauf angewiesen, dass ihr jemand eins lieh. Mit Zügen fuhr sie nicht besonders gern. Und deshalb sahen sie und Benedikt sich vor allem dann, wenn er in München war. Das war die praktischste Lösung für beide.

Er konnte ihr immer vorab sagen, wann er wieder in der Stadt sein würde. Und so freute Ulrike sich nach jedem Abschied auf das nächste Treffen. Einmal hatte sie ihn in der Kanzlei angerufen, doch da war sie nur bis zu...



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