Janz | Friesenmeermagie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Janz Friesenmeermagie

Roman | Ein St.-Peter-Ording-Roman | Eine ...
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7499-0732-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman | Ein St.-Peter-Ording-Roman | Eine ...

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0732-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Winterzauber in der kleinen Fischerkate am Meer

Als die junge Malin bei einer Auktion einen alten Koffer ersteht, rechnet sie nicht damit, dass dessen Inhalt ihrem Leben eine völlig neue Richtung geben wird. Ein Schlüssel und der berührende Brief einer alten Dame führen sie zur kleinen Fischerkate in St. Peter-Ording. Malin weiß nur, dass die Tochter der alten Dame an eine Hotelkette verkaufen will und es der Frau das Herz brechen würde. Einen Absender hat der Brief nicht. Deshalb begibt Malin sich auf Spurensuche. Vor Weihnachten muss sie die Eigentümerin aufspüren, und um diese zu überzeugen, will sie die Fischerkate zu einem gemütlichen Heim machen. Dabei hilft ihr der attraktive Carl vom Strandkorbverleih, und bald schon spürt Malin, dass sie die wohltuende Nordseemagie nicht mehr aufgeben mag ...



Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.

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Prolog


Ein halbes Jahr zuvor

Irma Witt blickte von dem Mathematikbuch auf, das vor ihr aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Mit beiden Händen schob sie ihre Brille ein Stück höher auf den Nasenrücken, dann ließ sie den Blick über die Schönheit der Natur gleiten, die sie umgab. Der Sommer hatte bereits Einzug gehalten und ein wahres Farbenmeer blühender Pflanzen entfaltet. Die Luft war erfüllt von einer betörenden Duftmischung aus frischer Blütenpracht und einer salzigen Nuance. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erhob sich majestätisch der Deich.

Dahinter erstreckte sich eine malerische Dünenlandschaft, die nach einem kurzen Fußmarsch in einen schier endlosen Strand überging, der wiederum in der Brandung der Nordsee endete. Über den üppigen Blumenbeeten ihres Gartens tanzten Bienen und Schmetterlinge in einem harmonischen Ballett, während die Sonne ihre warmen Strahlen auf die zarten Blütenblätter warf. Hortensien leuchteten in strahlendem Blau, Weiß und Pink, Rosen verströmten ihr süßliches Aroma, und lila Lavendel wiegte sich sanft im Wind. Zwischen heimischen Stauden, Totholz und dem Kräuterbeet badete eine Meise in einer Vogeltränke.

Ihr Garten war eine Oase der Ruhe und Schönheit, wo die Natur ihre volle Pracht entfaltete und stets die Sinne des Betrachters verzauberte. »Du hast den schönsten Garten von ganz Ording«, hatte mal ihre gute Freundin Lilo zu ihr gesagt. Dieses Kompliment hatte Irma gerne angenommen, wenngleich sie sich in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv wie früher mit Gartenarbeiten befasst hatte. Dazu fehlte ihr die nötige Kraft, und ihre Knochen spielten auch immer weniger mit. So war es gekommen, dass ihr Garten sich Stück für Stück in ein wildes Naturparadies verwandelt hatte, in dem es nur so summte und brummte und das sie noch mehr liebte, als sie jemals gedacht hatte.

Gedankenverloren betrachtete sie die alte Gaslaterne, an der längst der Zahn der Zeit nagte und Efeu emporwuchs. Ihr Ehemann Rudi hatte das gute Stück Ende der Siebzigerjahre vor der Verschrottung gerettet, als immer mehr Städte ihre Gaslampen durch moderne Beleuchtung ersetzt hatten.

Rudi war ein Nostalgiker gewesen, der den Wert von Althergebrachtem zu schätzen gewusst hatte. Seinen silbergrauen Mercedes hatte er stolz mit einem H-Kennzeichen gefahren. Alle Reparaturen hatte er höchstpersönlich durchgeführt – bis zum Schluss. Es hatte zwei Jahre gedauert, bis sie sich nach seinem Tod dazu durchgerungen hatte, das Gefährt an einen Oldtimer-Liebhaber zu verkaufen. Um das Geld war es ihr dabei nicht gegangen. Leider verfügte sie nur nicht über die Kenntnisse ihres Mannes, um den Pkw in Schuss zu halten. Bevor sie dem Käufer den Autoschlüssel ausgehändigt hatte, hatte er ihr hoch und heilig versprechen müssen, den Wagen in Ehren zu halten, ihn zu hegen und zu pflegen, so wie es Rudi auch getan hätte. Als er schließlich mit dem Mercedes losgefahren war, hatte sie ihm lange nachgesehen. Eine Weile hatte sie so vor ihrer Fischerkate gestanden, auch als der neue Besitzer längst aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie hatte nicht fassen können, dass Rudis Auto tatsächlich den Besitzer gewechselt hatte.

Es war fast, als hätte der Käufer nicht nur den Mercedes mitgenommen, sondern auch einen Teil von ihrem Mann und viele Erinnerungen an ein Leben, das nicht wiederkommen würde. Doch das war vergleichsweise harmlos verglichen mit dem, was ihr nun bevorstand. Im nächsten Schritt würde sie einen noch viel größeren Teil ihres Herzens hergeben müssen. Ein schwerer Seufzer entfuhr ihr.

»Ist das so richtig?«

Irma blickte zu ihrer Rechten. Ihr zehnjähriger Schüler saß neben ihr am Gartentisch und hielt ihr sein Rechenheft entgegen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass sie gedanklich abgeschweift war. Leicht verlegen richtete sie abermals ihre Brille. »Das kann ich dir gleich sagen.« Sie nahm einen Bleistift zur Hand und überprüfte die bearbeiteten Rechenaufgaben.

»Null Fehler, Mika. Toll!«, sagte sie kurze Zeit später und malte mit dem Stift ein lachendes Gesicht unter die gelösten Aufgaben. »Für dich kann im nächsten Schuljahr das Gymnasium seine Tore öffnen.«

»Null Fehler? Ich dachte, dass ich mindestens zwei habe.« Er strahlte über das ganze Gesicht, während er sein Rechenheft wieder in Empfang nahm. »Aber ob ich so gut auf dem Gymnasium sein werde? Da sind doch nur schlaue Kinder«, fügte er zweiflerisch hinzu.

»Na und? Du bist doch auch ein schlauer großer Junge.« Sie lächelte ihn aufmunternd an und nahm das leere Glas, das vor ihm stand, um es mit Fruchtschorle aus der Glaskaraffe aufzufüllen.

»Danke.« Er trank einen großen Schluck. »Darf ich denn in der fünften Klasse trotzdem noch zu Ihnen kommen?« Er schaute sie so voller Hoffnung an, dass es sie rührte.

Natürlich kannst du das, das hätte sie ihm unter normalen Umständen geantwortet. Doch die Dinge lagen anders und waren von Normalität so weit entfernt wie nie zuvor. Sie lächelte milde und fühlte, wie ihr Herz schwer wurde. »Nach den Sommerferien gehst du erst mal in deine neue Klasse und schaust, wie es dort so ist. Vielleicht läuft alles viel besser, als du befürchtest. Am Ende hast du einen tollen Lehrer, und der Mathematikunterricht fällt dir ganz leicht. Dann hast du dir ganz umsonst Sorgen gemacht.«

»Meinen Sie?« Mika schien noch nicht überzeugt zu sein.

Sie legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Aber ja. Die vierte Klasse hättest du doch eigentlich auch ohne meine Hilfe spielend geschafft.«

Von dem gepflasterten Weg, der am Haus entlangführte, näherten sich Schritte. Wenig später bog eine Frau in den späten Dreißigern um die Hausecke. In einer Hand hielt sie einen üppigen bunten Blumenstrauß. »Moin! Bin ich etwa zu früh?« Sie blieb schließlich neben dem runden Gartentisch stehen und strich sich eine Strähne ihrer blond gelockten Haare hinters Ohr.

»Nein, nein. Wir waren gerade fertig.« Irma schlug das Schulbuch zu.

»Frau Witt sagt, ich soll am Gymnasium erst mal gucken, wie ich klarkomme«, sagte Mika, während er seine Schulsachen in einem Rucksack verstaute.

»Das klingt vernünftig«, erwiderte seine Mutter. »Aber zunächst möchte ich mich für Ihre unermüdliche Hilfe bedanken. Ohne Ihren Unterricht wären bestimmt einige der Klassenarbeiten nicht so gut ausgefallen.« Sie überreichte ihr lächelnd den Strauß. »Danke, Frau Witt!«

»Oh, so schöne Blumen. Das wäre doch nicht nötig gewesen.« Sie roch an einer Blüte, die herrlich süß duftete.

»Natürlich war das nötig.« Amüsiert zwinkerte sie ihr zu, bevor sie ihrem Sohn half, den Rucksack aufzusetzen.

»Keine Sorge, Sanne. Dein Sohn wird in Mathematik bestimmt zu einem der besseren Schüler gehören. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe, genau wie du in seinem Alter.« Irma legte den Blumenstrauß vorsichtig auf dem Tisch ab, erhob sich von ihrem Stuhl und begleitete ihre ehemalige Schülerin und deren Sohn vor die Fischerkate, auf deren Einfahrt Sannes kleines gelbes Auto stand.

»Schöne Sommerferien und danach einen guten Start am Gymnasium!«, wünschte sie zum Abschied.

»Tschüss, Frau Witt.« Mika winkte ihr zu und kletterte dann auf die Rückbank des Wagens.

Sanne öffnete die Fahrertür. »Danke für alles. Darf ich mich denn wieder bei Ihnen melden, falls Mika am Ende doch nicht zu den Rechengenies gehören sollte?«

Irma schluckte. Sie wusste nicht, wie sie unter diesen besonderen Umständen reagieren sollte. Doch dann lächelte sie tapfer. »Selbstverständlich.« Ihre Stimme zitterte leicht. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich stets an ihre Versprechen gehalten – aber nun? »Ich bin jedoch überzeugt, dass Mika meine Hilfe nicht mehr brauchen wird«, bekräftigte sie noch einmal ihre Einschätzung und hoffte inständig, dass sie damit dank ihrer langjährigen Erfahrung richtiglag.

»Wir werden sehen. Einen schönen Sommer für Sie.« Sanne stieg ins Auto und zog die Tür zu.

Irma trat ein Stück zurück und winkte ihnen nach, als Sanne den Wagen von der Auffahrt auf die Straße lenkte. Wieder fuhr ein Auto von dannen.

Dies war ein weiterer Teil ihres Lebens, von dem sie sich verabschieden musste. Es war ihre letzte Unterrichtsstunde gewesen.

Seufzend ging sie dann zurück auf die Terrasse und nahm den Blumenstrauß mit ins Haus, um eine Vase mit Wasser zu füllen und ihn hineinzustellen.

Am Nachmittag verstaute Irma einen frisch gebackenen Obstkuchen in eine große quadratische Plastikbox. Aus einer Schublade nahm sie anschließend ein handliches Lederetui, an dem der Zweitschlüssel für ihr Haus befestigt war. Früher hatte Rudi ihn benutzt.

Nachdem sie das Etui in ihre Handtasche hatte fallen lassen, hob sie die Kuchenglocke vom Küchentisch und verließ das Haus. Bis zu ihrem Ziel war es bloß ein kurzer Fußweg. Der Campingplatz Strandperle lag nur ein paar Minuten von ihrem Zuhause entfernt.

An diesem Tag erwies sich der Weg für sie beschwerlicher als sonst. Ihre Beine fühlten sich schwer an, als hätte jemand dicke Steine an ihnen festgebunden. Sie kam langsamer voran, machte sogar auf halber Strecke einmal halt, um tief durchzuatmen. Urlauber kamen ihr entgegen. Es waren...



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