Janz Dünensommer im Pferdeinternat
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7320-0461-4
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 280 Seiten
ISBN: 978-3-7320-0461-4
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Reiten als Schulfach? Was kann man sich Schöneres vorstellen? Dieser Doppelband versorgt alle Pferdefreundinnen mit neuen Schmökergeschichten. Ein Kinderbuch für Mädchen ab 10 Jahren voller idyllischer Reiterhof-Geschichten rund um Freundschaft und spannende Abenteuer auf dem Rücken von Ponys und Pferden. Eine Originalausgabe prall gefüllt mit Sommer, Sonne und Nordseefeeling!
Tami lebt in einem kleinen Ort an der Küste und es steht ihr ein wunderbarer Sommer bevor: Jede freie Minute verbringt sie mit ihrer Freundin Marit bei ihren vierhufigen Lieblingen im Stall.
Besonders viel Zuwendung schenkt sie dabei der Stute Zafira, die ein Fohlen erwartet. Ein großes Ereignis! Tami hofft, bei der Geburt dabei sein zu können. Doch noch mehr wünscht sie sich, im Internat Nordlicht zur Schule zu gehen, denn hier stehen neben den langweiligen Fächern auch Reiten und Pferdepflege auf dem Stundenplan! Wird ihr Traum wahr werden?
Tanja Janz gehört zur Generation der Kassettenkinder und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Nachdem sie ihren großen Traum mit 11 Jahren zunächst einmal begrub und eine Karriere als Lehrerin startete, lockten sie die Geschichten nach einer Weile doch wieder.
Zuerst ersteigerte sie sich im Internet sämtliche alte Hörspielkassetten zurück (für die sie ein kleines Vermögen bezahlte), die sie als Kind so sehr geliebt und im jugendlichen Leichtsinn auf Flohmärkten verkauft hatte. Dann entschied sie außerdem, dass es endlich Zeit war, all die Geschichten, die sich in ihrem Kopf eingenistet hatten, aufzuschreiben. Seitdem schreibt sie, und schreibt und schreibt. Und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen.
Autoren/Hrsg.
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Endlich reiten! Natürlich machte Tami in der Nacht vor Vorfreude kein Auge zu – trotz zwei Tassen Lavendeltees, gegen den sie scheinbar völlig immun war. Was zur Folge hatte, dass sie bereits vor Sonnenaufgang geschniegelt und gestriegelt in ihrer Reiterkluft durch das Haus tigerte und alle paar Minuten ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaute, als würde dadurch die Zeit schneller vergehen. Sie hatte sogar das Geschirr aus der Spülmaschine und in die jeweiligen Küchenschränke geräumt, während Brutus auf der Fensterbank hockte und sie neugierig beäugte. Danach verstaute sie noch schmutziges Besteck und einige Teller und Gläser vom Abendessen im Geschirrspüler. Normalerweise führte sie solche Aufgaben nur unter Protest aus, doch das war ihr im Moment herzlich egal. Hauptsache, die Zeit verging nicht so langsam wie bei einem Schneckenrennen. „Du lieber Himmel! Was geisterst du denn in aller Herrgottsfrühe schon hier herum? Und wieso räumst du die Küche auf? Hast du mal auf die Uhr gesehen?“, fragte ihre Mutter kopfschüttelnd, während sie eine große Papiertüte mit dampfenden Sonntagsbrötchen in einen Brotkorb kippte. „Ja, ständig! Genau genommen jede Minute. Ich konnte überhaupt nicht schlafen. Und irgendwas musste ich ja schließlich machen, um nicht die Wände hochzugehen.“ „Aufgeregt?“ „Total. Das ist noch völlig untertrieben“, gab Tami zu und öffnete den Kühlschrank, um Käse und Wurst herauszuholen. „Freu dich lieber und genieß es. Immerhin hast du dir lange genug gewünscht, endlich reiten zu lernen“, meinte Frau Claasen und deckte den Esstisch. Tami zuckte die Schultern. „Ich freue mich ja auch. Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben so sehr auf etwas gefreut. Aber irgendwie …“ Frau Claasen sah ihre Tochter erstaunt an. „Hast du etwa Zweifel?“ Tami strich sich fahrig eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, hinters Ohr. „Ein bisschen schon.“ Ihre Mutter musterte ihre Tochter mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Du willst doch jetzt nicht etwa kneifen?“ Tami hob abwehrend die Hände. „Nein! Natürlich nicht!“ Frau Claasens Gesichtszüge entspannten sich wieder und um ihre Mundwinkel spielte ein leichtes Lächeln. „Dann ist ja gut. Ich dachte schon …“ „Nein, ich würde sogar mit vierzig Grad Fieber zu der Reitstunde gehen.“ Tami ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. „Aber was mache ich denn, wenn ich mich fürchterlich blamiere? Stell dir vor, ich falle wie ein nasser Mehlsack einfach vom Pferd.“ Tami schluckte. „Mein Magen grummelt schon die ganze Zeit wie vor einer Mathearbeit.“ Aber ihre Mutter sah sie milde an. „Aber da grummelt er ja auch immer ohne Grund. Mach dir mal keine Sorgen“, sagte sie, legte ihrer Tochter ein frisches Brötchen auf den Teller und reichte ihr die selbst gemachte Erdbeermarmelade zu. „Jetzt frühstückst du erst einmal ausgiebig. Danach sieht die Welt schon ganz anders aus und dein Magengrummeln wird sich auch in Luft auflösen. Möchtest du einen heißen Kakao?“ Die ersten Bissen zwang Tami herunter, doch als sie spürte, wie sich ihr Magen langsam beruhigte und sich sogar ein Teil der Ameisen verflüchtigte, langte sie kräftig zu. Nach dem zweiten Brötchen lehnte sie sich vollgefuttert gegen die Stuhllehne und strich zufrieden über ihren Bauch. „Das war lecker.“ „Geht es dir besser?“ „Ja, schon viel besser. Und Magengrummeln habe ich auch nicht mehr.“ Schon eine Stunde vor dem ausgemachten Termin traf Tami im Stall von Marits Eltern ein. Sie hatte Fritzchen, Omas Hund, mitgenommen. Der kleine Terrier liebte Ausflüge jeglicher Art und fühlte sich bei Pferden besonders wohl. Die Ställe waren in einem Nebengebäude untergebracht, das sich rechts neben dem Wohnhaus der Familie Kellinghaus befand. Hinter den Stallungen lagen zwei Weiden und daneben die vierzig Meter lange und zwanzig Meter breite Reithalle sowie ein Außenreitplatz, auf dem bunte Hindernisse aufgebaut waren. Tamis Magen hatte sich zwar nicht mehr gemeldet, aber dafür hatte sie nun vor Aufregung Herzklopfen. Sie stellte gerade den Kasten mit ihrem Putzzeug auf einen Strohballen, als hinter ihr eine bekannte Stimme erklang. „Meine Güte, da bist du ja schon! Und Fritzchen auch. Geht deine Uhr etwa vor?“, fragte Marit, die ebenfalls Reitkleidung trug, lachend. „Ist ja gut, du verrückter Hund. Ja, du bist ein ganz Lieber.“ Tami drehte sich zu ihrer Freundin um, die freudig von Fritzchen begrüßt wurde, und schüttelte verlegen den Kopf. „Ich habe es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten“, gab sie zu und schnappte sich einen Besen, um die Stallgasse zu fegen. „Und da hast du dir gedacht, dass du dich ein bisschen nützlich machen kannst, bevor es offiziell losgeht? Eine sehr gute Entscheidung!“ Marit grinste breit. „Genau. Aber ehrlich gesagt, habe ich auch ein bisschen Muffensausen.“ „Ach was! Es ist natürlich eine Premiere für dich und deswegen ist etwas Nervosität völlig normal. Ich habe jedenfalls noch nie jemanden gesehen, der vor der ersten Reitstunde nicht ein bisschen aufgeregt gewesen wäre. Bleib einfach locker und mach alles so gut, wie du kannst. So, und jetzt putzen wir erst einmal Dimpi. Auf ihm wirst du heute reiten.“ Nachdem die Mädchen den braunen Westfalen ausgiebig gestriegelt und gebürstet hatten, glänzte sein braunes Fell derart, dass man das Gefühl hatte, sich darin spiegeln zu können. Derweil hatte es Fritzchen vorgezogen, ein kleines Nickerchen auf einem Strohballen einzulegen. Dimplex war das ideale Anfängerpferd. Ein gutmütiger fünfzehnjähriger Wallach, der früher ein Polizeipferd gewesen war und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Noch nicht einmal durch unerfahrene Anfänger, die im Trab wie Flummis auf seinem Rücken auf- und abhoppelten und sich dabei in seiner Mähne festkrallten. „Dann auf in die Sattelkammer. Weißt du noch, wie man ein Pferd sattelt?“, erkundigte sich Marit und legte das Putzzeug sorgfältig zurück in den Kasten. „Natürlich! Was für eine Frage.“ Tami verdrehte die Augen. Sie hatte schließlich schon unzählige Male dabei geholfen, Marits Pony Peppino zu satteln und zu trensen. Nachdem Tami Dimplex in der Stallgasse festgebunden hatte, folgte sie Marit in die Kammer, um seinen Sattel zu holen, der mit übergeschlagenem Gurt und hochgeschobenen Bügeln auf einem mit Dimplex’ Namen beschrifteten Sattelbock lag. Gleich daneben hing die Trense des Wallachs, die Marit sich nun über die Schulter hängte. Das Gebissstück wusch sie unter klarem Wasser ab. „Hätte ja sein können, dass du wegen all der Aufregung einen Blackout hast oder so. Wie eine Schauspielerin eben, die ihren Text auf der Bühne vergisst.“ „Bestimmt nicht. Du könntest mich sogar mitten in der Nacht aufwecken, und ich wüsste immer noch ganz genau, wie man ein Pferd vorschriftsmäßig sattelt und trenst. Das vergesse ich auch trotz größter Aufregung nicht.“ Als Nächstes legte Tami Dimplex den Sattel mit der passenden Decke auf, dann griff sie unter dem Bauch des Pferdes hindurch, um den Sattelgurt anzunehmen, den Marit ihr von der anderen Seite reichte. Tami schloss den Gurt unter großer Kraftanstrengung. „Sag mal, ist Dimpi zurzeit irgendwie besonders gut im Futter? Oder wieso ist der Sattelgurt so kurz?“, erkundigte sie sich, während sie dem Pony die Trense überstreifte. „Ach, das macht er immer. Zuerst füllt er seinen Bauch bis zum Anschlag mit Luft, sodass man kaum den Gurt ins erste Loch kriegt. Und wenn du dann aufsteigen willst, lässt er die ganze Luft plötzlich wieder raus und du landest mit Schwung auf der anderen Seite. Das ist seine übliche Masche vor einer Reitstunde. Ein Spaß, den er sich vor allem gern mit Leuten erlaubt, die nicht vorgewarnt sind. Er ist eben ein kleiner Schelm.“ Marit klopfte liebevoll gegen den Bauch des Wallachs. „Gut zu wissen. Und ich dachte schon, der Dicke müsste dringend mal auf Diät gesetzt werden.“ „Nee, das nicht. Beim nächsten Mal müssen wir einfach darauf achten, dass er beim Satteln den Kopf hochnimmt. Dann geht es leichter“, antwortete Marit. „Wieso das denn?“ „Das verhindert, dass er sich so aufblasen kann. Jetzt musst du noch die Sattellage überprüfen, bevor wir losgehen“, erinnerte Marit Tami vorsorglich. „Stimmt.“ Tami kontrollierte, ob zwischen dem Sattel- und Schulterblatt des Pferdes genügend Platz war, indem sie drei Finger dazwischenlegte. „Passt“, stellte sie zufrieden fest. „Prima. Bereit für deine erste Reitstunde?“ „Bereit!“ Tami atmete noch einmal tief durch, dann umfasste sie die Zügel dicht unter dem Pferdekinn und führte Dimplex zur Reithalle. Marit folgte ihr mit Fritzchen an der Leine. Am Eingang zur Reithalle blieb Tami vorschriftsmäßig stehen und lugte ins Innere. Marits Mutter lehnte an der Bande und machte sich Notizen in einem dicken Kalender. Ansonsten war die Reitbahn leer. „Guten Morgen, Frau Kellinghaus. Tür frei, bitte.“ Marits Mutter sah von ihrem Kalender auf. „Moin, Tami. Da bist du ja. Pünktlich wie die Maurer. Tür ist frei.“ „Danke.“ Tami führte Dimplex in die Mitte der Halle und Marit hockte sich zusammen mit Fritzchen auf einen Zuschauerplatz auf der Tribüne. „Dann wollen wir mal anfangen. Zuerst wird nachgegurtet, damit beim Aufsitzen nichts verrutscht“, erklärte Frau Kellinghaus, streifte die Zügel über ihren linken Arm, damit Dimplex nicht weglaufen konnte, und klappte das Sattelblatt hoch. „Ich zeige es dir.“ Sie zog den Sattelgurt...