Janisch / Lang / Watzek | Tourismusregion Neusiedler See | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 166 Seiten

Janisch / Lang / Watzek Tourismusregion Neusiedler See

Risiken und Chancen einer europäischen Destination
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7017-4739-9
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Risiken und Chancen einer europäischen Destination

E-Book, Deutsch, 166 Seiten

ISBN: 978-3-7017-4739-9
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Region Neusiedler See hat viel zu bieten. Dennoch hat der Tourismus an Dynamik eingebüßt. Expert*innen und Praktiker*innen zeigen Defizite und neue Ansätze auf. Die grenzüberschreitende Region Neusiedler See hat viel zu bieten: eine außergewöhnliche Natur- und Kulturlandschaft, bedeutende Schutzgebiete wie den Nationalpark und die Anerkennung als Weltkulturerbe. Durch Natur-, Kultur-, Rad- und Weintourismus gibt es ein breit gefächertes Angebot. Doch trotz dieser Diversifizierung hat der Tourismus an Dynamik eingebüßt. Wie kann die Branche darauf reagieren? Wie kann sich das Marketing der Betriebe im europäischen Kontext neu ausrichten? Muss die Region lernen, grenzüberschreitend zu denken? Vor allem aber: Welche Risiken - und auch Chancen - bringt die Klimaerwärmung mit sich? Expert*innen und Praktiker*innen aus der Region analysieren bisherige Entwicklungen und zeigen Handlungslinien für die Zukunft auf.

Christian Janisch (Hg.) geboren 1963, seit fast 20 Jahren bei Esterhazy mit regionaler Entwicklung beschäftigt. Schwerpunkt ist der Neusiedler See mit seinem Umland. Alois Lang (Hg.) war im Tourismusmarketing und in der Regionalentwicklung tätig, ab 1993 verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Öko-Tourismus im Nationalpark Neusiedler See, 2005 bis 2008 Koordination der Initiative Grünes Band Europa. Bibi Watzek (Hg.) geboren 1963 in Kärnten, studierte Publizistik und Theaterwissenschaft. Sie ist u. a. für die 'Initiative Welterbe' und den Verein 'Pro Region Neusiedler See' aktiv.
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Landtourismus mit pannonischer Prägung


Ein Beitrag von Mario Baier, Tourismusmanager

Drei touristische Potenziale sollten unbedingt weiter gestärkt werden, weil sie mit der Region selbst zu tun haben: pannonischer Lifestyle, Naturtourismus und Landtourismus, der seit Corona einen Boost erlebt. Was braucht es dafür?

Ein Blick auf die Landesstatistik zum Tourismus im Burgenland macht es deutlich: Der Tourismus am Neusiedler See hat sich zumindest quantitativ in den vergangenen beiden Jahrzehnten nur unwesentlich verändert. Fielen Anfang der 2000er-Jahre noch mehr als 60 Prozent der Übernachtungen im Burgenland auf die Region Neusiedler See, sind es heute mit rund 1,6 Millionen Gästeübernachtungen nur noch knapp über 50 Prozent.

Das allein hat jedoch keine besondere Aussagekraft, denn die Investitionen der öffentlichen und privaten Hand waren in dieser Zeit vor allem im Beherbergungs-, Thermen- und Kursektor im Süden des Landes ungleich höher als im Norden. Zudem sind diese Angebotsbereiche ganzjährig verfügbar und im Bereich der Kur von einer überdurchschnittlich langen Aufenthaltsdauer geprägt.

Fakt ist, die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland in der Region Neusiedler See war schon vor etwa 20 Jahren ähnlich hoch wie heute. Und das zu einer Zeit, in welcher der 10- bis 14-tägige Urlaubsaufenthalt unserer deutschen Nachbarn in Österreich bereits schon länger kein Thema mehr war. Nun – was ist passiert in dieser Zeit? Was hat sich verändert, verbessert, was wurde zu wenig beachtet? Hätte man doch stärker wachsen können? Wo liegen die Chancen für die Zukunft?

Keine Berge, keine Städte, aber pannonischer Lifestyle


Rund 97 Prozent der Touristen besuchen Österreich wegen des alpinen Charakters unseres Landes und der Kulturstätten. Hier kann der Neusiedler See nicht mitreden. Daher hatte sich die Region schon früh etwas anderes einfallen lassen, um sich Gehör zu verschaffen: die Behauptung, man sei die Sonnenseite Österreichs. Diese Positionierung hat perfekt funktioniert. Bis heute kann insbesondere der Neusiedler See mit dieser von Gott gewollten Stärke österreichweit und teils auch international bestens punkten. Ins Burgenland kommt man, um Sonne zu tanken! Schon viel früher im Jahr als sonst irgendwo kann man am Neusiedler See die Natur erleben und genießen, Rad fahren, Wassersport betreiben oder Golf spielen und – was viele Gäste gern machen – sich einfach im Freien bewegen und gemütlich auf der Terrasse beim Gastwirt sitzen. Eine Positionierungsstrategie, die also voll aufgegangen ist und bis heute ein Alleinstellungsmerkmal besitzt.

Die zweite Komponente der Positionierung, die bis heute sehr gut funktioniert, ist, sich kulturell anders zu präsentieren: als „pannonische Region“. Auch diese Image- und Kulturfacette hat hohe Anziehungskraft. Sie ist in den Köpfen der Gäste hängen geblieben, belegt die sogenannte Exotik des Nordburgenlands im Vergleich zu anderen österreichischen Regionen und ist wiederum ein Alleinstellungsmerkmal.

Allerdings hätte man sich als „pannonische Region“ im Wettbewerb noch wesentlich stärker differenzieren können, hätte man rechtzeitig beispielsweise auf den Erhalt der pannonischen Baukultur und auf regionaltypische Architektur gesetzt. Etwa durch Investitionen in kleine, aber feine Unterkünfte im landestypischen Stil. Hier wurde einiges an Potenzial liegen gelassen.

Den Beweis dafür erbringt die touristische Anbietergruppe „Pannonisch Wohnen“ des Burgenland Tourismus, die stets eine hohe Anziehungskraft und Nachfrage bei jeder Art von Gästen ausgelöst hat. Authentische, landestypische Unterkünfte mit viel Charme und Stil, lokale Gastgeber, die sich persönlich um die Gäste kümmern und die Geschichte und Kultur ihrer Region widerspiegeln, sowie vernünftige Qualität und Preise sind das Erfolgsrezept. Darauf baut letztlich auch der alpenländische Tourismus auf.

Schon seit vielen Jahren boomt der Landtourismus in vielen europäischen ländlich strukturierten Regionen und trägt dazu bei, den ländlichen Raum vor Abwanderung und dem Sterben der Infrastruktur zu bewahren. Mit dieser Perspektive könnte heute ein stärker ausgebauter „pannonischer Landtourismus“ wesentlich mehr Gäste bewegen, sich in der Region Neusiedler See einige wirklich schöne Tage zu machen. Und das nicht nur im Juli und August.

Offensichtlich ist den Burgenländern nie so ganz bewusst gewesen, welche Stärke in ihrer eigenen Identität liegt Denn die Entwicklung im kleinstrukturierten Beherbergungssegment ging oft in eine ganz andere Richtung. In den 1970er- und 1980er-Jahren konnte man rund um den See mit billigem Massentourismus und einfachen Unterkünften gutes Geld verdienen. Aus einfachen Zimmern wurde herausgeholt, was ging, und, im Gegensatz zu den alpinen Regionen, der Ertrag nicht in die Qualitätssteigerung dieser Unterkünfte investiert, sondern in die Steigerung des eigenen Lebensstandards. Vielleicht war man aber auch einfach zu wenig stolz auf die eigenen Wurzeln und die eigene Identität und hat sich nach vielen Jahren der Entbehrungen endlich frei gefühlt, ebenfalls am wirtschaftlichen Fortschritt Österreichs teilhaben zu können.

Jedenfalls bietet dieses Thema auch heute noch ein ausbaufähiges touristisches Angebot, wenn nicht sogar eine noch stärkere Positionierungsmöglichkeit. Die Politik könnte die (Re-)Qualifizierung und Umsetzung innovativer pannonischer Hotel- und Beherbergungsprojekteauf dem Land fördern und noch sehr viel bewegen. Damit wäre man touristisch am Puls der Zeit und könnte bei der Nachfrage von Gästen aus dem In- und Ausland punkten. Diese Chance ist noch keineswegs vertan.

Ein Ort wie Mörbisch könnte der Inbegriff eines charmanten pannonischen Dorfes sein – mit landestypischen Unterkünften, einer belebten Seepromenade, netten Restaurants, gemütlichen Buschenschenken, Läden und Boutiquen, Handwerk und Brauchtum, kleinen Events usw. Ein solcher Ort könnte sommers wie winters die vielen Besucher der großen Kulturfestivals zum Bleiben bewegen. Angesichts der Tatsache, dass in den Sommermonaten zwischen Seefestspielen, Römersteinbruch und Family Park rund eine Million Tagesgäste unterwegs ist, ist es fast unglaublich, wie wenig sich die touristische Infrastruktur in puncto Beherbergung, Gastronomie, Dienstleistungen bis hin zur Schifffahrt in dieser Ecke des Neusiedler Sees in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt hat. Könnten nur einige Prozent dieser Tagesgäste mit kreativen Angeboten zum Übernachten verleitet werden – die Wertschöpfung des tatsächlich sehr erfolgreichen Tages-Eventtourismus am Neusiedler See wäre für alle Bereiche der burgenländischen Wirtschaft ungleich höher und breiter.

Naturtourismus: Ein Nationalpark wie kein anderer


Sicherlich hat man gut daran getan, das unmittelbare Gebiet rund um den Neusiedler See schon früh als UNESCO-Welterbe zu deklarieren und 1993 den Nationalpark zu gründen. Beides waren vorausschauende und verantwortungsvolle Maßnahmen, auf die die burgenländische Politik noch heute stolz sein darf. Dadurch ist bis heute ein einzigartiges Erlebnis im Naturtourismus möglich, während das Ufer von touristischer Verbauung und Verschandelung verschont geblieben ist. Das bedeutet aber nicht, dass man an der einen oder anderen Stelle nicht mehr unternehmerische Kraft und Kreativität investieren könnte. Damit ist aber kein Massen-Naturtourismus gemeint. Das Nationalparkzentrum Neusiedler See – Seewinkel zeigt mit seinen Führungen vor, wie unterschiedliche Zielgruppen erreicht werden können. Aber auch der St. Martins Therme & Lodge ist es gelungen, mit dem höchst erfolgreichen Angebot der Seewinkel-Safari ein immer breiteres Publikum anzusprechen – und dieses Publikum für die Region zu begeistern oder sogar erstmals hierherzubringen.

Die Verbindung dieser Angebote mit der regionalen Kulinarik und dem burgenländischen Wein stellt ein Top-Seller-Produkt dar, eine einmalige Experience, mit der kein anderer Nationalpark in Österreich mithalten kann. Wer auf diese Weise schon einmal pannonische Luft geschnuppert hat, bekommt leicht Lust auf mehr Urlaub am Neusiedler See. Schade, dass es bis heute nur wenige Nachahmer solch kreativer touristischer Angebote gibt. Aufgrund der Tatsache, dass die Natur 365 Tage im Jahr geöffnet hat, ist hier noch viel Potenzial vorhanden, um mehr aus dieser Ressource zu machen; z. B. auch ein guter Nächtigungstourismus mit hoher Wertschöpfung. Wer sich schon einmal auf eine Naturtourismus-Fachmesse begeben hat, weiß, welch internationales hochwertiges und kaufkräftiges Publikum sich hinter dieser Zielgruppe verbirgt. Zweifellos stellen das Naturgebiet und der ländliche Raum rund um den Neusiedler See – auch bei niedrigem Wasserstand – die großen touristischen Ressourcen des Landes dar. Darin liegen weit mehr...


Christian Janisch (Hg.)
geboren 1963, seit fast 20 Jahren bei Esterhazy mit regionaler Entwicklung beschäftigt. Schwerpunkt ist der Neusiedler See mit seinem Umland.

Alois Lang (Hg.)
war im Tourismusmarketing und in der Regionalentwicklung tätig, ab 1993 verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Öko-Tourismus im Nationalpark Neusiedler See, 2005 bis 2008 Koordination der Initiative Grünes Band Europa.

Bibi Watzek (Hg.)
geboren 1963 in Kärnten, studierte Publizistik und Theaterwissenschaft. Sie ist u. a. für die "Initiative Welterbe" und den Verein "Pro Region Neusiedler See" aktiv.



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