Janich Handwerk und Mundwerk
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-406-67491-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Über das Herstellen von Wissen
E-Book, Deutsch, 373 Seiten
ISBN: 978-3-406-67491-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Peter Janich ist emeritierter Professor für theoretische Philosophie an der Philipps-Universität Marburg. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Inhalt;5
5;Einführung;15
5.1;1 Banausen und Philosophen;15
5.2;2 Ziele und Wege (Programm und Inhalt dieses Buches);18
6;I. Geometrie, die Leitdisziplin abendländischer Welterkenntnis;23
6.1;1 Euklid – geometrisches Handwerk oder Mundwerk?;23
6.1.1;Die platonischen Körper;24
6.2;2 Geometriebegründung durch Arbeit oder Diebstahl?;26
6.2.1;Postulate: wer fordert was, und von wem?;27
6.2.2;Die parallelen Bahnschienen;28
6.2.3;Das Falten eines Briefes;29
6.2.4;Schlecht gemacht oder falsch gedacht?;30
6.2.5;Die Erfahrung meldet sich;31
6.3;3 Heimliche Spuren des Handwerks in der Geometrie Euklids;32
6.3.1;Was sollen Defi nitionen (bei Euklid)?;33
6.3.2;Die Herkunft der geometrischen Wörter;34
6.3.3;Also doch handwerklich;34
6.4;4 Immanuel Kant adelt die Geometrie Euklids – nicht zu ihrem Vorteil;36
6.4.1;Es kann nicht anders sein;37
6.4.2;Geometrie als Erfahrung;38
6.4.3;Die Not der Empiristen;39
6.4.4;Konvention statt Erfahrung?;41
7;II. Geometrie als Handwerk. Ein Besuch bei Robinson;42
7.1;Suche nach einem Anfang;43
7.2;1 Geometrische Grundformen der Robinson-Welt;44
7.2.1;Die Ebene als einfachste Form;44
7.2.2;Gerade Kanten;45
7.2.3;Rechte Winkel;45
7.2.4;Die Weisheit des Konditors: die Parallelen;46
7.3;2 Robinsons Ideale;46
7.3.1;Die «ideale» in einer «realen» Welt;47
7.3.2;Die Vernunft des Planens;48
7.3.3;Das mundwerkliche Idealisieren;48
7.3.4;Alles schön homogen;49
7.4;3 Robinsons Überwindung der Maßlosigkeit;50
7.4.1;Messen statt Formen;51
7.5;4 Robinsons Objektivität;52
7.5.1;«Freitag» hat eigene Wünsche;52
7.5.2;Unabhängig von Personen und Objekten;53
7.5.3;Ansprüche;54
8;III. Kleine Philosophie des Handwerks;56
8.1;Zugänge;56
8.1.1;Ein Handwerk der Natur?;56
8.1.2;Drei Aspekte des Handwerks;57
8.2;1 Handeln und Handwerk verantworten. Eine Vorbedingung;58
8.2.1;Drei Handlungstypen;59
8.3;2 Was ist Handeln?;59
8.3.1;Zweideutiges Verhalten;59
8.3.2;Wie also Handeln bestimmen?;60
8.3.3;Robinson und Mogli;61
8.3.4;Handeln erlernen in der Gemeinschaft;61
8.4;3 Werken und Handwerken;62
8.4.1;Handlung und Widerfahrnis;62
8.4.2;Handeln wozu? Zwecke;63
8.4.3;Gelingen und Erfolg;63
8.4.4;Handwerkerziele;64
8.4.5;Vernünftige Reihenfolge;65
8.4.6;Ergebnis und Folge;66
8.5;4 Handwerken, ein beiläufiger Aspekt (keine falschen Ontologien!);66
8.5.1;Die Zweckmäßigkeit der Ordnung;67
8.5.2;Die Erfahrung der Macher;67
8.5.3;Technik, Handwerk oder Naturwissenschaft?;68
8.5.4;Wer handelt da?;68
8.6;5 Handwerk und Kultur;70
8.6.1;Handwerk und Technik als Kulturträger;71
8.6.2;Rad und Draht;71
8.6.3;Fortschritt, konstruktiv oder empirisch;73
8.6.4;Elektrisch und magnetisch;74
8.6.5;Fortschritt wegen Technikförmigkeit der Kultur;75
9;IV. Handwerk und Physik;77
9.1;Zugänge;77
9.1.1;Populäre Physik?;78
9.1.2;Physik als Objekt der Physik?;79
9.1.3;Hausmacherphilosophie als Mundwerk;80
9.1.4;Erfolgsbericht und Zukunftsversprechung;81
9.2;1 Fehlgänge der Wissenschaftstheorie;82
9.2.1;Handwerk als Prinzip der Physik;83
9.2.2;Mundwerk im «Verein Ernst Mach»;85
9.2.3;Wissenschaftstheorie als Wissenschaftsglaube;85
9.2.4;Wissenschaftstheorie ohne Weihrauch;86
9.2.5;Paradigmenwechsel als Mundwerk;87
9.2.6;Neuentdeckung aus Unkenntnis;88
9.2.7;Wer immer nur zustimmt …;89
9.2.8;Kritik als Aufgabe der Wissenschaftstheorie;89
9.3;2 Uhrmacher;90
9.3.1;Wozu Uhren?;91
9.3.2;Wasseruhren;91
9.3.3;Uhrmacher-Regel Gerechtigkeit;93
9.3.4;Die Uhren der Priester;93
9.3.5;Der Himmel als Eichmaß für Uhren;94
9.3.6;Die Krise der «natürlichen» Zeitmessung;95
9.3.7;Zeitmessung für die Naturwissenschaften;95
9.3.8;Das «richtige» Maß der Zeit;96
9.3.9;Was heißt hier «objektives Zeitmaß»?;97
9.3.10;Zeitmaß, Form oder Größe?;98
9.3.11;Die geeignete Bewegungsform;99
9.3.12;Die Ideale der Uhrmacher;100
9.3.13;Geometrische Bewegungsvergleiche;100
9.3.14;Freie Bewegungen;101
9.3.15;Zum Beispiel Stoppuhren;102
9.3.16;Ein Vergleich mit der Geometrie;103
9.3.17;Handwerk und Beständigkeit;103
9.3.18;Der Puls des Dalai Lama;104
9.3.19;Der methodische Weg des Handwerks;105
9.4;3 Waagen- und Wagenbauer;106
9.4.1;Anfänge der Mechanik;107
9.4.2;Das Trägheitsprinzip;107
9.4.3;Gewicht und Schwung;108
9.4.4;Hebel und Waagen;108
9.4.5;Die Funktion der Waage;109
9.4.6;Waage und Gerechtigkeit;110
9.4.7;Messung von Gewicht und Schwung;111
9.4.8;Galilei und seine Stoßversuche;112
9.4.9;Gleichheit von Schwere und Trägheit;112
9.5;4 Klassische Mechanik als Handwerkskunst;113
9.5.1;Newtons Prinzipien;114
9.5.2;Newton, Handwerker oder Mundwerker?;114
9.5.3;Newtons Geometrie-Verständnis;115
9.5.4;Relativ und absolut;116
9.5.5;Messen als Grundlage der Mechanik;116
9.5.6;Die Bewegungsgesetze;117
9.5.7;Wo ist das Handwerk geblieben?;117
9.5.8;Newtons mundwerklicher Rettungsversuch;118
9.5.9;Die neue Reparatur: Newton, von allem Makel befreit?;119
9.5.10;Ausrede Holismus;119
9.5.11;Rettung Newtons mit Newton?;120
9.5.12;Newton genauer lesen!;120
9.5.13;Mit Einstein (gegen Einstein) Newton folgen;121
9.5.14;Fehlerkonsequenzen;122
9.5.15;Zurück zur Mechanik als Handwerk;122
9.5.16;Die Symmetrie der Zuggeschirre;123
9.5.17;Hanwerk ohne Erdbezug;123
9.5.18;Die Herstellung der Gleichheit;124
9.5.19;Methodische (Um-)Ordnung;124
9.5.20;Das Handwerk der Dichtemessung;125
9.5.21;Suche nach dem geeigneten Bezugssystem;126
9.5.22;Militärische Wirkung durch Symmetrie bestimmt;126
9.5.23;Im Karussell;127
9.5.24;Symmetrie auch bezüglich der Drehbewegungen;128
9.6;5 Physik, handwerkliches Experiment oder mundwerkliche Weltbildkonstruktion?;130
9.6.1;Grundbegriffe der Physik eindeutig?;131
9.6.2;Andere Kräfte;132
9.6.3;Uminterpretationen gegen das handwerkliche Fundament;132
9.6.4;Mundwerk als Weltbildkonstruktion;133
9.6.5;Ein Streit der Fakultäten?;134
10;V. Kleine Philosophie des Mundwerks;136
10.1;Zugänge: Das Prinzip der methodischen Ordnung in den Wissenschaften;136
10.1.1;Das Spiel des Umordnens;137
10.1.2;Reihenfolgen und Geltung;138
10.1.3;Schöner denken in den Wissenschaften?;139
10.1.4;Axiome auswählen;140
10.2;1 Sprachgebräuche rekonstruieren;141
10.2.1;Wozu reden wir?;141
10.2.2;Sprache als Kulturschutt;142
10.2.3;Rekonstruktionen;142
10.2.4;Wo und womit anfangen?;143
10.2.5;Verfügbare Beispiele;144
10.2.6;Sprechen ist Handeln;145
10.2.7;Wie Baron Münchhausen?;146
10.2.8;Anfang der Bescheidenheit;146
10.2.9;Der Teil und das Ganze;147
10.2.10;Qualifiziertes Auffordern;148
10.3;2 Logisch-methodische Bausteine des Mundwerks;149
10.3.1;Logische Wortsorten;149
10.3.2;Regeln;150
10.3.3;Was Wörter können;151
10.3.4;Logische Satzverbindungen;152
10.3.5;Logik und Handwerk;153
10.3.6;Weitere Begriffsbildungsverfahren;153
10.3.7;Wörter und ihre Gegenstände;155
10.4;3 Das Mundwerk des Handwerks beherrschen: Realitätsbezug und andere Geltungskriterien;156
10.4.1;Leitwissenschaften und ihre Wirklichkeiten;156
10.4.2;Physik als Vorbild für Realwissenschaft?;157
10.4.3;Physik-Philosophie als ungedecktes Mundwerk;158
10.4.4;Gegenstände der Physik;158
10.4.5;Die Methode der Physik;158
10.4.6;Die Geltung der physikalischen Theorien;159
10.4.7;Wieder einmal: Handwerk vergessen!;159
10.4.8;Philosophieren heißt Mundwerk des Handwerks beherrschen;160
10.4.9;Erkenntnistheorie als methodisches Mundwerk;161
10.4.10;Tatsachen als Wahrmacher?;161
10.4.11;Methodische Ordnung in der Erkenntnistheorie;161
10.4.12;Wahrheit und Wirklichkeit;162
10.4.13;Was bleibt? Die Herstellung der Tatsachen;163
10.4.14;Zwei Fragen;164
10.4.15;Wieso ist Naturwissenschaft technisch erfolgreich?;164
10.4.16;Know-how als Wissen, Störungen beseitigen oder vermeiden zu können;165
10.4.17;Wieso passt die Mathematik auf die Natur?;165
10.4.18;Objektivität;166
10.5;4 Wie viel Mundwerk von den Zielen des Handwerks abhängt;167
10.5.1;Gleichberechtigung aller Raumstellen;167
10.5.2;Gleichberechtigung aller Raum-Richtungen;168
10.5.3;Gleichberechtigung der Drehsinne;168
10.5.4;Das Links-rechts-Problem;169
10.5.5;Rechte und linke Hand;170
10.5.6;Wichtige Fälle;170
10.5.7;Wendeltreppen und Wasserhähne;171
10.5.8;Feste Formen;172
10.5.9;Der Mensch als Maß der (linken und rechten) Dinge;173
10.5.10;Dreidimensionalität der Körperwelt;174
10.5.11;Handwerkliche Fachsprache;175
10.5.12;Wozu drei Dimensionen?;175
10.5.13;Das Handwerk des Teilens;176
10.5.14;Was ist eine «Dimension»?;177
10.5.15;Erfolgloses Mundwerk;178
10.5.16;Lösung durch Handwerk;178
10.5.17;Teilen oder Zusammensetzen?;179
10.6;5 A priori notwendig: Warum kann es nicht anders sein?;180
10.6.1;Alltagsbeispiele für apriorisches Wissen;181
10.6.2;Das Alibiprinzip;181
10.6.3;Raum und Zeit als Organisationsformen des Alltagslebens;182
10.6.4;Der Satz vom Widerspruch;183
10.6.5;Unverträgliche Aufforderungen;184
10.7;6 Zuschreiben statt Beschreiben. Das Mundwerk des Verantwortens;185
10.7.1;Auffordern und Fragen;185
10.7.2;Auffordern versus Behaupten;186
10.7.3;Versprechen;187
10.7.4;Zuschreiben als Verpflichten und Verantworten;187
10.7.5;Zuschreiben und Handlungsbegriff;188
10.7.6;Beschreiben versus Zuschreiben;189
10.7.7;Inflationäre Zuschreibungen durch die Naturwissenschaften;192
11;VI. Wozu Chemie?;195
11.1;Zugänge: Wie alt ist die Chemie?;195
11.1.1;Vier Bedeutungen von «Chemie»;196
11.2;1 Chemische Sprüche klopfen;197
11.2.1;Natürlich oder chemisch?;197
11.2.2;Nur Laienmissverständisse?;198
11.2.3;Chemologie?;199
11.2.4;Alchimie und Aberglaube;200
11.2.5;Chemiegeschichte, Geschehen oder Geschichtsschreibung?;200
11.2.6;Chemie im Rückspiegel?;201
11.2.7;«Wer nur Chemie versteht …»;202
11.3;2 Chemie als Handwerk;202
11.3.1;Nur Porzellan statt Gold?;202
11.3.2;Reinheit, der Stoffe wie der Handwerker;203
11.3.3;Physik für Chemiker;204
11.3.4;Chemie für Physiker;204
11.3.5;Die Anfänge der Kultur;205
11.3.6;Chemie als Kulturleistung;206
11.3.7;Und die Wissenschaftstheorie der Chemie?;207
11.4;3 Chemie als Mundwerk;208
11.4.1;Wenn Chemiker über ihr eigenes Reden reden;208
11.4.2;Lehrbücher;209
11.4.3;Wie sich der Naturalismus verrät;210
11.4.4;Was ist ein Stoff?;211
11.4.5;Die Unterscheidung der Stoffe;212
11.4.6;Ausblick Protochemie;212
11.4.7;Naturgesetz oder Laborregel?;213
11.4.8;Natur in Flaschen?;214
11.5;4 Chemie als Weltbild;215
11.5.1;Vergleich der naturwissenschaftlichen Fächer;216
11.5.2;Materialistische Menschenbilder;217
12;VII. Das Handwerk und die Wissenschaften vom Leben;218
12.1;Neue Leitwissenschaften?;218
12.2;Ein neues Menschenbild?;219
12.3;Lebenswissenschaften ohne Handwerk?;219
12.4;Zugänge: Natur, Naturgeschehen, Naturgeschichte;220
12.4.1;Gegensatz Natur – Kultur;221
12.4.2;Zweideutige «Geschichte»;222
12.4.3;Selbst dabei gewesen?;222
12.4.4;Kriminalistik als Vorbild für die Aufdeckung des Vergangenen;223
12.4.5;Was heißt «im Lichte der Evolution»?;224
12.4.6;«Stammbäume»?;225
12.4.7;Ein methodischer Anfang;226
12.5;1 Organismen, Organe und Werkzeuge;227
12.5.1;Organismen;227
12.5.2;Der systemtheoretische Kurzschluss;228
12.5.3;Die Lösung des Henne-Ei-Problems;229
12.5.4;Teile und Komponenten;230
12.5.5;Organismus als System?;230
12.5.6;Leib und Seele?;231
12.5.7;Organe;231
12.5.8;Morphologie;232
12.5.9;Handwerkliche Konstruktionsprinzipien für Organismen;233
12.5.10;Methodisch vor allem «Licht der Evolution»;234
12.5.11;Jenseits der Individuen und ihrer Selektion;235
12.5.12;Die Sinne des Menschen;236
12.5.13;Gegenstand und Methode der Sinnesphysiologie;236
12.5.14;Das Zentralnervensystem;237
12.5.15;Und die Sinne von Tieren?;237
12.5.16;Organleistungen ohne Gemeinschaft?;238
12.5.17;Der gesunde Normalfall;239
12.6;2 Abstammung und Vererbung;239
12.6.1;Was ist erblich?;240
12.6.2;Was muss man über Fortpflanzung wissen?;240
12.6.3;Züchtungswissen;241
12.6.4;Von selbst herausgemendelt?;242
12.6.5;Natur als Züchterin?;243
12.6.6;Genotyp und Phänotyp;244
12.6.7;Merkmale, natürlich oder künstlich?;245
12.6.8;Unser Genom und unser Wissen darüber;246
12.6.9;Erbinformationen;246
12.6.10;Vererbungswissenschaft als Handwerk;247
12.6.11;Die erhoffte Zukunft der Genforschung;247
12.6.12;Modelle in der Genetik;248
12.6.13;Kategorienprobleme;249
12.6.14;Medizinische Modelle;250
12.6.15;Modelle von etwas oder für etwas?;251
12.6.16;Anwenden;251
12.7;3 Naturgeschichte und Evolution;252
12.7.1;Evolutionsbiologie als Wissenschaft?;252
12.7.2;Wie fern ist die Naturgeschichte dem Alltagsleben?;253
12.7.3;Die Gegenwart des Vergangenen;254
12.7.4;Die Abwehr von Vorurteilen;254
12.7.5;Geschlossenheit der Evolutionsforscher?;255
12.7.6;Nochmals: Stammbäume in der Naturgeschichte?;256
12.7.7;Hellsichtiger Darwin;257
12.7.8;Züchterhandwerk als Verlaufswissen in der Naturgeschichte;258
12.7.9;Charles Darwin revisited;259
12.7.10;Was folgt aus der Evolutionsbiologie für den Menschen?;260
12.8;4 Evolution der Erkenntnis statt Erkenntnis der Evolution?;260
12.8.1;Selektive Anpassung unserer Erkenntnisorgane?;261
12.8.2;Grenzen der Anpassung?;262
12.8.3;Die Rückseite des Spiegels;263
12.8.4;Kants Nachfolger;264
12.8.5;Aktualismus statt Evolutionismus?;265
12.8.6;Funktionskreise;266
12.8.7;Wie affirmativ ist die «evolutionäre Erkenntnistheorie»?;267
12.8.8;Folgen einer falsch verstandenen Physik;268
12.8.9;Die Evolutionsbiologie der Hirnforscher;269
12.8.10;Lebendige Hirnforscher;270
12.9;5 Der Mensch und seine Tiere in Handwerk und Mundwerk;271
12.9.1;Verwandtschaften;271
12.9.2;Methodenkanon statt einer «Leiter der Natur»;272
12.9.3;Naturwissenschaften vom Menschen?;273
12.9.4;Tierphilosophie als Mode;274
12.9.5;Das Tier in der Kultur;275
12.9.6;Gleiche Rechte, gleiche Pflichten!;275
12.9.7;Die Verantwortung der Tiere;276
12.9.8;Was sind Werkzeuge?;277
12.9.9;Zweckrationalität unter Tieren;278
12.9.10;Inflation der Zuschreibungen;279
12.9.11;Metaphern;280
12.9.12;Mensch-Tier-Unterscheidung als Kulturleistung;280
12.9.13;Tiere im Experiment;281
13;VIII. Information Zwischen Mundwerk und Handwerk;283
13.1;Geometrie;283
13.2;Physik;283
13.3;Chemie;284
13.4;Lebenswissenschaften;284
13.5;Was ist der Gegenstand der Informationswissenschaften?;285
13.6;Zugänge: Der mehrdeutige Informationsbegriff;286
13.6.1;«Information» im Alltagsleben;286
13.6.2;Widersprüchliche Informationsbegriffe;287
13.6.3;Antike Erblasten;287
13.6.4;Neuzeitliche Erblasten;288
13.6.5;Information als Körper-Geist-Problem;289
13.6.6;Ist Descartes der Vater des modernen Informationsbegriffes?;289
13.6.7;«Information» im 20. Jahrhundert;290
13.6.8;Analoge Kybernetik;290
13.6.9;Was ist «Kommunikation»?;291
13.6.10;Digitale Nachrichtentechnik;291
13.7;1 Handwerk für Mundwerk: Das nachrichtentechnische Modell;292
13.7.1;Schreiben lernen;292
13.7.2;Briefliche Korrespondenz;293
13.7.3;Ab-Sender und Empfänger;294
13.7.4;Moderne Nachrichtentechnik;295
13.7.5;Mathematische Theorie der Kommunikation;295
13.7.6;Das erfolgreiche Modell;295
13.7.7;Verdächtige Wortwahl;297
13.7.8;Naturgesetze und Absichten;297
13.7.9;Eine beschränkte Sichtweise;298
13.7.10;Schlechte Hintergrundphilosophie;299
13.7.11;Das methodische Problem der Nachrichtentechnik;300
13.7.12;Der misslungene Trick der Nachrichtentechniker;300
13.7.13;Das Körper-Geist-Problem der Nachrichtentechnik;301
13.8;2 Verstehen und Wissen wie Kopieren und Rechnen?;302
13.8.1;Verschriftung von Sprache als Körper-Geist-Verbindung;303
13.8.2;Analogie von Messen und Schreiben;303
13.8.3;Verständnisprobleme als Störungen;304
13.8.4;Wer beurteilt Bedeutung und Geltung von Nachrichten?;305
13.8.5;Störungsfreies Kopieren;306
13.8.6;Typen von Störungen;307
13.8.7;Verstehen verstehen: die Bedeutungsmaschine;308
13.8.8;Rechnen an der Geltungsmaschine;308
13.8.9;Zwei Arten von Störungen der Geltungsmaschine;309
13.8.10;Keine Kausalerklärung des Verstehens und Geltens;310
13.8.11;Das Körper-Geist-Problem liegt auf der Metastufe;310
13.8.12;Handwerk statt Mundwerk löst das Körper-Geist-Problem;311
13.8.13;Nachrichtentechnik und Datenverarbeitung;312
13.8.14;Die Rolle des Menschen;312
13.8.15;Missverständliche Alltagssprache;313
13.8.16;Leistungsgleichheit als Kriterium für Informationsverarbeitung;314
13.8.17;Das Atom der Nachrichtentechnik;314
13.9;3 Das Mundwerk als Handwerk: Der Informationsbegriff;316
13.9.1;Handwerk, transsubjektiv und universell?;316
13.9.2;Der Anspruch der Fahrplanauskünfte;317
13.9.3;Welche Botschaft?;317
13.9.4;Vom Sachverhalt zur Information;318
13.10;4 Hirnforschung und das Leib-Seele-Problem;319
13.10.1;Sprachkulturen;319
13.10.2;Körper und Leib;320
13.10.3;Geist und Seele;320
13.10.4;Hilfe von der Psychologie?;321
13.10.5;Kognitiv und emotiv;321
13.10.6;Ein gespanntes Verhältnis;322
13.10.7;Selbstbeschreibung;323
13.10.8;In der ersten Person;323
13.10.9;Personalpronomina lernen;324
13.10.10;Familienhilfe;324
13.10.11;Selber machen können;325
13.10.12;Wo bleibt die 2. Person?;326
13.10.13;Der Kategorienfehler der Hirnforschung;326
13.10.14;Ein Beispiel des Leib-Seele-Problems;326
13.10.15;Handlungsurheberschaft;327
13.10.16;Handwerk vergessen;328
13.10.17;Selbstbewusstsein als Anspruch;328
13.11;5 Verantwortung: Über Informationen, Heilen und Töten;329
13.11.1;Heilen als Handwerk und Widerfahrnis;329
13.11.2;Töten;330
13.11.3;Wem ist die Informationstechnik zuzuschreiben?;331
13.11.4;Komplexes Internet und Verantwortung;332
13.11.5;Verantwortung für die Gegenstände des Handwerks;332
13.11.6;Komplexität im Internet und der Einzelakteur;333
13.11.7;Zurückweisung von Verantwortung verfehlt;334
14;IX. Nachdenken über ein Handwerksmodell für die Kultur. Ein Fazit;335
14.1;Die Rollen des Handwerks;335
14.2;Wissenschaften von Menschen für Menschen?;336
14.3;1 Gegenstandskonstitutionen;337
14.3.1;Die Gegenstände der fünf Fächer;337
14.3.2;Wissen – hergestellt oder festgestellt?;337
14.3.3;Der «main stream» unter Wissenschaftlern und Philosophen;338
14.3.4;Wissen demokratisch?;339
14.3.5;Der Handwerker und das Allgemeine;339
14.4;2 Das Banausen-Verdikt, eine Verurteilung der Zweckrationalität?;340
14.4.1;Platon;340
14.4.2;Kant;341
14.4.3;Habermas;341
14.4.4;Heiligt der Zweck die Mittel?;341
14.4.5;Das «Handwerk» der Rechtfertigung von Zwecken;342
14.5;3 Das Verhältnis des Handwerks zum Mundwerk. Das Prinzip der methodischen Ordnung;343
14.5.1;Das Handwerk und die zwischenmenschlichen Beziehungen;343
14.5.2;Die Ordnung der Wissenschaften: historisch oder methodisch?;344
14.5.3;Über die Erzählung der Wissenschaftsgeschichte;345
14.6;4 «Homo faber» oder der Wahn der Macher;346
14.6.1;Das Machbare und die Erfahrung;346
14.6.2;Das Mantra der Naturalisten;347
14.6.3;Die Kooperation und die Naturerkenntnis;347
14.7;5 Das Handwerk und die Verantwortung der Folgen;348
14.7.1;Halbierte Vernunft?;348
14.7.2;Grundlagenforschungen;348
14.7.3;Wissenschaften, von Menschen für Menschen;349
15;Anmerkungen;351
16;Namenregister;362
17;Sachregister;365
18;Zum Buch;373
19;Über den Autor;373
Einführung
1 Banausen und Philosophen
Als Banause möchte niemand gelten. Wer so tituliert wird, hat sich als unwissend oder unqualifiziert in Sachen Kultur oder Kunst (einschließlich der Kochkunst) gezeigt. Und doch kommt das Wort «Banause» vom altgriechischen und heißt dort einfach «Handwerker». Wie konnte es dazu kommen, dass eine unverdächtige Bezeichnung zum Schimpfwort wurde, das einen ganzen Berufsstand diskreditiert?
Die Antwort findet sich bei Philosophen, genauer bei den altgriechischen Philosophenfürsten Platon und Aristoteles. Sie hatten ein aus heutiger Sicht sonderliches Verhältnis zur körperlichen Arbeit, die man als freier Bürger, als in der (uns immer als Wiege der Demokratie empfohlenen) doch lieber den Frauen, den Sklaven, den Periöken (bäuerlichen Umlandbewohnern) und eben den Banausen, also den Handwerkern überließ. Selbst widmete man sich der Politik, also den Angelegenheiten der , oder man befasste sich mit Wissenschaft und Philosophie, was damals noch weitgehend dasselbe war, oder man zog für seinen Stadtstaat in den Krieg.
Hinter der Geringschätzung des Handwerks stand aber noch ein anderer Gedanke als der einer bestimmten Arbeitsteilung im (Stadt-)Staat, nämlich ein ethischer: Der Handwerker, etwa ein Schreiner, der einen Tisch oder ein Bett herstellt, übt seine Tätigkeit immer um einer anderen Sache willen aus. Er verfolgt einen nicht in der Tätigkeit selbst liegenden Zweck. Es geht ihm etwa um nützliche Möbel. Das heißt, der Sinn seiner Tätigkeit liegt außerhalb dieser. Als ethisch wertvoll galt aber den (in anderen Fragen keineswegs immer gleichgesinnten) Philosophen Platon und Aristoteles nur die Tätigkeit, die um ihrer selbst willen ausgeübt wird – so, wie das Glück im Gegensatz zum Geld nur um seiner selbst, nicht um einer anderen Sache willen angestrebt wird.
Als edelster Gegenstand, der um seiner selbst willen angestrebt wird, galt die Erkenntnis. Und als deren Zugang und Form galt die Theorie, vom altgriechischen Wort (zuschauen) abgeleitet. Der Theoretiker ist also Zuschauer, dem Wortursprung nach bei religiösen Riten (von , göttlich), später auch der offizielle Zuschauer bei den klassischen olympischen Spielen, also der Sportfunktionär und Reporter, der seiner Gemeinde vom Verlauf und vom Abschneiden der eigenen Leute berichtete. Schon damals stand der Theoretiker im Gegensatz zum Praktiker oder besser, zum Arbeiter und Handwerker. Zu diesen zählte damals auch der Poet, der als griechischer und als lateinischer (von griechisch , herstellen) nur ein Hersteller von Gedichten und Schauspielen, nicht aber ein Erkennender und Wissender war. Und selbst der heute noch berühmte Archimedes galt wegen seiner handwerklich-technischen Erfindungen wenig und war Wissenschaftler nur als Verfasser einer Theorie (zur Statik und Optik).
Natürlich kann man fragen, wieso und wie sich diese Philosophien in einer Wertschätzungshierarchie wiederfinden konnten, die uns auch noch heute geläufig ist. Hört man sich heute im akademischen Betrieb um, dann gilt der Theoretiker mehr als der Praktiker. Der Physiker ist angesehener als der Ingenieur, und dieser wieder mehr als der Handwerker, dem der Physiker doch seine Geräte und der Theoretiker die Daten des Experimentalphysikers verdanken. Eine groteske Form dieser Hierarchie wird aktuell in der Wertschätzung von Erziehungstheoretikern durch Politiker sichtbar. Als Ratgeber der Politik muss der Erziehungswissenschaftler weder nachweisen, dass er selbst «erziehen», «bilden» oder «ausbilden» kann, noch gar, dass er die angestrebten Inhalte der (Aus-)Bildung selbst beherrscht. Er soll als zuständiger Theoretiker nur sagen, worüber, worin oder wie die zu Belehrenden zu belehren sind.
Tatsächlich waren es nicht etwa Politik oder Ethik, deren Geringschätzung des Handwerks historisch gewirkt hat, sondern der Niederschlag dieser Philosophie in den Anfängen der abendländischen Wissenschaften, vor allem in der Geometrie. Sie galt damals als Prototyp von Erkenntnis einer wissenschaftlichen, also auf Begründungen beruhenden Form. Sie war (Wissen, Wissenschaft) im Unterschied zur bloßen , das heißt, der bloßen Meinung oder dem Anschein, und sie hatte, historisch höchst wirksam, die (sprachliche) Form der Theorie.
Hier trennen sich die Wege von Platon und Aristoteles, weil Ersterer den Gegenstand der Geometrie im Reich der Ideen angesiedelt hat, Letzterer aber geometrische Formen als Abstraktionen ( aus handwerklich geformten Objekten ansah, etwa den Kreis als abstrahiert, wörtlich «abgezogen», aus kreisrunden, auf der Töpferscheibe hergestellten Objekten.
Aus heutiger Sicht leiden wir – neben der Geringschätzung des Handwerks – immer noch unter den Folgen dieses Gegensatzes der platonischen und der aristotelischen Auffassung von Geometrie, die ja schon in der Antike mit Euklid einen ersten, großartigen Abschluss fand. Aber leider war sie ein totaler Fehlstart der Wissenschaftsphilosophie und der Erkenntnistheorie.
Diese Folgen sind das Thema des vorliegenden Buches. Die Rolle von Handwerk und ihrer avancierten Form, der modernen Technik, für die mathematischen, die Natur- und die Informationswissenschaften werden von Anfang an falsch eingeschätzt. Dabei wohnt jeder technischen Herstellung von Objekten oder Vorgängen eine eigene Rationalität, eine eigene Logik inne, die weder in den Wissenschaften allgemein noch in den Naturwissenschaften im Besonderen gesehen wurden. Leider hat die Abwertung von Handwerk und Technik dann auch zu eigenen, die Naturwissenschaften weit überschätzenden Philosophien geführt und darüber hinaus die gesamte Kultur und die öffentliche Meinung infiziert. Sogar unser Menschen- und unser Weltbild sind nicht verschont geblieben.
Selbst das Mundwerk als kultürlicher Gegenpol zum Handwerk, also die Sprache und die sprachlichen oder sprachabhängigen Kulturleistungen des Menschen nicht nur in den wissenschaftlichen und philosophischen Theorien sind betroffen von der fehlenden Einsicht in die Bedeutung und die Logik des Handwerks. Das soll in diesem Buch aufgewiesen werden.
Bücher sind freilich selber zwangsläufig vor allem Mundwerk, ohne welches die handwerkliche Herstellung der Bücher durch Drucker und Buchbinder keinen Gegenstand hätte. Deshalb soll sich dieses Buch immer wieder auf das berufen, was auch dem Laien handwerklich einsichtig weil nachvollziehbar ist. Details, die den Fachwissenschaftler oder den Fachphilosophen interessieren mögen, sind in einen Anmerkungsteil am Ende des Buches ausgelagert. Dort ist auch gelegentlich die genaue Erläuterung oder Begründung für Thesen im Text nachzulesen.
Immerhin lässt sich schon zu Beginn dieser Überlegungen sagen, dass das Mundwerk sich das Handwerk zum Vorbild nehmen kann und sollte. Denn nicht die mundwerkliche Beschreibung oder Erzählung des handwerklichen Machens, sondern nur das handwerkliche Machen selbst, sein Vollzug und seine Produkte zählen. Sie zählen als Anfänge in mehrfacher Hinsicht, als Anfang der Geschichte, der Lehrbarkeit oder des Geltungsnachweises von Wissenschaft und ihrer Theorien. Das lässt sich mundwerklich in einem Buch nachahmen durch konkrete Beispiele. Sie erläutern, ja sie realisieren Thesen dieses Buches. Soweit möglich, sollen diese Beispiele sogar für Handlungen stehen, die der Leser prinzipiell, das heißt, wenn er nur möchte, selber tatsächlich und nicht nur gedanklich vollziehen kann.
Deshalb werden hier auch keine «anschaulichen» Beispiele versprochen, weil das Anschauen selbst die Grundtätigkeit des Theoretikers ist. Unsere Beispiele sollen vielmehr «praktisch» in dem Sinne sein, dass sie auf das , auf das Handeln von Akteuren beziehungsweise auf das Handeln des Lesers zurückführen.
2 Ziele und Wege (Programm und Inhalt dieses Buches)
Das philosophische Erbe der Antike ist unser erster Gegenstand. Er lässt sich bestens erläutern am Gegensatz der platonischen und aristotelischen Antworten auf die Frage, wovon Geometrie handelt, von Ideen oder von Formen realer, handwerklich hergestellter Alltagsdinge. Denn die Geometrie war kulturhistorisch die erste zu hoher Reife gebrachte Wissenschaft überhaupt, hat deren theoretische Form bis heute beeinflusst und ist für die Entstehung der klassischen und der modernen Naturwissenschaft maßgeblich geworden.
Deshalb beginnt dieses Buch mit der Geometrie und ihrem historischen Schicksal zwischen Handwerk und Mundwerk. Dieser Anfang führt zwangsläufig vom antiken Euklid bis zur relativistischen Physik Albert Einsteins, die ihrerseits wie ein Donnerschlag auf die Philosophie gewirkt hat.
Das Dilemma der heute vorherrschenden Meinungen liegt darin, dass der historische Gang der mathematischen und der Naturwissenschaften als große Erfolgsgeschichte der Aufklärung und der Vernunft erzählt wird. Einwände werden angesichts der Durchschlagskraft der herrschenden Meinung nicht wirklich ernst genommen. Vor allem aber bleibt man gern bei der Mehrheitsmeinung, wenn man keine Alternativen kennt....