E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Baccara
James Denn Rot ist die Farbe der Liebe
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-2917-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7337-2917-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Georgies Herz schlägt für ihren Chef Clay Barron. Klar, dass sie dem smarten Politiker nicht widerstehen kann, als er sie küsst. Doch es darf nur eine Affäre sein! Schließlich will Clay Präsident werden, und sie kann ihm niemals eine schillernde First Lady sein ...
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1. KAPITEL
Clayton Barron beherrschte den Raum – schon mit den ersten Sätzen hatte er sich Zugang zu Herz und Verstand seiner Zuhörer verschafft. Es gelang ihm mit der Kraft seiner Stimme und seinen überzeugenden Worten. So liebte er es. Er war dazu bestimmt, US-Senator zu sein – und mehr. Gerade sprach er auf der Tagung der Western States Landowners Association in Phoenix, Arizona. Die Worte kamen ihm leicht über die Lippen, seine Stimme klang aufrichtig.
Georgeanne Dreyfus, seine Pressesprecherin, hatte die Rede geschrieben und ganz auf die Bedürfnisse der Zuhörer abgestimmt. Die kunstvoll gesetzten Worte drückten die richtigen Knöpfe. Und genau wie sie es am Abend zuvor im Hotel geübt hatten, hielt er einen Moment inne, hob dann das Kinn und straffte die Schultern.
„Ich verstehe Ihre Frustration. Mein Ururgroßvater hat seine Ranch aufgebaut, lange bevor Oklahoma den Status eines Bundesstaats erhielt. Er hat die Ranch mit seinen eigenen Händen beackert. Er hat Stürme, Feuer, Dürren und Fluten überlebt, damit er das Land seinen Kindern und deren Kindern vererben konnte.“ Er atmete hörbar ein, sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Es ist an der Zeit, dass wir unser Familienerbe würdigen. Wir leben auf dem Land. Bearbeiten es jeden Tag unseres Lebens, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Es ist an der Zeit, dass wir die Regierung auffordern, sich rauszuhalten. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass uns die Hände durch willkürliche Vorschriften und Gesetze gebunden werden. Es ist an der Zeit, dass wir uns zurückholen, was uns gehört.“
Frenetischer Applaus brach aus, und Clayton sonnte sich in der Bewunderung der Menge. Nach langen Standing Ovations trat der Präsident des Verbands ans Rednerpult, um ihm die Hand zu schütteln und zu danken. Clay blickte zum hinteren Bereich des Raums. Sein Stabschef zeigte diskret mit dem Daumen nach oben. Neben ihm stand der Chef seines persönlichen Sicherheitsteams, dessen rastloser Blick den Raum überflog. Der Moment war gekommen, sich Hände schüttelnd durch die Menge Richtung Ausgang zu bewegen. Ihm blieb noch eine Stunde, um von Phoenix nach Scottsdale zu seinem nächsten Termin zu kommen, einem Fundraising-Dinner mit einigen der wichtigsten Unterstützer der Partei.
Sein Blick wanderte zu der schemenhaften Gestalt direkt hinter der Bühne. Georgie. Er musste sie nicht deutlich sehen, um zu wissen, wie sie aussah – exakt geschnittener Pony, das Haar aus dem Gesicht gekämmt und hochgesteckt, schwarzes Brillengestell. Er hatte schon mehr als einen Journalisten sagen hören, sie habe die erotische Ausstrahlung einer Bibliothekarin. Die ganze Zeit hatte Georgie im Hintergrund gestanden und vermutlich jedes seiner Worte lautlos mit den Lippen geformt. Er zog einen Mundwinkel hoch und zwinkerte ihr zu. Georgie gehörte fast seit Beginn zu seinem Team. Er vertraute auf ihr Gespür für gute Öffentlichkeitsarbeit. Sie hatte hart für ihn gearbeitet, und er wusste ihre Leistung zu schätzen. Er war froh, sie an seiner Seite zu haben.
Er richtete den Blick auf den hinteren Teil des Zuschauerraums und neigte den Kopf – das Signal für Georgie zu gehen. Kaum hatte er die Bühne verlassen, trat Boone Tate, sein Stabschef und Cousin, neben ihn.
Boone neigte sich näher zu ihm. „Hunt sagt, dass draußen eine Gruppe Demonstranten steht. Die Polizei hat sie im Griff, aber wir sollten nicht mehr zu lange bleiben.“
Kein Problem für Clay. Ein schnelles Händeschütteln hier, ein paar kurze Worte dort, nirgends stehen bleiben, sich immer auf sein Ziel zubewegen – den Ausgang. Sie erreichten die Lobby des Kongresszentrums wenige Minuten später. Draußen wartete eine ausgelassene Menge auf Clays Erscheinen. Eine zweite, bedrohlichere Gruppe drängte gegen die Linie der Ordnungshüter.
Hunter Tate, Sicherheitschef und Boones älterer Bruder, schob Clay weg von den breiten Türen. „Wir nehmen den Hinterausgang. Unsere Wagen und die Polizeiverstärkung erwarten uns an der Laderampe.“ Flankiert vom Sicherheitsteam und angeführt vom Sicherheitschef des Phoenix Convention Centers, eilten sie einen Seitengang entlang zum hinteren Teil des riesigen Gebäudes.
Die Gruppe war noch keine zehn Meter gelaufen, als die Lichter erloschen und Funken die Dunkelheit erhellten. Beißender Rauch erfüllte die Luft. Das Sicherheitsteam schaltete die Taschenlampen ein. Hunter griff nach Clays Ellenbogen, drängte ihn vorwärts.
„Warte.“ Abrupt blieb Clay stehen. „Wo ist Georgie?“
„Ich kümmere mich um sie.“ Einer der Sicherheitsleute lief zurück in Richtung Konferenzraum. Über die Schulter rief er: „Ich hole sie.“
Wenige Minuten später schlüpften sie durch die Brandschutztür. Ein schwarzer SUV wartete in der Allee zwischen den Gebäuden. In der Nähe knallte es – Geräusche, die zu sehr einer Schießerei ähnelten, um ignoriert zu werden. Das Sicherheitsteam drängte Clay und Boone auf den Rücksitz des Fahrzeugs.
„Nein!“ Clay wehrte sich. „Georgie. Wir fahren nicht ohne sie ab.“ Weitere Schüsse wurden abgefeuert – oder waren es Feuerwerkskörper? Clay war sich nicht sicher. Plötzlich ertönte der schrille Schrei einer Frau.
„Verdammt.“ Clay beugte sich um Boone herum, um etwas zu sehen.
Georgie lag zusammengekrümmt an der untersten Stufe zur Laderampe. Auf einmal kamen Polizisten um die Ecke gerannt, sie jagten einer Gruppe Menschen mit Guy-Fawkes-Masken hinterher. Inzwischen war Hunter bei Georgie angelangt. Sie schrie auf, als er sie hochzog, aber er scheuchte sie zum Wagen. Ihr Gesicht war schmutzig von dem öligen Rauch, und ihre Brille sah aus, als wäre sie mit schwarzer Farbe besprüht worden. Das arme Mädchen konnte nichts sehen.
Boone sprang aus dem Wagen, doch er musste schreien, um bei dem Tumult überhaupt gehört zu werden. „Georgie, es ist okay. Wir sind es.“ Beim Klang seiner Stimme entspannte sie sich sichtlich und ließ sich von Hunter auf den Rücksitz schieben. Boone hechtete neben sie, während Hunter auf den Beifahrersitz kletterte und den Fahrer anwies loszufahren.
Der SUV raste durch die Allee, vorbei an den Polizisten, die die Demonstranten eingekesselt hatten, um sie an der Flucht zu hindern. Sirenen heulten im Duett mit den quietschenden Reifen, als der Wagen durch die Straßen brauste. Zwei Polizeiwagen und ein zweiter SUV mit Leuten der Barron-Security bildeten die Eskorte.
Eingezwängt zwischen Boone und Clay saß Georgie auf dem Rücksitz. Sie zitterte am ganzen Leib und schnappte nach Luft. Als sie mit der Hand um sich tastete, fand sie Clays und klammerte sich fest. Clay war zu aufgebracht, um zu sprechen. Georgie war seine Angestellte, und sie war von diesen Mistkerlen angegriffen worden. Ihre Nägel gruben sich in seine Haut, doch er ignorierte den Schmerz. Boone nahm ihr die Brille ab und reichte sie Hunter, damit dieser sie säuberte, während er selbst ein sauberes Taschentuch aus der Tasche zog und sanft ihr Gesicht abwischte. Sie erbebte und drückte Clays Hand noch fester. Er erwiderte den Händedruck.
Hunter drehte sich auf seinem Sitz und reichte die Brille nach hinten. Clay nahm sie und setzte sie Georgie vorsichtig auf. Zitternd sah sie sich um.
„Was … was ist passiert?“ Georgie schluckte, und Clays Blick fiel auf ihren schlanken Hals.
„Es ist alles gut, Süße.“ Boone beugte sich zu ihr. „Sie sind in Sicherheit.“
Sie atmete ein und langsam wieder aus, wobei sie sichtlich entspannte. „Die Lichter. Der Rauch. Ich … konnte nichts sehen.“ Sie hob das rechte Bein und starrte auf ihre zerrissene Strumpfhose. „Der Kerl mit dem Gewehr – haben sie ihn?“ Sie rieb sich die linke Schulter mit der Hand.
„Gewehr?“, fragte Hunter mit scharfer Stimme.
„Ich dachte …“ Sie atmete wieder ein und rieb sich die Brust, als würde das Atmen schmerzen. Tränen glitzerten auf ihren Wimpern, und sie schloss die Augen. „Habe ich Schüsse gehört?“
Hunter sprach in sein Hightech-Mikrofon und lauschte, bevor er sagte: „Es waren vermutlich Feuerwerkskörper. Die Polizei hat keine Waffen gefunden.“
Clay sah, dass ihr Gesicht zerschrammt war. „Hat Sie jemand geschlagen?“
Sie schüttelte den Kopf, dann presste sie die freie Hand gegen ihre Stirn. „Nein, ich bin mehrmals gefallen. Es war so dunkel. Ich konnte nichts sehen.“ Sie kniff die Augen zusammen, schnappte hektisch nach Luft.
Clay fürchtete, dass sie hyperventilieren könnte. „Es ist alles gut, Georgie. Wo tut es noch weh?“
Georgie sah an sich hinab. Ihr Rock und der Blazer waren zerrissen. Ihre Strumpfhose hatte Löcher, und beide Knie bluteten. Als sie erneut tief einatmete, hielt sie sich die Seite. „Au.“
„Was ist?“, fragte Clay so laut, dass Georgie zurückwich. Da er immer noch ihre Hand hielt, kam sie nicht weit.
„Tut mir leid.“ Sie sah ihn besorgt an, dann senkte sie den Blick. „Es ist mein Fehler. Ich wollte Sie nicht verärgern.“
Er bemühte sich um einen sanfteren Tonfall. „Das ist nicht Ihr Fehler, und ich bin nicht sauer auf Sie. Ich bin sauer auf die Demonstranten. Ich bin sauer, weil Ihnen so etwas passiert ist, Georgie. Haben Sie das verstanden?“ Er zeichnete mit dem Daumen kleine Kreise auf ihren Handrücken. „Wir fahren zum Hotel, damit Sie sich umziehen können. Machen Sie … machen Sie sich keine Gedanken.“
Ihre Unterlippe bebte, und sie schloss wieder die Augen. Clay sah Hunter an.
„Mein Fehler. Es wird nicht wieder passieren.“
Clay nickte. Hunter würde dafür sorgen, dass die...