E-Book, Deutsch, 248 Seiten
Jäger Messmittelmanagement und Kalibrierung
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-6635-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Edition 2020
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-7504-6635-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mess- und Prüfgeräte sind allgegenwärtig, sowohl im privaten als auch im industriellen Umfeld. Ihre Präzision und genaue Messergebnisse werden vorausgesetzt, sind jedoch nicht selbstverständlich. Für den industriellen Bereich, dem Automobilbau, der Luftfahrttechnik und vielen weiteren Bereichen ist eine regelmäßige Kalibrierung bindende Vorgabe. Eine Vielzahl von Normen stellt Forderungen zur Kalibrierung. Dieses Buch ist Richtlinie und Ratgeber für den sachgemäßen und zielgerichteten Umgang mit Messgeräten. Es führt die wichtigsten Bezugsstellen der Normen wie DIN EN ISO 9001, IATF 16949, ISO/IEC 17025 und weiterer Normen zum Thema auf und erläutert diese mit Alltagsbezug. Diese überarbeitete Version des Erfolgsbuchs aus dem Jahr von 2015 versteht sich wieder als Wegweiser durch die Normenwelt und als Leitfaden zum Aufbau und Betrieb eines effektiven Managements von Mess- und Prüfgeräten.
Peter Jäger, Jahrgang 1959: Nach dem Gymnasium und einer anschließenden Ausbildung zum Radio-Fernsehtechniker erfolgte mit einer etwa 4 jährigen Ausbildung zum Kalibriertechniker der Einstieg in die professionelle Metrologie. Der größte Teil dieser Ausbildung erfolgte bei der US-Airforce in Denver / Colorado. In den Folgejahren Tätigkeiten im Kalibrierlabor als Kalibriertechniker, unter anderem für Oszilloskope, Multimeter und Messsender. Ab 1991 war er Leiter eines mobilen Kalibrierlabors; später einige Jahre Leiter eines Kalibrierlabors für physikalische Messgrößen mit Erreichen einer Akkreditierung für die Messgröße Temperatur und Mitglied im entsprechenden Fachausschuss des DKD. Nach einer anschließenden etwa zweijähriger Tätigkeit als Projektbearbeiter für Kalibrierprojekte, zu denen auch die Erstellung von Kalibriervorschriften zählte, erfolgte eine Veränderung in die Nutzungsleitung für Mess- und Prüfgeräte einer großen Behörde. Von dort aus absolvierte er erfolgreich die Ausbildung zum DGQ-Qualitätsmanager und war dann schwerpunktmäßig mit der Entwicklung, Aufbau und dem Betrieb eines effektiven und normkonformen Qualitätsmanagementsystems betraut. Während dieser Zeit hielt er regelmäßig Fachvorträge zum Themengebiet Kalibrierung / Metrologie / Messmittelmanagement auf Fachkonferenzen wie der Measurement Science Conference MSC oder National Conference Of Standard Laboratories (international) NCSLi in den USA und veröffentlichte Fachbeiträge z.B. im weltweit erscheinenden Magazin Metrologist. Später folgten Projektarbeiten "Optimierung Kalibrierung" und "Messmittelmanagement in SAP". Derzeit ist er als Service Development Manager und Calibration Operations Manager bei einem führenden und akkreditierten Weltunternehmen für Messtechnik tätig.
Autoren/Hrsg.
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Teil II – Aufbau eines Messmittelmanagements Hinweise für die Praxis In diesem Teil dieses Buches werden die normativen und theoretischen Grundlagen aus dem ersten Teil schrittweise in die Praxis umgesetzt, um ein eigenes Messmittelmanagementsystem zu entwickeln und aufzubauen. Keiner dieser Schritte ist unbedingt notwendig oder etwa in einer Vorschrift als zwingend umzusetzen vorgeschrieben – es wird jedoch eine vollständige Umsetzung empfohlen, da die einzelnen Komponenten funktionell ineinander greifen und alle (An)Forderungen an ein Messmittelmanagement nur bei ganzheitlicher Umsetzung lückenlos abdecken: Erfassung und Einteilung der Messmittel Gewährleistung der Rückführbarkeit auf Bezugsnormale (Kalibrierkette) Kennzeichnung des Kalibrierstatus Bestimmung und Optimierung von Kalibrierintervallen Auswahl einer geeigneten Kalibriereinrichtung Kalibrierverfahren Vorbereitung einer Auditierung des Messmittelmanagements wirtschaftliche (nach-)Beschaffung von Messgeräten Schritt 1: Grundsatzverzeichnis Mess- und Prüfgeräte Erstellen Sie eine Übersicht aller Messgerätetypen Ihres Betriebs In nahezu jedem Betrieb gibt es eine Vielzahl von Mess- und Prüfgeräten. Diese Prüfgeräte müssen für ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem ausnahmslos erfasst und kategorisiert werden. Für ein ganzheitliches Messmittelmanagement müssen zunächst ausnahmslos alle diese Gerätetypen erfasst werden. Hierbei sollen bei einem mittleren und großen Betrieb zunächst nur die verschiedenen Typen und nicht das einzelne Gerät erfasst werden: Wenn z.B. 10 Multimeter vom Typ FLUKE 115 vorhanden sind, wird dieser Typ in diesem Schritt nur einmal erfasst. Dann gilt es festzustellen, ob die erfassten Geräte kalibrierpflichtig oder vergleichsprüfungspflichtig sind. Darüber hinaus gibt es sicherlich noch zahlreiche Geräte, die z.B. als Betriebsinstrument keiner Prüfpflicht unterliegen. Nun ist jedem dieser Messgerätetypen eine Maßnahme (Kalibrierung, Vergleichsprüfung, keine Kalibrierung u.a.) sowie ein Intervall und die anzuwendende Kalibrierdokumentation zuzuweisen. Diese Informationen sind in einem Verzeichnis („Verzeichnis Mess- und Prüfgeräte der Fa. xxx“) verbindlich festzulegen. Für das Beispiel FLUKE 115 könnte die Datensammlung so aussehen: Typ: FLUKE 115 Art: Multimeter Maßnahme: Kalibrierpflichtig Kalibrierintervall 24 Monate Kalibrierstelle Fa. Müller Kalibrierservice Bemerkung: Max. Reparaturkosten: € 100,- Datenblatt: Datenblatt FLUKE 115 Tabelle 3: Messgerätebasisdaten Damit ist der grundsätzliche Umgang festgelegt. An dieser Stelle ist auch erkennbar, warum nicht das einzelne Gerät aufgeführt werden soll: Jedes der o.a. 10 Multimeter könnte ja unterschiedlich angeschafft worden sein – damit läuft auch die jeweils gültige Kalibrierung unterschiedlich ab. Oder es sollen nicht alle Multimeter gleichzeitig zur Kalibrierung abgegeben werden, um die Arbeitsfähigkeit im eigenen Betrieb sicher zu stellen. Das Grundsatzverzeichnis erlaubt natürlich auch Flexibilität: anstelle der Kalibriereinrichtung „Fa. Müller Kalibrierservice“ kann natürlich auch der Eintrag „Ausschreibung“ oder „Angebotseinholung“ stehen. Wenn aber aus technischen, wirtschaftlichen oder operationellen Gründen eine bestimmte Kalibriereinrichtung vorgesehen ist, so ist dies verzeichnet und darf nicht von einem Einkäufer oder einer Urlaubsvertretung unterlaufen werden. Ein solches Verzeichnis entspricht in etwa einem amerikanischen militärischen Äquivalent aus den 1950er Jahren, der US T.O. K100. Längst ist dieses Verzeichnis keine gedruckte Liste mehr, wie sie es früher einmal war, sondern eine Online-Anwendung, die nach Eingabe einer Federal Stocknumber, einer SAP-Materialnummer oder eines Teilekennzeichens die zugeordneten Informationen anzeigt. An dieser Stelle wird oft der Einwurf erhoben, dass es in einem Betrieb nur ein Betriebsführungssystem geben kann und darf – z.B. SAP oder UNIPPS oder andere. Dies ist richtig – jedoch benötigt jedes Betriebsführungssystem Vorgaben, auf deren Basis es funktioniert. Ein „Verzeichnis Mess- und Prüfgeräte“ ist eine Grundsatzvorgabe, das organisatorisch als Instrument des Qualitätsmanagements oberhalb des eigentlichen Betriebsführungssystems anzusehen ist. Dabei spricht grundsätzlich nichts dagegen, ein solches Grundsatzverzeichnis in ein Betriebsführungssystem datentechnisch zu integrieren. In diesem Fall muss allerdings gewährleistet sein, dass durch Zuweisung von Rollen und / oder Berechtigungen außer dem Qualitätsmanagementbeauftragten QMB (sofern dieser für das Messmittelmanagement verantwortlich ist) kein schreibender ( = Änderungen) Zugriff auf ein solches Verzeichnis zugelassen ist. Nachfolgend ist ein Beispiel für den möglichen Aufbau eines solchen Grundsatzverzeichnisses. Tabelle 4: Grundsatzverzeichnis Gibt es zum Gerätetyp ein Datenblatt, so sollte dies ebenso wie die anzuwendende Kalibriervorschrift (bei eigener Kalibriereinrichtung) in diesem Verzeichnis eingetragen oder verlinkt sein. Die Spalte „OnSite“ führt Informationen, ob das Gerät vor-Ort („on-site“ kalibriert werden soll / muss oder in eine Kalibriereinrichtung eingeschickt wird. Weitere sinnvolle Informationen wie Reparaturkostenhöchstgrenzen oder Art der Kalibrierung (DAkkS- oder Werkskalibrierung) Satzzugehörigkeit des Messgerätes sind optional aber empfehlenswert, um ein umfassendes Management zu etablieren. Schritt 2: Datenblatt Legen sie für jeden Mess- und Prüfgerätetyp in Ihrem Betrieb ein Datenblatt an! Messgeräte sind da – in jedem Betrieb und auch daheim. Aber warum eigentlich – für welchen Zweck wurden sie angeschafft? Worauf muss geachtet werden, wenn ein Messgerät erneuert werden muss? Wenn ein Angebot für eine Kalibrierung eingeholt werden muss – was wird der Kalibrierstelle als benötigter Kalibrierumfang mitgeteilt? All diese Fragen könnte man leicht beantworten, wenn für die vorhandenen Messgeräte eine Art Lastenheft vorliegen würde, in dem die Spezifikationen, Messbereiche und Genauigkeitsanforderungen stehen. Ein Datenblatt ist das Lastenheft des Messgerätes. Dieses Datenblatt kann und wird zwar in vielen Punkten mit einem eventuell verfügbaren Datenblatt des Geräteherstellers sein – trotzdem sollte zur Spezifizierung der eigenen Messaufgaben und des Kalibrierumfangs der Aufwand eigener Datenblätter betrieben werden: Die Gerätedaten in den Herstellerunterlagen stellen darüber hinaus gerne firmen- und typenspezifischen Spezifikationen oder Besonderheiten heraus. Will man z.B. die Spezifikationen von Frequenzzählern zweier Hersteller vergleichen, gelangt schnell an Grenzen, wenn über die zählertypischen Kerndaten wie Frequenzbereich oder Empfindlichkeit hinaus verglichen werden soll. Hier werden bei Hersteller A Angaben gemacht, die bei Hersteller B vergeblich gesucht werden – und umgekehrt. Beispiele: Angaben über Kurzzeit – manchmal sogar „Midterm-“ – also mittlere Laufzeit und Langzeitstabilität. Darüber hinaus gibt es fast immer spezielle „Options“ oder „Features“, mit dem sich die einzelnen Hersteller von anderen abzuheben versuchen. Dabei gibt es natürlich manche sinnvolle Option – manche ist aber als „nice to have“ zu sehen und nicht wirklich notwendig. Im einfachsten Fall entspricht ein Datenblatt den Angaben des Herstellers des Messgerätes über dessen technische Eigenschaften. Versucht man ein Datenblatt zu erstellen, in den man „einfach“ diese Herstellerleistungsdaten übernimmt, stellt man sehr schnell fest, dass die marktüblichen Geräte fast immer viel mehr bieten, als wirklich benötigt wird. Dies kann sowohl den Leistungsumfang, als auch die Präzision eines Messgerätes betreffen. Am Beispiel eines Multimeters soll dies erläutert werden. Noch vor gut zwei Jahrzehnten war ein Multimeter ein analog anzeigendes Instrument mit Strom-, Spannungs- und Widerstandsmessbereichen. Die typische Genauigkeit war +/- 3%. Für viele Servicearbeiten war ein solches Multimeter absolut ausreichend; die Kalibrierung kein Problem. Durch Einzug der Digitaltechnik und ständigen Preisverfall können Multimeter heute für sehr wenig Geld bei zahlreichen Händlern - auch Billiganbietern...