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Jäger | Leichenfund im Baugrubengrund | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 230 Seiten

Jäger Leichenfund im Baugrubengrund

Ein Schwaben-Krimi
21001. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95819-313-0
Verlag: Ullstein Midnight
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Schwaben-Krimi

E-Book, Deutsch, 230 Seiten

ISBN: 978-3-95819-313-0
Verlag: Ullstein Midnight
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Blutige Baugruben und Streuobstwiesen - Hier kommt die gewitzte Hobbyermittlerin Katrin Schimmelpfennig! Auf der Baustelle der Firma Gscheidle auf der Schwäbischen Alb liegt ein Toter. Es ist der Vorsitzende des Weilheimer Gewerbevereins, der sich beim Kampf gegen ein Wohnungsbauprojekt, für das eine Streuobstwiese weichen muss, viele Feinde gemacht hat. Ghobard Gscheidle war der Letzte auf der Baustelle und wird sogleich als Tatverdächtiger verhört, was im Ort für mächtig Tratsch sorgt. Zum Glück ist Katrin Schimmelpfennig, eine alte Freundin der Familie Gscheidle, gerade aus Berlin zu Besuch. Katrin ist eine charmante Mittvierzigerin und sehr gewitzte Betrügerin, die davon lebt, nach dem Geld reicher Männer zu angeln. Soe langweilt sich in der schwäbischen Provinz fast zu Tode und beginnt daher, herumzuschnüffeln. Trotz Problemen mit der schwäbischen Mundart stößt sie auf geheime Machenschaften des alteingesessenen Weilheimer Familienclans Kümmel, die eine Baufirma besitzen. Bald wird eine zweite Leiche gefunden, wieder auf einer Baustelle und es wird nicht der letzte Tote bleiben ... Wo die Wiesen blutig sind und Leichen in Baugruben liegen - für Fans von Leberkässemmeln und witzigen Regiokrimis 

Cindy Jäger wurde 1980 geboren und schreibt sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Dafür plündert sie die Detektivgeschichten ihrer Kindheit, Popsongs und ihre Zeitgenossen. Sie lebt derzeit in der Nähe von Stuttgart, dort überprüft sie die Qualität von Schleim, Schaltkreisen und Spielfiguren und beschert möglichst vielen Katzen ein sorgloses Leben.
Jäger Leichenfund im Baugrubengrund jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


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Kapitel 1


Abfahrt


Verdammt! Da kam auch schon mein Zug! Schneller laufen war aber keine Option wegen meiner Valentino-Pumps, den zwei Ziehkoffern im Schlepptau sowie meiner Speedy von Louis Vuitton und meiner Chanel 2.55, eine an jedem Arm. Als der Zug einfuhr, stand ich noch nicht mal auf der Rolltreppe!

Ich überzeugte einen müden Anzugträger, der außer einem leichten Bierbauch, einem Aktenkoffer und einem Pappbecher mit Kaffee nichts zu tragen hatte, mir einen Koffer abzunehmen und zu meinem Abteil zu ziehen. Bis zur 1. Klasse war es noch ein ganzes Stück den Bahnsteig entlang, das hätte ich allein nie geschafft. Ich bedankte mich mit einem umwerfenden lächeln, aber der Typ wischte sich nur den Schweiß von der Stirn und trollte sich einfach davon. Kein Lächeln, kein Angebot, mir gerne jederzeit wieder zu helfen, kein Zettel mit seiner Telefonnummer und der Bitte, ihn anzurufen, sobald ich wieder in Berlin war. War das von nun an mein Schicksal?

Ich verstaute meine Koffer in der Gepäckablage, die viel zu klein dafür war. Die Louis Vuitton Speedy nahm ich mit an meinen Platz. Da waren meine Schätze drin, und die Tasche an sich war natürlich auch einiges wert. Erschöpft sank ich in meinem Sitz zurück, aber zur Ruhe kam ich nicht.

Verstohlen blickte ich aus dem Fenster auf den Bahnsteig. War ER mir hierher gefolgt? Saß ER vielleicht sogar im Zug? Während meines Kampfes mit dem Gepäck hatte ich gar nicht auf meine Umgebung geachtet.

Der Zug fuhr los, und ich entspannte mich ein wenig. Es war noch nicht einmal sechs Uhr, da lag ER, mein Stalker, sicher noch bei seiner Frau im Bett und träumte höchstens von mir.

, denkt ihr jetzt vielleicht. Aber es hat ja irgendwann mal so kommen müssen, das war mir immer klar gewesen! Ich war selbst schuld und hatte ja meine eigene Regel gebrochen, nie etwas mit einem Typen anzufangen, der in Berlin lebte. Aber mit 42 habe ich eben nicht mehr so die Auswahl wie früher!

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wovon ich eigentlich rede. Mein Leben und meine Entscheidungen können die wenigsten Leute nachvollziehen. Aber bis Stuttgart sind es über sechs Stunden Fahrzeit, also warum soll ich euch nicht erzählen, was ich so treibe und wie ich zu meinem Stalker gekommen bin. Vielleicht ist es ganz gut, ausnahmsweise mal von Anfang an ehrlich zu sein. Und falls mir etwas passiert, dann wisst ihr, es war Franz-Martin Schmutzler, 50 plus, Inhaber eines Dentallabors in Berlin-Charlottenburg.

Ich hatte Franz-Martin, wie sagt man gleich, ach ja, beruflich kennengelernt. Mit Zähnen oder Laboren habe ich allerdings nichts zu tun. Ich verdiene mein Geld auf freiberuflicher Basis, indem ich teure Bars, Cafés und Hotelrestaurants besuche. Und da lerne ich dann Männer kennen, die gerade beruflich in Berlin sind. Erst flirte ich ein bisschen mit ihnen und horche sie dabei aus. Tja, und danach nehme ich sie aus. Das bekommen die Typen aber erst mit, wenn sie schon wieder auf dem Weg nach Hause zu ihrer Familie sind, und dann wollen sie die kleine Episode in Berlin lieber schnell vergessen.

, ruft ihr jetzt ganz entsetzt.

Ach was! Ich bin eine hochspezialisierte, flexibel einsetzbare und sozial kompetente Ansprechpartnerin für Männer, die sich langweilen, die ein wenig Aufmerksamkeit brauchen oder die sich einfach nur wichtigmachen wollen. Mir egal, weshalb sie Zeit mit mir verbringen oder mir ihr Geld geben wollen. Ich bin da offen für fast alles.

Der Zugbegleiter kam, und ich zückte mein Smartphone, um ihm das Ticket zu präsentieren, aber er wollte nur wissen, ob er mir einen Kaffee bringen dürfte. Durfte er.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Männer. Wenn ihr jetzt denkt, dass es mir nur ums Geld geht, dann liegt ihr falsch. Natürlich muss ich meine Miete zahlen, und ich will mir wenigstens ein paar von den Luxus-Handtaschen und Designer-Schuhen kaufen, die es überall gibt. Und meine Schwester Steffi hatte es mit ihrem Fußpflegesalon in letzter Zeit auch nicht leicht, und ich musste zeitweise das Geld für uns beide verdienen. Was auch nicht mehr so einfach ist, seit alle auf Online-Seminare umgestiegen sind, anstatt sich in sauteuren Hotels zu treffen, um zu fachsimpeln und sich danach an der Bar von mir abfüllen und ausnehmen zu lassen.

Aber ich habe von den Typen nicht nur das Geld abgegriffen, sondern auch von ihnen gelernt. Segeln zum Beispiel, oder alles über Computer und Smartphones, wie ein multinationaler Konzern funktioniert, wie man im Fünf-Sterne-Restaurant den passenden Wein auswählt und in welche Designertaschen man investieren sollte (zum Beispiel die Chanel 2.55 und die Speedy von Louis Vuitton). Das alles habe ich von den Männern gelernt. Und ich habe ein bisschen was von der Welt gesehen. Von zu Hause aus sind wir nie in den Urlaub gefahren, und auch ein guter Schulabschluss war nicht unbedingt eine Priorität in meinem Elternhaus. Aber nach über zwanzig Jahren in diversen Berliner Bars und Restaurants habe ich mir ein ziemlich umfassendes Allgemeinwissen angeeignet.

Mein Kaffee kam, und ich nahm gierig einen viel zu heißen Schluck. Kaffeesorten und Herkunftsländer konnte ich auch bestimmen, das hatte ich von einem Feinkost-Importeur aus Hamburg gelernt. Netter Kerl, großzügig und so viel Enthusiasmus für Kaffeebohnen! Das war jetzt auch schon wieder drei, vier Jahre her.

Seit ich nicht mehr zur Jugend zählte, war es noch schwieriger geworden, wirklich fette Fische an Land zu ziehen. Männer, die so oberflächlich sind und sich für ein bisschen Aufmerksamkeit ausnehmen lassen, wollen lieber von einer jungen Frau angehimmelt werden. Und von denen gab es in Berlin mehr als genug. Das war auch der Grund, warum ich mit meinem Vorsatz gebrochen hatte, immer nur etwas mit Durchreisenden anzufangen. Aber Franz-Martin war einfach unwiderstehlich gewesen. Unverkennbar in der Midlife-Crisis, hatte er sich vom Zahntechniker hochgearbeitet und sein ganzes Leben lang geschuftet, um sich sein eigenes Dentallabor aufzubauen. Damit war er so erfolgreich gewesen, dass Kunden aus der ganzen Welt zu ihm kamen und ihm jeden Preis zahlten. Franz-Martin schwamm im Geld, hatte eine Stadtvilla samt Fuhrpark. Nur Spaß hatte er keinen. Völlig verzweifelt war er, als ich ihn traf. Ich hätte leichtes Spiel mit ihm haben sollen, denn Spaß hatte man mit mir immer!

Ich weiß auch gar nicht, wie alles so aus dem Ruder laufen konnte. Nachdem Franz-Martin und ich in Berlin durch sämtliche Clubs und Geschäfte gezogen waren, uns auf dem Berliner Stadtring ein Wettrennen in zwei seiner Porsche geliefert und mehrere Wochenenden in den Metropolen der Welt verbracht hatten, hatte sich das Blatt gewendet.

Franz-Martin hatte irgendwie davon erfahren, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiente. Aber wieso machte er mir jetzt das Leben zur Hölle? Was hatte das mit Spaß zu tun? Wie mich meine Menschenkenntnis so täuschen konnte, ist mir ein absolutes Rätsel.

Mit seinen Textnachrichten fing es an. Erst schrieb er mir, wie sehr er mich vermisste, und ein paar Stunden später drohte er, mich anzuzeigen oder mir schlimme Dinge anzutun! Daraufhin schrieb ich ihm nicht mehr, aber die Sache war noch nicht ausgestanden. Neben seinen ominösen Nachrichten hatte er in all meinen Stammlocations Steckbriefe von mir ausgehängt, um die Männer vor mir zu warnen! Krank, oder? Ein Barkeeper hatte sogar die Security holen lassen, aber nicht, um die Steckbriefe zu entfernen, sondern um mich hinauszuwerfen. Eifersüchtige Opfer sind wirklich die Schlimmsten!

Der Zug hielt in Leipzig, und die Tür zu meinem Abteil wurde aufgeschoben. Ein Mittvierziger verstaute seinen Handgepäckkoffer von Rimowa (teure Marke, aber nicht protzig) und nahm schräg gegenüber Platz. Kein Ehering, blank geputzte Schuhe der Marke Floris van Bommel. Die hatte ich schon Dutzende Male an Männerfüßen gesehen — und immer bei jenen, die modisch erscheinen wollten, aber keinen Geschmack hatten. Dazu ein makelloser Anzug, vermutlich Schurwolle (auch nicht billig), das Sakko etwas um die Mitte herum, aber nicht viel. Dass er Geld hatte, sah man. Aber war er auch eine gute Partie? Ich sah, wie er eine Thermoskanne aus einem Aktenkoffer holte. Vermutlich warf er sich für seine hochkarätige Firma in Schale und bekam die Fahrt in der ersten Klasse erstattet, aber die 3,50 für einen Becher Kaffee im Zug wollte er nicht selbst bezahlen? Also eher nicht.

Weshalb machte ich mir eigentlich Gedanken? Die paar Stunden Fahrt würden sowieso nicht ausreichen, irgendjemandem Geld abzuknöpfen. Und ich hatte eigentlich auch gar keine Lust dazu.

Außerdem muss ich ja meine Geschichte noch zu Ende erzählen. Also zurück zu dem Desaster in Berlin. Ich musste mir wegen Franz-Martin ein neues Jagdrevier suchen, und meine Erfolgsquote war gleich null. Ob mich meine potenziellen Opfer erkannt hatten oder ob es meine plötzliche Unsicherheit war? Keine Ahnung. Als ich gestern Abend mal wieder unverrichteter Dinge nach Hause kam, klebte jedenfalls einer dieser Steckbriefe an meiner Wohnungstür, und auf der Rückseite stand:

Das war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Franz-Martin wusste, wo ich...


Jäger, Cindy
Cindy Jäger wurde 1980 geboren und schreibt sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Dafür plündert sie die Detektivgeschichten ihrer Kindheit, Popsongs und ihre Zeitgenossen. Sie lebt derzeit in der Nähe von Stuttgart, dort überprüft sie die Qualität von Schleim, Schaltkreisen und Spielfiguren und beschert möglichst vielen Katzen ein sorgloses Leben.



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