E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Jacobs Hannahs sinnlicher Plan
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5719-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5719-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Hannah ist entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen: Der gut aussehende Immobilienmakler Abel Kennedy soll der Vater ihres Kindes werden! Dass er für sein Bauprojekt unbedingt ihr Grundstück braucht, passt da bestens in ihre Pläne. Hannah schlägt ihm einen ungewöhnlichen Handel vor ...
Seitdem Holly Jacobs 1997 ihr erstes Buch verkauft hat, ist die Anzahl an verkauften Manuskripten bis heute auf über 30 gestiegen. Ihre Romane erschienen auf Waldenbooks' Bestsellerliste und haben unzählige Preise, wie z.B. die 'Holt Medaille', das 'Golden Quill', das 'Golden Leaf' und den 'Madcap Award' bekommen.
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1. KAPITEL
Samenhandlung. So sollte der Katalog eigentlich heißen, dachte Hannah Harrington und blätterte um.
Nummer 325: ein Meter neunzig groß, knapp achtzig Kilo, kastanienbraunes Haar, braune Augen, Geschichtswissenschaftler.
Oder Nummer 5571: ein Meter achtzig, fünfundsiebzig Kilo, blond, blaue Augen, Doktor der Chemie.
Oder …
Hannah arbeitete sich mit wachsender Unlust durch den Katalog. Die Beschreibungen der Kandidaten ähnelten sich mehr oder weniger, und sie hatte bald genug von all den selbst ernannten Traummännern. Sie kam sich vor wie damals als kleines Mädchen im Spielwarenladen, als sie sich für eine von unzähligen nahezu gleichartigen Barbiepuppen hatte entscheiden müssen. Nur ging es jetzt nicht um etwas so Unwichtiges wie eine Puppe, sondern um einen Mann aus Fleisch und Blut. Denn sie war auf der Suche nach dem richtigen Vater für ihr Kind.
Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Baby, aber sie zweifelte zunehmend daran, dass es der richtige Weg war, den dazu notwendigen Vater aus einem Katalog von Samenspendern auszusuchen. Zwar war sie selbst Hebamme und hatte tagtäglich mit schwangeren Frauen und Säuglingen zu tun, aber das half ihr trotzdem nicht weiter bei der Verwirklichung ihres eigenen Kinderwunsches, solange sie keinen Mann dafür hatte. Seit Monaten knabberte sie schon an diesem Problem, ohne dass sie seiner Lösung näher gekommen wäre.
Fest stand nur eines: Sie wollte ein Kind, und zwar bald.
Sie war bei einer Pflegemutter aufgewachsen, deren Haus ständig von Babys bevölkert gewesen war, und hatte dabei einfach eine Schwäche für diese kleinen hilflosen Wesen entwickelt. Sie liebte einfach alles an ihnen: ihren Geruch, wie sie sich anfühlten, ihr Strampeln … Gut, auf die vollen Windeln hätte sie verzichten können, genauso auf das Spucken, aber das waren kleine Unannehmlichkeiten, die ihrer Liebe nicht den geringsten Abbruch taten. Als kleines Mädchen schon war ihr vollkommen klar gewesen, dass sie einmal selbst möglichst viele Kinder haben wollte.
Und so blätterte sie weiter in ihrem Samenspenderkatalog. Aber so sehr sie auch von der Sorge getrieben war, dass ihre biologische Uhr in absehbarer Zeit ablaufen würde, so wenig glaubte sie inzwischen daran, dass eine anonyme Samenspende der richtige Weg war, Mutter zu werden.
Die Sprechanlage auf ihrem Schreibtisch summte und riss Hannah aus ihren Babyträumen.
„Ja?“
„Hier ist ein Abel Kennedy, der dich sprechen möchte. Willst du ihn sehen?“ Aus Sharons Stimme klang mehr als nur eine einfache Frage. Schließlich war eine Hebammenpraxis nicht gerade der Ort, an dem üblicherweise Männer verkehrten.
„Schick ihn rein.“
Hannah hätte es nie zugegeben, aber sie selbst war genauso neugierig auf diesen Abel Kennedy. Die Männer, die sie sonst in ihrer Sprechstunde zu sehen bekam, waren entweder Pharmavertreter oder die Männer von Patientinnen. Mr. Kennedy gehörte keiner der beiden Kategorien an. Ihn führten private Gründe hierher. Das hatte er jedenfalls gesagt, als er sich telefonisch angemeldet hatte. Allerdings konnte sie nichts mit seinem Namen anfangen und sich um alles in der Welt nicht vorstellen, welche Art von privaten Verbindungen es zwischen ihr und ihm geben konnte.
„Erzählst du mir nachher, was er wollte?“, erkundigte Sharon sich noch schnell.
Hannah lachte. „Mal sehen.“
„Wenn er schwanger ist, will ich es aber auf jeden Fall wissen“, beharrte Sharon. „Dann könnte ich vielleicht mein Einkommen mit einem Tipp an die Boulevardpresse aufbessern.“
Hannah lachte wieder. „Schick ihn endlich rein.“
Sie schob ihren Katalog unter einen Stapel Papiere. Diese Samenbank mochte eine anerkannte Möglichkeit sein, zu einem Kind zu kommen, aber das musste sie ja nicht jedem kundtun. Außerdem kam sie immer mehr davon ab. Eine anonyme Samenspende war zu klinisch und unpersönlich, und das wollte sie für ihr Kind nicht. Das hieß, wenn sie je ein Kind haben würde …
Es klopfte leicht, und unmittelbar danach öffnete Sharon die Tür und schob einen Mann herein. „Mr. Kennedy“, verkündete sie, ohne Anstalten zu machen, danach den Raum zu verlassen.
„Danke, Sharon.“
Mr. Kennedy hatte dunkle Haare und ebenso dunkle Augen und sah rundherum fantastisch aus. Und er hat eine angenehme Größe, stellte Hannah fest, als sie ihm die Hand zur Begrüßung gab. Es gehörte nicht viel dazu, größer als sie zu sein. Verglichen mit ihr war er mit seinen schätzungsweise ein Meter achtzig fast schon riesig.
„Mr. Kennedy, nehmen Sie doch bitte Platz“, forderte sie ihn auf.
Ihr Besucher war schlank und sehnig und hatte eine eindrucksvoll athletische Figur. Ob er Sport trieb? Dann war es sicher lohnenswert, ihm dabei zuzuschauen, auch wenn sie selbst alles andere als ein Sportsfan war. Und doch würde sie sich praktisch jede Sportveranstaltung antun – als Zuschauerin! –, einfach nur, um diesen Mann in Aktion zu sehen.
Hannah fiel jetzt erst auf, dass Sharon sich immer noch im Hintergrund ihres Besprechungszimmers herumdrückte. „Danke, Sharon. Im Moment brauche ich dich nicht mehr.“
Sharon setzte sich mit sichtlichem Widerstreben in Bewegung und schloss die Tür hinter sich.
Hannah wandte sich an ihren Besucher. „Mr. Kennedy, was kann ich für Sie tun? Ich kann mir nicht recht vorstellen …“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen. Wenn sie ehrlich war, war sie auf den Grund seines Besuchs ebenso gespannt wie Sharon.
„Ich vermute, Sie sehen nicht sehr viele Männer in Ihrer Praxis“, meinte Abel Kennedy mit einem Lächeln, das absolut umwerfend war. Der Mann gewann mit jeder Sekunde, die er hier war.
„Jedenfalls nicht allein“, erwiderte sie und konnte nur hoffen, dass er nicht merkte, wie er auf sie wirkte. „Normalerweise kommen sie mit ihrer Frau oder Freundin. Also, was kann ich für Sie tun? Ich muss gestehen, dass Sie mich neugierig machen.“
„Es geht um ein Grundstück, das Ihnen gehört“, begann er und machte eine kleine Pause. „Ich komme von Mrs. Cahill“, fügte er dann noch hinzu.
Dahin schwand Sharons Hoffnung, der Regenbogenpresse einen Sensationsbericht liefern zu können. Hannah lächelte. „Ich kann mir vorstellen, um welches Grundstück es sich handelt“, meinte sie. „Irene hat es mir zwar geschenkt, aber, genau genommen, gehört es mir eigentlich nicht.“
Irene war ihre Pflegemutter und „Durchgangsstation“ für viele Babys gewesen, die auf Adoptiveltern warteten. Vor einiger Zeit war sie nach Florida gezogen, um ihr Rentnerinnendasein zu genießen, und hatte Hannah drei aneinander grenzende zentral gelegene Grundstücksparzellen in der Stadt geschenkt. Darauf sollte eines Tages das kleine Gesundheitszentrum entstehen, von dem Hannah immer geträumt hatte.
Abel Kennedy kam Hannahs Erklärung zuvor. „Mrs. Cahill hat mir von Ihrem Plan erzählt“, sagte er.
„Ich fürchte, ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich …“
„Ich hatte mich mit Mrs. Cahill in Verbindung gesetzt, weil ich ihr dieses Grundstück abkaufen wollte, und da hat sie mir erzählt, dass es inzwischen Ihnen gehört. Und jetzt wollte ich Ihnen anbieten, für Sie ein anderes geeignetes Stück Land zu suchen, wenn Sie mir dafür Ihres überlassen. Es wäre praktisch ein Tausch.“
„Ich verstehe.“
„Vielleicht nicht ganz. Ich brauche dieses Grundstück nämlich unbedingt. Für Ihr Gesundheitszentrum findet sich bestimmt ein anderes, das Ihren Bedürfnissen genauso entspricht.“
„Aber warum muss es ausgerechnet mein Land sein? So attraktiv ist die Gegend ja nun auch wieder nicht.“
„Mein Partner und ich wollen dort eine kleine Siedlung bauen. Die inneren Stadtviertel müssen dringend aufgewertet werden, das ist das Ergebnis einer städtischen Untersuchung. Viel zu viele Bewohner wandern in die Außenbezirke und Vorstädte ab, und die Innenstadt von Erie verödet allmählich. Wir müssen die Stadt wieder attraktiv für die Bewohner machen, indem wir zum Beispiel den Verkehr teilweise herausnehmen und …“
Hannah hörte nur mit halbem Ohr zu, als Abel Kennedy sich zunehmend für sein Thema erwärmte, das ihm offenbar sehr am Herzen lieg. Er erläuterte ihr ausführlich sein Vorhaben, neue Wohngebiete zu erschließen, jonglierte mit Zahlen, die beweisen sollten, wie wichtig es war, junge Menschen mit guten Berufen in die Stadt zurückzulocken, zitierte Steuersätze und schwärmte von Zukunftsinvestitionen.
Hannah bekam davon kaum etwas mit. Stattdessen studierte sie ihren Besucher ausführlich. Abel Kennedy entsprach rein äußerlich genau dem Bild, das sie sich vom Vater ihres Kindes gemacht hatte. Schade, dass der Katalog kein solches Exemplar enthielt. Andererseits traf man die Samenspender ja nicht persönlich.
Abel Kennedy sprach mit Leidenschaft und Überzeugung. Das gefiel ihr. Seine Bewegungen waren beherrscht und gleichzeitig geschmeidig, fast hätte man sie graziös nennen können. Er war eine Augenweide von der Art, die Frauen um den Verstand brachte und Männer blass vor Neid werden ließ. Er war zum Anbeißen, um es auf den Punkt zu bringen.
Außerdem schien er intelligent zu sein, und damit war ein weiteres Auswahlkriterium erfüllt. Und er sah gesund aus, auch das war wichtig. Jetzt fehlte nur noch die Antwort auf die Frage, ob er Humor besaß. Aber das war nicht wirklich ausschlaggebend. Humor wurde nicht vererbt, sondern man erwarb ihn im Laufe der Zeit.
Zusammenfassend war festzustellen, dass...




