E-Book, Deutsch, 260 Seiten
Ippense / Stielow / Zammit Gaynachten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96000-132-4
Verlag: Elysion Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Adventengel
E-Book, Deutsch, 260 Seiten
ISBN: 978-3-96000-132-4
Verlag: Elysion Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
24 Autoren - 24 Geschichten
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Julklapp
Ian Wolsit-Streich
»Magst du auch noch ein Bier?«
»Gern! Bis gleich in der Raucherecke.«
Ich ging schon mal die Treppen zum Innenhof unseres Büros herunter. Die frische, kühle Luft tat mir gut. Ich zündete mir eine Zigarette an, nahm einen kräftigen Zug und atmete tief wieder aus. Ein kurzer Moment der Ruhe an diesem Abend, ich genoss ihn. Dann hörte ich Thies kommen. Er gab mir eine bereits geöffnete Flasche und wir stießen an.
»Auf wunderbare Festtage!« Wie er es sagte, hatte es einen bitteren Klang. Ich fragte ihn, wo er die Feiertage verbringe.
»Ich fahre zu meinen Eltern.«
»Wo war das gleich noch?«
»In der Eifel.«
Mir fiel auf, wie wenig ich über meinen Kollegen wusste.
»Mein Bruder kommt auch mit Frau und Kindern, meine kleine Schwester mit ihrem Partner, heile Familie.«
Ich setzte an, zu fragen, ob er denn keine Partnerin habe, verbiss es mir aber im letzten Moment. So wie es klang, war das ein sensibles Thema und ich sah mich aktuell nicht dazu in der Lage, ein empathischer Gesprächspartner zu sein. Trotz des ausschweifenden fettigen Essens spürte ich die Wirkung des Alkohols; das hier war nicht mein erstes Bier.
»Willst du eigentlich auch eine?« Ich hielt Thies die Kippen hin.
Er schüttelte den Kopf. »Nichtraucher!«
Ich wusste wirklich nicht viel über die Kollegen im Marketing.
Eine Weile standen wir noch schweigend nebeneinander, bis ich aufgeraucht hatte. »Sollen wir mal wieder reingehen?«
Thies, der sich keine Jacke übergezogen hatte und bitterlich frieren musste – er hatte kein Gramm Fett auf seinen Rippen – nickte schlotternd.
Das neu eingerichtete Großraumbüro unserer Kreativabteilung, in dem wir in diesem Jahr Weihnachtsfeier und Einweihungsparty in einem Aufwasch feierten, hatte sich geleert. Drei Projektmanager, zwei Kolleginnen aus der Finanzbuchhaltung und unsere Geschäftsführerin saßen noch am Tisch und unterhielten sich. Thies und ich setzten uns dazu. Es wurden ein paar Anekdoten von den Weihnachtsfeiern vergangener Jahre zum Besten gegeben; früher ging es hier im Laden anscheinend hoch her. Möglicherweise waren die Ausschmückungen aber auch dem Glühwein geschuldet.
Schließlich brach unsere Geschäftsführerin auf und kurz darauf verabschiedeten sich auch die anderen Kolleginnen und Kollegen. Nur Thies, Romy aus der FiBu und ich konnten uns nicht zum Gehen aufraffen. Regen hatte eingesetzt.
Wir drei unterhielten uns noch eine Weile. Ich erfuhr, dass Romy plante, zu ihrem Freund nach Görlitz zu fahren und schämte mich fast dafür, zu sagen, dass ich mir aus Weihnachten nichts mache, die Feiertage zu Hause verbringen würde und zwischen den Jahren vorhatte, ins Büro zu kommen. Romy sah mich mit einem fast mitleidigen Blick an. Bald verebbte unsere Konversation, es war Zeit, endlich aufzubrechen. Der Regen war mittlerweile in Schneeregen übergegangen.
»Ich hab echt keinen Bock auf den Nachhauseweg«, sagte Thies und sprach uns dreien damit aus der Seele.
»Aber wir sollten so langsam, also ich zumindest. Einer muss ja hier morgen den Laden schmeißen.«
»Streber!«, sagte Romy und streckte mir ihre Zunge raus.
Schon komisch, was für Seiten an den Kollegen man bei einer Weihnachtsfeier entdeckt. Ich hatte Romy bisher nie frech erlebt, auf mich machte sie immer den Eindruck einer grauen Maus. Vermutlich das typische FiBu-Kolleginnen-Klischee.
Bereits halbherzig erhoben, ließ ich mich zurück auf den Stuhl fallen. Ich hatte weder Lust auf den Heimweg (ohne Regenschirm), noch auf den morgigen Arbeitstag (ich würde mich krankmelden) und warum nicht noch ein bisschen quatschen (zumal mich Romys Blicke irgendwie neugierig machten).
»Und, was machen wir jetzt?«, fragte Romy, nachdem erneut eine Gesprächspause entstanden war.
Ich schlug, nicht gerade vor Kreativität überschäumend, eine Partie Mau-Mau vor.
»Dein Ernst?«, fragte Thies und zog seine Augenbraue hoch.
»Ich weiß was Besseres«, meinte Romy auf einmal mit ganz strahlenden Augen. An mich gerichtet fuhr sie fort: »Du behauptest doch immer, ein ausgewiesener Gourmet mit erlesenem Geschmackssinn zu sein.«
Hatte ich das wirklich mal erwähnt? Ich konnte mich nicht daran erinnern, nickte aber dennoch: »Absolut!«
»Das sollst du uns beweisen! Ich verbinde dir die Augen und Thies füttert dich mit den Leckereien des Buffets. Dazwischen gibt’s eine Kostprobe der verschiedenen Weine.«
Romy wirkte fast schon aufgedreht. Ich fragte mich, ob in den zurückliegenden Stunden auf der Damentoilette noch andere Drogen außer Alkohol und Zigaretten die Runde gemacht hatten. Meine Kollegin sprang vom Stuhl auf, ging hinüber zur Birkenstamm-Garderobe und kam mit ihrem Wollschal zurück. »Ich hoffe, du reagierst nicht allergisch.«
Romy verband mir mit ihrem Schal umständlich meine Augen, motorisch war sie nicht mehr ganz auf der Höhe. Der Schal fühlte sich angenehm an und roch gut – nach ihr. Als Romy fertig war, wuschelte sie mir durch die Haare.
»Los geht’s!«
»Wir beginnen ganz simpel.«
Ich öffnete meinen Mund, hoffte, dass Thies sich nach seinem letzten Toilettengang auch die Hände gewaschen hatte, und spürte etwas weichen, kaltes auf meiner Zunge. Ich schluckte es schnell herunter.
»Euer Ernst? Ihr füttert mich mit kalten Hackbällchen?« Die beiden kicherten.
Als Nächstes wurde es appetitlicher: Auf Oliven folgten getrocknete Tomaten und mit Schafskäse gefüllte Spitzpaprika.
»Mund auf!« Romy gab sich Mühe, herrisch zu klingen.
Bis ich die Artischocken erkannt hatte, brauchte ich eine Weile.
»Sehr gut!«, lobte Thies mich überschwänglich. Anscheinend spielten sie Good Mundschenk/Bad Mundschenk.
»Jetzt nicht erschrecken«, warnte Thies mich vor. Peperoni! Ich bat um etwas zu trinken. Ich hörte, wie Romy auf ihren Stiletten zum Tisch ging und Wein einschenkte. Thies reichte mir das Glas. Nachdem ich einen Schluck genommen hatte, streichelte eine weiche Hand über meine Wange.
»Mehr!« Ich ließ bewusst offen, ob Romy sich für eine weitere Berührung oder mehr Wein entscheiden würde. Es wurde Letzteres. Ich benetzte meinen gesamten Mundraum mit dem Wein, gurgelte mit dem edlen Tropfen und sagte schließlich mit Kennermiene: »Saint Emilion, 2003«.
Die Verköstigung ging mit verschiedenen Süßspeisen weiter, die Stimmung wurde noch ausgelassener. Ich hatte Spaß an dem Spiel und genoss es, im Mittelpunkt zu stehen und durch den Schal dennoch eine gewisse Distanz zu meinen beiden Kollegen zu haben. Dann entstand eine kurze Pause. Ich hörte die beiden tuscheln, dann schnaufte Thies ungläubig, wie mir schien. Romy kam auf ihren Stiletten auf mich zu, ich roch ihr Parfüm, fühlte ihre Wange an meiner und hörte sie in mein Ohr hauchen: »Erkennst du auch das?«
Sie steckte ihren Finger in meinen geöffneten Mund, ich schmeckte die Mousse au Chocolat und leckte die Köstlichkeit begierig von ihrem Finger ab. Mit ihrer freien Hand fasste sie unvermittelt in meinen Schritt. Ich zuckte kurz zusammen, entspannte mich aber sogleich wieder. Romy und ich arbeiteten in unterschiedlichen Abteilungen, es gab kein Hierarchieverhältnis zwischen uns, und es war schließlich Weihnachtsfeier; sind nicht alle kollegialen Anstandsregeln für diesen einen Abend im Jahr außer Kraft gesetzt? Ich lutschte weiterhin an Romys Finger, wenngleich der süße Nachtisch längst abgeleckt war. Sie hatte derweil den Reißverschluss meiner Jeans geöffnet und meinen Schwanz aus seiner Boxershorts befreit. Sie brauchte ihn nicht lange zu reiben, ehe er ganz hart war. Dann nahm Romy meinen Penis in ihren Mund.
Wie gut es sich anfühlte, mal wieder einen geblasen zu kriegen! Meine Singlezeit erstreckte sich nun schon über zwei Jahre und im Bett herrschte seitdem meistens Flaute. Ab und zu mal mittelmäßiger Sex mit Tinder-Matches, aber nie einen Blowjob. Ich spürte, dass ich schnell kommen würde, und überlegte noch, ob es für Romy ok wäre, in ihrem Mund abzuspritzen, als ich plötzlich ihre Zunge in meinem Mund fühlte. Ich war verwirrt und lupfte unter dem Schal hervor.
»Ey, was soll der Scheiß?« Ich ruckte schlagartig zurück, so dass ich beinahe mit dem Stuhl umfiel.
Romy war dicht vor meinem Gesicht, sie lächelte mich kokett an.
»Entspann dich! Es hat sich doch gut angefühlt, oder etwa nicht?«
Ich schaute zwischen meine Beine, wo Thies kniete und rot angelaufen war. Er stammelte etwas von »Entschuldigung.«
Thies, den hatte ich ganz verdrängt bei meiner vermeintlichen Intimität mit Romy. Ich hätte ihn vielleicht in der Rolle des Voyeurs gesehen, aber doch nicht als derjenige, der meinen Schwanz lutschte. Ich funkelte die beiden böse an. Da musste Romy auf einmal lachen.
»Was ist daran so komisch?«, fragte ich sie gereizt.
»Es ist so irrational. Schau mal, du hast das gerade eben wirklich genossen, dein Glied war groß und hart. Uns allen hat es gefallen. Soll ich dir was verraten?«
Romy machte eine kurze Pause, in der ich sie erwartungsvoll anschaute.
»Ich bin richtig feucht geworden und ich wette mir dir, dass Thies einen prallen Ständer in seiner Hose hat. Und kaum hast du die Augen geöffnet, war das alles ganz furchtbar? Es tut mir leid, wenn ich dich mit der Aktion verletzt habe, aber nimm dir bitte einen kurzen Augenblick und spüre hin, was daran so schlimm war und ob du nicht doch weitermachen willst.«
Romy hatte recht. Wie Thies meinen Schwanz verwöhnt hat, hatte sich wundervoll angefühlt. Eigentlich nicht überraschend, weiß er als Mann doch genau, was mir gefällt. Warum nicht für einen Abend meine...