E-Book, Deutsch, Band 03, 512 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Demonica-Reihe
Ione Demonica - Fluch des Verlangens
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8025-8546-3
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 03, 512 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Demonica-Reihe
ISBN: 978-3-8025-8546-3
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Serena Kelley ist Archäologin und Schatzsucherin und birgt ein magisches Geheimnis. Seit ihrem siebten Lebensjahr ist sie im Besitz eines Amuletts, das ihr Unsterblichkeit verleiht - solange sie ihre Unschuld bewahrt. Bisher konnte kein Mann sie in Versuchung führen. Doch als sie dem atemberaubend gut aussehenden Dämon Wraith begegnet, gerät Serena zum ersten Mal ins Wanken. Kann sie seiner Anziehungskraft widerstehen?
Mit der Demonica-Serie gelang Larissa Ione der große internationale Durchbruch. Zu ihren Lieblingsautoren gehören Stephen King, Robert Jordan und Marion Zimmer Bradley.
Weitere Infos & Material
1
»Wenn du mit einem Dämon speist, musst du einen langen Löffel haben.«
Navjot Singh Sidhu
Drei Dinge gab es, in denen Wraith gut war: Jagen, Kämpfen und Ficken. Und alle drei standen heute Nacht in seinem Terminkalender. In genau dieser Reihenfolge.
Wraith hockte zusammengekauert lauernd auf dem Dach eines Ladens, der von Immigranten geführt wurde. Sie stammten aus einem derartig beschissenen Land, dass nicht einmal die Gewalt auf den Straßen von Brownsville, Brooklyn, sie abschreckte.
Er hatte die Gangmitglieder vor einer Weile entdeckt, hatte ihre Aggression gewittert, ihr Bedürfnis, Blut zu vergießen, und dabei hatte sich Wraiths eigenes Bedürfnis geregt, genau dasselbe zu tun. Wie jedes Raubtier hatte er seine Beute sorgfältig ausgewählt, doch im Gegensatz zu den meisten anderen Raubtieren hatte er es nicht auf die Schwachen und Alten abgesehen. Scheiß darauf. Er wollte die Stärksten, die Größten, die Gefährlichsten.
Er zog es vor, sein Glas Blut mit einem Schuss Adrenalin zu würzen.
Leider durfte Wraith heute Nacht nicht töten. Der Vampirrat hatte ihm ein Limit von einem Menschen pro Monat gesetzt – dieses Limit hatte er bereits erreicht, und er würde es unter keinen Umständen überschreiten.
Seltsam, dass er sich deswegen Sorgen machte, angesichts der Tatsache, dass er vor zehn Monaten froh und vergnügt seine S’genesis durchgemacht hatte – einen Wandel, der aus ihm ein Ungeheuer hätte machen sollen, das sich ausschließlich von seinem Instinkt leiten ließ: dem Instinkt, so viele weibliche Dämonen zu ficken wie nur möglich. Und zwar mit dem Ziel, sie zu schwängern. Ein zusätzlicher Bonus der S’genesis war, dass sich männliche Seminus-Dämonen ausschließlich auf ihren Sextrieb konzentrierten und ihnen so ziemlich alles andere egal war. Aber Wraith war außerdem noch Vampir. Das Töten lag ihm also im Blut. Sozusagen.
Wraith hatte sein neues Leben gar nicht erwarten können und darum einen Weg gefunden, den Wandel früher auszulösen. Unglücklicherweise hatte sich dadurch in seinem Leben verdammt wenig gewandelt. Oh, sicher wollte er Frauen ficken und schwängern, aber das war nichts Neues. Der einzige Unterschied war, dass er sie jetzt schwängern konnte. Ach ja, und um das zu tun, musste er sich in ein männliches Exemplar der jeweiligen Dämonenspezies verwandeln, denn keine Frau auf der Erde oder in Sheoul, dem Dämonenreich im Kern des Planeten, würde wissentlich mit einem Seminus ins Bett gehen, der die S’genesis durchlaufen hatte. Niemand wollte Nachwuchs gebären, der trotz unterschiedlicher Eltern ein reinrassiger Seminus-Dämon sein würde.
Also ja, ein paar Dinge hatten sich schon verändert, aber nicht genug. Wraith erinnerte sich immer noch an die Gräuel seines früheren Lebens. Ihm lag immer noch etwas an seinen beiden Brüdern und an dem Krankenhaus, das sie gemeinsam aufgebaut hatten. Manchmal war er nicht sicher, was davon schlimmer war.
Wraith sog witternd die Luft ein. Er roch den kürzlich gefallenen Regen, den widerlichen Gestank von altem Urin, verfaulenden Abfällen und der würzigen haitianischen Küche aus dem Schuppen nebenan. Dunkelheit umgab ihn, hüllte ihn in Schatten, und eine kalte Januarbrise zerzauste sein schulterlanges Haar, ohne jedoch die Hitze zu lindern, die durch seine Adern rann.
Er mochte wie der Inbegriff der Geduld erscheinen, wie er da auf seine Beute lauerte, aber das hieß nicht, dass er nicht innerlich vor Erwartung bebte.
Denn es waren keine normalen Gangmitglieder, die er jagte. Nein, die Bloods, Crips und Latin Kings konnten den gnadenlos grausamen Upir nicht das Wasser reichen.
Schon beim bloßen Gedanken an diesen Namen verzogen sich Wraiths Lippen zu einem höhnischen Grinsen. Die Upir funktionierten im Grunde wie jede andere an ein bestimmtes Revier gebundene Gang, nur dass die, die hinter den Kulissen die Fäden zogen, Vampire waren. Sie benutzten ihre menschlichen Trottel dazu, Verbrechen zu begehen, Blut – und blutiges Vergnügen – bereitzustellen, wenn nötig, und den Sündenbock zu spielen, wenn die Polizei sie hochgehen ließ. Für ihre Dienste und Opfer würden die Menschen mit dem ewigen Leben belohnt werden. Zumindest glaubten sie das.
Idioten.
Die meisten Vampire hielten sich an strenge Regeln, was die Wandlung menschlicher Wesen anging, und da einem Vampir in seiner gesamten Lebenszeit nur eine Handvoll Wandlungen gestattet war, würde er sie sicher nicht an solchen Abschaum vergeuden.
Aber das wussten diese Mistkerle natürlich nicht. Sie machten die Straßen unsicher, mit ihren Tattoos von bluttriefenden Fangzähnen und den Gangfarben in Blutrot und Gold, die jeden warnten, sich von ihnen fernzuhalten. Niemand legte sich mit den Upir an.
Niemand außer Wraith.
Da kamen die Upir. Sieben insgesamt. Sie rissen die Mäuler auf, redeten Unsinn und stolzierten mit einer Arroganz durch die Gegend, die nur von ihrer Dummheit übertroffen wurde.
Showtime.
Wraith richtete sich zu seiner vollen Größe von beinahe zwei Metern auf und ließ sich von seinem Aussichtspunkt ungefähr fünf Meter über dem Boden fallen, sodass er direkt vor der Gang landete.
»Hey, ihr Arschlöcher. Was geht?«
Der Anführer, ein untersetzter Weißer, der sich ein Bandana um den knollenförmigen Kopf gewickelt hatte, taumelte einen Schritt zurück, ehe es ihm gelang, seine Überraschung mit einem Fluch zu überspielen. »Eh, was soll der Scheiß?«
Einer der Strolche, ein kleiner, fetter Troll – leider nicht im wörtlichen Sinne, denn dann hätte Wraith ihn umbringen können, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen – mit krummer Nase zog ein Messer aus der Jackentasche.
Wraith lachte.
Zwei weitere Rowdys zogen ihre Klingen.
Wraith lachte noch lauter. »Der Abschaum der menschlichen Gesellschaft amüsiert mich«, sagte er. »Nager mit Waffen. Nur dass Nagetiere schlau sind. Und sie schmecken grauenhaft.«
Blitzschnell zog der Anführer eine Pistole aus seiner tief hängenden Schlabberhose. »Scheiße, du Arsch, du hast wohl ’n Todeswunsch, oder was ist mit dir los?«
Wraith grinste. »Wie recht du hast. Allerdings ist es dein Tod, den ich mir wünsche.« Er schmetterte dem Anführer die Faust mitten ins Gesicht.
Der Anführer schwankte zurück und hielt sich die gebrochene, blutende Nase. Der Geruch des Blutes hob Wraiths Laune. Und da war er nicht der Einzige. Die beiden Typen ganz hinten reagierten sofort, ihre Köpfe fuhren herum.
Vampire. Ein Schwarzer und eine Latina, beide genau wie die anderen in Baggy Pants, Kapuzenshirts und schäbigen Sneakers.
Jackpot, Baby! Wraith würde also heute Nacht doch noch jemanden umbringen.
Ehe sich einer der verblüfften Menschen von dem Schreck erholen konnte, rannte Wraith schon eine der Seitengassen entlang.
Wütende Schreie erklangen hinter ihm, als sie sich an die Verfolgung machten. Er verlangsamte sein Tempo, um die Gang näher kommen zu lassen. Behände sprang er auf einen Müllcontainer, schwang sich von dort auf ein Dach und wartete, bis sie vorbeigelaufen waren. Ihre Wut hinterließ eine Duftspur, der er auch mit verbundenen Augen hätte folgen können, doch stattdessen sprang er wieder hinab und nutzte seine vampirische Infrarotsicht, um sie in den dunkelsten Schatten aufzuspüren. Er hasste es, irgendeine seiner Vampirfähigkeiten einzusetzen, inklusive Supergeschwindigkeit und -stärke, aber das Sehvermögen war es, das ihn wahrhaftig anekelte.
Weil er nicht damit auf die Welt gekommen war. Diese Kraft hatte er erst zweiundzwanzig Jahre später erhalten, mit den Augen, die Eidolon ihm vor beinahe achtzig Jahren transplantiert hatte. Jedes Mal, wenn Wraith diese babyblauen Glupscher im Spiegel sah, wurde er an die Folter und die Qualen erinnert, die den neuen Augäpfeln vorausgegangen waren.
In Gedanken trat er sich selbst in den Hintern, weil er sich von der Vergangenheit ablenken ließ, und machte sich in aller Stille auf die Jagd. Normalerweise hätte er zuerst die Vampire erledigt, aber nur ein kleines Stück vor ihm keuchte und schnaufte der Troll dem Rest der Gang hinterher.
Mit einem Satz warf sich Wraith auf ihn, quetschte dem Dicken die Luft aus den Lungen und ließ ihn bewusstlos hinter einem Stapel Kartons zurück. Als Nächstes kümmerte er sich um den männlichen Vampir, der sich einbildete, besonders schlau zu sein, indem er sich von hinten an Wraith herangemacht hatte.
Wraith gab vor, nicht weiterzuwissen, und blieb mitten im hellen Schein einer Straßenlaterne stehen, während der Vampir sich heranschlich. Näher … noch näher … ja.
Wraith wirbelte herum und ließ einen Regen aus Fausthieben und Fußtritten auf den wuchtigen Mann niederprasseln. Der Vampir hatte nicht die geringste Chance, selbst auch nur einen einzigen Schlag zu landen. Sobald Wraith ihn in die Dunkelheit unter einer Überführung gezerrt hatte, warf er ihn zu Boden. Ein Knie in den Unterleib des Mannes gestemmt und eine Hand um dessen Kehle gedrückt, zog Wraith einen Pfahl aus dem Waffengurt unter seiner Lederjacke.
»Was …«, keuchte der Mann, die Augen in seiner Todesangst weit aufgerissen. »Was … bist … du?«
»Junge, dieselbe Frage stelle ich mir auch manchmal.« Er rammte ihm den Pfahl ins Herz, wartete aber nicht einmal ab,...




