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E-Book

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

Imgrund Räuberleiter

Eine Stadt sucht ein Kind
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-89741-911-7
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Stadt sucht ein Kind

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

ISBN: 978-3-89741-911-7
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein kleiner Junge verschwindet vor aller Augen. Niemand weiß, wo er ist. Niemand weiß, wer er ist. Die ganze Stadt könnte wegschauen, wie immer. Doch diesmal tut sie es nicht …
Freitagmorgen, in einer Spedition klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: ein Kind namens Robbie. Irgendwo im Hasenberg, einem Brennpunktviertel, hält er sich allein und hilflos in einer Wohnung auf. Das Gespräch reißt ab, Rückruf unmöglich, Adresse unbekannt. Kriminalhauptkommissarin Floralie Buchta, berüchtigt für ihre hemdsärmeligen Ermittlungsmethoden, nimmt die Sache ernst und fahndet fieberhaft nach dem Jungen. Doch neben der Polizei und der halben Stadt machen sich auch Menschen mit ganz anderen, kriminellen Absichten auf den Weg – und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt an diesem irrsinnig heißen Sommertag.

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  1 Die Langeweile trug Blau. Es war nicht irgendein Blau, beileibe nicht, sondern eines von der satten, stahlharten Sorte, das kein Wölkchen duldete und sich selbst zu genügen schien. Dieser Tag wirkte schon jetzt, kaum da er begonnen hatte, makellos und perfekt. Für einen Freitag, den Dreizehnten, zu makellos und perfekt, dachte sie flüchtig. In der Tat stellte sich der Hochsommer sehr früh ein in diesem Jahr. Es war erst Mitte Juni, doch schon jetzt, um zehn Uhr morgens, flirrte die Luft, genau wie gestern und die Tage zuvor. Die Sonne lockte nach draußen, verführte zum Nichtstun. Alles schien so leicht und schmetterlingszart, und was schlimm oder böse war, sah unter dem Brennglas dieses Lichts nur noch halb so schlimm aus. Halb so böse. Birte Bachmaier schüttelte den Kopf, um die sonderbaren Gedanken zu vertreiben, die sie noch immer wie aus dem Nichts anfielen. Ihr Blick kehrte auf den Bildschirm zurück. An all den Rechnungsbeträgen, Kontoverbindungen und Vereinbarungen konnte man sich festhalten. Sie waren verlässlich, unumstößlich. Es gab keinen Interpretationsspielraum, der über Leben und Tod entschied, kein Versagen, weil man eine falsche Anordnung getroffen oder zu lange gezögert hatte. Wenn man eine Buchungsnummer nicht korrekt eingab, starb niemand. Sie seufzte, doch es half genauso wenig wie gestern und die Tage zuvor. Wenn sie zu grübeln begann, war es immer am schlimmsten – leichtes Spiel für die Dämonen in ihrem Kopf. Also rasch zurück an die Arbeit und danach zu den anderen an den See. Das Wochenende stand vor der Tür. Noch fünf Stunden bis Feierabend. Ihre Finger begannen wieder über die Tastatur zu fliegen, und eine ganze lange Weile war neben dem Tippen nur das Summen der Klimaanlage und einer verirrten Fliege zu hören. Dann klingelte das Telefon, und während die Klimaanlage sich nicht davon stören ließ, verstummte die Fliege schlagartig. Birte warf einen Blick aufs Display. Unterdrückte Rufnummer, wohl kein Geschäftskunde. Sie beendete die Eingabe und wartete das zweite Klingeln ab, dann nahm sie den Hörer von der Basisstation und drückte auf die grüne Taste. »Import Export Junghans. Birte Bachmaier am Apparat. Was kann ich für Sie tun?« Stille. »Hallo?«, setzte sie nach. Immer noch Stille. Aber da war jemand am anderen Ende der Leitung. Leises, fast unhörbares Atemgeräusch. Als ehemalige Dis­ponentin in der Rettungsleitstelle hatte sie ein Ohr für so etwas. Jemand, der sich verwählt hatte und jetzt überrascht um Worte rang? Ein Jux? Möglich. Dazu passte nur nicht, dass tief drin in ihr ein kleines Blaulicht ansprang. Rundumkennleuchte. Der Anrufer hatte nun ihre volle Aufmerksamkeit. »Wer ist denn da?«, fragte sie. Ein, zwei Sekunden wieder nichts. Dann: »Mamilina.« Vier Silben. Seltsam abgehackt, tonlos, irgendwie unnatürlich. Vielleicht ein Handicap? Dünne Stimme, fast nicht zu verstehen. »Mamilina?«, fragte sie nach. War das ein Name? »Mami.« Pause. »Mamilina.« Ein Kind, Vorschulalter. Schwer zu sagen, ob Junge oder Mädchen. Verschlafen … verstört … oder ängstlich? Und schon war der Schalter umgelegt. Notrufmodus. Das ging nie ganz weg. »Hier ist nicht deine Mamilina«, erwiderte Birte. Ihr Blick klappte nach innen, damit ihr nichts entging, so wie früher, wenn sie sich auf einen Anrufer konzentrieren musste. Wahrscheinlich sah sie Gespenster … Aber warum rief so ein Knirps bei einer Spedition an? Wahlwiederholung? Das Blaulicht blinkte weiter. »Wie heißt du denn?« Wieder Warten. Sie meinte zu hören, wie das Kind um eine...


Barbara Imgrund ist im niederbayerischen Landshut geboren und in Kaufbeuren/Allgäu aufgewachsen, studierte Germanistik in München (M. A.). Anschließend arbeitete sie als Lektorin in verschiedenen renommierten Verlagen. Seit 1998 ist sie selbstständig als Lektorin, Literaturübersetzerin und Schriftstellerin und lebt seit 2000 in Heidelberg. Inspiriert von ihren ehrenamtlichen Einsätzen im Hospizdienst und im Tierschutz, beschäftigen sich ihre Texte immer wieder mit der Frage, wie Menschen in den Stürmen des Lebens bestehen und was ihnen am Ende des Tages wirklich wichtig ist. Imgrund ist Mitglied der GEDOK Heidelberg und des Netzwerks Lyrik.



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