E-Book, Deutsch, Band 222024, 144 Seiten
Reihe: Julia
Hyland Wie erobert man einen König?
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2509-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 222024, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-2509-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Zweckehe mit König Sebastian von Celiana - dieses große Opfer bringt Breanna, damit ihre Zwillingsschwester nicht den ungeliebten Mann heiraten muss! Denn von Gefühlen kann bei diesem unterkühlten Herrscher keine Rede sein. Doch kaum verheiratet, erwacht in Breanna ein unerwarteter Wunsch: Sebastian soll sie nicht nur als seine pflichtbewusste Königin sehen, sondern als begehrenswerte Frau, mit eigenen Träumen und sinnlichen Wünschen! Ein wagemutiger Plan muss her: Sie will ihren Mann, den König, zur Liebe verführen ...
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Das sieht einfach fantastisch aus!“, rief Breanna Galanis und klatschte begeistert in die Hände.
Einmal mehr hatte sich ihre Zwillingsschwester Anastasia bei ihrem neuesten Inneneinrichtungsprojekt selbst übertroffen. Die gewagte Mischung aus bunten Farben und grafischen Elementen war ein echter Hingucker.
„Ich sagte doch, das wird gut“, meinte Annie zufrieden und schoss noch ein paar Fotos von dem neu gestalteten Raum.
Es gab da nur einen kleinen Haken. Die Eltern der Zwillinge würden gewiss wieder etwas daran auszusetzen haben. Egal, was die beiden Töchter auch taten: Es war nie gut genug.
Selbst wenn Freunde und Bekannte das außergewöhnliche Innendekor lobten und sich nach dem begnadeten Designer erkundigten, verschwiegen sie, dass es sich dabei um ihre Tochter Anastasia handelte.
Sie gönnen ihr den Erfolg nicht, dachte Breanna frustriert. Weil sie sich so ihrer Kontrolle entziehen könnte.
Im Galanis-Clan gab es ein ungeschriebenes Gesetz.
Galanis-Frauen hatten keine Jobs. Statt Karriere zu machen, bestand ihre einzige Lebensaufgabe darin, möglichst standesgemäß zu heiraten. Um dann ihr Dasein für den Rest ihrer Tage als dekoratives Beiwerk an der Seite ihres Ehemannes zu fristen. Hübsch eingepackt in Haute Couture und behangen mit den edelsten Juwelen.
Breanna empfand diese Vorstellung als mittelalterlich. Um sich selbst zu verwirklichen, hatte sie ein Studium der Grundschulpädagogik absolviert. Nur hatten ihre Eltern jeden Versuch, als Lehrerin tätig zu werden, sabotiert. Es waren große Geldsummen geflossen, damit sichergestellt war, dass niemand sie einstellte. Also widmete sich Breanna heimlich ihrer zweiten Leidenschaft: dem Nähen. Dabei lag ihr besonders die nachhaltige Produktion von Kleidungsstücken am Herzen. Oft durchstöberte sie Secondhandläden auf der Suche nach Vintage-Schätzen, denen sie dann durch Upcycling neues Leben einhauchte. So entstanden Unikate mit ganz besonderem Charme.
Ach, es könnte alles so schön sein, dachte Breanna wehmütig. Ich würde unterrichten und nebenher als Modedesignerin arbeiten. Und Annie könnte als Raumausstatterin Furore machen. Wir müssen nur hier weg …
Doch Anastasia scheute den Sprung ins kalte Wasser. Sie beharrte darauf, erst ein Portfolio mit den verschiedensten Raumdekors zusammenzustellen. „Sonst habe ich nichts vorzuweisen“, argumentierte sie stets. Inzwischen hatte sie bereits zwölf Räume im Galanis-Anwesen umgestaltet und bei den letzten vier Projekten jedes Mal behauptet, dass es sich dabei garantiert um das krönende Finale handelte.
Langsam verlor Breanna die Geduld.
„Dieser Raum ist wirklich perfekt, Annie“, befand sie. Und schob noch nach: „Das war jetzt aber wirklich der letzte, versprochen?“
Anastasia ließ die Kamera sinken.
Plötzlich war sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre Hände zitterten.
„Weißt du, ich habe mir mein Portfolio heute Morgen noch mal angesehen“, sagte sie zögernd. „Und es fehlt noch eine Küche.“
Breanna seufzte. „Annie …“
„Ich weiß, ich habe versprochen, dass jetzt Schluss ist“, gab Anastasia zu. „Aber denk doch mal nach: Mom und Dad werden uns kein Geld mehr geben. Und sie werden verhindern, dass man dich als Lehrerin einstellt. Also muss ich für unser Einkommen sorgen. Und ohne Berufserfahrung wird das nicht leicht. Da brauche ich unbedingt eine perfekte Designmappe als Referenz für die Kundenakquise. Inklusive Küche.“
„Ich kann immer noch mit Nähen Geld verdienen“, wandte Breanna ein. „Da können sie mir nicht reinpfuschen.“ Doch sie war selbst nicht ganz davon überzeugt. „Eine Küche also“, wiederholte sie nachdenklich. „Muss das wirklich sein, Annie?“
Die Umbauarbeiten würden bestimmt Monate dauern. Vielleicht sogar ein ganzes Jahr.
Dabei lief ihnen die Zeit ohnehin schon davon!
Es war pures Glück gewesen, dass sie bei Prinz Alessios Brautlotterie im vergangenen Jahr noch einmal davongekommen waren.
Der Kronprinz des Inselkönigreichs Celiana hatte die Suche nach einer zukünftigen Gemahlin dazu genutzt, Spendengelder für seine Kunststiftung zu sammeln, indem er eine Lotterie ins Leben gerufen hatte. Nahezu jede Frau im heiratsfähigen Alter hatte sich durch den Kauf zahlreicher, sündhaft teurer Lose daran beteiligt, in der Hoffnung, die nächste Prinzessin von Celiana zu werden. Und die Eltern der Galanis-Zwillinge hatten Unsummen investiert, um sicherzustellen, dass entweder Anastasias oder Breannas Name aus der Glaskugel gezogen würde.
Aber das Zufallsprinzip hatte sämtliche Statistiken außer Kraft gesetzt. Und so war schließlich eine wunderschöne Frau namens Briella mit nur einem einzigen Los zu Alessios Braut geworden. Und erstaunlicherweise hatten sich die beiden dann sogar Hals über Kopf ineinander verliebt.
Allerdings hatte das den Zwillingen nur eine kurze Verschnaufpause verschafft.
Denn eins war sicher: Lucas Galanis würde nicht eher ruhen, bis seine Töchter möglichst prestigeträchtige Verbindungen eingegangen wären.
Und das so schnell wie möglich.
Wir müssen dringend hier weg, schoss es Breanna erneut durch den Kopf.
In diesem Moment schwang die Zimmertür auf und der Vater der Zwillinge trat ein.
Sein überhebliches Lächeln verhieß nichts Gutes.
„Anastasia!“, rief er überschwänglich und trat auf seine erstgeborene Tochter zu. „Es gibt wunderbare Neuigkeiten! Bald wirst du Königin sein!“
Was redet er da für einen Unsinn? dachte Breanna gereizt. König Sebastian ist doch gar nicht auf der Suche nach einer Braut!
Zwar sah die Presse jede Frau, die sich auch nur annähernd in seinem Dunstkreis bewegte, schon als zukünftige Königin. Und Kandidatinnen gab es gewiss genug. Aber in Wirklichkeit machte der Mann keinerlei Anstalten, sich zu vermählen. Da war sich Breanna sicher.
Außerdem würde er überhaupt nicht zu Annie passen. Er ist viel zu ernst. Eine richtige Spaßbremse!
„Das möchte ich aber gar nicht“, protestierte Annie schwach.
Doch Lucas Galanis duldete keinen Widerspruch. „Tja, Pech gehabt. Der König hat dich auserwählt. Und damit basta.“
„Sie kennt ihn doch nicht mal!“, empörte sich Breanna.
Lucas Galanis winkte ab. „Vollkommen irrelevant. Eine bessere Partie wird sich nicht finden. Nur das zählt.“
Breanna blickte sorgenvoll zu Anastasia, die jetzt völlig erstarrt schien. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Vater. „Aber ein Titel ist doch nicht alles“, argumentierte sie weiter. „Für eine erfolgreiche Beziehung braucht es viel mehr. Vor allem Zuneigung. Liebe.“
Lucas Galanis lachte verächtlich. „Diese Art von Sperenzchen könnt ihr euch beide aus dem Kopf schlagen. Deine Schwester sollte dem Schicksal auf Knien danken, dass sich so ein Prachtexemplar von einem Mann für sie interessiert. Dann auch noch zu verlangen, dass er ihr sympathisch ist, wäre geradezu vermessen.“
Breanna hoffte darauf, dass Annie sich nun endlich zur Wehr setzen würde. Aber sie stand einfach nur da und ließ den Kopf hängen. Ihre ganze Körperhaltung verriet Resignation. Offenbar hatte sie sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden.
Wenn ich jetzt nicht einschreite, wird Annie mir das nie verzeihen, dachte Breanna. Ich muss sie beschützen!
Und dann entschloss sie sich dazu, ein gewaltiges Opfer zu bringen.
„Lass Annie in Ruhe“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich werde an ihre Stelle treten und den König heiraten.“
Mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen sah Anastasia sie an. „Breanna, was tust du denn da?“
Doch Breanna ließ sich nicht beirren. „Wenn der König keinen Wert darauf legt, seine Zukünftige besser kennenzulernen, wird es ihm wohl relativ egal sein, welchen Zwilling er bekommt. Denn rein optisch sind wir ja quasi identisch.“
Normalerweise hasste sie es, wenn man Zwillingen den Status als Individuen absprach. Aber nun nutzte sie diese rückständige Einstellung, um ihr Vorhaben bei ihrem Vater durchzusetzen.
Lucas Galanis sagte zuerst nichts. Dann neigte er den Kopf zur Seite und ließ den Blick für einen Moment von einer Tochter zur anderen schweifen. „Stimmt“, befand er dann. „Ihr gleicht euch wie ein Ei dem anderen. Im Grunde ist es völlig egal, wer nachher neben dem König am Altar steht. Hauptsache, eine von euch beiden taucht auf.“ Die Lösung schien ihn zufriedenzustellen. „Eigentlich hatte ich schon einen anderen Heiratskandidaten für dich im Visier, Breanna“, sinnierte er dann. „Aber bis seine Scheidung durch ist, dauert es noch ein ganzes Jahr …“ Und mit einem Blick auf Anastasia meinte er: „Ach, dann bekommt er eben deine Schwester. Auch wenn sie es vermutlich bereuen wird, dass sie ihre ehelichen Pflichten dann bei jemandem verrichten muss, der ihr nicht so viel bieten kann wie der König …“
Breanna überlegte fieberhaft. Es blieb also noch ein Jahr, Annie zur Flucht zu verhelfen. Das musste einfach reichen!
„So“, meinte Lucas Galanis und klatschte in die Hände. „Jetzt wird es aber Zeit, dass der König endlich seine Braut kennenlernt. Komm mit, Breanna....




